Ukrainische Nationalisten feiern Massaker von Janowa Dolina

Ukrainische Nationalisten, vorwiegend Mitglieder des Rechten Sektors und der Partei Swoboda, haben am 21. April 2014 der Täter des Massakers von Janowa Dolina gedacht.

In dem heutigen Bazaltovoye in der Westukraine wurden vor 71 Jahren 600 Polen von der Ukrainischen Aufstandsarmee (UPA) ermordet. Das Massaker bildete den Auftakt für ethnische Säuberungen in der heutigen Westukraine, denen binnen weniger Monate Zehntausende Polen zum Opfer fielen. Heute feiern die politischen Nachfolger der UPA diese Bluttat als einen ihrer „größten Siege über die polnisch-deutsche Besatzung”.

Von April 1943 bis zum Einmarsch der Roten Armee Ende 1944 verübte die UPA unzählige Massaker an der polnischen Bevölkerung in der Westukraine. Zusammen mit der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN), zu deren Führern Stepan Bandera gehörte, beschloss man, die günstige Gelegenheit des Rückzugs der deutschen Armee zu nutzen, um den eigenen Einfluss in den Woiwodschaften Wolhynien (heute die Gegend um Lusk) und Ostgalizien (heute die Gegend um Lviv) zu stärken. Ziel war es, einen bürgerlichen, sowohl von der Sowjetunion wie von Polen unabhängigen ukrainischen Staat zu schaffen.

Die UPA diente dabei als militärisches Ausführungsorgan der OUN. Sie wurde im Frühjahr 1943 gegründet und rekrutierte sich überwiegend aus Nazi-Kollaborateuren, die zuvor bei der SS in sogenannten Schutzmannschaften tätig waren. Die Leitung und Organisation der Massaker an den Polen übernahm Dmytro Klyachkivsky, erster Kommandeur der UPA.

Klyachkivskys Schlachtruf lautete: „Wir sollten die große Tat auf uns nehmen und das polnische Element liquidieren. Während sich die deutsche Armee zurückzieht, sollten wir den günstigen Moment nutzen und die gesamte männliche Bevölkerung im Alter von 16 bis 60 Jahren liquidieren. Wir dürfen diesen Kampf nicht verlieren, und es ist notwendig die polnischen Kräfte um jeden Preis zu schwächen. Dörfer und Siedlungen in Nähe der großen Wälder sollten von der Landkarte verschwinden.” (Tadeusz Piotrowski, Genocide and rescue in Wolyn: Recollections of the Ukrainian Nationalist Ethnic Cleansing Campaign Against the Poles During World War II, p. 180)

Tatsächlich brachte die UPA nicht nur die Männer, sondern die gesamte Bevölkerung um. Den Auftakt bildete das Massaker in Janowa Dolina in Wolhynien.

Das Dorf war Ende der 1920er Jahre für die Arbeiter eines nahe gelegenen Basaltsteinbruchs erbaut worden. Nach Eröffnung des Steinbruchs 1929 wuchs die Einwohnerzahl rasch an. 1939 zählte Janowa Dolina über 2.000 Menschen, davon waren 97 Prozent Polen.

Wolhynien gehörte von 1921 bis 1939 zur Zweiten Republik Polen. Nach dem Einmarsch der Roten Armee wurde das Gebiet 1939 Teil der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Der Überfall der Nazis auf die Sowjetunion 1941 ordnete Wolhynien dem Reichskommissariat Ukraine zu.

Das Massaker von Janowa Dolina ereignete sich in der Nacht vom 22. zum 23. April 1943. Soldaten der UPA überfielen unter der Leitung von Iwan Łytwyńczuk das Dorf und ermordeten brutal die nach den Gräueltaten der Nazis noch verbliebenen 600 Polen. Anschließend wurde das gesamte Dorf niedergebrannt. In den nächsten Monaten wurden allein in Wolhynien zwischen 40.000 und 60.000 Polen Opfer der UPA. In Ostgalizien waren es 30.000 bis 40.000.

Heute erinnern zwei Mahnmale an das Massaker von Janowa Dolina. Das eine gedenkt den polnischen Opfern, während das andere den „Befreiungsschlag der UPA von der polnisch-deutschen Besatzung” rühmt. Letzterem galten die Blumen von Swoboda am vergangenen Montag. Die Aktion spricht Bände über den Charakter der Übergangsregierung in Kiew. Diese hatte sich mit Hilfe der paramilitärischen Einheiten des Rechten Sektors und mit Unterstützung des Westens am 22. Februar gewaltsam an die Macht geputscht. Drei Ministerien werden von Swoboda besetzt.

Sowohl die polnischen als auch die deutschen Medien schweigen über den Gedenkmarsch für die Massenmörder von 1943. Berlin arbeitet eng mit der Kiewer Regierung zusammen und hat den Putsch vom 22. Februar mitorganisiert. Dasselbe gilt für Warschau. Obwohl es sich bei den Opfern der Massaker fast ausschließlich um Polen handelt, findet es die polnische Regierung politisch inopportun, gegen die Verherrlichung der Mörder zu protestieren.

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