IYSSE und Münkler-Watch: Studentische Initiativen treten Medienhetze entgegen

An deutschen Universitäten mehren sich die Stimmen, die rechten Professoren und der Medienhetze gegen ihre Kritiker entgegentreten.

Die Gruppe „Kritische Uni Rostock“ veröffentlichte am Freitag eine Stellungnahme auf ihrer Website, die den Artikel von Sebastian Kempkens im Uni-Spiegel angreift. Kempkens Artikel ist ein wütender Angriff auf die International Youth and Students for Social Equality (IYSSE) und auf den Blog Münkler-Watch. Beide hatten militaristische und rechte Standpunkte der Humboldt-Professoren Herfried Münkler, bzw. Jörg Baberowski kritisiert und wurden dafür von der Unileitung und diversen Medien scharf angegriffen. Kempken arbeitet mit Verdrehungen, Lügen und vulgären Beschimpfungen, um die kritischen Studierenden zu diffamieren.

Die Stellungnahme der „Kritischen Uni Rostock“ wirft Kempkens vor, den rechten Professoren „Schützenhilfe“ zu geben. „Dem Artikel zufolge ist an öffentlich auftretenden Personen vorgebrachte Kritik nicht Teil der demokratischen Debatte, sondern ein ungerechtfertigter Angriff“, schreibt die Gruppe. „Mit Vokabeln wie ‘Gesinnungspolizei’, ‘an den Pranger stellen’ und ‘Kleinkrieg’ wird ein vollkommen normaler Vorgang als Skandal dargestellt. Für die demokratische Debattenkultur lässt das auf wenig Gutes hoffen.“

Die „Kritische Uni Rostock“ ist ein Blog, auf dem seit knapp zwei Jahren rechte Positionen von Professoren der Hochschule dokumentiert und kritisiert werden. Nach eigenen Angaben handelt es sich um Studierende der Rostocker Uni sowie Alumni, die die rechten Standpunkte der Professoren nicht unkommentiert lassen wollen.

Als der Blog Verbindungen von Professoren zu deutsch-nationalen und rechtsextremen Kreisen aufzeigte und deren rechtes Gedankengut nachwies, ging die Uni gegen die Studierenden vor. Auch der Verfassungsschutz schaltete sich ein und beobachtete die Blogger.

Nun wirft die Gruppe Kempkens vor, sich erzkonservativer Argumente und rechter Strategien zu bedienen: „Der Autor des Artikels sucht das junge Publikum und zeigt dabei seine erzkonservativen Ansichten. Dass er damit ein prototypisches Exempel für Verschwörungstheorien, Täter-Opfer-Umkehr und den Extremismus der bürgerlichen Mitte liefert, scheint ihm nicht bewusst zu sein.“

In Kempkens Tiraden sieht die Kritische Uni eine bekannte Strategie: „Die Extremisten mit Lehrstuhl reagieren nicht anders als jeder rassistische Dorfmob, wenn er mit Kritik konfrontiert wird. Sie konstruieren sich ein Feindbild, auf das es einzuprügeln gilt: Maulwürfe, die unerkannt und in ihrem ganzen Wesen bösartig nur danach trachten, das Gemeinwesen im Geheimen zu unterwühlen und zum Einsturz zu bringen.“

Die Professoren würden hingegen als verfolgte Unschuld dargestellt, auf die „Jagd“ gemacht werde. Wenn Jörg Baberowski erkläre, dass er von den kritischen Studierenden in eine Ecke gedrängt werde, sei er „offenbar unfähig, sich dem geistig entgegenzustemmen“, so die Blogger. „Die Selbst- und Fremdinszenierung als Opfer von Verfolgung hat auch sprachlich starke Ähnlichkeiten mit dem Agieren von anderen rechten und neu-rechten Bewegungen.“

Auch die Freie Studierendenzeitung (freistuz), die im Internet und mit Printausgaben in Freiburg und Berlin erscheint, wandte sich gegen die einseitige Darstellung der großen Medien und veröffentlichte am Freitag ein umfassendes und ungekürztes Interview mit dem Sprecher der IYSSE an der HU, Sven Wurm. Im Juni hatte das Magazin bereits ein Interview mit Herfried Münkler auf ihrer Website gepostet.

In dem Interview geht Wurm direkt auf die wachsende Medienhetze ein: „Dass jetzt so viele Medien über uns berichten, meist diffamierend, ist nicht nur eine Folge von Münklers Berühmtheit, sondern auch davon, dass unsere Standpunkte auf zunehmende Resonanz unter den Studierenden stoßen. Das zeigt ja auch die Verabschiedung der Resolution, die wir im Studierendenparlament eingebracht haben.“

Münkler, Baberowski und die Unileitung hätten sich jeder Diskussion verweigert und seien stattdessen mit enormer Aggressivität gegen die kritischen Studierenden vorgegangen. Der Grund hierfür liege in der Logik ihrer politischen Positionen.

„Münkler nutzt seine Stellung als Professor auch in den Vorlesungen aus, um im öffentlichen Raum eine Politik zu vertreten, die darauf hinaus läuft, Deutschland, wie er sagt, wieder zum ‚Zuchtmeister‘ Europas zu machen. Wenn Kritik daran nicht erlaubt ist, haben wir wirklich ein Problem. Dann haben wir eine gleichgeschaltete Universität.“

Die IYSSE habe den Zusammenhang zwischen der veränderten Außenpolitik und dem Umschreiben der Geschichte an der Humboldt-Universität nachgewiesen. Weil dies von immer mehr Kommilitonen nachvollzogen werde, „sollen solche Stimmen zum Schweigen gebracht werden“, so Wurm.

„Wir haben hier eine Auseinandersetzung zwischen einer sehr kleinen, aber einflussreichen Elite und einem Großteil der Bevölkerung, die anderer Ansicht ist, die nicht will, dass Deutschland wieder als Großmacht auftritt, die aber noch keine Möglichkeit gesehen hat, das politisch zu artikulieren. Es gibt eine enorme Wut. Die wird irgendwann zum Ausdruck kommen. Die Entwicklung an der HU hat also vorweggenommen, was gesamtgesellschaftlich noch auf uns zukommt“, erklärt Wurm.

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