Vier Tote bei Anschlag auf Jüdisches Museum in Brüssel

Vier Todesopfer sind das Ergebnis eines Anschlags am Samstagnachmittag auf das Jüdische Museum von Brüssel. Drei Menschen, zwei von ihnen israelische Staatsbürger, die dritte eine Französin, starben auf der Stelle. Der vierte, ein belgischer Museumsmitarbeiter, verstarb am Sonntag im Krankenhaus.

Laut der belgischen Innenministerin Joëlle Milquet hatte der Attentäter seinen Wagen in zweiter Reihe vor dem Museum abgestellt, ehe er das Haus im Stadtviertel Sablon betrat. Er “feuerte ohne zu zögern und ging wieder hinaus”. Ein Video von dreißig Sekunden, das die belgische Polizei veröffentlicht hat, zeigt einen Mann mit dunkler Mütze und blauer Jacke, der das Gebäude betritt, ein Sturmgewehr aus einer Tasche zieht, in den Raum hineinschießt und dann wieder geht.

Der Attentäter feuerte zuerst auf das israelische Paar und schoss dann eine französische Museumsangestellte nieder. Danach richtete er sein Sturmgewehr auf den jungen Museumsmitarbeiter und verletzte ihn lebensgefährlich. In einem Statement des Museums heißt es, der Angreifer im Eingangsbereich habe zuerst auf das Paar geschossen, sich dann dem Empfang genähert und den Aufseher niedergestreckt.

Vizestaatsanwältin Ine Van Wymersch sagte gegenüber Reportern, der Täter habe seine Opfer ins Gesicht und in den Hals geschossen. “Er ging wahrscheinlich allein vor, war bewaffnet und gut vorbereitet.” Doch legte sie für ihre Behauptung, es habe sich um einen Einzeltäter gehandelt, keinerlei Beweise vor.

Van Wymersch rief die belgische Öffentlichkeit zu Hilfe, um den Verdächtigen, der noch auf freiem Fuß ist, zu finden. Ein Zeuge, der die Szene kurz nach der Schießerei verließ, wurde von der Polizei festgehalten, aber nach kurzer Zeit wieder entlassen. Tatzeugen soll es gelungen sein, das Nummernschild des Täters zu erkennen, und die belgischen Behörden fahnden nach dem Flüchtigen.

Mehrere belgische, europäische und israelische Politiker haben den Angriff als Ausdruck wachsenden Antisemitismus’ verurteilt. Premierminister Elio Di Rupo sagte, alle Belgier seien “einig und solidarisch angesichts dieses abscheulichen Angriffs auf eine jüdische Kultureinrichtung”. José Manuel Barroso, Präsident der Europäischen Kommission, verurteilte den Anschlag als “Angriff auf europäische Werte, den wir nicht tolerieren können”. Papst Franziskus sagte den Medien, er sei traurig über diesen “brutalen” und “kriminellen Mordanschlag aus antisemitischem Hass”. In einer Erklärung bezeichnete der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu den “mörderischen Akt” als das “Ergebnis ständiger Aufwiegelung gegen die Juden und ihren Staat”.

In der New York Times heißt es: “Maurice Sosnowski, ein Führer der belgischen Jüdischen Gemeinde, bezeichnete die Schießerei vom Samstag als den ersten Akt antisemitischen Terrorismus’ in der belgischen Hauptstadt seit dem zweiten Weltkrieg. Er verglich ihn mit der Schießerei an einer jüdischen Schule in der französischen Stadt Toulouse, in der im Jahr 2012 vier Menschen getötet wurden.”

Die Schießerei fand unmittelbar vor der Europawahl statt, in der die Rechtsradikalen zulegen konnten. Erst vor kurzem haben amerikanische und europäische Regierungen in der Ukraine die Machtübernahme eines Regimes begünstigt, das eine Koalition mit faschistischen und antisemitischen Elementen einging.

Der Mordanschlag in Brüssel kann durchaus das Ergebnis antijüdischer Stimmungen sein.

Doch in den Medien, auch in israelischen Medien, kursieren seit kurzem auch Gerüchte, dass das Ehepaar aus Tel Aviv, Emmanuel und Mira Riva, die der Schießerei zum Opfer fielen, vielleicht nicht nur harmlose Touristen waren. Er könnte auch ein “gezielter Mord” gewesen sein.

CNN berichtete am Dienstag: “In den Medien geht seit einigen Tagen in Israel und Belgien das Gerücht um, dass das Paar Verbindungen zum israelischen Geheimdienst hatte.”

Am 27. Mai warf Amir Oren in einer Schlagzeile in der Zeitung Ha’aretz die Frage auf: “War die Schießerei ein Ausdruck von Antisemitismus oder Teil eines Spionageakts?” Oren schrieb, es sei “möglich, dass der Mord in Brüssel kein Hassverbrechen oder eine antisemitische Attacke war, sondern ein gezielter Anschlag. Diese Möglichkeit wird durch das Video von der Tat des Killers erhärtet. Die Kamera zeigt ihn als Berufskiller, als sei es eine Abrechnung gewesen”. Auch im Guardian heißt es: “Experten in Israel und anderswo sind der Meinung, die Art des Tötens weise auf eine geplante Exekution durch einen routinierten Spezialisten hin”.

Die britische Zeitung berichtete am Dienstag: “Israelische Medienreporter sagten, die Rivas hätten früher im Staatsdienst gearbeitet. Emmanuel Riva arbeitete für eine staatliche Agentur namens Nativ, die Juden aus der ehemaligen Sowjetunion die Auswanderung erleichterte. Mira Riva arbeitete früher im Amt des Ministerpräsidenten, was oft als Tarnbezeichnung für den Mossad oder den Schin Bet-Geheimdienst verwendet wird. Beide arbeiteten auch in der israelischen Botschaft in Berlin.” (Reuters betont: “Wie der Auslandsgeheimdienst Mossad und der Inlandsgeheimdienst Schin Bet war auch die Agentur Nativ dem Ministerpräsidentenamt unterstellt.”)

Weiter schrieb Oren in dem Ha’aretz-Artikel: “Israel ist in Brüssel doppelt vertreten: durch seine belgische Botschaft und durch die EU- und NATO-Vertretung. Seit einigen Jahren ist Brüssel für den Auslandsdienst eine besonders wichtige Station und steht an zweiter Stelle hinter Washington. Mehrere israelische Spitzendiplomaten, darunter Ephraim Halevy (der danach zum Mossad-Chef ernannt wurde), waren hier stationiert.”

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