Imperialisten trauern um König Abdullah

Die Schmeicheleien und die Heuchelei, die Regierungen aus aller Welt über den toten saudischen Monarchen Abdullah ergossen, waren ekelerregend. Abdullah starb am Freitag im Alter von 90 Jahren.

Regierungen in aller Welt bezeugten ihre Ehrerbietung. Vor der Abreise von Prinz Charles und Premierminister David Cameron am Wochenende nach Saudi-Arabien ließ die Regierung die Fahnen auf dem Regierungsgebäude und dem Buckingham Palace in London auf Halbmast setzen.

Was die USA betrifft, kündigte die Obama Regierung an, die Reisepläne des Präsidenten, der sich zur Zeit in Indien aufhält, zu ändern, um eine Sonderreise nach Riad mit der Absicht zu ermöglichen, Abdullahs Nachfolger, seinen 79-jährigen Halbbruder, Salman zu besuchen. Das Weiße Haus gab eine Erklärung ab, welche die "echte und herzliche Freundschaft" zwischen Präsident Obama und dem verstorbenen Monarchen hervorhob.

Es ist vielleicht ein passender Ausdruck des Charakters der Regierung, die er führen wird, dass Salman, der sechste Sohn Ibn Sauds angeblich an Alzheimer leidet. Simon Henderson, der Direktor des Washingtoner Instituts für Nahostpolitik, schrieb letzten Monat: "Salmans Gehirn ist offenbar aufgrund von Demenz löchrig wie ein Schweizer Käse. Besucher berichten, dass er nach ein paar Minuten des Gesprächs inkohärent wird".

Es ist natürlich möglich, dass ein Herrscher mit derart verminderten Fähigkeiten trotzdem für einen erheblichen Zeitraum eine wichtige Rolle als Galionsfigur spielt, so wie Ronald Reagan während des Großteils seiner Amtszeit. Doch die Berichte machen deutlich, warum es für das Weiße Haus, das Pentagon und das Außenministerium so wichtig war, dass der neue König als erste Amtshandlung den jüngsten Sohn von Ibn Saud, Prinz Muqrin, 69, zu seinem Nachfolger und Kronprinzen ernannte

Für den amerikanischen Imperialismus kam es noch mehr auf die Benennung des Prinzen Mohammed ibn Nayef, dem Innenminister, zum stellvertretenden Kronprinzen und mutmaßlichen Nachfolger Muqrins, an. Mit seinen 55 Jahren, ist der Prinz der erste potenzielle Throninhaber aus der Generation der Enkel von Ibn Saud. Als Chef der saudi-arabischen Anti-Terror-Operationen hat er eng mit der amerikanischen CIA und dem Pentagon zusammengearbeitet. Das Wall Street Journal vermerkte in einer Kolumne, dass "Prinz Mohammed lange Zeit als Washingtons Wunschkandidat unter den jüngeren Prinzen galt, welche die Thronfolge anstreben".

Die enge Zusammenarbeit zwischen Washington und dem saudi-arabischen Regime spricht Bände über den Charakter der amerikanischen Intervention im Nahen Osten. Trotz der Behauptungen unzähliger Regierungen, dass die US-Außenpolitik Demokratie fördere, stützt sich der amerikanische Imperialismus schon lange auf das reaktionärste und unterdrückerischste Regime im Nahen Osten. Seit 70 Jahren gibt es eine Vereinbarung, dass die USA die saudische Monarchie sowohl gegen externe als auch interne Bedrohungen unterstützen und bis an die Zähne bewaffnen, im Tausch gegen saudi-arabische Ölversorgung und die Unterstützung der amerikanische Außenpolitik ganz allgemein.

Während die US-Regierungen sich seit mehr als einem Jahrzehnt im "Krieg gegen den Terror" befinden, der jetzt von der Obama-Regierung als "Kampf gegen gewalttätigen Extremismus" beschrieben wird, war die Grundlage für die amerikanische Außenpolitik im Nahen Osten die Allianz mit einem Staat, der islamistischen Fundamentalismus unterstützt und rechte islamistische Gruppen in der ganzen Region finanziert und bewaffnet.

In den 1980er Jahren, sponserten die Reagan-Regierung und Saudi-Arabien gemeinsam die afghanischen Mudschaheddin, die islamische Fundamentalisten-Guerilla, die von der CIA rekrutiert und von Saudi-Arabien sanktioniert und bezahlt wurde, um das von der Sowjetunion gestützte afghanische Regime zu bekämpfen. Diese Kollaboration führte zur Entstehung Al-Qaidas, angeführt von Osama bin Laden, dem Sohn eines durch Bauaufträge Saudi-Arabiens reich gewordenen Baulöwen. Saudi-arabisches Geld, unter anderem von der Monarchie selbst, finanzierte die Terroranschläge des 11. Septembers in den USA. 15 der 19 Selbstmordattentäter waren aus Saudi-Arabien.

Aber die Bush-Regierung verschleierte diese Verbindungen und marschierte zuerst in Afghanistan ein und erfand dann eine Verbindung zwischen Saddam Hussein und dem 11. September, um ihren kriminellen Einzug im Irak im Jahr 2003 zu rechtfertigen. Während Saudi-Arabien verbale Opposition gegen die US-Intervention verlauten lies, (weil es Saddam als Bollwerk gegen den Iran verstand), hatte das US-Militär vollen Zugriff auf Saudi-Arabiens Militärstützpunkte zur Durchführung militärischer und geheimdienstlicher Operationen während des Kriegs.

In jüngerer Zeit unterstützte Saudi-Arabien den Krieg der USA und der NATO gegen Libyen und griff stark in Syrien im Rahmen der von den USA organisierten Destabilisierung des Regimes von Bashar al-Assad ein, der mit dem Iran verbündet ist, dem größten regionalen Rivalen Saudi Arabiens.

Die amerikanisch-saudi-arabische Allianz war bis jetzt eine Katastrophe für die Menschen im Nahen Osten. Der Irak, Syrien, Libyen und jetzt der Jemen, an der südlichen Grenze von Saudi-Arabien, wurden als funktionierende Gesellschaften zerstört, verwüstet durch militärische Angriffe (entweder direkt wie im Irak und in Libyen oder indirekt wie in Syrien oder auch ferngesteuert über Drohnen wie im Jemen).

Saudi-Arabiens Streitkräfte marschierten im Scheichtum Bahrain ein, dem Hauptquartier der US-Marine im Persischen Golf, um die Opposition des Volkes gegen die herrschende Familie zu unterdrücken. Im Jahr 2013 unterstützten Washington und Riad den Putsch von General al-Sisi in Ägypten und die Wiedereinführung der Militärdiktatur im bevölkerungsreichsten arabischen Staat.

In Syrien halfen saudische Dollar und von Saudi-Arabien gelieferte amerikanische Waffen den Islamischen Staat im Irak und in Syrien (Isis) zu nähren, was zum Debakel des letzten Sommers führte, als Isis Kämpfer fast den ganzen Westen des Iraks eroberten, einschließlich Mosuls, der zweitgrößten Stadt des Landes. Jetzt machen saudi-arabische Piloten im US-geführten Bombenkrieg in Syrien mit, dem Vorläufer eines viel größeren und blutigeren Konflikts.

Das jüngste Beispiel der amerikanisch-saudischen Zusammenarbeit ist die saudi-arabisch bestimmte Entscheidung der OPEC, eine Verringerung der Ölproduktion wegen der stürzenden Preise zu Öls zu verhindern. Diese Aktion hat das Ziel den Iran und Russland in den Bankrott zu treiben, die beiden wichtigsten Verbündeten Assads in Syrien, indem sie die Ölexporteinnahmen, von denen die Regierungen beider Länder abhängig sind drastisch verringern.

Jedoch ist das ein zweischneidiges Schwert. In den USA richtet der stürzende Ölpreis die Fracking Industrie zu Grunde und hat begonnen Massenarbeitslosigkeit in Texas, North Dakota und anderen Staaten zu verursachen. In Saudi-Arabien hat der Sturz der Ölpreise ein Loch von fast 40 Milliarden Dollar in den Staatshaushalt gerissen, was das Land dazu zwingt, seine Devisenvorräte abzuschmelzen.

Trotz seines Ölreichtums verbreiten sich Armut und Arbeitslosigkeit im Land. Eine vor kurzem zitierte CIA Länderstudie schätzt, dass 506.000 junge Menschen im Jahr 2015 auf den saudi-arabischen Arbeitsmarkt drängen werden, wo mehr als die Hälfte der Bevölkerung von 27 Millionen unter 25 Jahre alt ist. Unter Berücksichtigung dessen, dass nur 1,7 Millionen der 8,4 Millionen Arbeiter in Saudi-Arabien Staatsbürger sind, da die überwiegende Mehrheit Einwanderer sind, steht das Regime vor "einer unglaublichen Herausforderung für die innere Stabilität", wie es ein imperialistischer Stratege beschrieb.

Die reaktionärste Kraft in der Region, die saudi-arabische Monarchie, schließt sich der reaktionärsten Kraft des Planten, dem US Imperialismus, an. Das Ergebnis ist eine tödliche Kombination aus wirtschaftlichen Erdbeben, der Ausbreitung von religiösen und Stammeskonflikten und eskalierender imperialistischer Militärinterventionen.

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