Überlebende der Bombenanschläge in Sri Lanka und Anwohner prangern Terroranschläge an

Reporter der World Socialist Web Site (WSWS) sprachen mit Bewohnern der Stadtviertel Kochchikade in Colombo und Katuwapitiya in Negombo, wo am Sonntag zwei der tödlichen Bombenexplosionen stattfanden. Sie besuchten auch das Colombo National Hospital und das Negombo District Hospital und sprachen mit Verletzten und Menschen, die ihre vermissten Verwandten suchten.

N. A. Sumanapala wohnt in der Jampattah Street, gegenüber der St. Anthony's Church in Kochchikade. Er berichtet: „Gegen 8.45 Uhr morgens, kurz bevor die Morgengebete endeten, gab es eine große Explosion. Die Leute schrien und Körperteile flogen umher. Da heute Ostersonntag ist, hätten Tausende von Menschen in der Kirche sein können. Viele waren von weit her gekommen, um am Ostergottesdienst teilzunehmen. Zunächst stand nur ein Krankenwagen zur Verfügung, und der kam etwa eine halbe Stunde nach dem Bombenanschlag an. Die Opfer wurden mit Bussen, dreirädrigen Taxis und anderen Fahrzeugen der Anwohner ins Krankenhaus gebracht.“

Sumanapala war wütend und verurteilte den Terroranschlag. „Ich weiß nicht, wer für die Explosion verantwortlich ist, aber es ist eine barbarische Tat“, sagte er. „Wir haben einen 30-jährigen Krieg hinter uns, der das Leben aller Betroffenen in schrecklicher Weise geprägt hat. Das Ziel dieses Bombenanschlags könnte darin bestehen, Kommunalismus und Konflikte zu schüren. Er muss auf das Schärfste verurteilt werden.“

Stephen Fernando, der ebenfalls in der Nähe der St.-Anthony's-Kirche wohnt, sagte: „Als sich die große Explosion ereignete, schlief ich gerade. Meine Mutter sagte, die Explosion sei in der Kirche gewesen, und so eilte ich dorthin. Überall Blut und Leichenteile. Es war sehr schlimm, die Leute schrien und rannten weg.“ Fernando verurteilte den Terroranschlag als „einen zynischen Versuch, Konflikte zwischen den Menschen zu provozieren, die friedlich zusammenleben“.

Die sri-lankischen Krankenhausbehörden erlaubten den Medien nur den Besuch der Station 32 im Colombo National Hospital, wo 35 Opfer mit leichten Verletzungen lagen.

Shonal Daniel, 15, ein Student aus Wattala, einem Vorort von Colombo, hatte Verletzungen im Gesicht und am rechten Arm davongetragen. Sein Vater berichtete der WSWS, sein Sohn sei verspätet zu den Morgengebeten in der Kirche in Kochchikade aufgebrochen. „Wir waren erst verärgert, weil er spät dran war, aber dann hörten wir, dass es eine Explosion in der Kirche gegeben hatte. Wir eilten dorthin und erfuhren, dass die Opfer ins Krankenhaus gebracht worden waren. Wir kamen in großer Angst hierher, aber zum Glück hat er nur leichte Verletzungen. Dieser Bombenanschlag ist ein brutales Verbrechen.“

Ranjith Kumar, 42, ein Portier bei Petah in Colombo, wurde wegen Verbrennungen behandelt. „Ich war in der Kirche, und plötzlich gab es eine Explosion und dann ein lautes großes Geräusch mit Flammen. Ich wurde umgestoßen, schaffte es aber, hinauszukommen“, sagte er.

„Meine Frau fiel hin. Sie hat Kopfverletzungen und wurde auf Station 38 aufgenommen. Mein 10-jähriger Sohn war ebenfalls in der Kirche, bei ihm wurde aber glücklicherweise nur ein Teil der Haare verbrannt. Wir haben kein regelmäßiges monatliches Einkommen, sondern ich verdiene jeweils etwa 2.000 Rupien für einen Tag Arbeit. Mit diesem Einkommen muss ich sechs Menschen ernähren. Dieser Vorfall ist ein großer Schlag für uns.“

Nelson, 32, aus Nawalapitiya in der Zentralprovinz Sri Lankas, arbeitet für ein Gasunternehmen in Gampaha, 25 Kilometer von Colombo entfernt. „Mein Kopf wurde hart getroffen, als ich wegen der Bombenexplosion stürzte und mehrere Leute auf mich fielen. Mein Onkel, der mit mir in der Kirche war, kann jetzt nichts mehr hören, weil die Explosion so laut war. Die Messe wurde auf Tamilisch gehalten, und als die Bombe hochging, zündeten wir gerade die Kerzen an.

Meine Frau hat gerade ein Baby bekommen und wartet im Castle Hospital (in Colombo) darauf, dass sie nach Hause kann. Sie weiß noch gar nicht, dass ich ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Glücklicherweise bin ich noch am Leben. Das Ganze ist entsetzlich. So viele Menschen wurden getötet und verletzt.“

Zwei junge Frauen suchten im Krankenhaus nach ihren Männern, die in St. Anthony‘s gewesen waren. Sie konnten sie nicht finden. Eine der Frauen, S. Rohini, ist mit Loganathan Rames, 30, verheiratet, einem Verkäufer in einem Reisgeschäft.

„Wir haben vor fünf Jahren geheiratet und haben ein fünfjähriges Kind“, sagte sie. „Mein Mann ging zum Gottesdienst in Kochchikade, aber ich und andere Familienmitglieder besuchten eine andere Kirche. Wir haben alle Stationen im National Hospital durchsucht und gingen auch in andere Krankenhäuser, aber wir können ihn nirgendwo finden. Wir verurteilen diese Angriffe mit aller Kraft“, sagte sie.

WSWS-Reporter besuchten auch die katholische Kirche in Katuwapitiya in Negombo. Darin befanden sich noch etwa 20 Leichen. Die Leichen, die bis zur Unkenntlichkeit verbrannt und über den Boden verstreut waren, blieben dort bis 14.00 Uhr liegen. Das Innere der Kirche war mit Blut bespritzt und die Dachziegel des gesamten Gebäudes durch die Explosion zerstört.

Ein verzweifelter Mann mittleren Alters kam aus der Kirche und schrie: „Wo war Gott, als das passiert ist? Wer auch immer das getan hat, jede Vergeltung würde nur dazu führen, dass noch mehr einfache Menschen getötet werden.“

Verwandte von Opfern des Anschlags eilten erst zur Kirche und von dort aus zum Negombo Hospital. Die sri-lankische Polizei und andere Sicherheitskräfte haben strenge Einschränkungen für Patientenbesuche verhängt. Nur ein Mitglied aus der Familie eines Opfers darf das Krankenhaus betreten.

Zahlreiche weinende Männer und Frauen, einige von weit her, waren im Krankenhaus und versuchten, verletzte Verwandte zu finden. Ein Besucher, dessen Schwiegermutter bei der Explosion getötet wurde, weinte: „Mein jüngerer Sohn kam mit einer blutenden Kopfwunde nach Hause, aber meinen 15-jährigen Sohn kann ich nicht finden. Er ist weder in der Kirche noch im Krankenhaus.“

Angehörige der Opfer

Ein Arzt berichtete der WSWS, dass die meisten der verletzten Patienten ins Colombo National Hospital, das Teaching Hospital in Ragama oder ein anderes Krankenhaus in Chilaw verlegt worden seien, weil es in Negombo nicht genügend Betten und medizinisches Personal gebe.

Nach Aufrufen in den Medien waren viele Menschen, meist Jugendliche, ins Krankenhaus gekommen, um Blut für die Schwerverletzten zu spenden. Einer von ihnen sagte der WSWS: „Wer auch immer diesen Angriff verübt hat, er wird von den Herrschern ausgenutzt werden. Die Politiker werden ihn ausnutzen, um die Wahlen weiter zu verschieben, der Bevölkerung größere Lasten aufzubürden und Streiks zu verbieten.“

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