Weltweite Beteiligung an der Online-Maikundgebung des IKVI

Arbeiter und Jugendliche aus sechs Kontinenten und 84 Ländern nahmen an der Maifeier teil, die das Internationale Komitee der Vierten Internationale am Sonntag organisierte. Zehn Redner aus den USA, Großbritannien, Deutschland, Sri Lanka und Australien sprachen vor einem Publikum aus der ganzen Welt.

Die Kundgebung war die erste ihrer Art in der Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung. Sie brachte ein internationales Publikum zu einer gemeinsamen Kundgebung gegen Krieg, Ungleichheit und Diktatur zusammen. Organisiert wurde sie durch die World Socialist Web Site, die tägliche Internetpublikation des IKVI.

Mehr als zweitausend Menschen registrierten sich als Teilnehmer an der Veranstaltung, und während der zweieinhalb Stunden wurden mehr als 700 Kommentare gepostet. An dieser enormen Reaktion auf den Aufruf zu der Kundgebung zeigen sich der zunehmende Widerstand der Weltbevölkerung gegen die Politik des Kriegs und der sozialen Konterrevolution und das weit verbreitete Verlangen nach politischer Analyse und einer politischen Alternative.

Helen Halyard, ein Mitglied des Vorstands der amerikanischen Socialist Equality Party, die seit mehr als 40 Jahre in der trotzkistischen Bewegung aktiv ist, führte den Vorsitz.

David North, der Vorsitzende der internationalen Redaktion der WSWS und der amerikanischen SEP, hielt die Eröffnungsrede. Er skizzierte die grundlegenden historischen und politischen Auffassungen, auf denen die Kundgebung beruhte.

North erklärte, dass ein so breiter Querschnitt der arbeitenden Bevölkerung der ganzen Welt an der Online-Kundgebung teilnehme, habe objektive Bedeutung. „Alle Unterschiede, die von den Herrschenden ausgenutzt werden, um die Massen zu spalten – Unterschiede der Abstammung, der Religion, der Nationalität, der Sprache, des Geschlechts oder auch des Alters – verschwinden angesichts der unabweisbaren Realität der kapitalistischen Weltkrise, der politischen Notwendigkeiten des Klassenkampfs und der objektiv revolutionären Rolle der internationalen Arbeiterklasse in der modernen Gesellschaft.“

North fuhr fort, die politische Perspektive des IKVI basiere auf einem wissenschaftlichen Verständnis der Widersprüche des Weltkapitalismus und der historischen Erfahrungen der internationalen Arbeiterklasse, wie sie vor allem im Kampf entwickelt worden seien, den Leo Trotzki gegen den Stalinismus und den Reformismus geführt habe.

„Wie die bitteren Lehren aus dem Klassenkampf des 20. Jahrhunderts immer wieder gezeigt haben, sind eine internationale Strategie und ein internationales Programm von entscheidender Bedeutung, um die Kämpfe der Arbeiterklasse in allen Ländern anzuleiten“, sagte North. „Außer dem Internationalen Komitee der Vierten Internationale gibt es heute keine andere Bewegung auf der ganzen Welt, die mit Recht beanspruchen darf, den Kampf für den internationalen Sozialismus voranzubringen.“

Nick Beams, der nationale Sekretär der australischen SEP, erklärte, die Quelle der Angriffe auf Arbeitsplätze, Lebensstandard und demokratische Rechte sei der Zusammenbruch des Weltkapitalismus, der mit dem Börsenkrach an der Wall Street von 2008 begonnen habe. (Beams' Rede und diejenigen der anderen Redner werden in den nächsten Tagen auf der WSWS erscheinen).

Beams beschrieb die Bedingungen der wirtschaftlichen Stagnation, die jetzt in Nordamerika und Europa herrschen, und erklärte, dass die sogenannten Schwellenmärkte in Asien, Afrika und Lateinamerika keine Alternative bieten könnten.

Die herrschende Klasse und ihre Fürsprecher könnten keine ernsthafte Erklärung für die Krise liefern und versuchten, sie als unglücklichen Unfall darzustellen. Er erklärte: „Marxisten haben jedoch eine gänzlich entgegengesetzte Perspektive. Krisen und Wirtschaftszusammenbrüche entwickeln sich nicht außerhalb des kapitalistischen Systems, sondern haben ihre Wurzeln in dessen grundlegenden inneren Widersprüchen.“

Wije Dias, Generalsekretär der srilankischen SEP, erklärte, das IKVI setze den Kampf für die sozialistische Weltrevolution fort, den die Bolschewiki unter Lenin und Trotzki begonnen hätten, und der in Trotzkis Theorie der Permanenten Revolution verkörpert sei.

Die trotzkistische Bewegung habe für die Perspektive der führenden Rolle der Arbeiterklasse in der sozialistischen Revolution gekämpft gegen all jene, die sich an bürgerlichen Nationalismus und Stalinismus angepasst hätten. Dias rekapitulierte die jüngsten Erfahrungen in Ägypten und Südafrika und die Lehren des Kampfes der Arbeiterklasse in Sri Lanka und auf dem Indischen Subkontinent

Er erklärte: „Das IKVI setzt den Kampf fort, den Trotzki geführt hat, um die internationale Arbeiterklasse mit einem wissenschaftlichen, sozialistischen Bewusstsein zu bewaffnen, damit sie ihre historische Aufgabe bewältigen kann, die sozialistische Weltrevolution durchzuführen. Das ist die mächtige revolutionäre Tradition, auf die wir uns auf dieser Kundgebung berufen.“

Vier Redner der europäischen Sektionen des IKVI sprachen über die Kriegsgefahr, die durch die Krise in der Ukraine entstanden sei, und über den Kampf der Arbeiterklasse in ganz Europa gegen die Politik der Austerität, der Unterdrückung und des Militarismus, die alle Regierungen, rechte wie auch sozialdemokratische, verfolgten.

Peter Schwarz, Sekretär des IKVI, berichtete, dass die deutsche Partei für Soziale Gleichheit und die britische Socialist Equality Party gemeinsam zu den Europawahlen Ende Mai antreten und dabei den Kampf gegen die Kriegsgefahr ins Zentrum ihres Wahlkampfes stellen.

Er erklärte: „Die Europäische Union repräsentiert nicht die Einheit der europäischen Bevölkerung, sondern vielmehr die Diktatur der mächtigsten Wirtschafts- und Finanzinteressen über Europa.“ Das IKVI setze der EU die Perspektive der Vereinigten Sozialistische Staaten von Europa entgegen.

Chris Marsden, der nationale Sekretär der britischen SEP, beschrieb die Verbrechen, die das rechte Regime in der Ukraine mit Unterstützung der imperialistischen Großmächte begangen habe. Die USA und ihre europäischen Verbündete schürten einen Konflikt mit Russland, der zu einem katastrophalen Weltkrieg eskalieren könne.

Er erklärte, dass die Krise um die Ukraine von einem historischen Standpunkt die weitreichenden und reaktionären Folgen des Zusammenbruchs der Sowjetunion zeige, die vom Stalinismus verraten und zerstört worden sei.

Zum Schluss seiner Rede sagte er: „Wir sind für die Vereinigung der ukrainischen, russischen und europäischen Arbeiterklasse, für eine gemeinsame Offensive gegen die schmutzigen Angriffe von Faschisten und Oligarchen.“

Ulrich Rippert, der nationale Sekretär der PSG, sprach über die Wiederbelebung des deutschen Militarismus durch alle großen Parteien und die Flut von Kriegspropaganda in den deutschen Medien, für die die Krise in der Ukraine als Vorwand diene.

Er konzentrierte sich besonders auf die Rolle der Grünen, der Pazifisten und der Linkspartei, die alle einmal behauptet hätten, den Militarismus abzulehnen, dann aber scharf nach rechts gerückt seien.

Er fuhr fort: „Die Linkspartei war nur solange pazifistisch, wie sich der deutsche Imperialismus pazifistisch verhalten hat. Kaum bereitet sich der deutsche Militarismus darauf vor, wieder auf die Weltbühne zurückzukehren, streift die Linkspartei ihr pazifistisches Mäntelchen ab.“

Julie Hyland, die stellvertretende nationale Sekretärin der britischen SEP, sprach über die Bedingungen, unter denen hunderte Millionen in Europa aufgrund der europaweiten Politik der Austerität, des Sozialabbaus und des Abbaus von Arbeitsplätzen leben.

Sie erklärte, offiziell lebten in Europa 120 Millionen Menschen in Armut, aber das Ausmaß der Krise sei viel schlimmer. Sie beschrieb die tragischen Auswirkungen der Kürzungen in Griechenland, wo Krankenhäuser sogar Müttern neugeborene Säuglinge vorenthielten, um die Bezahlung der Rechnung zu erzwingen.

Sie sagte: „Die diese neue internationale Realität muss die Orientierung der Arbeiterklasse bestimmen“ und Arbeiter dazu veranlassen, zu den revolutionären Traditionen zurückzukehren, auf denen der Maifeiertag beruht.

James Cogan, der stellvertretende nationale Sekretär der australischen SEP, sprach über die wachsende Kriegsgefahr im asiatischen Pazifikraum, die die US-Regierung mit ihrer aggressiven „Konzentration auf Asien“ ausgelöst habe. Er veranschaulichte das am Beispiel von Obamas jüngster Reise nach Japan, Südkorea und Südostasien.

Das US-Militär habe neue Stützpunkte in Australien, Singapur und den Philippinen errichtet, um sich auf Militäraktionen gegen China vorzubereiten. Gleichzeitig, erklärte Cogan, strebe der US-Imperialismus durch Wirtschaftsabkommen wie die Transpazifische Partnerschaft die „völlige Unterordnung der ganzen Region unter die Wirtschaftsoligarchie an, die Amerika regiert“.

Andrew Damon, der nationale Sekretär der International Youth and Students for Social Equality in den USA, erklärte: „Ein sichtbarer Ausdruck der Krise des Kapitalismus sind die schrecklichen sozialen Bedingungen, denen die Jugend weltweit gegenübersteht, in den USA und Europa ebenso wie in Lateinamerika, Asien und Afrika. Diese Generation hat keine Zukunft, ihr stehen Rekordarbeitslosigkeit, Massenarmut, dauerhafte Verschuldung und endlose Angriffe auf demokratische Rechte bevor.“

Er erklärte, die einzige reale Zukunft für junge Menschen läge im Kampf für den Sozialismus. Es herrsche kein Mangel an Feindschaft gegenüber den derzeitigen Bedingungen, aber junge Menschen müssen sich historisches und politisches Wissen und ein Verständnis für die revolutionären Aufgaben aneignen, vor denen die Arbeiterklasse steht.

Joseph Kishore, der nationale Sekretär der amerikanischen SEP, erklärte zum Schluss: „Diese Kundgebung widerlegt all diejenigen, die vom Ende der Geschichte sprechen, denn heute wird Geschichte geschrieben.“

Er sagte, die Rolle des amerikanischen Imperialismus habe im Mittelpunkt vieler Reden gestanden, und dies zu Recht, da jede revolutionäre Bewegung im Weltmaßstab mit der Macht und der Gewalt der amerikanischen herrschenden Klasse konfrontiert sei.

„Der amerikanische Imperialismus mag stark sein“, sagte er, „aber die Widersprüche des Weltkapitalismus sind stärker, Widersprüche, die gerade aufgrund ihrer internationalen Rolle in den USA ihren konzentriertesten Ausdruck finden. Die scheinbare Stärke der amerikanischen herrschenden Klasse steht auf völlig verfaulten Fundamenten.“

Er führte den Niedergang des amerikanischen Kapitalismus in den letzten 40 Jahren auf den Zusammenbruch seiner industriellen Basis zurück, die ihren Höhepunkt in der Insolvenz der ehemaligen Autostadt Detroit gefunden habe.

Er fuhr fort: „Diejenigen, die von der scheinbaren Stärke des amerikanischen Imperialismus beeindruckt sind, ignorieren seinen wirtschaftlichen Niedergang. Sie vergessen auch, was der größte revolutionäre Faktor in der modernen Welt ist: die amerikanische Arbeiterklasse.“

„Die amerikanische Arbeiterklasse ist der schlafende Riese der Weltpolitik. Die Finanzaristokraten haben keinen mächtigeren Gegner als die Arbeiter dieses Landes. Schon die ersten Regungen dieser kolossalen sozialen Kraft werden alle Berechnungen der politischen Marionetten, die in den Regierungsgebäuden in Washington sitzen, über den Haufen werfen.“

Kishore erklärte, dass der Ursprung des Maifeiertags in der internationalen Reaktion auf einen der ersten großen Kämpfe der amerikanischen Arbeiterklasse lag: dem Haymarket-Massaker von 1886, genau 128 Jahre vor der Kundgebung des IKVI.

Der Redner erklärte, die amerikanische Arbeiterklasse müsse jetzt ihre größte Schwäche überwinden: ihre bisherige Unfähigkeit, eine unabhängige politische Massenorganisation aufzubauen, um ihre Interessen zu verteidigen.

Zum Schluss sagte er: „Wir sagen unseren Genossen auf der ganzen Welt: denkt immer daran, dass es zwei Amerikas gibt. Es gibt das Amerika der Wall Street, des Pentagon, der CIA und der Plutokratie, das lügt, bedroht und einschüchtert. Und es gibt das Amerika der Arbeiterklasse, des Trägers von allem Fortschrittlichen, die wahre Hoffnung für die Zukunft.“

Während dieser Reden wurden auf der Internetseite der Kundgebung Kommentare aus den USA, Kanada, Mexiko, Peru, Uruguay, Chile und Brasilien abgegeben. Aus Europa wurden aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Irland, Italien, Malta, Belgien, Polen, Rumänien, Norwegen, der Ukraine und Russland Diskussionsbeiträge gepostet. Aus Asien gab es Kommentare aus China, Indien, Thailand, Südkorea, Japan, Singapur, den Philippinen, Kasachstan und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Dutzende von Teilnehmern kommentierten aus Australien und Neuseeland, auch Anhänger des IKVI aus Südafrika und der Türkei schickten Grüße an die Kundgebung.

Die Berichte wurden simultan ins Deutsche, Singhalesische und Tamilische übersetzt, außerdem ins Französische für eine Gruppe von Anhängern, die sich in Paris versammelte, und ins Türkische für eine Gruppe in Istanbul. Im Kommentarbereich gingen die Diskussionen in Spanisch, Tagalog, Türkisch, Italienisch, Russisch, Französisch und weiteren Sprachen weiter.

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