Leipziger Buchmesse: Mehring Verlag stellt „Warum sind sie wieder da?“ vor

Der Mehring Verlag präsentiert auf seinem Stand auf der Leipziger Buchmesse das Buch „Warum sind sie wieder da?“. Der stellvertretende Vorsitzende der Sozialistischen Gleichheitspartei Christoph Vandreier erklärt darin, welche Rolle Akademiker, Medien, politische Parteien und Staatsapparat beim Aufstieg der extremen Rechten gespielt haben.

Christoph Vandreier auf der Leipziger Buchmesse

Vandreier stellte das Buch am Freitag auch auf dem Sachbuchforum der Buchmesse vor. Vor fast 100 Zuhörern ging er zunächst auf den rechtsextremen Terroranschlag in Neuseeland ein und erklärte, dass er nur auf der Grundlage eines umfassenden internationalen Neonazi-Netzwerks möglich gewesen sei. „Der Terroranschlag ist ein besonders brutaler Ausdruck eines heftigen Rechtsrucks des politischen Establishments“, sagte Vandreier.

In Deutschland sei zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg eine rechtsextreme Partei mit über 90 Abgeordneten im Bundestag vertreten. „Und die Bundesregierung setzt die Politik der AfD in die Tat um“, erklärte er und ging auf die menschenverachtende Flüchtlingspolitik und die horrende Aufrüstung ein.

Die Vorstellung des Buchs im Sachbuchforum

Es gebe viele Unterschiede zu den 1930er Jahren, vor allem habe die AfD keine Massenbasis, sondern sei eine verhasste Minderheit, erklärt Vandreier. „Aber wie damals setzt die herrschende Klasse wieder in wachsendem Maße auf autoritäre und faschistische Methoden, um ihre Politik von sozialer Ungleichheit und Militarismus gegen breite Ablehnung durchzusetzen.“

Vandreier ging dann ausführlich auf die ideologische Vorbereitung des Rechtsrucks ein. Um rechtsradikale Standpunkte wieder salonfähig zu machen, werde die Geschichte gefälscht und würden die Verbrechen der Nazis verharmlost. Eine zentrale Rolle spiele dabei Jörg Baberowski, der als Professor der Humboldt-Universität die Grausamkeit Hitlers geleugnet habe. Im Spiegel hatte Baberowski im Februar 2014 außerdem behauptet, dass der Holocaust im wesentlichen das gleiche wie Erschießungen 1918 in Russland gewesen sei.

Der Stand des Mehring Verlags

Zudem habe Baberowski brutale Kriege gefordert und Gewalt gegen Flüchtlinge verharmlost. Seine Behauptung, die Aufnahme von Flüchtlingen zerstöre den Überlieferungszusammenhang, der einer Gesellschaft Stabilität verleihe, sei von zahlreichen Neonazi-Webseiten aufgegriffen worden, die Baberowski als Held feierten.

Baberowskis Verharmlosung der Nazi-Verbrechen sei drei Jahre lang von keinem einzigen Professor aufgegriffen worden. Ganz im Gegenteil seien die Sozialistische Gleichheitspartei (SGP) und ihre Jugendorganisation IYSSE von Akademikern, Medien und Politik angegriffen worden, weil sie Baberowskis Positionen kritisiert hatten. „Das ohrenbetäubende Schweigen war eine Voraussetzung dafür, dass die extreme Rechte heute derart aggressiv auftreten kann“, so Vandreier.

„Um gegen diese rechte Politik zu kämpfen ist es notwendig, zu verstehen, warum sie wieder kommt“, fuhr der Autor fort. „In dem Buch zeigen wir deshalb nicht nur den rechten Charakter der Regierung auf, sondern diskutieren auch, was die Grundlage dieser Politik ist. Man kann die Umsetzung der AfD-Politik, den Rechtsschwenk der Medien und die Verharmlosung der Nazi-Verbrechen an den Universitäten nur damit erklären, dass die historischen Fragen wieder aufbrechen, die bereits zu zwei Weltkriegen geführt haben.“

Weil der Kapitalismus erneut zu Barbarei und Krieg führe, sei eine sozialistische Perspektive notwendig, um den Aufstieg der Rechten zu bekämpfen. „Die einzige soziale Kraft, die Krieg und Faschismus verhindern kann, ist die internationale Arbeiterklasse. Damit sie das machen kann, benötigt sie ein sozialistisches Programm und eine revolutionäre Führung“, schloss Vandreier.

Vandreier signiert nach der Veranstaltung seine Bücher

Die Buchvorstellung stieß auf großes Interesse, und viele Zuhörer kauften das Buch und ließen es vom Autor signieren. Sie zeigten sich über den scharfen Rechtsruck erschrocken und begrüßten die ernsthafte Perspektive der SGP.

Am heutigen Samstag wird der Mehring Verlag auf dem Sachbuchforum das Buch „Das Erbe das wir verteidigen“ vorstellen. Der Autor, David North, ist Chefredakteur der World Socialist Web Site und Vorsitzender Socialist Equality Party (SEP) in den USA. Er wird das Buch persönlich präsentieren.

Das Buch ist eine umfassende Darstellung der Geschichte der Vierten Internationale während der ersten 50 Jahre ihres Bestehens. Es ist in der letzten Woche in einer neuen, erweiterten Auflage erschienen.

Am Samstagabend werden North und Vandreier im Rahmen von „Leipzig liest“ zum Thema „Die Lehren der 1930er und der Kampf gegen die extreme Rechte heute“ sprechen.

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