Times-Journalist Kristof verteidigt Clintons „Ehrlichkeit“ mit Lügen

Nicholas Kristof, Kolumnist der New York Times, ist Spezialist darin, die „Menschenrechte“ als Rechtfertigung für Washingtons Kriege und militärische Provokationen auf der ganzen Welt anzuführen. Am Sonntag wechselte er das Fach und schrieb einen durch und durch zynischen und unaufrichtigen Artikel zur Verteidigung von Hillary Clinton, der Spitzenkandidaten der Demokraten im Präsidentschaftswahlkampf mit dem Titel „Der ‚Gaunerin Hillary‘-Mythos ist widerlegt“.

Kristof verströmt moralische Selbstgerechtigkeit, wenn er Regierungen und politische Führer angreift, gegen die die Vereinigten Staaten Invasionen und Regimewechsel planen. Er hat rückhaltlos die Kriege in Afghanistan, dem Irak, Libyen und Syrien und auch das aggressive Vorgehen Washingtons gegen Russland und China unterstützt. Er gehört der Fraktion der liberalen Kriegstreiber an, die Obama vorwerfen, dass er den Krieg zum Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad nicht ausreichend eskaliert.

Sobald es aber um Hillary Clintons notorisch korrupte Beziehungen zur Wall Street geht, legt der Erzheuchler Kristof seinen Heiligenschein ab und greift zu Spitzfindigkeiten und Lügen. Er spricht von einem „Mythos“, wo Millionen Bestechung in großem Stil erkennen.

In seinem Beitrag zeigt Kristof das Problem auf, mit dem Clinton, die Demokratische Partei und ihre medialen Sprachrohre konfrontiert sind. Nach ihrem klaren Sieg bei den Vorwahlen in New York letzte Woche hat Clinton Bernie Sanders praktisch aus dem Rennen geworfen und kann der Nominierung durch ihre Partei sicher sein.

„Doch Clintons Problem“, schreibt er, „hat mit Vertrauen zu tun. Die Zahl der Wähler, die ihr mit negativen Gefühlen begegnen, ist stark angestiegen… nur wenig mehr als ein Drittel der amerikanischen Wähler attestieren ihr ‚Ehrlichkeit und Vertrauenswürdigkeit‘.

„Wenn Amerikaner in einer Meinungsumfrage von Gallup gefragt werden, was ihnen bei dem Namen ‚Hillary Clinton‘ spontan einfällt, dann kommt am häufigsten ‚unehrlich/Lügnerin/verdient kein Vertrauen/schlechter Charakter‘. Ebenfalls sehr häufig wird gesagt kriminell/Gaunerin/Diebin/gehört hinter Gitter.‘“

„Ich glaube, das alles ist ein falsches Narrativ“, fährt Kristof fort.

Dann wartet er mit einem außergewöhnlichen Argument auf: „Auch falsche Narrative können ein Eigenleben entwickeln, weil immer wieder Informationen auftauchen, die sie bestätigen können“. [unsere Hervorhebung]

Anders gesagt: „Lasst euch nicht von den Tatsachen irreführen!“

Kristof zitiert dann aus dem Bericht einer Webseite, die Fakten überprüft und schreibt, dass von den Wahlkampferklärungen Hillary Clintons „95 Prozent wahr oder weitgehend wahr“ sind, was Clinton angeblich „weit ehrlicher und vertrauenswürdiger als die anderen Bewerber“ macht.

Kristof räumt ein, dass Clinton „mit ihrem ständigen Ausweichen provoziert“, aber „das kommt daher, dass sie zu den härteren Falken bei den Demokraten“ zählt und „sich bewusst ist, dass sie im November den Wählern gegenübertreten muss. Sie will sich Möglichkeiten offenhalten, sich dann der Mitte zuzuwenden.“

Kristof übt hier keine Kritik. Er hat volles Verständnis dafür, dass Clinton ihre militaristischen Pläne, die unter ihrer Präsidentschaft schnell zu einem Krieg mit den Nuklearmächten Russland und China und zu einem globalen Atomkrieg führen könnten, in den Vorwahlen der Demokraten vor den Wählern verbergen muss. Er stört sich auch nicht im Geringsten daran, dass Clinton dabei ist, ihre populistische Maske fallenzulassen und bei den Wahlen als Kandidat der Finanzaristokratie, der CIA und des Pentagons auftreten wird.

Für Kristof ist nichts unehrlich daran, die Bevölkerung zu belügen, um die Wahl zu gewinnen. „Das tut jeder Präsident“, schreibt er und erkennt damit in seiner bekannt zynischen Art den korrupten und antidemokratischen Charakter des gesamten politischen Systems an.

An anderer Stelle führt er Jill Abramson als Autorität zu Clintons Charakter an. Abramson hatte dem Guardian gesagt, dass Clinton „grundsätzlich ehrlich und vertrauenswürdig“ sei. Kristof verschweigt seinen Lesern, dass diese Abramson die frühere Chefredaktuerin der New York Times war.

Für Clintons obszöne Honorare für Reden vor Finanzunternehmen der Wall Street führt Kristof keine Fakten an. Eher nebenbei erwähnt er, dass sie „mit Vorträgen bei Goldman Sachs und anderen Unternehmen Hunderttausende Dollar gescheffelt“ habe.

„Es gibt keine Hinweise auf Gegenleistungen. Allgemein gesagt, stellen Unternehmen Schecks aus, um sich Zugang und Einfluss zu kaufen. Wenn das korrupt ist, dann ist unser gesamtes System der Wahlkampffinanzierung korrupt.“ Genau! Und Kristof, ein strammer Verteidiger des amerikanischen Kapitalismus, verdient sich sein fettes Gehalt, indem er für diesen Sumpf von Betrug und Bestechung Rechtfertigungen liefert.

Aus guten Gründen redet er „die Informationen, die das Narrativ bestätigen können“, klein. Es gibt zahlreiche erdrückende Belege für die korrupten Beziehungen zwischen Hillary und Bill Clinton und der Finanzoligarchie. Nie zuvor in der Geschichte Amerikas haben ein Präsident und die First Lady so schamlos und dreist von ihrer Amtszeit im Weißen Haus profitiert, um sich obszön zu bereichern. Die Politik in Amerika ist schon seit sehr langer Zeit korrupt, aber dieses Ausmaß an Käuflichkeit ist beispiellos.

Sanders, der die Vortragshonorare Clintons bei Unternehmen der Wall Street im Wahlkampf angesprochen hat, hat dabei bestenfalls an der Oberfläche gekratzt.

Begonnen hatte das bereits, als beide noch in Arkansas waren. Die Clintons bauten enge Beziehungen zu Walmart (der Familie Walton) und zu Frank Perdue vom Hähnchen-Imperium auf. Verglichen mit dem, was nach ihrer Zeit im Weißen Haus kam, waren das aber nur kleine Fische.

CNN berichtete, dass Hillary und Bill Clinton seit 2001 zusammen mehr als 153 Millionen Dollar an Redehonoraren eingestrichen haben, bis Hillary Clinton im Mai 2015 ihre Präsidentschaftswahlkampagne startete. Zwischen Februar 2001 und Mai 2015 hielten die beiden 729 Vorträge und erhielten im Durchschnitt pro Rede 210.795 Dollar Honorar. Vom Gesamtbetrag stammten mindestens 7.7 Millionen Dollar von großen Banken.

Als Hillary Clinton Außenministerin unter Obama war, hielt ihr Mann 215 bezahlte Reden in der ganzen Welt und nahm 48 Millionen Dollar für die Stiftung der Clintons, die Clinton Foundation, und andere Familieninteressen ein. Davon stammten 17 Millionen Dollar von Reden bei Banken, Versicherungen, Hedgefonds, Immobilienfirmen und weiteren Finanzunternehmen.

Zwischen ihrem Abgang als Außenministerin 2013 und dem Start ihrer aktuellen Präsidentschaftskampagne hielt Hillary Clinton 12 Reden bei Banken der Wall Street, Private Equity-Unternehmen und weiteren Finanzunternehmen, und kassierte dafür 2.935.000 Dollar. Zu diesen Firmen zählen die Bank of America, Canadian Imperial Bank of Commerce, Deutsche Bank, Goldman Sachs, Morgan Stanley und UBS.

Ihre höchsten Einnahmen bei den Banken erzielte sie 2013, gleich nach ihrem Abschied als Außenministerin. Im besagten Jahr erhielt sie 2.3 Millionen für drei Reden bei Goldman Sachs und sieben weitere Vorträge bei sieben anderen großen Unternehmen der Wall Street.

Und dann gibt es noch die Clinton Foundation. 2014 belief sich ihr Vermögen auf 439 Millionen Dollar. In 2014 nahm die Stiftung, die ihre Geldgeber nicht publik macht, beinahe zwei Milliarden Dollar von US-Unternehmen ein, besonders von Wall Street-Firmen sowie von ausländischen Regierungen und Unternehmen, politischen Spendern und weiteren Vertretern der Finanzwelt.

Nur einmal, 2008, veröffentlichte die Stiftung eine Liste ihrer Geldgeber. Zu ihnen gehörten auch Saudi-Arabien und das private Sicherheitsunternehmen Blackwater Worldwide.

Zu Kristofs Behauptung, „es gibt keine Anzeichen für Gegenleistungen“, genügt der Hinweis auf die Gesetze, die Clinton als Präsident unterstützte und unterzeichnete. Sie beseitigten die letzten noch verbliebenen Regulierungsvorschriften für die Banken aus den 1930er Jahren und schlossen solche Vorschriften für Hedgefonds und Derivate gänzlich aus. Hillary Clinton ihrerseits stimmte für das Gesetz aus dem Oktober 2008, mit dem das 700-Milliarden-Dollar-Rettungsprogramm für die Banken Gültigkeit erlangte.

Ihre Korruptheit sagt nicht nur Wichtiges über die Clintons persönlich aus, sondern über das politische System allgemein und die Demokratische Partei im Besonderen. Diese Partei, über die der sogenannte „Sozialist“ Sanders sagt, sie könne reformiert werden, ist ein Instrument der Wall Street, des Militärs und der CIA. Neben der Finanzaristokratie bildet die privilegierte und selbstzufriedene obere Mittelklasse ihre wichtigste soziale Basis. Für diese sprechen die Times und ihre liberalen Befürworter von Imperialismus und Krieg, zu denen Kristof gehört.

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