„Das ist der schlimmste Moment der Pandemie“ - Interview mit Dr. Miguel Nicolelis, brasilianischer Neurowissenschaftler

Am 19. Januar sprach die World Socialist Web Site mit dem brasilianischen Arzt und Neurowissenschaftler Miguel Nicolelis, emeritiertem Professor der Duke University (North Carolina), über die Entwicklung der Corona-Pandemie in Brasilien und weltweit.

Während unseres Interviews erhielt Dr. Nicolelis alarmierende neue Daten über den massiven Anstieg der Infektionen und Hospitalisierungen in einigen brasilianischen Bundesstaaten. Am Ende dieses Tages vermeldete Brasilien einen Rekord von 205.310 Infektionen, fast das Doppelte des vorherigen Rekords von 115.041 Infektionen im Juni 2021. Bis Ende Januar stiegen die Infektionen in Brasilien weiter dramatisch an.

Unsere Unterhaltung begann mit einer Einschätzung des globalen Ausbruchs der Omikron-Variante und dem weltweiten Versuch der offiziellen Medien und Regierungen, die Gefahr durch Omikron zu vertuschen.

Miguel Nicolelis: Ich verfolge die amerikanischen Medien seit mehr als 30 Jahren täglich. Die USA haben vor kurzem die Marke von einer Million Fällen überschritten, und es gab nicht einmal eine Schlagzeile in der New York Times und keine auf der Website von CNN. Und Anthony Fauci – was der in letzter Zeit für einen Unsinn von sich gegeben hat, ist beängstigend.

Dr. Miguel Nicolelis (Fronteiras do Pensamento – Wikimedia Commons)

Zuerst sagte Fauci: „Schauen Sie nicht auf die Infektionskurve, die Hospitalisierungen sind jetzt wichtiger.“ Dann erreichten die USA den Rekordwert von 157.000 hospitalisierten Menschen. Darauf sollten wir auf die Intensivstationen schauen. Auch dort wurde jeder Rekord gebrochen. Und dann ging es plötzlich darum, dass die Todeskurve ja nicht ansteige. Mittlerweile schießt auch sie in die Höhe, und es gibt 3.000 Tote pro Tag. Der gleitende Durchschnitt – das einzige, worüber die Times berichtet – liegt derzeit bei 2.000 Toten pro Tag. Seit wann ist das keine Tragödie? Bis Ende März könnten eine Million Menschen gestorben sein.

Und was machen die USA? Mitten im Omikron-Ausbruch verkürzt die CDC die Quarantäne auf fünf Tage und schafft die Testpflicht für Asymptomatische ab. Wer vom medizinischen Standpunkt aus über das Wohlergehen der Menschen nachdenkt, der verkürzt nicht auf dem Höhepunkt einer noch unbekannten neuen Variante die Quarantänezeiten. Aber das sollte die Leute zur Arbeit zurück zwingen. Und dann sorgte Omikron für den Gipfel jeglicher Ironie: Sie erzwang selbst einen Lockdown. Sie nahm der Regierung die Entscheidung aus der Hand, indem sie die Leute so krank machte, dass sie zu Hause bleiben mussten. Auch wenn sie nicht ins Krankenhaus müssen, bleiben die meisten zu Hause, und es sind nicht genug Arbeitsfähige da.

Und was hat Brasilien getan? Das Land sah die Entscheidung der CDC, kopierte sie und setzte sie um, ohne auch nur einen Gedanken an die reale Situation in Brasilien zu verschwenden. Bei uns gibt es Patienten, die wegen der Ernährungskrise und der Krise des Gesundheitssystems (SUS) in einem schlimmeren klinischen Zustand sind. Dennoch haben São Paulo und Rio de Janeiro die Quarantänezeit reduziert, und das Gesundheitsministerium hat diese Entscheidung ausgegeben ohne jede Einschränkung. Gestern Abend sprach ich über die Regierung von Bahia, die die Teilnehmergrenze für öffentliche Versammlungen von 5.000 auf 3.500 reduziert hat, ohne alle Bedenken. Sie müssen abgesagt werden! Das weiß doch jeder. Die Gouverneure wissen es, die Gesundheitsminister wissen es. Aber sie können die Lobbyisten nicht übergehen, vor allem nicht in einem Wahljahr.

Ich bin ehrlich erschüttert darüber, wie wenig ein Menschenleben in Brasilien und auf der ganzen Welt zählt. Schauen Sie sich Frankreich an, dort gibt es inzwischen fast 500.000 Infektionen pro Tag in einem Land mit 68 Millionen Einwohnern. Die Zahl ist zu niedrig angesetzt, und in Wirklichkeit könnten sich mehr als eine Million Menschen pro Tag infizieren. In Großbritannien gibt es 100.000 Fälle pro Tag – und alle Einschränkungen werden abgeschafft. In Schottland sind sie bereits abgeschafft. Dort sterben täglich Hunderte, das Gesundheitssystem steht am Rande des Zusammenbruchs, 20.000 Menschen liegen im Krankenhaus. Wo ist da die Logik?

Das Narrativ lautet: „Omikron ist milde, also sollen sich die Leute anstecken.“ Das übersieht, dass dieses Virus chronische Symptome auslösen kann. Wenn die Zahlen, die wir diese Woche aus Brasilien gesehen haben, korrekt sind, und sich fast 50 Millionen Menschen mit dem Virus angesteckt haben – und ich glaube, diese Zahlen sind zu niedrig – dann wird das brasilianische Gesundheitssystem auf Jahrzehnte hinaus angeschlagen sein. Kinder, junge Menschen und Erwachsene werden jahrzehntelang wegen chronischer Atemwegs-, Herz-, Nieren- und Leberprobleme oder neurologischer Probleme Behandlung benötigen. Dieses Virus darf man sich nicht einfangen – das hätte von Anfang an die Botschaft sein müssen. Masern sind so infektiös wie Omikron, aber nicht jeder bekommt sie. Dieser Fatalismus ist unwissenschaftlich, er verstößt gegen jede Logik der Gesundheitsfürsorge.

Ich glaube, die Lage in Brasilien wird in den nächsten zwei oder drei Wochen alle Infektionsrekorde brechen. Sie wird einen ebenso schweren Zusammenbruch des Gesundheitswesens auslösen wie die zweite Welle.

Tomas Castanheira: Als wir das letzte Mal miteinander sprachen, erwähnten Sie das Risiko einer neuen Infektionswelle in Brasilien durch die Delta-Variante. Eine solche Explosion haben wir damals nicht erlebt, und ich glaube, es gab sie auch in den meisten südamerikanischen Staaten nicht. Was glauben Sie, ist der Zusammenhang mit der heute von Omikron verursachten Lage?

MN: Ich glaube, dafür gibt es bereits eine vernünftige Erklärung. Sie erinnern sich ja, dass es in den USA im letzten Winter, als die Impfkampagne begann, einen riesigen Anstieg der Infektionen gab, und danach war es bis Juni ruhiger. Die Fallzahlen sanken, und Biden kündigte im Fernsehen an, das werde der „Sommer der Freude“ werden. Der „Sommer der Freude“ entwickelte sich zur Horrorshow, weil ab Ende Juli wegen Delta die Zahlen wieder in die Höhe schossen. Delta kam dort Anfang Mai an, aber es dauerte eine Zeitlang, und ich glaube, die Verzögerung hatte die gleichen Gründe wie in Brasilien.

Ich habe wirklich gedacht, Delta würde hier enorme Auswirkungen haben. Es hat sich herausgestellt, dass die Zahl der Infektionen mit der Gamma-Variante hier in Brasilien zu explosiv war. In Südamerika und Mexiko war es genauso. Die Verzögerung in Mexiko war ähnlich wie in Brasilien. Wahrscheinlich hatten wir hier durch die Gamma-Explosion ein kurzzeitiges Immunitätsfenster, zudem ging es im Juni mit den Impfungen richtig los, und in der Summe haben diese Faktoren die Kurve abgeflacht. Aber es wurden auch zu niedrige Zahlen gemeldet. Es gab keine Explosion, aber in diesem Zeitraum sind in Brasilien viele Menschen gestorben. Im Vergleich mit den USA sah es so aus, als ob wir zum Ende des Jahres in Brasilien und Mexiko eine Explosion von Delta-Fällen haben würden, weil die Immunität durch Gamma nachließ. Dann kam Omikron und überholte Delta. Die Zahl der gefährdeten Menschen stieg wegen der Verzögerung der Zweitimpfungen und der kaum vorhandenen Drittimpfungen, die tatsächlich gegen Omikron schützen.

Wenn es diese Explosion in der ersten Hälfte von 2021 nicht gegeben hätte, dann hätte Delta hier vermutlich so gewütet wie in anderen Ländern. Ich bemerkte im November Veränderungen der Todeszahlen. Ab August war das Zivilregister die einzige Möglichkeit, wie man in Brasilien die Zahlen verfolgen konnte. Es unterscheidet jedoch nicht zwischen Todesfällen durch Covid und anderen Ursachen. Die Zahl der Todesfälle durch alle Todesursachen ging seit Juli zurück. Im Oktober stabilisierte sie sich; im November stieg sie leicht an; im Dezember explodierte sie. Man konnte also schon im November sehen, dass etwas geschah. Es war der Beginn der Delta-Fälle und der Grippe, die ebenfalls außerhalb der üblichen Saison zurückkam. Wenn man sich Mexiko anschaut, sieht man das Gleiche.

Meine Hypothese lautet also, dass Gamma uns tragischerweise eine Atempause verschafft hatte. Sie hat Tausende und Abertausende von Menschenleben gekostet, aber sie hat uns Zeit verschafft, die wir hätten nutzen müssen, umso mehr, da wir einen Monat im Voraus vor Omikron gewarnt wurden. Aber auch diese Gelegenheit wurde verpasst.

Eduardo Parati: Sie erwähnten, dass die aus Brasilien gemeldeten Zahlen deutlich zu niedrig seien. Ist es möglich, die reale Lage der Pandemie im Land abzuschätzen?

MN: Das Institute for Health Metrics and Evaluation an der Universität Washington hat eine Schätzung angefertigt, die es bereits korrigiert hat. Es rechnete damit, dass Brasilien in diesem März zwei Millionen Infektionen pro Tag bekommen werde. Aber diese Woche haben sie das geändert und weisen jetzt darauf hin, dass wir bereits fünf Millionen Fälle am Tag haben. Es sind sicherlich mehr als eine Million. Ich denke, zu wenige Fälle werden gemeldet, wie es auch in Indien geschieht. Die gemeldeten Zahlen aus Indien waren in der Vergangenheit um das Zehn- bis Zwanzigfache zu niedrig. Zur schlimmsten Zeit [der Pandemie in Indien] unterrichtete ich an der Universität Delhi, und nach der Vorlesung sagten meine Freunde, sie könnten von ihren Fenstern aus die Scheiterhaufen der Beerdigungen an der Skyline der Stadt sehen. Sie sagten: „Es sterben zehnmal so viele wie die offizielle Zahl von 4.000.“ Das bedeutet, dass in diesem dramatischen Zeitabschnitt 30.000 bis 40.000 Menschen pro Tag starben.

In Brasilien ist die Untererfassung der Todesfälle wegen des Zivilregisters nicht ganz so stark, weil das relativ gut funktioniert. Laut dem Zivilregister – das noch vorläufig ist, weil die Sammlung der Daten erst Mitte März abgeschlossen ist – gab es im Jahr 2021 mehr als 1,7 Millionen Todesfälle. Es war das tödlichste Jahr in der Geschichte Brasiliens seit Beginn der Aufzeichnungen. Um eine Vorstellung zu vermitteln: Das waren 500.000 Tote mehr als 2018 und 2019, in den zwei Jahren vor der Pandemie. Mit anderen Worten, wir hatten alleine im Jahr 2021 eine Übersterblichkeit von mindestens 500.000 durch verschiedene Ursachen, darunter Corona.

Der Januar ist zur Hälfte vorbei, die Zahlen sind immer noch in höchstem Grade vorläufig, aber der Todestrend geht nach oben. Wenn es wieder zum Zusammenbruch der Krankenhäuser kommt, werden Menschen wieder wegen fehlender medizinischer Versorgung an multiplen Ursachen sterben. Und laut Freunden, die an der Front arbeiten, gibt es noch einen neuen Faktor: In den zwei Jahren seit Beginn der Pandemie waren noch nie so viele Beschäftigte im Gesundheitswesen krank wie jetzt. In einer Woche, vom 6. bis zum 13. Januar, hat sich die Zahl der erkrankten medizinischen Fachkräfte in São Paulo um das 5,2-fache erhöht, von 260 auf mehr als 1.400. Und diese Zahlen steigen weiter an.

Wir können bereits sagen, dass das der schlimmste Moment der Pandemie ist. Ich glaube es noch nicht – aber das kann sich ändern –, dass es eine Explosion der Todesfälle wie im März und April letzten Jahres geben wird. Eine Übersterblichkeit von 100.000 pro Monat ist einfach zu schrecklich. Aber wir werden in jedem Fall eine stark steigende Zahl von Menschen haben, die ins Krankenhaus müssen, und das System kommt damit nicht zurecht. In den letzten 48 Stunden habe ich von zwei verschiedenen Personen inoffiziell erfahren, dass [das Gesundheitssystem] in Belo Horizonte, der Hauptstadt von Minas Gerais, und vermutlich auch im Inneren von São Paulo ihrer Meinung nach bereits zusammengebrochen ist. Ein Professor an der Universität von São Paulo, der darüber öffentlich gesprochen hat, rechnet mit dem Zusammenbruch des Gesundheitssystems in dieser Stadt in den nächsten Tagen.

EP: Ein besonders relevantes Merkmal dieser neuen Variante ist ihre Auswirkung auf Kinder. In Brasilien sollen im Februar die Schulen wieder öffnen, und es findet eine Kampagne statt, die diese Wiederöffnung mit dem Beginn der Kinderimpfungen rechtfertigt. Oder schlimmer, weil Infektionen erwünscht sind, um Covid-19 endemisch zu machen. Wie stehen Sie zu dieser Kampagne?

MN: Das war auch schon bei den anderen Wellen ein ständiger Kampf. In der ersten Welle waren die Zahlen viel niedriger, und die Schulen waren geschlossen. Die Schulen wurden erst vor der zweiten Welle, nach langen Streitereien, wieder geöffnet, und ich war dagegen. Wir haben bereits erlebt, was die Öffnung der Schulen bewirkt. In Spanien waren die Schulen leer, weil sich so viele Schüler infiziert haben und nicht zum Unterricht kamen. Es ist ein immer wiederkehrendes Thema, und meine Position ist immer noch die gleiche: Wir dürfen die Schulen nicht öffnen, solange nicht ein sehr großer Prozentsatz der Schüler zweifach geimpft ist, und solange nicht sicher ist, dass Lehrkräfte und Personal die dritte Impfung hatten. Wie können wir diese Schüler und Lehrer ohne minimale Hygienestandards in die schlecht belüfteten Schulen schicken, zumal sie mit den öffentlichen, überfüllten Verkehrsmitteln hinkommen?

Sehen Sie, die [Kinderimpfungen] haben in Brasilien am Montag begonnen, und sofort gab es Impfstoffmangel. In Teilen des Landes fehlt es an Kinderimpfstoffen. Noch schlimmer ist, dass das Gesundheitsministerium den schweren Fehler gemacht hat, etwa 40 Kinder mit Erwachsenenimpfstoff zu impfen, nachdem sie den Beginn der Impfungen um einen Monat verzögert hatten. Mit anderen Worten, wir haben es verpasst, unsere Kinder vor dem Anstieg von Omikron zu impfen.

Wie sieht heute ein sinnvolles Vorgehen aus? Wir müssen schnellstmöglich alles, was wir können, für mindestens zwei Wochen dichtmachen, um den Zusammenbruch des Gesundheitssystems zu verhindern. Das ist eine absolut logische Entscheidung. Aber über diese Möglichkeit darf man nicht einmal sprechen. Gestern habe ich auf Twitter gepostet, dass wir erst einmal [einen Shutdown] von zwei oder drei Wochen brauchen, um die Situation in den Griff zu bekommen, um zu testen und das tatsächliche Ausmaß und die Übertragungsrate abzuschätzen und zu sehen, wie die Krankenhäuser zurechtkommen. Aber meine Güte! Einige schrieben beinahe, sie würden mir Auftragskiller auf den Hals hetzen. Wenn das doch ein sinnvolles Vorgehen ist, wenn man Menschenleben Priorität einräumt, dann natürlich! Wenn nicht, ergibt es keinen Sinn.

Ich habe gerade eine Nachricht von einem Kollegen aus Minas Gerais erhalten. Momentan haben Rio Grande do Sul und Minas Gerais zusammen fast 50.000 Infektionen. Rio Grande do Sul hat mit 21.000 Fällen seinen bisherigen Rekord gebrochen, Minas Gerais vermutlich auch. [Wie wir später festgestellt haben, hatte Minas Gerais tatsächlich mit 27.683 Fällen den Rekord gebrochen.]

Und dann sagen die Leute: „Schauen Sie sich den Wahnsinn in China an.“ Aber welche Wahl hat China denn, mit 1,4 Milliarden Einwohnern? Was können sie anderes tun, als zu versuchen, Infektionen mit allen Mitteln zu verhindern und massiv zu testen? Vergleichen Sie Indien mit China: eine ähnlich große Bevölkerung, keins dieser Länder hat ein öffentliches Gesundheitssystem, das mit Brasilien vergleichbar wäre. Mir ist bange, wenn ich heute Abend die Statistiken aus Indien lesen werde. Dort hat es bereits bis zu 300.000 Infektionen gegeben, und ich glaube, dass es in Wirklichkeit schon mehrere Millionen Fälle pro Tag sind. Die University of Washington geht von mehr als zehn Millionen Fällen pro Tag aus. In solchen Ländern muss man die Ausbreitung von Anfang an stoppen, oder die Katastrophe ist da.

Und dann haben wir den Fall von Brasilien. Trotz dieser Rekordzahlen und der um ein Vielfaches gestiegenen Aufnahmen in den Intensivstationen hat die Stadt Rio Grande do Sul keine neuen Maßnahmen eingeführt, nichts. Niemand spricht in den Medien offen darüber, aber die Regierung sagt indirekt: „Ist uns egal, lass es brennen wie Zunder im dürren Busch.“

TC: Die haben sich also zur „Herdenimmunität“ [Durchseuchungsstrategie] bekannt?

Nicolelis: Sie haben die These der „Herdenimmunität“ akzeptiert. Sogar ein sehr berühmter Wissenschaftler aus Rio Grande do Sul hat auf [dem Online-Portal] UOL erklärt, das sei jetzt „der Anfang vom Ende“. Jeder werde sich anstecken, und danach werde es vorbei sein. Das ist furchterregend. Man muss jedoch offen sagen, was Sie da gerade erwähnt haben: Die haben sich zur These der „Herdenimmunität“ bekannt, es aber weder dem Virus noch uns mitgeteilt.

Und, bleiben wir fair, das betrifft das ganze politische Spektrum. Gestern habe ich einen Tweet geschrieben, der einen ziemlichen Wirbel verursacht hat. Weil ich darin sagte, dass sich mehrere ehemalige Gesundheitsminister mit dem ehemaligen Präsidenten Lula [der als Präsidentschaftskandidat der Partido dos Trabalhadores antritt] getroffen hätten, um einen Plan zur Bekämpfung der Pandemie auszuarbeiten. Moment mal, jetzt erst? Dieser Plan existiert seit 2020. Es gab keinen Grund, ein Treffen zu veranstalten, nur um in die Schlagzeilen zu kommen. Und die Gouverneure von der Partido dos Trabalhadores (PT)? Ich kenne sie gut, weil ich mit ihnen zusammengearbeitet habe. Sie machen schon seit langem nicht mehr, was getan werden müsste. Also, wo sind in dieser Geschichte die Fortschrittlichen? Von den so genannten Progressiven habe ich ein Verhalten erlebt, das dem von Bolsonaro sehr ähnelt. Das einzige „Progressive“ ist die Fassade, die sie sich geben.

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