Antirussisches Fieber erfasst Unterhaltungs-, Musik- und Sportbranche

Der Einmarsch der russischen Streitkräfte in die Ukraine am Donnerstag hat zahlreichen Persönlichkeiten aus der internationalen Unterhaltungs-, Musik- und Eventbranche die Gelegenheit geboten, sich dem antirussischen Kreuzzug anzuschließen, der von der Biden-Regierung und den Regierungen der anderen Nato-Mächte gefördert wird.

In einigen Fällen ist aufrichtige Abscheu gegen die reaktionäre Militärintervention der Putin-Regierung – die mit russischem nationalem Chauvinismus gerechtfertigt wird – ein motivierender Faktor. Die Invasion ist ein brutales Verbrechen, das zur Spaltung der russischen und ukrainischen Arbeiterklasse führt und darüber hinaus den räuberischen Interessen des US-amerikanischen und europäischen Imperialismus dient.

Im Allgemeinen sind die Reaktionen auf die Ereignisse in der Ukraine innerhalb der oberen Mittelschichten jedoch nicht von prinzipieller oder wohlüberlegter Art. Das Propagandasperrfeuer der Biden-Regierung und der US-Medien hat sich auf jene privilegierteren Bevölkerungsschichten ausgewirkt, die im Allgemeinen für ahistorisches und ignorantes Moralisieren empfänglich sind.

Wir haben bereits auf die Kampagne gegen den berühmten Dirigenten Valery Gergiev hingewiesen. Sein Auftritt als Dirigent der Wiener Philharmoniker in der New Yorker Carnegie Hall wurde abgesagt, ebenso wie ein Auftritt des russischen Pianisten Denis Matsuev.

Inzwischen wurde Gergiev von seiner Münchner Künstleragentur fallen gelassen. Firmenchef Marcus Felsner erklärte in einem Statement: „Vor dem Hintergrund des verbrecherischen Krieges, den das russische Regime gegen die demokratische und unabhängige Nation der Ukraine und gegen die gesamte offene Europäische Gesellschaft führt, ist es uns unmöglich und unlieb geworden, die Interessen von Maestro Gergiev zu vertreten“.

Diese Art von Erklärung, die derzeit zahllosen Widerhall findet, ist einfach eine Kapitulation vor politischem Druck und politischen Stimmungen und hat mit der Realität nichts zu tun. Weder ist die Ukraine, in deren Regime und Streitkräften es von Faschisten und Antisemiten wimmelt, ein „demokratisches“ Land, noch ist sie „unabhängig“ – ist sie doch zum Spielball der USA und anderer westlicher Mächte geworden, wie der Ausbruch der gegenwärtigen Krise zeigt. In jedem Fall ist Gergiev nicht im Geringsten für die Taten des russischen Militärs verantwortlich.

Die internationale Kampagne gegen russische Kultur, Waren und Sportmannschaften hat nichts Fortschrittliches an sich. Verschiedene Politiker in den USA und Kanada, die sich schnell einen Namen machen wollen, haben gefordert, dass russischer Wodka aus den Regalen der Spirituosengeschäfte entfernt wird. Die polnischen, schwedischen und tschechischen Fußballnationalmannschaften werden in den Qualifikationsspielen zur Fußballweltmeisterschaft nicht gegen Russland antreten.

Am Freitag gab das Internationale Olympische Komitee (IOC) eine Erklärung ab, in der es internationale Sportorganisationen aufforderte, ihre Veranstaltungen in Russland und Belarus zu verlegen oder abzusagen. Das IOC erklärte außerdem, dass die russischen und weißrussischen Flaggen und Hymnen nicht präsentiert werden sollen.

Das Exekutivkomitee der Union der Europäischen Fußballverbände (UEFA) hat beschlossen, das Endspiel der Champions League von St. Petersburg nach Paris zu verlegen.

Die ukrainische Filmakademie hat zu einem internationalen Boykott des russischen Kinos und der russischen Filmindustrie aufgerufen. „Regelmäßig werden mehrere russische Filme in die Programme der meisten internationalen Filmfestivals aufgenommen, und es werden beträchtliche Mittel für ihre Bewerbung ausgegeben“, heißt es in dem offenen Brief der Filmakademie.

„Das Ergebnis dieser Aktivitäten ist nicht nur die Verbreitung von Propagandabotschaften und verzerrten Fakten. Sie stärken auch die Loyalität der russischen Kultur – der Kultur des Aggressors, der ohne Rechtfertigung und Provokation einen Krieg in Mitteleuropa entfesselt hat.“ Die Behauptung, dass russische Filme nichts weiter tun als „Propagandabotschaften zu verbreiten“, ist schlichtweg verleumderisch. Wenn dies das Bild der ukrainischen Filmakademie vom Filmemachen ist, so sollte sie für sich selbst sprechen.

Die Erklärung der Akademie fordert den Europarat auf, Russland aus dem paneuropäischen Filmförderungsfonds Eurimages und dem Europäischen Übereinkommen über die Gemeinschaftsproduktion von Kinofilmen auszuschließen, und appelliert an den internationalen Filmproduzentenverband FIAPF, dem Internationalen Filmfestival Moskau die Akkreditierung zu entziehen.

In den USA hat der demokratische kalifornische Abgeordnete Eric Swalwell bereits dazu aufgerufen, alle russischen Studenten des Landes zu verweisen. Wie lange wird es noch dauern, bis die Internierung russischer Einwanderer und Menschen russischer Abstammung zur Sprache kommt?

Es war unvermeidlich, dass auch Hollywood sich zu Wort melden würde. Ein Großteil des Widerstands der Demokratischen Partei gegen Donald Trump – ein Widerstand, der bei prominenten Schauspielern, Schriftstellern und anderen so großen Anklang fand – wurzelte in außenpolitischen Differenzen. Talkshow-Moderatoren und andere beschwerten sich lautstark darüber, dass Trump gegenüber Russland „weich“ und „schwach“ sei, dass er „Putins Marionette“ sei und so weiter. Die Invasion in der Ukraine hat die Schleusen geöffnet. Hollywood-Stars sind in der Regel zur Stelle, wenn eine „Menschenrechtskampagne“, die offiziell von einem Demokraten im Weißen Haus und den Medien unterstützt wird, in Sicht ist. Sympathiebekundungen für das ukrainische Volk sind vergleichsweise billig und bequem – vor allem, wenn sie nicht von einem Verständnis der betreffenden Ereignisse und der Geschichte begleitet werden.

Ein Vertreter von Vice Studios bestätigte dem Hollywood Reporter am 24. Februar, dass der Schauspieler Sean Penn „vor Ort in der Ukraine“ ist, um einen Dokumentarfilm zu drehen. Das Büro des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj veröffentlichte auf Facebook eine Erklärung, in der Penns Anwesenheit angekündigt wurde. „Unser Land ist ihm dankbar für diesen Beweis von Mut und Ehrlichkeit“, heißt es in der Erklärung.

Sean Penn (Foto: seher sikandar)

Der Reporter erklärte, dass Penn der Publikation anschließend eine Nachricht schickte, in der er „das Vorgehen des russischen Präsidenten Wladimir Putin verurteilte, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj unterstützte und die Amerikaner aufforderte, sich einzubringen“.

„Es ist bereits ein brutaler Fehler, der Leben gekostet und Herzen gebrochen hat, und wenn er nicht einlenkt, glaube ich, dass Herr Putin einen schrecklichen Fehler für die gesamte Menschheit begeht“, sagte Penn. „Präsident Selenskyj und das ukrainische Volk sind zu historischen Ikonen für Mut und Prinzipien geworden. Die Ukraine ist die Speerspitze des demokratischen Strebens nach Verwirklichung unserer Träume. Wenn wir es zulassen, dass sie allein kämpft, ist unsere amerikanische Seele verloren.“

Die Idee, dass die Ukraine „die Speerspitze des demokratischen Strebens nach Verwirklichung unserer Träume“ sei, ist schlicht eine Wahnvorstellung. Penn hat sich von seiner Kritik an George W. Bush und dem „Krieg gegen den Terror“ in den frühen 2000er Jahren zu einem Wortführer des US-Außenministeriums entwickelt.

Auch der Filmemacher David Lynch meldete sich in einem absurden YouTube-Video zur Ukraine-Invasion zu Wort. An Putin gerichtet, sagte Lynch: „Wir werden als Menschen danach beurteilt, wie wir unsere Mitmenschen behandeln. Und es gibt da ein Naturgesetz, ein unumstößliches Gesetz. Es hat keine Schlupflöcher, es kennt kein Entrinnen.“ Lynch fuhr fort: „Und dieses Gesetz lautet: Du erntest, was du säst. Und gerade jetzt, Herr Putin, säen Sie Tod und Zerstörung, und das geht auf Ihr Konto.“ Lynch fuhr fort: „Die Ukrainer haben Ihr Land nicht angegriffen. Sie sind hingegangen und Sie haben ihr Land angegriffen. Und all dieser Tod und diese Zerstörung werden auf Sie zurückfallen und Sie heimsuchen.“

Wo waren Lynch und andere Helden wie er – die jetzt offenbar dagegen sind, dass „Regierungen Länder angreifen, die sie nicht angegriffen haben“ –, als das US-Militär einen verheerenden „Shock and Awe“-Schlag gegen die irakische Hauptstadt Bagdad führte, der augenblicklich tausende Menschen tötete und schließlich eine ganze Gesellschaft zerstörte? Die Irak-Invasion, die auf nichts als Lügen beruht, hat mehr als eine Million Tote gefordert. Wir können uns nicht erinnern, dass wir damals etwas von Mr. Lynch gehört haben.

David Lynch im Jahr 2017 (Foto: Georges Biard)

Wo waren diese Leute – darunter auch IOC- und UEFA-Funktionäre – als die amerikanischen Streitkräfte in Afghanistan einmarschierten und es zwei Jahrzehnte lang besetzten, was zu sozialer und wirtschaftlicher Verwüstung und dem Tod von Hunderttausenden führte? Wo waren diese empörten Seelen, als die CIA und das amerikanische Militär zahllose Opfer in „Black Sites“ auf der ganzen Welt misshandelten und folterten?

Wie viele US-amerikanische Musiker und Künstler wurden wegen der Kriegsverbrechen Washingtons im Nahen Osten und in Zentralasien boykottiert? Wie viele Sportveranstaltungen und internationale Gremien haben ihre Türen für US-Teams und Wettkämpfer geschlossen?

Der Ansturm gegen alles Russische und jeden, der mit Russland in Verbindung steht, ist heuchlerisch und gefährlich.

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