Fusion von Peugeot-Citroen und General Motors-Opel:

Französische Gewerkschaften kollaborieren bei der Vorbereitung von Lohnkürzungen und Stellenabbau

Der französische Allgemeine Gewerkschaftsbund (CGT) und der Französische Demokratische Gewerkschaftsbund (CFDT) bereiten sich darauf vor, einen Frontalangriff auf Arbeitsplätze und Löhne in Folge des Zusammenschlusses von PSA Peugeot-Citroen und General Motors-Opel zu unterstützen.

Laut der französischen Tageszeitung La Tribune befinden sich die Gespräche zwischen den beiden Autokonzernen, die vor mehreren Monaten begonnen haben, in der Endphase. Das endgültige Abkommen soll bei der Autoausstellung in Genf im März erfolgen. PSA und die Sparten Opel und Vauxhall von General Motors werden zusammen Motoren und Übertragungssysteme und ein gemeinsames Designs für ihre jeweiligen Automarken entwickeln. PSA hat im Oktober ein Sparprogramm angekündigt, durch das 800 Millionen Euro eingespart werden sollen, unter anderem durch die Schließung von Werken in Aulnay-sous-Bois bei Paris, SevelNord in Nordfrankreich und bei Madrid.

Der französische Arbeitsminister Xavier Bertrand hat die „strategische Partnerschaft“ zwischen den beiden Gruppen nach Gesprächen mit PSA-Vorstandschef Philippe Varin bestätigt.

Kurz nach den ersten Presseberichten über den Zusammenschluss zwischen PSA und GM veröffentlichte die CGT ein Statement: „Diese Diskussionen könnten positiv sein, wenn es ein Projekt zur Kooperation beim Bau von Nutzfahrzeugen bei SevelNord gibt und das Fortbestehen der Arbeitsplätze garantiert würde.“ Weiter hieß es: „Wenn es eine strategische und kapitalistische Vereinigung ist… sind die sozialen Risiken wichtig.“

Was für ein zynischer Schachzug! Die CGT weiß genau, dass PSA Arbeitsplatzabbau und Lohnkürzungen plant, da der europäische Automarkt einbricht, weil durch die Sparmaßnahmen Lebensstandard und Kaufkraft der Arbeiter sinken. Letzte Woche sagte PSA einen Rückgang der Autoverkäufe in Frankreich und Europa von zehn, bzw. fünf Prozent voraus.

Die CGT nimmt diese Position nur ein, um sich politische Deckung zu geben, während sie mit PSA, GM und den GM-Gewerkschaften über Kürzungen zu Lasten der Arbeiter redet.

PSA ist, gemessen an den Verkaufszahlen, der zweitgrößte Autobauer nach Volkswagen. In den letzten Jahren hat er strategische Bündnisse angestrebt, um seine Gewinne auf dem internationalen Markt zu stärken. Bisher werden immer noch 58 Prozent seiner Autos an europäische Märkte verkauft, die aber noch 22 – 23 Prozent unterhalb des Niveaus von 2007 liegen. Das Bündnis mit GM wird es PSA ermöglichen, sich auf Märkte zu konzentrieren, in denen GM Gewinn macht, wie zum Beispiel Asien.

Obwohl PSA im Jahr 2011 einen Netto-Gesamtgewinn von 588 Millionen Euro verzeichnete – im Vergleich zu 1,13 Milliarden Euro im Jahr 2010 – machte seine Autosparte 2011 92 Millionen Euro Verlust. PSA beschäftigt 167.000 Arbeiter in Europa, hunderttausend davon in Frankreich, und besitzt zwölf Werke in Europa, während GM-Opel acht Werke betreibt. Der Zusammenschluss der beiden Unternehmen wird laut Presseberichten vermutlich zur Schließung von vier Werken führen.

Obwohl PSA immer noch Gewinn macht, will der Konzern tiefgehende Kürzungen von Löhnen und Sozialleistungen durchsetzen, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit auf den Weltmärkten sicherzustellen. Varin sagte in der Financial Times: „Wenn man sich die Kosten für eine Arbeitsstunde in unseren Werken anschaut, sind das in Frankreich fast 35 Euro pro Stunde – höher als in Deutschland.“ Er sagte weiter: „Frankreich entwickelt sich nicht in die richtige Richtung, vor allem im Vergleich zu den Sozialleistungen die ihr [die USA] habt, wie Social Security.“

PSA will sich mit GM zusammentun, um bei den französischen Autoarbeitern Lohnkürzungen und Stellenabbau in dem Maße durchzusetzen, wie ihn GM und die United Auto Workers (UAW) in Detroit umgesetzt haben. Im Jahr 2009 trieb die Obama-Regierung GM und Chrysler in die Insolvenz und ebnete damit den Weg für Kostensenkungsmaßnahmen bei den beiden Autokonzernen – Werksschließungen, Lohnsenkungen von 50 Prozent für alle Neueinstellung, Kürzungen bei Krankenversicherung und Renten. Die europäischen Autobauer wollen ähnliche Maßnahmen durchsetzen.

UAW-Präsident Bob King lobte die Gewerkschaft dafür, dem Management geholfen zu haben, die Gewinne des Unternehmens durch Abbau der Arbeitskosten zu steigern. King wurde mit Unterstützung der deutschen IG-Metall in den Aufsichtsrat von Opel gewählt, um die Angriffe von GM auf die Arbeiter in Europa zu überwachen. GM hat bereits sein Opel-Werk in Antwerpen geschlossen und 2.500 Arbeiter entlassen. Jetzt droht den Werken in Bochum (3.100 Stellen) und Ellesmere Port in England (2100 Stellen) das Aus.

Über die Situation auf den europäischen Märkten hatte GM-Vorstandschef Dan Akerson folgendes zu sagen: „Ich denke, es gibt allgemein die Erkenntnis, dass die Lage ähnlich ist wie vor drei Jahren in Amerika“ – als GM und die UAW anfingen, ihre Kürzungen durchzusetzen.

Die Arbeiter können sich dagegen nur wehren, wenn sie einen breiten Widerstand der Arbeiter gegen die Kürzungen mobilisieren, unabhängig von der Gewerkschaftsbürokratie, die die Kürzungen unterstützt.

CGT und UAW haben bereits eine enge Zusammenarbeit in der internationalen Autoindustrie angekündigt. Im April 2008 begannen die UAW und die Metallarbeitergewerkschaft FTM-CGT eine Kooperation zur Entwicklung einer „gemeinsamen globalen Strategie zur Organisation allgemeiner Arbeitgeber.“

Damals sagte UAW-Vizepräsident und Organisierender Direktor Terry Thurman: „Es freut uns sehr, dass wir mit unseren französischen Brüdern und Schwestern zusammenarbeiten dürfen. Dies ist ein großartiges Geschäft, von dem wir viel lernen können… Die Konzerne überschreiten aus eigenem Interesse Staatengrenzen, und unsere Gewerkschaften müssen dasselbe tun.“

Der Chef der FTM-CGT-Autosparte Michel Ducret antwortete: „Unsere Treffen mit der UAW haben bereits Früchte getragen und erlauben uns eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Lohnarbeitern des gleichen internationalen Autounternehmens.“

Tatsächlich war dies der Beginn einer neuen Runde von Werksschließungen auf beiden Seiten des Atlantiks – in Frankreich wurden Werke von Continental, New Fabris und anderen Autofirmen geschlossen – ohne dass die Gewerkschaften dagegen protestierten. Dies wurde auch von den kleinbürgerlichen „linken“ Parteien in Europa unterstützt.

Wenn man die zynischen Ausflüchte weglässt, deutet das Statement der CFDT darauf hin, dass sie sich darauf vorbereitet, tiefe Einschnitte gegen die Arbeiter durchzusetzen. Sie behauptet zwar, besorgt zu sein, dass die „soziale Dimension und die Zukunft der Arbeiter nicht berücksichtigt werden“, rechtfertigt aber ihre Teilnahme an dem Geschäft mit der Behauptung, es ginge ums Überleben des Unternehmens.

Welch entlarvender Kommentar! Wenn die Gewerkschaften etwas für eine Frage von Überleben und Untergang halten, sind sie bereit, die drastischsten Maßnahmen gegen die Arbeiter zu unterstützen, nur damit das Unternehmen weiter Gewinn macht. Sie führen diese Maßnahmen durch, obwohl die französische Autoindustrie im Jahr 2009 mit Milliarden von Steuergeldern gerettet wurde.

Die französischen und internationalen Autoarbeiter müssen das Abkommen zwischen PSA und GM ablehnen und sich gegen alle Werksschließungen und Einschnitte wehren, die daraus entstehen. Die Bourgeoisie versucht damit, der Arbeiterklasse die Last der Wirtschaftskrise aufzubürden. Vor allem aber müssen die europäische und amerikanische Arbeiterklasse einen internationalen Kampf gegen die Gewerkschaftsbürokratie führen, die versucht, ihr diese Kürzungen aufzuzwingen.

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