New York Times liefert kurzen Ausblick auf drohendes Blutbad nach Intervention in Syrien

Letzte Woche erschien in der New York Times ein Artikel über die religiösen und ethnischen Spannungen, die von Syrien aus in die Türkei übergreifen. Er entlarvt die Vorwände über „Demokratie“ und „Menschenrechte“ als Lügen, mit denen die USA und ihre Verbündeten ihre Anstrengungen zu einem Regimewechsel rechtfertigen.

Der Times-Korrespondent Jeffrey Gettleman berichtete aus Antakya, der Hauptstadt der südtürkischen Provinz Hatay, die an Syrien und das Mittelmeer grenzt. Er beginnt mit der Beschreibung des Angriffs eines wütenden Mobs auf das Haus der Familie Evli, die er als „Alawiten“ beschreibt, „eine historisch verfolgte Minderheitssekte im Islam, der auch die bedrängten Herrscher Syriens angehören.“

‘“Die Menge begann damit, Beleidigungen zu rufen, dann warf sie mit Steinen“, schreibt er. „Sie riefen: ‘Tod den Alawiten!’ ‘Wir brennen euch alle nieder!’“

„Dann schoss jemand mit einer Waffe“, heißt es weiter. ‘Sie waren hier, um uns umzubringen’, sagte Servet Evli, der sich mit seiner schwangeren Frau und seiner verängstigten Tochter im Schlafzimmer versteckte. Beide waren so verängstigt, dass sie in die Kleidung urinierten.’“ Der Mob ging erst auseinander als die Polizei kam und, zum Schrecken der Evlis, ankündigte, dass die Familie aus dem Viertel ausziehen würde.

Mehrere Analysten, die sich mit der komplexen Mischung der Ethnien und Religionsgemeinschaften in der Türkei und in Syrien auskennen, kritisierten Gettleman, weil er die syrischen Alawiten mit den türkischen Alewiten zusammenwirft. Diese beiden Sekten haben unterschiedliche Ursprünge und einen anderen Glauben. Beide haben nur schwache Beziehungen zum schiitischen Islam. Allerdings besteht diese Verwirrung scheinbar auf beiden Seiten der religiösen Spaltung innerhalb der Türkei. Wie Gettleman schreibt, wurde die sunnitische Mehrheit gegen die alewitische Minderheit durch den Bürgerkrieg im Nachbarstaat und die Politik der islamistisch sunnitischen Regierung in Ankara aufgehetzt. Gleichzeitig identifizieren sich große Teile der Minderheit mit dem Regime von Bashar al-Assad und unterstützen es.

Die Türkei ist natürlich nicht das einzige Land in der Region, in das das Blutvergießen von Syrien aus übergreift. Der von Flüchtlingen überschwemmte Libanon droht von den politischen Auswirkungen des Konflikts in Syrien betroffen zu werden. Es besteht die Gefahr, dass die Kämpfe auf der anderen Seite der Grenze die sektiererischen Spannungen wieder anheizen werden, die schon einmal zu einem Bürgerkrieg geführt haben.

Im Irak führte die von den USA unterstützte Kampagne der „Freien Syrischen Armee“ (FSA) – einer Ansammlung von Banden und Milizen, in der sunnitische Islamisten die führende Rolle spielen – zur erneuten Aktivierung des „Islamischen Staates Irak“. Für dieses Ziel kämpfen die mit Al Qaida verbündeten Milizen gegen die schiitisch dominierte Regierung von Premierminister Nuri al-Maliki. Die Zahl der Toten durch Bombenanschläge und andere Terroranschläge stieg im Juli auf 325, der höchste Stand seit zwei Jahren. Derweil werden Zehntausende von irakischen Schiiten, die während des Gemetzels unter der amerikanischen Besatzung in Syrien Zuflucht gesucht haben, durch die brutale sektiererische Gewalt der vom Westen unterstützten sunnitischen Milizen wieder zurück in den Irak gedrängt.

Gettlemans Artikel in der Times ist ungewöhnlich offen, was den Charakter dieser Gewalt angeht. Er schreibt, der Konflikt in Syrien würde „zunehmend in einen blutigen, sektiererischen Showdown ausarten“, da „ausländische Dschihadkämpfer in die Türkei strömen, um auf den Schlachtfeldern von Syrien einen heiligen Krieg zu führen.“ Er fügt hinzu: „Viele Dschihadkämpfer wollen Syrien in einen rein islamischen Staat umwandeln. Unter der Herrschaft von Assads Familie war er eines der säkularsten Länder im Nahen Osten.“

Mit Blick auf die Verfolgung der alewitischen Minderheit in Hatay und ihre Unterstützung für Assad schreibt Gettleman: „Ein Teil dieser Stimmung resultiert wohl aus Selbstschutz. Die syrischen Rebellen verhehlen kaum ihre brutale religiöse Antipathie. Khaldoun al-Rajab, ein Offizier der Freien Syrischen Armee, sagt, er habe gesehen, wie zwei Alawiten im Auto in Homs in die falsche Richtung fuhren und in ein sunnitisches Stadtviertel kamen. ‚Natürlich wurden sie von den Rebellen verhaftet und ermordet‘, sagte er.“

Diese Kräfte werden von der CIA und den türkischen, saudischen und katarischen Regimes bewaffnet, „beraten“ und ausgebildet, um in Syrien zu wüten.

Was dieser Artikel enthüllt, ist außergewöhnlich – umso mehr, als er in der New York Times erscheint. Die Times war bisher ein begeistertes Werkzeug in der Propagandakampagne der USA und ihrer Verbündeten für den Regimewechsel in Syrien. Über die syrischen Alawiten hat sie immer wieder berichtet, als wären sie ein Synonym für das Assad-Regime und verdienten es, angegriffen zu werden.

Indem Gettleman in seinem Artikel den Fokus auf die Türkei richtet, ruiniert er alle Vorwände, die Washington für seine Intervention in Syrien anführt. Dabei geht es nicht um Demokratie oder um Menschenrechte. Vielmehr provoziert Washington vorsätzlich – zusammen mit Al Qaida-Elementen – einen schmutzigen, sektiererischen Krieg, um den Nahen Osten im Interesse des US-Imperialismus und seines Hauptverbündeten in der Region, Israel, neu zu ordnen.

Washingtons geopolitische Ziele in der Region sind klar: Die Hegemonie des amerikanischen Militärs über die riesigen Rohstoffreserven und die Transportwege herzustellen, mit denen sie an die anderen Großmächte geliefert werden, darunter seine wirtschaftlichen Hauptrivalen in Europa und Asien. Die Intervention in Syrien folgt auf die Kriege im Irak und in Afghanistan und den Krieg der USA und der NATO für einen Regimewechsel in Libyen, die alle mit ähnlichen Zielen geführt wurden.

Auch die verbrecherischen Methoden, mit denen dies in Syrien erreicht werden soll, sind nicht neu. Anfang der 1980er Jahre ging die CIA in Afghanistan ähnlich vor und arbeitete mit denselben Kräften zusammen: Mit Saudi-Arabien und reaktionären islamischen Fundamentalisten, darunter Osama bin Laden und den anderen Gründern von Al Qaida. Zuvor hatte Washington muslimische Fundamentalisten als Stoßtruppen eingesetzt, um Massenmorde an den Anhängern der Kommunistischen Partei Indonesiens (PKI) zu begehen, nachdem Präsident Sukarno 1965 durch einen rechten CIA-Putsch entmachtet worden war.

Was die Intervention in Syrien davon unterscheidet, ist, dass Washington die sektiererische Gewalt benutzt, die es dort ausgelöst hat, um durch einen Stellvertreterkrieg Irans Einfluss in der Region zu zerstören und die Bedingungen für einen Krieg gegen den Iran zu schaffen. Diese weitreichenden Ziele stecken hinter der wachsenden Gefahr der Ausbreitung des sektiererischen Blutvergießens im ganzen Nahen Osten.

Der andere neue politische Wesenszug in der syrischen Intervention ist die Rolle von pseudolinken Organisationen, die sich die verlogenen Vorwände „Demokratie“ und „Menschenrechte“ des amerikanischen und europäischen Imperialismus zu Eigen machen. Viele von ihnen haben einen einzigartigen Beitrag dazu geleistet, indem sie die islamischen Fundamentalisten und prowestlichen Kräfte, die von Washington, Saudi-Arabien, Katar und der Türkei bewaffnet und unterstützt werden, als „Revolutionäre“ bezeichnen.

Zu diesen Gruppierungen gehören die amerikanische International Socialist Organization (ISO), die Neue Antikapitalistische Partei in Frankreich und die Socialist Workers Party in Großbritannien. Diese Organisationen haben trotz ihrer Namen nichts mit Sozialismus oder mit Widerstand gegen den Kapitalismus zu tun. Ihre Unterstützung für den schmutzigen Krieg für einen Regimewechsel in Syrien hat sie als Anhänger des Imperialismus entlarvt, die linke Phrasen verbreiten.

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