Kampagne für David O‘Sullivan erreicht erstes Spendenziel von 10.000 Pfund

Eine öffentliche Crowdfunding-Kampagne für den Londoner Busfahrer hat elf Tage früher als geplant das erste Spendenziel von 10.000 Pfund erreicht. Über die Plattform Crowd Justice wird eine Klage gegen das Busunternehmen Metroline wegen ungerechtfertigter Entlassung finanziert. O‘Sullivan wurde im Februar entlassen, weil er das Recht seiner Kollegen auf einen sicheren Arbeitsplatz während der Corona-Pandemie verteidigt hatte.

Der Aufruf von Crowd Justice für O‘Sullivans Wiedereinstellung wurde am 16. Mai ins Leben gerufen. Bis Sonntagnachmittag wurden 10.231 Pfund gespendet, u.a. aus Irland, Deutschland, Australien und Großbritannien. In 20 Tagen spendeten 150 Personen durchschnittlich 69 Pfund. O‘Sullivan braucht im Ganzen 20.000 Pfund, um seine Klage vor dem Arbeitsgericht zu finanzieren. Bisher wurde noch kein Datum für eine Anhörung genannt.

O‘Sullivan hat auf Crowd Justice eine Dankesbotschaft an seine Unterstützer veröffentlicht und bedankt sich, wo es möglich ist, per E-Mail bei den Spendern. Wir veröffentlichen seine Botschaft hier zusammen mit weiteren Unterstützungserklärungen von Bus- und Verkehrsbeschäftigten in Großbritannien, Norwegen, Deutschland und Australien, die wir in der letzten Woche erhalten haben.

David O'Sullivans Dankesbotschaft:

Wir haben unser erstes Spendenziel von 10.000 Pfund elf Tage früher als geplant erreicht. Das ist eine fantastische Leistung.

Ich möchte jedem einzelnen meiner Unterstützer danken – eure Spenden, egal ob groß oder klein, haben Entscheidendes bewirkt.

Diese Kampagne überschneidet sich in vieler Hinsicht mit den Erfahrungen anderer Fahrer und systemrelevanter Arbeiter in aller Welt. Offensichtlich herrscht in der Arbeiterklasse ein starkes Bedürfnis nach politischem Widerstand.

Die Enthüllungen von Dominic Cummings vor dem Gesundheits- und Wissenschaftsausschuss von letzter Woche haben bewiesen, dass die Johnson-Regierung eine Strategie der „Herdenimmunität“ verfolgt. Die Pandemie soll sich ausbreiten, ohne dass die Regierung ernsthafte Schritte gegen sie unternimmt. Dieses kriminelle Vorgehen wird auch von Labour und den Gewerkschaften unterstützt. Mein Fall zeigt, dass Arbeiter dem Virus schutzlos ausgesetzt werden.

Die Priorisierung von Profiten vor Gesundheit und die Unterdrückung von wissenschaftlichen Ratschlägen hat, wie es das British Medical Journal formulierte, zu einer „Welle von vermeidbarem Leid“ geführt, u.a. in Großbritannien zum Tod von mehr als 150.000 Menschen. Die gleiche Agenda verfolgen Regierungen auf der ganzen Welt, von den USA und Indien bis Brasilien, Frankreich und Deutschland.

Meine Kampagne hat Fragen aufgeworfen, die arbeitende Menschen auf der ganzen Welt betreffen. Laut den Daten von Crowd Justice kamen die meisten Spender über die World Socialist Web Site, die weltweit von immer mehr Arbeitern gelesen wird.

Ich möchte der WSWS für ihre Unterstützung danken, und dafür, dass sie Arbeiter in ganz Großbritannien, Europa und der Welt auf meinen Fall aufmerksam gemacht hat. Daneben möchte ich auch dem Team von Crowd Justice für seine gesamte Hilfe danken.

Die ersten 10.000 Pfund werden es meinen Anwälten bei Leigh Day ermöglichen, meine Klage wegen ungerechtfertigter Entlassung vorzubereiten. Wenn wir unser weiteres Ziel von 20.000 Pfund erreichen, können wir den „Barrister“ [prozessführenden Rechtsanwalt] im Gerichtssaal bei der mehrtägigen Verhandlung finanzieren. Bitte spendet weiter, ich werde alle auf dem neuesten Stand halten.

Das ist der erste Schritt in einer öffentlichen Kampagne, die immer mehr Unterstützung gewinnt. In den letzten zwei Wochen habe ich Botschaften von Busfahrern aus London, Leeds, Sheffield und Manchester bekommen; außerdem von Verkehrsarbeitern, Lehrern, Postangestellten, Bergarbeitern und IT-Beschäftigten aus Irland, Frankreich, Deutschland, Polen, Australien, Neuseeland, den USA, Kanada und Indien.

Angesichts der Ausbreitung der hochgradig infektiösen Delta-Variante von Covid-19 und einem gefährlichen Anstieg der Infektionen und Krankenhauseinweisungen bekommt dieser juristische Präzedenzfall, in dem es um das grundlegende Recht der Arbeiter auf einen sicheren Arbeitsplatz in der Pandemie geht, neue Dringlichkeit. Nochmals Danke, und bitte tut weiterhin alles, was ihr könnt, um diesen Kampf zu unterstützen.

Die Grußbotschaften für O‘Sullivan, die die Spender auf Crowd Justice hinterließen, zeigen das Ausmaß der Zustimmung für die Verteidigung von systemrelevanten Arbeitern. John schrieb: „Ich wünsche dir Erfolg und deinen Job zurück, wenn du das willst. Du brauchst eine Entschädigung für ungerechtfertigte Entlassung, Stress und Einkommensverlust. Der Arbeitgeber sollte deine Kosten zahlen und sich öffentlich dafür entschuldigen, dass er gegen das Gesetz verstoßen und dich und deine Kollegen der Gefahr einer möglicherweise tödlichen Infektion ausgesetzt hat.“

Ein anderer Spender schrieb: „David, du bist eine Inspiration. Du hast dich für die Busfahrer eingesetzt, und die Bosse haben dich dafür bestraft, offenbar mit Hilfe der Gewerkschaft. Sie sollten sich schämen. Ich bin mir sicher, dass du gewinnen wirst.“

Kourosh schrieb: „Ich vertrete als Rechtsbeistand Gewerkschaftsmitglieder aus ganz Kanada. Sei dir in dieser verheerenden globalen Pandemie meiner Solidarität mit deinem Kampf für Gerechtigkeit und Sicherheit der Arbeiter gegen kapitalistische Gier versichert.“

Ein Mehrfach-Spender schrieb: „Ein weiterer Zehner zusätzlich zur früheren Spende. Gegen Diskriminierung, gegen Covid-infizierte Arbeitsplätze. Vorrang für Gesundheit und Sicherheit und demokratische Rechte am Arbeitsplatz.“

Die World Socialist Web Site hat auch zahlreiche Zuschriften von Bus- und Verkehrsarbeitern aus Großbritannien und dem Rest der Welt erhalten. Hier eine Auswahl:

Ein Busfahrer aus dem Depot Battersea in London:

Was David passiert ist, war ungerecht. Er hat für das Leben von Busfahrern gekämpft, nachdem wir wegen Covid viele Kollegen verloren haben. David wollte, dass das Unternehmen die Sicherheitsmaßnahmen verbessert. Sie hätten auf ihn hören und auf seine Bedenken wegen der Sicherheit eingehen sollen, statt ihn zu entlassen. Das ist in vielen Unternehmen passiert, und deshalb hatten alle Fahrer Angst. In Battersea sind viele an Covid erkrankt.

Wir haben einen Fahrer, der jetzt immer noch Medikamente nehmen muss, weil seine Lungen beschädigt wurden. Einer unserer Fahrer namens Nicu ist an Covid gestorben, außerdem ein Ingenieur, aber das Unternehmen behauptet, er hätte sich nicht bei der Arbeit angesteckt. Anfangs versuchte das Unternehmen, alles zu vertuschen – sie wollten nicht, dass andere Fahrer wissen, was passiert. Sie wollten, dass die Fahrer weiter zur Arbeit kommen – ihnen geht es nur ums Geldmachen. Auch einige Manager, die geleugnet hatten, dass sich Covid in dem Depot ausbreitet, haben sich inzwischen angesteckt.

Die Busunternehmen gehen jetzt wieder zur Tagesordnung über, aber das Virus ist noch immer da. Es sollte soziale Distanzierung und Masken geben. Aber die Fahrgastbeschränkungen wurden aufgehoben und Fahrgäste dürfen hinter dem Fahrer sitzen. Das ist nicht richtig. Die Gewerkschaft tut nichts dagegen. Die Vertrauensleute hat man wieder an die Arbeit zurückgeschickt. Unite hat nicht einmal nach unserer Meinung gefragt oder TfL [Transport for London] hinterfragt. Wir sind ihnen egal. Ich glaube, David hat das Richtige getan – für uns alle. Wir brauchen Schutz, und dieser Kampf ist noch lange nicht vorbei.

Tom, Straßenbahnfahrer aus München:

Ich unterstütze den Kampf für deine Wiedereinstellung voll und ganz! Es ist kriminell, dass ein Arbeiter entlassen wird, wenn er sich für sichere Arbeitsbedingungen einsetzt, um sich, seine Kollegen und seine Familie zu schützen. Was dir passiert ist, zeigt auch das wahre Gesicht der Gewerkschaften. Sie stehen uns Arbeitern feindlich gegenüber. Auch hier in München tun die Gewerkschaften nichts dafür, uns Fahrer vor dem Corona-Virus zu schützen. Hauptsache, der Fahrbetrieb läuft reibungslos und die Vordertüre an den Bussen kann uneingeschränkt genutzt werden. Deshalb ist es so wichtig, dass wir Arbeiter uns international und von den Gewerkschaften unabhängig zusammenschließen und uns auf ein sozialistisches Programm stützen. Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem Kampf und bin mir sicher, dass du mit der Unterstützung der Arbeiter im Rest der Welt siegreich sein wirst.

Florian, Busmechaniker aus Norwegen:

Hier zeigt ein erfahrener Arbeiter Verantwortung und Mut und handelt vernünftig, auch für seine Kollegen, Fahrgäste und Familie. Und auf der anderen Seite steht das Management, das sich für all das bezahlen lässt – sich aber selbst als verantwortungslos erweist, indem es ausgerechnet diesen Fahrer entlässt. Jeder ehrliche Arbeiter wird sich gegen ein solches Management stellen.

Rebecca, Busfahrerin aus Townsville (Australien):

Die Fahrer in Queensland solidarisieren sich mit dem Londoner Busfahrer David O‘Sullivan, der von Metroline Transport, mit Unterstützung der Gewerkschaft Unite entlassen wurde. Die Fahrer in Queensland unterstützen Davids Bestrebung, Kollegen vor dem Virus zu schützen, an dem in London bereits 45 Fahrer gestorben sind. Wir unterstützen alle Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen, die Fahrer und Fahrgäste schützen. Die Fahrer müssen erkennen, dass die meisten Gewerkschaftsführer mit den Bossen verbandelt sind und die Arbeiter immer wieder verraten. Aufgeklärte Fahrer unterstützen Basisorganisationen, die solidarisch mit anderen Arbeitern in unseren Depots und auf der ganzen Welt agieren. Stellt David O‘Sullivan sofort wieder ein.

Patrick, Transportarbeiter aus New South Wales (Australien):

Ich lehne die Schikanen von Metroline gegen David O‘Sullivan uneingeschränkt ab und fordere seine Wiedereinstellung. Hier hat ein Arbeitgeber ganz offen ein Exempel an einem mutigen Arbeiter statuiert, der sich gegen unsichere Arbeitsverhältnisse gewehrt hat. Davids Entlassung ist eine Warnung an andere Arbeiter, sich nicht zu Sicherheitsfragen zu äußern, damit die Profite des Unternehmens nicht eingeschränkt werden.

In unserer Branche hören wir oft, Sicherheit habe oberste Priorität. Aber wenn wir Probleme melden und ihre Behebung zu viel Geld kosten würde, werden sie so lange wie möglich ignoriert. In Wirklichkeit hat der Profit oberste Priorität; Davids Fall beweist es.

Unter den Arbeitern bei Metroline gab es 301 Infektionen und 12 Tote, aber das Unternehmen hat die Zahl der Infizierten verschwiegen. Sie wussten, dass die Arbeiter nicht weiterarbeiten würden, wenn sie wüssten, was los ist. Wenn das dort passieren würde, wo ich arbeite, würde ich mich einfach weigern, in so einer Lage zu arbeiten.

Hier geht es um das grundlegende Recht auf einen sicheren Arbeitsplatz. Dieses Recht kann jedoch nur durchgesetzt werden, wenn die Arbeiter zusammenstehen. Die Verkehrsarbeiter der Welt müssen diesen Angriff als einen Angriff auf alle zurückweisen.

* * *

Hier gibt es weitere Informationen, um den Kampf für David O‘Sullivans Wiedereinstellung zu unterstützen. Hier kann man für O‘Sullivans juristische Verteidigung spenden.

Loading