Die Rolle von Labor und Gewerkschaften beim Angriff auf die australischen Autoarbeiter

Die Labor Party und die Gewerkschaften, die seit Jahrzehnten mit dem wirtschaftlichen Establishment zusammenarbeiten, um Arbeitsplätze abzubauen und Arbeitsbedingungen zu verschlechtern, geben der neuen Koalitionsregierung aus Liberalen und National Partei von Premierminister Tony Abbott die Schuld für die Entscheidung von General Motors Holden, den Betrieb in Australien bis Ende 2017 zu schließen. Da auch Ford 2016 sein Werk schließen wird und auch Toyota eine Schließung in Betracht zieht, droht der Verlust von zehntausenden von Arbeitsplätzen.

Labor-Chef Bill Shorten, ein ehemaliger Gewerkschaftsfunktionär, warf Abbott am Donnerstag im Parlament vor, er sei nicht in der Lage gewesen, "australische Arbeiter vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze zu bewahren." Paul Bastian, der nationale Sekretär der Australian Manufacturing Workers Union (AMWU), die auch für die Autoindustrie zuständig ist, erklärte, Abbott sei schuld an der "Entlassung von 50.000 Arbeitern und ihren Familien." Der Sekretär der Untergruppe der AMWU für die Autoindustrie Dave Smith brach sogar in Tränen aus, als er Journalisten erklärte: "Die Schuld dafür liegt eindeutig bei der Abbott-Regierung."

Die Demagogie gegen Abbot ist inszeniert, zynisch und verlogen. Wenn Abbotts Regierung die mögliche Zerstörung der ganzen Autoindustrie unterstützt, beendet sie nur einen jahrzehntelangen Prozess, den die Labor Party und die Gewerkschaften begonnen und durchgesetzt haben.

Im Jahr 1984 stellte die Regierung von Bob Hawke und Paul Keating den "Button-Plan" für die Autoindustrie vor, der nach dem damaligen Industrieminister John Button benannt war. Sein erklärtes Ziel war es, die national regulierte und geschützte australische Autoindustrie umzustrukturieren und sie in die zunehmend globalisierten Produktionsnetzwerke der Autokonzerne zu integrieren. Die Gewerkschaften unterstützten den Plan gemäß ihrer Vereinbarung mit der Labor Party. Sie forderten gemeinsam mit der Labor-Regierung, dass Arbeiter Arbeitsplatzabbau und Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen akzeptieren, um "international wettbewerbsfähig" gegen Arbeiter anderer Länder zu werden.

Die Gewerkschaften unterdrückten aktiv den Widerstand in den Produktionswerken, in denen es immer wieder militante Kämpfe gegeben hatte. Betriebsobmannskomitees aus einfachen Arbeitern, die eine gewisse Unabhängigkeit von der oberen Führungsspitze der Gewerkschaften genossen, wurden aufgelöst. In einem besonders bitteren Fall im Jahr 1991 unterstützten die Gewerkschaften das Management in Fords wichtigstem Werk in Broadmeadows, um zwanzig militante Arbeiter gezielt zu bestrafen und zu entlassen. Wochen später kündigte das Unternehmen den Abbau von 500 Arbeitsplätzen an.

Kurz darauf folgten Werksschließungen. Im November 1991 schloss Toyota seine Werke in Dandenong und Port Melbourne, baute 700 Arbeitsplätze ab und öffnete sein Werk mit verschlechterten Arbeitsbedingungen. Erstmals wurden in einem australischen Autowerk z.B. Zwölfstundenschichten gefahren. 1992 schloss Nissan alle seine Werke. Die Entscheidung wurde im Rahmen des Button-Plans organisiert. 1994 organisierten die Gewerkschaften die "geordnete Schließung" des Ford-Werkes in Homebush, Sydney, was 430 Arbeitsplätze kostete.

Als Labor 1996 die Wahl verlor, hatten die Autoarbeiter unterschiedlicher Firmen unterschiedliche Tarifverträge, welche die Gewerkschaften alle paar Jahre aushandelten, um die "Produktivität" der Unternehmen zu steigern. Gewerkschaftsfunktionäre wurden in die sogenannten Dreierkommissionen mit Wirtschaftsvorständen und Vertretern der Regierung integriert, die die Umstrukturierung der Industrie planten.

Unter der konservativen Regierung von John Howard gingen diese Entwicklungen weiter. 2005 organisierten die Gewerkschaften 1400 Entlassungen im Holden-Werk in Elizabeth, einem Vorort von Adelaide, damit das Unternehmen die unprofitable dritte Schicht beenden konnte. Im Jahr 2006 entließ Ford 650 Arbeiter aus Werken in Broadmeadows und Geelong.

Während der Labor-Regierungen von Kevin Rudd und Julia Gillard, in denen Bill Shorten ein hochrangiger Minister war, verschärften die Autokonzerne weltweit die Umstrukturierungen, um die Arbeiter für die internationale Wirtschaftskrise bezahlen zu lassen. 2008 organisierten Labor und die Gewerkschaften die "geordnete Schließung" des Mitsubishi-Werkes in Adelaide und den Abbau von über eintausend Arbeitsplätzen. Holden baute 2008 500 Stellen ab, 2009 500 weitere, und im Jahr 2013 noch einmal 500. Toyota baute im Jahr 2012 350 Arbeitsplätze ab, weitere 100 folgen. Ford entließ im Jahr 2009 über 500 Arbeiter, 440 im Jahr 2012 und kündigte im Mai dieses Jahres die komplette Schließung seines Werkes bis Oktober 2016 und den Abbau von 1200 Arbeitsplätzen an.

Paul Bastion und Dave Smith stiegen in diesen Jahren nahtlos im Gewerkschaftsapparat auf, während die Zahl der Arbeitsplätze in der Autoindustrie von 45.000 auf kaum 17.000 sank.

30 Jahre Strukturwandel hatten verheerende Folgen. Arbeitervororte wie Broadmeadows, Geelong und Elizabeth, in denen die Autoproduktion konzentriert war, sind von sozialem Elend, Arbeitslosigkeit und Armut gezeichnet. Die vollständige Schließung der Industrie wird sie in einen genauso desaströsen Zustand versetzen wie er in Städten in den USA wie Detroit und Flint herrscht, in denen Dutzende von Werken geschlossen und tausende von Arbeitsplätzen zerstört wurden.

Während die Lage der Arbeiterklasse seit Jahrzehnten schlechter wird, hat der Gewerkschaftsapparat von seiner Integration in das Konzernmanagement profitiert. Funktionäre wie Bastion und Smith verdienen gute Gehälter und gehören zur oberen Mittelschicht. Durch ihre Stellung in den Vorständen von milliardenschweren Rentenfonds kultivieren sie Beziehungen zu Unternehmern und ebnen sich den Weg für Karrieren nach ihrer Zeit bei den Gewerkschaften. Einige, wie Shorten, werden Labor-Abgeordnete, aber auch unter den australischen Wirtschaftsführern gibt es zahlreiche ehemalige Gewerkschaftsfunktionäre. Andere finden lukrative Posten in den etablierten Medien oder den Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Gerichten.

Die diversen pseudolinke Parteien in Australien wie Socialist Alliance und Socialist Alternativ, verbreiten weiterhin die Behauptung, die Gewerkschaften könnten durch eine militantere oder "linkere" Führung wieder zu Organisationen werden, die für die Verteidigung der Lebensbedingungen der Arbeiter kämpfen. Solche Behauptungen blenden die Arbeiterklasse gegenüber der Realität, vor der sie steht. Mit der Globalisierung der Produktion und der Zerstörung der Fähigkeit der Nationalstaaten, das Treiben des kapitalistischen Marktes zu regulieren, ließen Labor und die Gewerkschaften ihre frühere Perspektive fallen, die herrschende Klasse zu Reformen und Zugeständnissen zu drängen.

Die Funktion der Gewerkschaften besteht heute darin, der Regierung und den Unternehmen als Betriebspolizei zu dienen und Widerstand zu unterdrücken und die korporatistische Ideologie zu propagieren, mit der der endlose Angriff auf Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen gerechtfertigt wird. Den Arbeitern in der Autoindustrie wurde bei jeder neuen Umstrukturierung immer wieder erklärt, sie würde sicherstellen, dass die Produktion "international wettbewerbsfähig" bleibe und die verbliebenen Arbeitsplätze sicher würden. In Wirklichkeit ist die nationalistische und wirtschaftsfreundliche Perspektive der Gewerkschaften, die australischen Arbeiter gegen die Arbeiter anderer Länder aufzuhetzen, ein Wettrennen ohne Ziellinie.

Die Zerstörung der Arbeitsbedingungen der Arbeiter in den USA durch die Konzerne, die Obama-Regierung und die Gewerkschaft United Auto Workers im Jahr 2009, die Lohnsenkungen für Neueingestellte um die Hälfte auf vierzehn Dollar pro Stunde beinhaltete, sind die neue Zielmarke für das, was die Autokonzerne jetzt in Kanada, Europa, Japan und Australien erwarten. Wenn sie dabei auf Hindernisse oder Verzögerungen stoßen, bekommen sie von den Investmentbanken und Hedgefonds, die die Autokonzerne kontrollieren, die Anweisung, ganze Werke zu schließen und die Arbeiter zu entlassen. Nichts darf einer Profitrate im Weg stehen, wie sie die völlig parasitäre kapitalistische Elite fordert, in deren Interesse die Produktion organisiert ist.

Das Geschimpfe der Labor Party und der Gewerkschaften gegen die Abbott-Regierung soll die Arbeiter desorientieren und eine Diskussion über den völligen Bankrott der Perspektive verhindern, die sie durchgesetzt haben. Obwohl die AMWU Zeter und Mordio schreit, wird sie mit Ford und Holden zusammenarbeiten, um das Werk geordnet zu schließen und die Anlagen ihrer australischen Fabriken zu verkaufen. Ebenso wie die Gewerkschaften in allen Ländern ist sie entschlossen, das kapitalistische System zu verteidigen und wird das "Recht" der Eigentümer der Industrie nicht anfechten, Produktionskapazitäten zu zerstören, von denen das Einkommen von hunderttausenden von Arbeitern abhängt.

Die Arbeiter der Autoindustrie brauchen unabhängige Organisationen; den Anfang bildet die Gründung von Basiskomitees, die eine gemeinsame Verteidigung der Arbeitsplätze organisieren und auf die Autoarbeiter im Rest der Welt zugehen, um von ihnen Unterstützung zu erhalten. Die Autoarbeiter in Europa, Asien und Nordamerika leiden unter den gleichen Angriffen wie die in Australien.

Die Zukunft der Arbeiterklasse kann nur auf Grundlage einer antikapitalistischen, d.h. einer sozialistischen und internationalistischen Perspektive verteidigt werden. Es ist im gemeinsamen Interesse aller Arbeiter der Welt, sich gegen die Konzerne und nationalen Regierungen zu vereinigen, die einen Wettbewerb darum veranstalten, in welchem Land die Arbeiter am schlechtesten bezahlt und am meisten ausgebeutet werden. Die Banken, Finanzinstitute und Großkonzerne, die alle Aspekte der Wirtschaft kontrollieren, müssen aus dem Privateigentum in öffentliches Eigentum überführt und so organisiert werden, dass sie den Lebensstandard der Bevölkerung im Weltmaßstab zu heben. Das ist das Programm der Socialist Equality Party.

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