„Wir können keinen Atomkrieg zulassen“: Amerikanische Arbeiter über den Konflikt in der Ukraine

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Arbeiter in den gesamten Vereinigten Staaten reagieren mit wachsender Angst und Besorgnis auf den Ausbruch des Krieges in der Ukraine und äußern gleichzeitig Skepsis gegenüber der hysterischen Kriegspropaganda, die von der Regierung Biden und den großen Medien geschürt wird.

Beschädigte Radaranlagen und anderes Gerät in einer ukrainischen Militäreinrichtung außerhalb von Mariupol, Ukraine, Donnerstag, 24. Februar 2022. (AP Photo/Sergei Grits)

In seiner am Donnerstag veröffentlichten Erklärung „Gegen die Invasion der Putin-Regierung in der Ukraine und die Kriegstreiberei von USA und Nato! Für die Einheit der russischen und ukrainischen Arbeiter“ schrieb das Internationale Komitee der Vierten Internationale, das die World Socialist Web Site herausgibt: „Die öffentliche Stimmung ist nicht mehr dieselbe wie in den 1990er Jahren. Massen von Menschen sind in den letzten drei Jahrzehnten durch die Erfahrung unaufhörlicher Kriege gegangen. Die überwältigende Stimmung in der Arbeiterklasse auf der ganzen Welt ist gegen Krieg.“

Dies spiegelte sich in den Diskussionen wider, die die WSWS am Donnerstag mit Arbeitern führte und von denen wir im Folgenden eine Auswahl veröffentlichen.

BNSF-Eisenbahnarbeiter

„Ich glaube, wir steuern auf einen langwierigen Konflikt in Europa zu. Ich fühle mit den Menschen, die dort leben. Ich denke, wir hätten mehr zuhören sollen, als Putin davon sprach, dass die Ukraine niemals der Nato beitreten dürfe. Abgesehen davon, was ich persönlich von Putin halte, hätten wir genau das diplomatisch tun sollen. Ich verstehe, dass er sich zu Recht darüber aufregt.“

„Hier in den Vereinigten Staaten denke ich einfach, dass der Angriff auf die Arbeiterklasse und die Einkommensunterschiede, die wir haben – also ich will nicht sagen, dass es keine Lösung mehr gibt, aber mit den derzeitigen Regierungsprinzipien dieses Landes und dem parteiübergreifenden Angriff auf die Arbeiterklasse zugunsten der Unternehmen, habe ich einfach das Gefühl, dass ... wir in unserem Land aufgrund des Reichtums und der Einkommensunterschiede zu den am wenigsten wertvollen Arbeitern der Welt gehören. Als jemand, der unter dem ,Star-Spangled Banner‘ aufgewachsen ist und glaubt, dass man von seinem Land das bekommt, was man hineinsteckt, fällt es mir schwer, das noch zu glauben. Die Vorstellung, dass harte Arbeit reich macht, ist Quatsch.“

Clare, eine Erzieherin aus Alabama

„Ich habe absolut keinen Respekt vor Putin und auch keine freundlichen Worte für ihn, aber das Gleiche kann ich auch über Biden sagen, denn er hat ihn angestachelt. Er hat sich gegen seine Wähler und sein eigenes Land gestellt, um sich in diese Sache einzumischen.“

„Jetzt schaut die ganze Welt auf uns und zeigt mit dem Finger auf Putin. Biden sagt: ,Wir werden keine Truppen schicken‘, aber er hat bereits Truppen in ganz Europa mobilisiert, strategisch an den Grenzen Russlands. Das ist automatisch ein Zeichen dafür, dass man sich auf einen Krieg vorbereitet. Russland könnte sich das ansehen und sagen: ,Seht ihr? Die wollen Krieg.‘“

„Die USA haben kein Recht, so etwas zu tun. Wenn Biden sich nicht um sein eigenes Land kümmern kann, warum mischt er sich dann in diese Sache ein? Man kann nicht einfach seine Aufmerksamkeit von den über 900.000 Bürgern abwenden, die an COVID gestorben sind. Wie kann er anderen Ländern vorschreiben, was sie zu tun haben? Die USA haben plötzlich Geld, um Truppen zu mobilisieren, aber sie haben kein Geld, um sich um die Menschen während dieser Pandemie zu kümmern?“

„Gouverneurin Kay Ivey [in Alabama] sagte: ,Wir müssen für die Menschen in der Ukraine beten.‘ Nun, sie muss für die Menschen hier beten, nachdem sie die Augen vor Lehrern, Schülern und Eltern hier verschlossen hat, die an der Pandemie erkrankt und gestorben sind.“

„Die Arbeiter sollten weiterhin für sich selbst eintreten, den Kampf fortsetzen, um alles zu tun, was nötig ist, um diese Pandemie zu beenden, und gegen einen Krieg mobilisieren. In Russland sind die Arbeiter immer noch mit der Pandemie konfrontiert, sie wollen keinen Krieg. In den USA wird die Regierung der Arbeiterklasse einreden, dass sie sich auf einen Krieg vorbereiten muss, aber wir werden schon jetzt, wenn wir nicht im Krieg sind, furchtbar behandelt. Wenn wir weiter protestieren, werden wir als ,unpatriotisch‘ bezeichnet. Aber wir befinden uns gerade im eigenen Land in einem Krieg, der gegen die Pandemie geführt werden muss. Und sie ignorieren unsere Stimmen.“

Ein Trucker im Südosten Michigans

„Viele Menschen stehen den Lügen über Russland sehr skeptisch gegenüber, was gut ist, denn man sollte immer skeptisch gegenüber dem sein, was die herrschende Klasse einem erzählt. Man sollte auch immer versuchen zu erkennen, was wirklich vor sich geht.“

„Es ist einfach eine so hohle, wackelige Geschichte, die sie hier zu konstruieren versuchen. Man kann sich das unmöglich in gutem Glauben ansehen und denken, dass sie die Wahrheit sagen. Wenn man sie auch nur ein bisschen unter Druck setzt und ein Reporter fragt, welche Beweise sie haben, sagen sie: ,Wir haben die Beweise, und das ist alles, was wir sagen werden; hören Sie auf, Fragen zu stellen.‘ Jeder vernünftige Mensch kann sich das ansehen und sagen: ,Hier stimmt etwas nicht.‘“

„Es ist inzwischen allgemein bekannt, dass die Massenvernichtungswaffen im Irak eine Lüge waren. Niemand glaubt diese Geschichte, die sie uns zu erzählen versuchen. Sie müssen die Sache aus dem Nichts erfinden. Von der Propaganda des Kalten Krieges ist nicht mehr viel übrig, woran sie sich festhalten können, aber das hält sie nicht davon ab, es zu versuchen. In meiner Generation wurden wir etwa zu der Zeit geboren, als die Sowjetunion zusammenbrach. Das kommunistische Schreckgespenst ist also nicht mein ganzes Leben lang präsent.“

„Die Tatsache, dass sie bereit sind, sich jetzt auf diese große Lüge einzulassen, zeigt mir, dass sie völlig entschlossen sind, was sie tun werden, und wie wenig sie die Haltung und die Rolle des amerikanischen Volkes in Betracht ziehen.“

„Die Pandemie hat deutlich gemacht, dass sie sich nicht darum scheren, was die Menschen wollen, was sie sagen oder was in unserem Interesse ist. Wenn sie in den Krieg ziehen wollen, dann werden sie auch in den Krieg ziehen. Nichts wird sie aufhalten, außer einer Revolution der Arbeiterklasse.“

„So verrückt es auch klingt, ich hätte nicht gedacht, dass irgendetwas die Pandemie übertreffen könnte. Aber das hier droht ein noch dringenderes Problem zu werden, wenn möglicherweise ein nuklearer Holocaust am Horizont auftaucht. Nichts könnte wichtiger sein, als sich diesem Kriegstreiben entgegenzustellen. Wir haben ihre Rücksichtslosigkeit bereits gesehen, insbesondere die Vereinigten Staaten. Wer ist das einzige Land, das jemals Atomwaffen eingesetzt hat? Es sind die Vereinigten Staaten. Zu diesem Zeitpunkt war Japan bereits dabei, zu kapitulieren. Es war so etwas wie eine Machtdemonstration.“

„Wir können nicht zulassen, dass ein Atomkrieg ausbricht. Es wäre schön zu glauben, dass die herrschende Klasse nicht verrückt genug ist, es tatsächlich so weit zu treiben. Diese Bequemlichkeit können wir uns nicht leisten. Ehrlich gesagt, habe ich kein Vertrauen in diese Sichtweise. Ich halte es für ein falsches Gefühl der Sicherheit, zu glauben, dass sie keinen Atomkrieg provozieren würden. Selbst wenn sie glauben, dass sie versuchen werden, ihn einzudämmen, und dass es nicht unbedingt zu einem Atomkrieg kommen muss, ist das einfach unmöglich.“

Ein Autoarbeiter aus der Zulieferindustrie in Flint, Michigan

„Es ist genau wie bei COVID, sie interessieren sich nur für das Geld. Sie sagen, wir brauchen den Krieg. Wir müssen Waffen und Munition bereitstellen, alles, Schiffe, um sie dorthin zu bringen, Treibstoff, Lebensmittel für unsere Soldaten. Das alles kostet Geld. Und jemand macht ein Vermögen. Bei unseren Schulen wird gekürzt. Bei uns wird gekürzt. Unsere Steuern werden erhöht. Alles wegen des Krieges. Sie provozieren diese Kriege, damit sie den Kongress bitten können, die Kassen zu öffnen.“

„Wenn es um die Bereitstellung von Hilfsmitteln zur Bekämpfung der Pandemie geht, sagen sie, es sei kein Geld da. Aber wenn es um den Krieg geht, haben sie plötzlich alles Geld, das sie brauchen. Für die Bekämpfung von Hunger und Obdachlosigkeit haben sie kein Geld.“

„Diese Armee-Familien lassen sich von den Aussagen der Regierung einwickeln. So kriegen sie uns jedes Mal. Damals im Golfkrieg, mit Papa Bush und Bush Junior, bis hin zu Reagan, haben sie uns viele Male belogen.“

„Viele Menschen wachen auf und wissen, was vor sich geht. Ich habe mich mit einem Freund unterhalten und ihm erklärt, dass jeder seine Belastungsgrenze hat und er selbst noch nicht an seiner angekommen ist. Meine war der Verlust meines Bruders durch COVID-19. Einige Dinge kann ich akzeptieren, aber andere nicht.“

„Die Art und Weise, wie sie Lehrer und Autoarbeiter, Ärzte und Krankenschwestern, jeden, der arbeiten muss, behandeln, ist nicht fair. So wie mein Bruder, obwohl er Diabetes hatte und sie wussten, dass das Werk voll von Coronaviren war. Aber die Menschen müssen arbeiten, weil sie sonst nicht in der Lage sind, ihre Familie zu ernähren. Ich kann verstehen, dass viele andere Menschen frustriert, verängstigt und nervös sind, vor allem jetzt, da wir mitten in der Pandemie im Krieg sind. Das ist sehr stressig.“

„Wenn ich über die politischen Parteien nachdenke, glaube ich keiner von ihnen mehr. Sie haben meine Tochter in der Trinkwasserkrise in Flint vergiftet. Wir wissen immer noch nicht, was das für Auswirkungen hat.“

An diesem Samstag, den 26. Februar, veranstaltet die World Socialist Web Site um 22:00 Uhr (MEZ) ein internationales Online-Webinar mit dem Titel „Covid bekämpfen und Leben retten! Kein dritter Weltkrieg!“, an dem führende Mitglieder des Internationalen Komitees der Vierten Internationale teilnehmen werden. Wir rufen alle unsere Leser auf der ganzen Welt auf, sich zu registrieren und an dieser wichtigen Veranstaltung teilzunehmen.

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