Sri Lanka: Streikende Plantagenarbeiter fordern Sturz der Regierung Rajapaksa

Am Dienstag, 5. April, beteiligten sich etwa 300 Teeplantagenarbeiter des Glenugie Estate bei Upcot in Zentral-Sri Lanka an einem Streik, der den Sturz der Regierung von Präsident Gotabhaya Rajapaksa und eine Arbeiter- und Bauern-Regierung forderte.

Den Streik ausgerufen hatte das Glenugie Estate Workers Action Committee (GEWAC), das Aktionskomitee der Teeplantagenarbeiter von Glenugie Estate. Dieses Komitee war mit politischer Unterstützung der Socialist Equality Party (SEP) entstanden.

Neben der Hauptforderung nach Ablösung der Rajapaksa-Regierung durch eine Arbeiterregierung im Bündnis mit der armen Landbevölkerung richtete sich der Streik auch gegen die aktuelle Übergangsregierung unter Beteiligung der parlamentarischen Parteien. Wichtige Slogans lauteten: „Nein zur Übergangsregierung“, sowie: „Brecht mit den Gewerkschaften und bildet Aktionskomitees auf allen Plantagen und an jedem Arbeitsplatz“.

Die Arbeitsniederlegung ist Teil der wachsenden Proteste im ganzen Land. Sie haben sich an den Sparmaßnahmen, der explodierenden Preise für Grundnahrungsmittel, dem Mangel an Treibstoff, Kochgas und Medikamenten und der täglichen, langen Stromausfälle entzündet und fordern den Sturz der Rajapaksa-Regierung.

Streikende Plantagenarbeiterinnen auf dem Weg nach Upcot Town, 5. April 2022 (WSWS Media)

Das Aktionskomitee namens GEWAC kam am Montagabend zusammen und beschloss, einen eintägigen Streik zu organisieren und eine Demonstration durchzuführen. GEWAC-Mitglieder gingen in den Arbeiterquartieren von Tür zu Tür und informierten die Kollegen über den Streikaufruf. Arbeiter von Glenugie reagierten enthusiastisch, was zeigt, dass sich unter den Plantagenarbeitern der Widerstand gegen die Regierung ausbreitet.

Am Dienstagmorgen schlossen sich an der Malliheppu-Kreuzung, wo sich das Büro des Estates befindet, weitere streikende Arbeiter dem GEWAC-Protest an. Damit stieg die Zahl der Teilnehmer von etwa 50 auf über 100.

M. Thevarajah vom politischen Komitee der SEP und Kandipan, ein weiteres SEP-Mitglied und Sekretär des Aktionskomitees, schlugen Parolen vor, die von allen aufgegriffen wurden, zum Beispiel: „Nieder mit der Rajapaksa-Regierung“, „Nein zur Übergangsregierung“, „Kämpft für eine Arbeiter- und Bauern-Regierung“, „Brecht mit den Gewerkschaften“ und „Baut Aktionskomitees auf“. Die Arbeiter trugen Plakate, auf denen ähnliche Slogans standen.

Außerdem skandierten Arbeiter ihre eigenen Slogans und forderten: „Gotabhaya [Rajapaksa] muss gehen“, „Weg mit allen Rajapaksas“ und: „Sie sind alle Diebe“. Weitere Slogans richteten sich gegen die steigenden Preise für Grundnahrungsmittel.

Plantagenarbeiterinnen mit ihren Plakaten während der Demonstration des Glenugie Estate Workers Action Committee, 5. April (WSWS Media)

Zum Abschluss der Demonstration und vor dem Marsch in die Stadt Upcot hielt Kandipan eine Rede. Er sagte den versammelten Streikteilnehmern: „Die Plantagenarbeiter sind angesichts der explodierenden Lebenshaltungskosten mit unerträglichen Bedingungen konfrontiert. Die Preise für lebenswichtige Güter steigen fast täglich. Wir sind vom Hungertod bedroht. In dieser Situation stehen die Plantagenarbeiter auf und kämpfen gemeinsam mit anderen Arbeitern und den unterdrückten Massen gegen die Rajapaksa-Regierung.“

Kandipan wies darauf hin, dass die Gewerkschaften angesichts des Aufstands der ganzen Bevölkerung gegen die Regierung völlig verstummt seien. Er erklärte, dass die Arbeiter sich von den Gewerkschaften lösen und Aktionskomitees in jedem Betrieb und an jedem Arbeitsplatz aufbauen müssten. Er erklärte auch, dass die Arbeiter jetzt für den Sturz der Rajapaksa-Regierung und die Einsetzung einer Regierung der Arbeiter und Bauern kämpfen müssten.

Nach etwa einer Stunde marschierten rund 150 Arbeiter einen Kilometer weit zur Teefabrik in einer andern Abteilung des Estate, wo sie ebenfalls laut ihre Slogans skandierten. Die Arbeiter dieser Abteilung schlossen sich dem Protest an, und die Demonstration ging zurück zur Malliheppu-Kreuzung, von wo aus ein Marsch in Richtung Upcot Town startete. Zu diesem Zeitpunkt nahmen etwa 200 Arbeiter an dem Marsch teil, der am Eingang der Stadt endete.

Dort sprach Thevarajah zu den Beschäftigten: „Die GEWAC hat den Streik der Glenugie-Beschäftigten mit Unterstützung der SEP unter folgenden grundlegenden Slogans aufgerufen: 'Stürzt die Rajapaksa-Regierung', 'Lehnt jede Übergangsregierung ab', 'Kämpft für eine Regierung der Arbeiter und Bauern und eine sozialistische Politik', 'Brecht mit den Gewerkschaften und bildet Aktionsauskomitees in jedem Betrieb und an jedem Arbeitsplatz', und: 'Arbeiter aller Länder, vereinigt euch'.

Im ganzen Land, auch im Norden und Osten, gibt es massive Proteste, die den Rücktritt der Rajapaksa-Regierung fordern. Dies ist die einzige Demonstration und Versammlung, die sich auf ein alternatives, unabhängiges Programm der Arbeiterklasse stützt und eine Regierung der Arbeiter und Bauern fordert.“

Protestmarsch in Kandy am 4. April 2022 (WSWS Media)

Der Redner erläuterte die Notwendigkeit, die Einheit der srilankischen Arbeiter mit ihren internationalen Klassenbrüdern und -schwestern im Kampf gegen das Rajapaksa-Regime herzustellen. Das Internationale Komitee der Vierten Internationale als Weltpartei der sozialistischen Revolution kämpfe darum, die Unterstützung der internationalen Arbeiterklasse für die Arbeiter in Sri Lanka zu mobilisieren, sagte Thevarajah.

Er schilderte die bitteren historischen Erfahrungen der Arbeiter in Sri Lanka. „In den ganzen 74 Jahren der so genannten Unabhängigkeit Sri Lankas hat keine bürgerliche Regierung die Probleme der arbeitenden Bevölkerung gelöst“, sagte er. „Im Norden und Osten wurden Zehntausende von Tamilen im 30-jährigen rassistischen Bürgerkrieg getötet, und im Süden wurden Zehntausende singhalesische Bauernjugendliche in den Jahren 1988–1989 umgebracht. Schon unmittelbar nach der Unabhängigkeit wurde den Plantagenarbeitern die Staatsbürgerschaft entzogen.“

Der Redner verwies auch auf die katastrophalen Folgen der Covid-19-Pandemie und die Gefahr eines Weltkriegs durch den Stellvertreterkrieg der USA und der Nato gegen Russland. Er sagte: „Jetzt, nach all diesen Erfahrungen, gehen die Arbeiter und die unterdrückten Massen gegen die Rajapaksa-Regierung auf die Straße. Jetzt ist es an der Zeit, dass die Arbeiter sich darauf vorbereiten, die Macht zu übernehmen, wie es die russischen Arbeiter im Oktober 1917 taten.“

Die Arbeitsniederlegung in Glenugie Estate ist Ausdruck der wachsenden Bewegung der Arbeiter in den Plantagen und in ganz Sri Lanka. Sie ist Teil des Klassenkampfs, der sich international entwickelt. Die Plantagenarbeiter gehören zu den am stärksten ausgebeuteten Teilen der srilankischen Arbeiterklasse. Inmitten der sozialen und politischen Krise im Land, die die Pandemie ausgelöst hatte, haben die Plantagenbesitzer ihre Angriffe auf die Teeplantagenarbeiter verschärft und die Arbeitslast erhöht.

Die Gewerkschaften haben sich auf die Seite der großen Plantagenbesitzer und der Regierung gestellt. Der Ceylon Workers Congress (CWC) erwies sich als Partner der Regierung von Präsident Rajapaksa, und der CWC-Führer Jeevan Thondaman wurde Staatsminister. Als die Massen sich gegen das Regime in Colombo erhoben, trat Thondaman aus der Regierung aus und erklärte am Dienstag im Parlament, die beiden Abgeordneten der CWC hätten beschlossen, künftig unabhängig von der Regierung zu agieren.

Wir fordern die Plantagenarbeiter in ganz Sri Lanka auf, ähnliche Aktionskomitees zu bilden, um für die Verteidigung ihrer Rechte zu kämpfen und sich mit anderen Teilen der Arbeiterklasse in einem breiteren Kampf für sozialistische Politik zusammenzuschließen.

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