Gegen rechte Ideologie an der Humboldt-Universität!

Ein offener Brief an Prof. Thomas Sandkühler

Die Hochschulgruppe der IYSSE an der Berliner Humboldt-Universität protestiert mit diesem Brief gegen den Versuch, begründete Kritik am rechten Historiker Jörg Baberowski einzuschüchtern. Prof. Thomas Sandkühler ist Inhaber des Lehrstuhls für Geschichtsdidaktik an der HU. 

Sehr geehrter Herr Professor Sandkühler,

als Mitglieder der IYSSE, Abgeordnete des Studierendenparlaments und Studierende des Fachbereichs Geschichte an der Humboldt-Universität protestieren wir aufs Schärfste gegen den Aufruf, den Sie am 26. Oktober auf den offiziellen Moodle-Seiten für die Veranstaltung „Einführung in die Geschichtsdidaktik“ gegen die IYSSE veröffentlicht haben. Sie verteidigen darin extrem rechte Positionen und greifen unser demokratisches Recht auf Meinungsfreiheit an.

Sie beleidigen uns in dem Brief als „Rattenfänger“ und behaupten, ein Anti-Kriegs-Flyer, den wir zu Semesterbeginn verteilt haben, sei „eine Ansammlung von Unverschämtheiten, Unterstellungen und Verdrehungen, die allesamt dazu dienen sollen, Professor Baberowski mundtot zu machen“. Weiter werfen Sie uns eine „Rufmordkampagne“ vor. Für diese Verleumdungen liefern Sie keinen einzigen Beleg. Stattdessen versuchen Sie, Ihre Autorität als Professor zu nutzen, um kritische Studierende einzuschüchtern und zu bedrohen.

Der von Ihnen denunzierte Flyer der IYSSE trägt den Titel „Wissenschaft statt Kriegspropaganda“. [1] Er wendet sich dagegen, dass die Universitäten in wachsendem Maße in die Kriegsvorbereitungen der Bundesregierung eingebunden werden, und geht in diesem Zusammenhang auch auf die Rolle des Inhabers des Lehrstuhls für osteuropäische Geschichte, Jörg Baberowski, ein.

Sie wissen sehr genau, dass die IYSSE ihre Kritik in jedem Punkt sorgfältig mit Zitaten belegt und ausführlich begründet hat. [2] Baberowski hat sich in den letzten Jahren zu einer zentralen politischen Figur der neuen Rechten entwickelt. Er hetzt gegen Flüchtlinge und wirbt für Militarismus und autoritäre Herrschaftsformen. Er nutzt dabei alle medialen Kanäle, attackiert die Kanzlerin und greift die angebliche „Willkommenskultur“ an. Doch kritisiert man ihn und nennt seine rechten Positionen beim Namen, versucht man Ihres Erachtens, den Professor „mundtot“ zu machen. Indem Sie unsere fundierte Kritik als „Unterstellungen und Verdrehungen“ bezeichnen, machen Sie sich mit den üblen Standpunkten Baberowskis gemein. Worum geht es?

Baberowskis extrem rechte Agenda

In unserem Flugblatt heißt es: „Seit dem vergangenen Sommer nutzt Baberowski seine Stellung an der HU, um in Zeitungsartikeln, Interviews und öffentlichen Auftritten ultrarechte Standpunkte zu vertreten. Er hetzt gegen die Aufnahme von Flüchtlingen, fordert die Schließung der deutschen Grenzen und behauptet, „illegale Einwanderer“ aus fremden Kulturen zerstörten das Fundament der Gesellschaft. Seine kruden Thesen zur Frage des Ursprungs von Gewalt dienen ihm dazu, nach einem starken Staat und mehr Polizei zu rufen und diktatorische Formen der Herrschaft zu rechtfertigen.“

Das ist eine sehr kurze Zusammenfassung einer langen Reihe von Aussagen, die Baberowski zu diesem Thema gemacht hat. So erklärte er angesichts der steigenden Zahl von gewaltsamen, fremdenfeindlichen Anschlägen im September letzten Jahres: „Ich glaube angesichts der Probleme, die wir in Deutschland haben mit der Einwanderung, die jetzt gerade stattfindet, ist das ja noch eher harmlos.“ [3] Welchem politischen Lager würden Sie solche Aussagen zuordnen, Herr Sandkühler?

Noch deutlicher zeigen Baberowskis Stellungnahmen zum Krieg gegen den Terror den reaktionären Inhalt seiner Gewaltvorstellung. Dazu heißt es im Flyer der IYSSE: „Im Oktober 2014 plädierte Baberowski im Kampf gegen dschihadistische Gruppen für Methoden, die allen völkerrechtlichen Normen und Konventionen widersprechen. Wörtlich sagte er: ‚Und wenn man nicht bereit ist, Geiseln zu nehmen, Dörfer niederzubrennen und Menschen aufzuhängen und Furcht und Schrecken zu verbreiten, wie es die Terroristen tun, wenn man dazu nicht bereit ist, wird man eine solche Auseinandersetzung nicht gewinnen, dann soll man die Finger davon lassen.‘“

Während der Podiumsdiskussion im Deutschen Historischen Museum, auf der Baberowski diesen Satz äußerte, machte er unmissverständlich klar, dass er für eine derartige Auseinandersetzung mit Terroristen ist. Er sagte, man müsse „sich darüber im Klaren sein, dass das viel Geld kosten wird und dass man Soldaten und Waffen in ein Machtvakuum hinein schicken muss… man braucht dafür den politischen Willen und die politische Strategie und vor allem muss man dann auch sagen, damit das klappt, müssen wir da auch reingehen. Und das muss es uns wert sein. Das kostet Geld. Wir müssen da Truppen rein schicken. Diese Länder wie der Irak, Syrien und Libyen sind nicht mehr im Stande, dieses Problem selbst zu lösen.“ [4]

Ähnlich hat sich Baberowski wiederholt geäußert. Die Behauptung, man könne Gewalt nur mit noch brutalerer Gewalt bekämpfen, zieht sich wie ein roter Faden durch seine öffentlichen Stellungnahmen. So verlangte er am 25. November 2015 in der Esslinger Zeitung, gegen Terroristen die gleichen Methoden anzuwenden, die sie selbst anwenden: „Auge um Auge und Zahn um Zahn.“ Zu den Terroranschlägen in Frankreich sagte er: „Ich fand es fatal, dass Frau Merkel zu den Franzosen gesagt hat: ‚Wir weinen mit ihnen.‘ Wer so reagiert, wird von den Terroristen als Schwächling verachtet.“ [5]

Baberowskis Relativierung der Nazi-Verbrechen

Das alles sind Positionen der extremen Rechten. Am schwersten aber wiegt Baberowskis Relativierung der Verbrechen der Nazis. Wir schrieben in dem Flyer: „Baberowski verharmlost die Verbrechen des Nationalsozialismus. Im Spiegel bekannte er sich Anfang 2014 zum mittlerweile verstorbenen Nazi-Apologeten Ernst Nolte und bescheinigte Hitler, er sei ‚kein Psychopath‘ und ‚nicht grausam‘ gewesen. In seinen Büchern stellt er den Vernichtungskrieg im Osten als Reaktion auf die Gewalt der Bolschewiki dar und leugnet jede Verantwortung der nationalsozialistischen Ideologie.“

Sie wissen sehr genau, was für apologetische Standpunkte Baberowski vertritt, weil es sich hier um Ihren eigenen Fachbereich handelt. Dass Sie unsere Feststellungen dennoch als „Unterstellungen und Verdrehungen“ bezeichnen, ist daher besonders übel.

Im Spiegel hob Baberowski Hitler im Vergleich mit dem sowjetischen Diktator Josef Stalin ausdrücklich positiv hervor. Wörtlich sagte er: „Hitler war kein Psychopath, er war nicht grausam. Er wollte nicht, dass an seinem Tisch über die Judenvernichtung geredet wird.“ [6]

Diese Verharmlosung Hitlers ist widerwärtig und historisch absurd. In Ihrer neuen Hitler-Biografie für Jugendliche [7] beschreiben Sie selbst immer wieder, wie grausam Hitler gegen Behinderte, politische Gegner und Juden vorging. „Dem Holocaust fielen in der Sowjetunion vor allem alte Menschen, Frauen und Kinder zum Opfer. Dieses Verbrechen war also nicht nur grausam, sondern auch bodenlos feige“, schreiben Sie auf Seite 253 sehr richtig. Sind Sie allen ernstes der Meinung, dass Baberowkis Äußerungen legitime Auffassungen innerhalb des wissenschaftlichen Diskurses darstellen?

Dass es sich bei Baberowskis Verharmlosung Hitlers nicht um einen Fauxpas handelte, zeigen seine zahlreichen weiteren relativierenden Positionen zur Nazi-Diktatur. So erklärt Baberowski den Vernichtungskrieg der Nazis zu einem Produkt der Gewalträume, die die Sowjetunion geschaffen habe. 2007 schrieb er: „Stalin und seine Generäle zwangen der Wehrmacht einen Krieg neuen Typs auf, der die Zivilbevölkerung nicht mehr verschonte.“ [8]

Nazi-Apologeten hatten den Vernichtungskrieg der Nazis schon immer als Antwort auf den Partisanenkrieg zu rechtfertigen versucht. In Ihrem eigenen Buch weisen Sie diese Behauptungen zurecht zurück und bringen Ursache und Wirkung ins richtige Verhältnis: „Hitler begrüßte Stalins Auftrag zum Partisanenkrieg. Dieser gebe den Deutschen in der Sowjetunion eine willkommene Gelegenheit, ‚auszurotten, was sich gegen uns stellt‘. Der Diktator forderte also höhere Erschießungszahlen.“ (S. 254) Sie stellen auch fest, dass die „Grundzüge des Raub- und Vernichtungskrieges“ schon im Frühjahr 1941 feststanden. (S. 200)

Baberowskis Verharmlosung des Vernichtungskriegs wurde auch von anderen Historikern scharf kritisiert. So warf etwa Benno Ennker, der in Tübingen und St. Gallen lehrt, Baberowskis Buch „Verbrannte Erde“ „eine implizite Entlastung der Wehrmacht“ vor. Zu Baberowskis Behauptung, die Nationalsozialisten hätten ihren Vernichtungskrieg „nicht mehr unter Kontrolle bringen“ können, schrieb er: „Eine solche – durch nichts belegte – Exkulpation der ideologisch geplanten Vernichtungspolitik im Osten durch ‚Situation und Umstände‘ ist bisher nur vom polnischen Skandal-Historiker Bogdan Musial bekannt gewesen.“ [9]

Christoph Dieckmann vom Fritz Bauer Institut zur Geschichte und Wirkung des Holocaust warf Baberowski vor, er verkenne „die Forschungslage, die den weitgehenden Konsens der deutschen Führung und Wehrmachtspitzen vor dem Angriff auf die Sowjetunion belegt, binnen weniger Monate viele Millionen Sowjetbürger dem Hungertod auszuliefern“. Angesichts dieser Forschungslage wirkten Baberowskis Ausführungen „apologetisch“. [10]

Selbst in Springers Welt konstatierte Alan Posener nach der Lektüre von Baberowskis neustem Buch „Räume der Gewalt“: „Es gab eine Zeit, da wäre eine solche Verniedlichung der Rolle des Antisemitismus beim Holocaust in Deutschland ein Skandal gewesen. Das Land ist intellektuell derart auf den Hund gekommen, dass Baberowski bejubelt wird.“ [11]

Das ist ein bemerkenswertes Statement, das gerade angesichts des Verhaltens, das Sie selbst und Ihr Fachbereich an den Tag legen, unterstrichen werden sollte. Es steht völlig außer Frage, dass Baberowski versucht, Verbrechen der Nazis zu relativieren. Als Ernst Nolte den Holocaust in den 80er Jahren als eine verständliche Reaktion auf die Gewalt des Stalinismus darstellte, löste er damit noch eine Welle der Empörung und den Historikerstreit aus. Nolte wurde fachlich und politisch widerlegt. Er trat bald nur noch vor rechtsradikalem Publikum auf.

Sie selbst hatten noch im Jahr 2000 einen kritischen Artikel zu Ernst Nolte verfasst. Damals warfen Sie Horst Möller, der eine Laudatio auf Nolte gehalten hatte, vor, er verfolge das Ziel, „den Historikerstreit mitsamt seiner Folgen ungeschehen zu machen und Ernst Nolte auf diese Weise in den Stand der politischen Unschuld zurückzuversetzen“. Dagegen wandten Sie korrekt ein: „Zunächst einmal wäre aber doch darauf hinzuweisen, dass nicht Nolte ausgegrenzt wurde, sondern dass er sich selbst durch sein Festhalten an relativierenden Aussagen über den Nationalsozialismus ausgegrenzt hat, die jeglicher empirischen Grundlage entbehren.“ [12]

Baberowski schreibt heute Dinge, die weit über das hinausgehen, was Nolte 1986 vertrat. Deshalb verteidigt er Nolte auch vehement gegen seine Kritiker. In dem bereits zitierten Spiegel-Artikel wird er mit den Worten zitiert: „Nolte wurde unrecht getan. Er hatte historisch recht.“

Wenn Sie der Ansicht sind, Nolte habe sich mit seinen relativierenden Aussagen selbst ausgegrenzt, wie können Sie dann Kritiker Baberowskis derart aggressiv angreifen? Im Gegensatz zu Nolte in seinen frühen Jahren hat Baberowski keine einzige Studie von wissenschaftlichem Wert vorgelegt. Kein einziges seiner Bücher wurde bisher in englischer Sprache veröffentlicht.

In der anglo-amerikanischen Welt ist Baberowski vor allem bekannt, weil er von rechtsextremen Medien wie dem Daily Stormer und Breitbart News für seine Flüchtlingshetze gefeiert wird. Der faschistische und antisemitische Daily Stormer berichtete am 8. Dezember 2015 prominent über Baberowski und begrüßte seine Behauptung, die Migration führe zur Zerstörung der deutschen Identität. [13] Auch die deutsche NPD und andere rechtsextreme Webseiten spendeten dem Professor Beifall. Baberowski ist kein Wissenschaftler, sondern ein rechter Ideologe.

Angriff auf demokratische Rechte

Doch anstatt gegen seine rechte Hetze, gegen seine Geschichtsfälschung und gegen seine Relativierung der Nazi-Verbrechen zu protestieren, greifen Sie kritische Studierende an, die der ideologischen Kriegsvorbereitung entgegentreten. Das ist wissenschaftlich unredlich und auf persönlicher Ebene schäbig.

Ihr Argument, die Kritik der IYSSE bestehe aus „Unterstellungen und Verdrehungen“, ist dabei nicht neu. Auch Rechtsextremisten versuchen häufig, ihre Gegner auf diese Weise einzuschüchtern. Die wichtigste Verteidigungslinie Noltes und seiner Unterstützer bestand darin, den Kritikern Verleumdung zu unterstellen. Die Vorwürfe reichten von „schludriger Recherche und geklitterten Zitaten“ (Michael Stürmer) bis hin zu „verfälschender Zitation“ (Klaus Hildebrand). [14] Nolte selbst beharrte darauf, er sei nicht richtig wiedergegeben worden.

Als Deborah Lipstadt den Holocaustleugner David Irving in ihrem Buch „Denying the Holocaust“ zitierte und auf seine Verteidigung Hitlers hinwies, versuchte dieser zunächst beim Verlag den Verkauf des Buches zu stoppen und strengte dann eine Verleumdungsklage an, die er verlor. Sie benutzen nun ganz ähnliche Methoden, um kritische Studierende einzuschüchtern.

Wider besseres Wissens behaupten Sie, die IYSSE seien keine „studentische Organisation“, und beschweren sich, dass sie Veranstaltungen „in den Räumen der Universität“ durchführt. Sie wissen sehr genau, Herr Sandkühler, dass die IYSSE bei den letzten StuPa-Wahlen über sechs Prozent der Stimmen erhielten und damit vier Mandate errangen. Zwei ihrer Abgeordneten studieren an Ihrem eigenen Institut. Die IYSSE halten wöchentliche Treffen ab, führen Veranstaltungen durch und beteiligen sich an studentischen Initiativen. Ihre Behauptung ist schlicht gelogen.

Vollends absurd wird es schließlich, wenn Sie nach Ihren Angriffen erklären: „Sachliche Kritik an den wissenschaftlichen und politischen Positionen von Herrn Baberowski ist selbstverständlich zulässig; kein Professor dieser Universität ist vor solcher Kritik gefeit.“

Aber genau darum geht es. Herr Baberowski hat von Anfang an versucht, die IYSSE mit undemokratischen und autoritären Methoden zum Schweigen zu bringen. Als er den Trotzki-Biografen Robert Service für eine öffentliche Veranstaltung an die Humboldt-Universität geladen hatte, kündigten die IYSSE an, dem Professor Fragen zu seinem Buch stellen zu wollen, das unter anderem von 14 namhaften deutschsprachigen Historikern als „Schmähschrift“ bezeichnet worden war. [15] Baberowski verhinderte jede Diskussion, indem er die Veranstaltung heimlich an einen anderen Ort verlegte und jeden ausschloss, den er verdächtigte, kritische Positionen zu vertreten, darunter Professoren und Geschichtsstudenten der Humboldt-Universität.

Als die IYSSE in Flugblättern und auf Veranstaltungen darauf hinwies, wie Baberowski Nazi-Verbrechen verharmlost, wurde dieser bei der Universitätsleitung vorstellig und versuchte, den Studierenden Räume an der Uni zu verbieten. Später erklärte er Mitglieder der IYSSE für „Spinner“ und forderte, sie von der Uni zu schmeißen. [16] Den Studierenden dann vorzuwerfen, sie würden versuchen, den Professor „mundtot“ zu machen, ist absurd.

Aber ihre unredlichen Angriffe sind nicht neu, Herr Sandkühler. Das Geschichtsinstitut und die damalige Universitätsleitung der HU hatten sich schon 2014 in Statements hinter Baberowski gestellt und die IYSSE ähnlich verleumdet. Protestbriefe der IYSSE, die diese Verleumdungen Punkt für Punkt faktisch widerlegten, beantworteten sie nicht. Die Studierendenparlamente der HU und der Freien Universität verabschiedeten daraufhin mit überwältigender Mehrheit Resolutionen zur Verteidigung der IYSSE. Mittlerweile haben auch die Studierendenvertretungen in Bremen und Hamburg gegen Vorträge Baberowskis an ihren Universitäten protestiert.

Die Universitätsleitung der HU und das Institut sahen sich schließlich gezwungen, die Erklärungen gegen die IYSSE von ihren Webseiten zu entfernen. Doch Sie wollen offensichtlich nicht damit aufhören, die Studierenden unter Druck zu setzen. Sie haben Ihre Erklärung nicht als Privatperson abgegeben, sondern in Ihrer Funktion als Professor auf den offiziellen Moodle-Seiten der Einführungsveranstaltung. Sie versuchen ihre Stellung zu nutzen, um kritische Studierende einzuschüchtern.

Dass Sie ernsthaft versuchen, dieses autoritäre Vorgehen als Verteidigung der Meinungsfreiheit zu verkaufen, ist schon allerhand. Sie haben selbst darüber geschrieben, wie Angepasstheit und vorauseilender Gehorsam das Dritte Reich ermöglicht haben. Das gilt sicherlich für viele der deutschen Akademiker, die die Nazis willfährig unterstützt haben. Fritz K. Ringer hat dafür in seinem Buch „Die Gelehrten. Der Niedergang der deutschen Mandarine 1890–1933“ den Begriff des „Mandarinentums“ geprägt.

Es geht hier nicht um eine persönliche Auseinandersetzung mit Baberowski oder, wie Sie uns unterstellen, um Werbung für die Partei für Soziale Gleichheit (PSG). Es geht um die zentralen Fragen der deutschen Geschichte, die angesichts des Anwachsens von Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit wieder hoch aktuell werden. Es geht um Versuche, die größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte umzudeuten.

Niemand verlangt von Ihnen, die politischen Perspektiven der IYSSE zu teilen, aber mit Ihrem schäbigen Angriff auf die Studierenden der IYSSE versuchen Sie, Kritik an der Verharmlosung und Relativierung von Nazi-Verbrechen zu unterdrücken. Wir fordern Sie deshalb dringend auf, Ihren Standpunkt zu überdenken und den Brief unverzüglich von der Webseite zu entfernen.

Mit freundlichen Grüßen

Hochschulgruppe der IYSSE an der Humboldt-Universität Berlin

Anmerkungen

[1] https://www.wsws.org/de/articles/2016/10/17/iyss-o17.html, 10.11.2016

[2] Eine ausführliche Darstellung unserer Kritik findet sich in: Vandreier, Christoph: Jörg Baberowskis Geschichtsfälschung, in Schwarz, Peter (Hrsg): Wissenschaft oder Kriegspropaganda, Essen 2015, S. 95-132 https://www.wsws.org/de/articles/2015/09/12/babe-s12.html

[3] „Kritik an Flüchtlingspolitik“, 3Sat Kulturradio, 24.09.2015

[4] „Interventionsmacht Deutschland?“, Schlüterhofgespräche im Deutschen Historischen Museum, 01.10.2014, https://www.dhm.de/ueber-uns/ueber-uns/aktuelles/interventionsmacht-deutschland.html

[5] „Das Versagen der deutschen Politik ist dramatisch“, Interview mit Jörg Baberowski, in: Eßlinger Zeitung, 25.11.2015

[6] Kurbjuweit, Dirk: „Der Wandel der Vergangenheit“, in: Spiegel Online, 10.02.2014,http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-124956878.html

[7] Sandkühler, Thomas: Adolf H. - Lebensweg eines Diktators, Hanser Literaturverlage 2015

[8] Baberowski, Jörg: „Kriege in staatsfernen Räumen. Russland und die Sowjetunion 1905–1950“, in: D. Beyrau, M. Hochgeschwender, D. Langewiesche (Hrsg.), Formen des Krieges. Von der Antike bis zur Gegenwart, Paderborn 2007, S. 305.

[9] Ennker, Benno (2012): „Ohne Ideologie, ohne Staat, ohne Alternative? – Fragen an Jörg Baberowski“, in: Osteuropa, Jahrgang 62, Heft 4, April 2012, S. 112

[10] Dieckmann, Christoph (2012): „Die Suche geht weiter – Stalin, der Stalinismus und das Rätsel der Gewalt“, in: Osteuropa, Jahrgang 62, Heft 4, April 2012, S. 131

[11] https://www.welt.de/print/wams/kultur/article150814231/Der-Raum-unter-der-Schaedeldecke.html 10.11.2016

[12] http://web.archive.org/web/20001216021000/www.sonntagsblatt.de/artikel/2000/35/35-s6.htm 10.11.2016

[13] http://www.dailystormer.com/german-professor-says-german-identity-will-be-totally-destroyed-by-mass-immigration, 10.11.2016

[14] Zitiert nach Kühnl, Reinhard (Hrsg): Streit ums Geschichtsbild, Köln 1987, Stürmer S. 63, Hildebrand S. 56

[15] https://www.wsws.org/de/articles/2011/11/brie-n19.html 10.11.2016

[16] http://www.tagesspiegel.de/wissen/muenkler-watch-an-hu-berlin-herfried-muenkler-wirft-bloggern-antisemitische-muster-vor/11801382.html 10.11.2016

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