Stimmen von Teilnehmern der Wahlabschlussveranstaltung der PSG

Zahlreiche Teilnehmer der Wahlabschlussveranstaltung hatten die PSG erst während der letzten Wochen kennengelernt, sei es bei einer der Kundgebungen oder bei Veranstaltungen und Informationsständen.

Anne

Anne, eine 23-jährige Studentin, kommt aus einer Arbeiterfamilie in Chemnitz. In ihrer Familie hätten sie schon viel über die Ukraine-Krise diskutiert, sagte sie. „Meine Eltern sind nicht besonders politisch. Doch sie sind empört, dass in den Medien alles gegen Putin gerichtet und vieles verdreht wird.“

Dass die PSG als einzige „den Fokus ihrer Wahlkampagne auf die Kriegsgefahr gerichtet hat“, fand Anne sehr wichtig. Alle anderen Parteien und nun auch die Linkspartei seien im Lager der Kriegstreiber. „Leider fehlt aber den Menschen das Wissen darüber. Viele werden wohl trotzdem die Linke wählen, weil sie die PSG noch nicht kennen.“

Wie beim Ersten Weltkrieg gehe es bei der Kriegspolitik um die Verteidigung wirtschaftlicher Interessen, sagte Anne weiter. Die Forderung der PSG nach Vereinigten Sozialistischen Staaten Europas sei der richtige Weg, um dagegen zu kämpfen: „Es geht darum, die Menschen von unten zu vereinen“.

Die Sparpolitik der EU habe immer schlimmere Folgen. „Im Fernsehen habe ich eine Reportage über die griechische Insel Korfu gesehen. Dort gab es nur noch einen einzigen Krankenwagen, und der war an einem Wochenende kaputt gegangen“, erzählt Anne empört. „Die Menschen konnten nur hoffen, dass es an diesem Wochenende nicht zu einem Notfall kommt.“

Auch in ostdeutschen Gebieten wie Chemnitz habe sich die Lage verschlechtert. Verwandte wie ihre Tante seien in prekäre Verhältnisse abgerutscht, und die ärztliche Versorgung werde schlechter, wie sie am eigenen Leib erfahren musste, als sie trotz heftiger Bauchschmerzen keine Akutsprechstunde bekam.

Christof

Christof, 32 Jahre, der als Computerspiel-Designer arbeitet, hat die PSG auf ihrer Kundgebung am Alexanderplatz getroffen. „Ich war überrascht: Hier ist eine Partei, die sich klar gegen die Kriegsvorbereitungen ausspricht. Der Wahlaufruf hat mir mit erschreckender Deutlichkeit bewusst gemacht, welche Gefahr vor uns steht.“

Er lese seitdem Trotzkis Buch „Porträt des Nationalsozialismus“, und vieles darin erinnere ihn an die heutige Situation. „Ich habe das Gefühl, dass die meisten Menschen glauben, es könne nicht soweit kommen.“Aber dies sei eine Illusion.

Die Versammlung hat Christof beeindruckt. Die PSG habe ihm auf der Veranstaltung „eine politische Perspektive gegeben“, sagte er. Insbesondere durch die Schilderung der Lage aus britischer Sicht durch den SEP-Kandidaten Mark Dowson sei auch deutlich geworden, „dass ein internationaler Weg im Kampf gegen Krieg und Kapitalismus nötig ist.“

Er gehöre zu denen, die man in der Vergangenheit als „politikverdrossen“ bezeichnet habe. Bevor er auf die PSG getroffen sei, habe er keiner politischen Partei geglaubt, dass sie die Interessen der Bevölkerung vertrete.

Wie groß die Kluft zwischen den Politikern und den Menschen sei, habe er 2011 in Spanien erlebt, als ein Zeltlager der „Bewegung 15. Mai“ in Madrid geräumt wurde. Junge und alte Menschen hätten dort spontan ihre Unzufriedenheit mit den Sparmaßnahmen zum Ausdruck gebracht, doch die Politiker der Sozialistischen Partei PSOE hätten nur ihr Unverständnis gezeigt, die konservative Partei PP ihnen sogar jegliche Legitimierung abgesprochen und später die Polizei geschickt. Aber auch die Vereinigte Linke, das spanische Äquivalent der Linkspartei, hätte den Protestierenden keine Perspektive gezeigt und sei auf Misstrauen gestoßen.

„Deshalb“, so Christof, „finde ich es sehr wichtig, was Ulrich Rippert am Ende seiner Rede gesagt hat: Man muss sich im Voraus auf kommende revolutionäre Bewegungen vorbereiten“. Er fühle sich damit auch selbst angesprochen.

Darren

Ein junger amerikanischer Physiker aus New York, Darren, der seit einiger Zeit in Deutschland lebt und schon länger die WSWS liest, sagte nach der Versammlung: „Der Punkt, der mein Interesse an der PSG verstärkt hat, war die Entwicklung in der Ukraine. Als Obama und die EU-Regierungen den Sturz der ukrainischen Regierung in Kiew unterstützt haben, begründeten sie es damit, dass Janukowitsch gegen das eigene Volk vorgegangen sei. Aber jetzt befindet sich ein Putsch-Regime an der Macht, das mit Faschisten und Armee viel brutaler gegen das eigene Volk in der Ostukraine vorgeht und es blutig unterdrückt. Die PSG ist die einzige Stimme, die dagegen auftritt. Die Medien schüren einen erneuten Ost-West-Konflikt und unterstützen eine Politik, die zum Krieg führt.“

Die Rede von Christoph Vandreier und sein Verweis auf die Lügen in den Medien und von Akademikern bis hin zur Relativierung der Nazi-Verbrechen hätten ihn erschreckt. Auch die zitierten Aussagen des französischen Ex-Präsidenten Sarkozy in der Zeitung Die Welt, der die deutsch-französische Führung in Europa und zugleich die Identität als Franzosen beschwor, seien für ihn historisch bemerkenswert.

Ermelyn

Ermelyn aus Berlin, 58 Jahre alt, ist arbeitslos und lebt inzwischen von Harz IV. Seit einigen Monaten liest sie die WSWS und kam zu einer Wahlkundgebung der PSG am Potsdamer Platz. Danach half sie, die Wahlaufrufe der PSG zu verteilen. Nach der Abschlussveranstaltung sagte sie: „Die Kriegsgefahr und die unglaubliche Propaganda in den Medien mit Ausbruch der Ukraine-Krise haben mich entsetzt und motiviert, mich stärker mit der Politik der PSG auseinanderzusetzen.“

Der Zusammenhang zwischen Krieg und Kapitalismus werde heute sehr konkret. „Europa bricht wieder auseinander und versucht, von seinen inneren Problemen nach außen abzulenken. Man sagt, den Leuten in Deutschland gehe es wirtschaftlich noch gut. Ich sehe das allerdings anders. Wenn ich mich umschaue, treffe ich immer mehr Menschen, die in den Mülleimern nach Verwertbarem suchen.“

Ermelyn sagte, sie habe in der Bundestagswahl im letzten Herbst noch einmal Die Linke gewählt – „eigentlich mit schlechtem Gewissen, denn in Berlin hat man ja gesehen, wie unsozial und rechts sie ist, wenn sie in die Regierung kommt. Sie hat sich mehr und mehr an die SPD angeschleimt und selbst ihre frühere Position gegen Hartz IV aufgegeben. Heute ist die Linkspartei für mich nicht mehr glaubwürdig.“