Sozialistische Gleichheitspartei diskutiert ihr Wahlprogramm in Berlin-Wedding

Am Samstag sprachen Kandidaten der Sozialistischen Gleichheitspartei am Leopoldplatz in Berlin-Wedding mit Anwohnern über die Gefahr eines Weltkriegs, die rechte Kampagne der SPD und die Perspektiven der Sozialistischen Gleichheitspartei.

„Wir treten zu den Wahlen an, um der verbreiteten Opposition gegen Krieg eine Stimme und eine sozialistische Orientierung zu geben. Ein Krieg kann nur verhindert werden, wenn der Kapitalismus gestürzt und die großen Banken und Konzerne unter die demokratische Kontrolle der Arbeiter gestellt werden“, erklärte der Berliner Kandidat für die Bundestagswahlen, Christoph Vandreier, über die Lautsprecheranlage.

Kundgebung der SGP auf dem Leopoldplatz in Berlin-Wedding

Vandreier verband den Kampf gegen Krieg mit der sozialen Katastrophe, mit der Massen von Arbeitern konfrontiert sind. Gerade im Wedding sind zehntausende Arbeiter von Arbeitslosigkeit, Niedriglöhnen und Leiharbeit betroffen. „Das ist das Ergebnis einer systematischen Politik im Interesse der Reichen, die vor allem von der SPD vorangetrieben wurde“, erklärte Vandreier. „Die SPD ist zu Recht verhasst. Jetzt reagiert sie auf den Hass, der ihr entgegenschlägt, indem sie mit Flüchtlingshetze den braunen Bodensatz der Gesellschaft mobilisiert.“

Die SGP stehe demgegenüber für einen gemeinsamen Kampf aller hier lebender Arbeiter gegen Krieg und Kapitalismus. Diese Perspektive trifft am Leopoldplatz, auf dem Menschen mit sehr unterschiedlicher Abstammung zusammenkommen, auf große Resonanz.

„Ich sehe mich als Weltbürger“, sagt etwa Mohamed El-Mahdi, der 1999 aus dem Sudan nach Deutschland gekommen ist, im Gespräch mit dem Direktkandidaten für Berlin-Mitte, Andreas Niklaus. „Ein Weltbürger ist jemand, der auf dieser Welt lebt und ein würdiges Leben haben möchte: dass er arbeiten darf, unter gerechten Lebensbedingungen leben möchte. Wir wollen ein lebenswürdiges Leben, freien Zugang zur Bildung und zum Arbeitsmarkt, dass wir einander tolerieren und demokratisch miteinander leben und das fehlt in dieser Welt.“

Mohamed El-Mahdi mit SGP-Direktkandidat Andreas Niklaus

Die soziale Lage im Wedding, bezeichnet El-Mahdi als furchtbar. „Es gibt hier so viele Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben. Und es gibt so viele Parallelgesellschaften: junge Menschen, die keine Perspektive haben und keinen Zugang zum Arbeitsmarkt. Und hinzu kommt noch: Flüchtlinge, die geduldet werden und nicht hier arbeiten dürfen, und so viele, die auf das Asylverfahren warten. Das ist unerträglich. Und diese Menschen tun mir wirklich leid.“

El-Mahdi ist von der internationalen Perspektive der SGP gegen Krieg angezogen. Er zeigt sich beunruhigt über die Aufrüstung gegen Russland und die Kriege im Nahen Osten: „Wir leben im 21. Jahrhundert und das alles passiert. Die armen Menschen leiden überall und die Großen, Mächtigen streiten untereinander um größeren Einfluss und darum, dass es ihnen noch besser geht.“

Auch Almir blieb mit seiner Frau sofort stehen, als er den Wahlaufruf gegen Militarismus und Krieg erhielt. „Es ist meine eigene Lebensgeschichte, die mir dieses Thema so wichtig erscheinen lässt“, sagte er. Er kommt aus dem ehemaligen Jugoslawien und hat die Zerstörungen und das Leid, das der Krieg mit sich brachte, erlebt.

Der Westen habe den Zerfall Jugoslawiens in einzelne Nationalstaaten betrieben, habe daran verdient, Waffen an die Bürgerkriegsparteien zu verkaufen, sagt er. „Danach haben sie dort Industriebetriebe aufgebaut, um von den niedrigen Löhnen der Arbeiter zu profitieren.“

Diskussionen am Infotisch der SGP

Auf den kürzlichen Streik bei Fiat in Serbien und den Arbeitskampf bei VW in Bratislava angesprochen, sagte er, dass das niedrige Lohnniveau nur eines der Probleme sei. „Ich weiß, dass auch eine ganze Reihe von Betrieben im ehemaligen Jugoslawien die Monatslöhne nicht einmal regelmäßig bezahlen können.“

Als Jugoslawien noch ein gemeinsamer Staat war, hätten sich die verschiedenen Provinzen mit ihren unterschiedlichen Wirtschaftsschwerpunkten gegenseitig unterstützt. Heute fehle ihnen diese Zusammenarbeit, stattdessen gebe es große Konkurrenz und Konflikte zwischen den Einzelstaaten, die von den großen Konzernen ausgenutzt würden.

Als er hörte, dass die SGP zur Bundestagswahl kandidiert, um eine internationale Arbeiterpartei aufzubauen, die für die Vereinigten Sozialistischen Staaten von Europa kämpft, war er sehr interessiert. Wie viele andere an diesem Samstag will er am 17. August zur Wahlveranstaltung der SGP im Wedding kommen.

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