Sibelius Violin Competition schließt russische Künstler aus

Der feige und prinzipienlose Boykott russischer Kultur und Künstler durch internationale Kulturorganisationen hat letzte Woche ein neues Tief erreicht. Am 8. April gab das Komitee der 12. International Jean Sibelius Violin Competition bekannt, dass es russische Teilnehmer vom diesjährigen Wettbewerb ausschließen werde.

Mitteilung des Wettbewerbskomitees zum Ausschluss russischer Teilnehmer

In einem Wortlaut, der über die übliche ausweichende Bürokratensprache hinausgeht, mit der andere Organisationen russische Werke und Künstler seit der russischen Invasion der Ukraine ausschließen, rechtfertigte das Wettbewerbskomitee seine undemokratische Entscheidung folgendermaßen:

Der Krieg in der Ukraine und die Gräueltaten, die aufgedeckt wurden, haben den Wettbewerbsausschuss zur Entscheidung geführt, russische Teilnehmer vom Wettbewerb auszuschließen, um andere Teilnehmer und den Wettbewerb als Ganzes zu schützen.

Die absurde Unterstellung lautet, dass die Gegenwart junger russischer Geiger eine Gefahr für die Sicherheit „der anderen Teilnehmer und des Wettbewerbs als Ganzes“ darstellen würde.

Der Wettbewerb wird von der Sibelius Society of Finland und der Sibelius-Akademie der Universität der Künste in Helsinki ausgerichtet und findet alle fünf Jahre für Geiger bis zum 30. Lebensjahr statt. Nach Angaben der Website war der diesjährige Wettbewerb ursprünglich für Ende 2020 geplant, musste aber aufgrund der Covid-19-Pandemie verschoben werden.

Dieses Jahr gab es eine Rekordzahl an Bewerbungen, darunter zwei russische Geiger, die das Vorauswahlverfahren bestanden hatten.

Das Komitee brüstet sich in einem Absatz auf seiner Webseite: „Am 7. März 2022 hat der Wettbewerbsauschuss beschlossen, dass alle Teilnehmer allein nach ihrer künstlerischen Leistung beurteilt werden.“ (Russland ist am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert.) Gleich der nächste Absatz zeugt dann von atemberaubender Prinzipienlosigkeit:

Allerdings hat sich die Situation seit Anfang März mit der Verschärfung des Kriegs in der Ukraine verändert. Aus diesem Grund hat der Ausschuss am 8. April 2022 die Möglichkeit zur Teilnahme für russische Bewerber der Jean Sibelius Violin Competition erneut geprüft und ist zum Schluss gekommen, dass eine Teilnahme am Wettbewerb nicht möglich ist. Die Schrecken des Kriegs und die kürzlich entdeckten Gräueltaten bedeuten, dass der Ausschuss keine andere moralische oder ethische Option hat, als die Russen aus dem Wettbewerb auszuschließen.

Anders gesagt, legt das Komitee zwar die künstlerische Leistung als einzig wichtiges Kriterium fest und erklärt sogar ausdrücklich, dass ein Künstler für das Verhalten seiner Regierung nicht verantwortlich gemacht werden könne. Man könne sagen, dass gerade Kunst und Kultur künstlich geschaffene Grenzen wie Nationalität und Ethnie aufhebe und dem Krieg Menschlichkeit entgegensetze. Aber wehe, wenn sich „die Situation verändert“ und der Krieg „sich verschärft“! In diesem Fall muss man sich diese Künstler doch genauer anschauen. Der Wettbewerbsausschuss unternimmt nicht einmal den Versuch, seine eigene offenkundige Unlogik zu beschönigen, und versichert uns stattdessen, dass ihm aufgrund der Moral die Hände gebunden seien.

Das Statement wird zum Abschluss von den Worten gekrönt: „Mit dieser Entscheidung möchte der Wettbewerb eine neutrale und friedliche Umgebung für alle Teilnehmer schaffen.“

Das Erwähnen einer „friedlichen“ Umgebung könnte darauf anspielen, dass der Ausschuss einen terroristischen Anschlag befürchtet, sollten junge Russen am Wettbewerb teilnehmen. In diesem Fall wäre es jedoch besser, dies offen auszusprechen. Naheliegender ist, dass das Komitee schlicht davon ausgeht, dass überall da, wo sich Russen – sogar Geiger – aufhalten, auch Gewalt nicht fern ist.

Lauri Ratia, Vorsitzender des Wettbewerbsausschusses (Foto credit-sibeliuscompetition.fi)

Nicht weniger absurd ist die Behauptung, das Komitee wolle eine „neutrale“ Umgebung gewährleisten. Dies ist schlicht eine Lüge. Indem der Wettbewerbsausschuss stillschweigend das USA-Nato-Narrativ des Kriegs übernimmt, versucht er, sich Scherereien vom Hals zu halten. Er verrät damit jedoch, dass größere Kräfte im Spiel sind, die über die Sibelius Competition hinausgehen.

Finnland teilt sich eine weit über 1000 Kilometer lange Grenze mit Russland. Das Land hat Verhandlungen über einen Nato-Beitritt aufgenommen, der schon in diesem Sommer erfolgen könnte. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die finnischen Behörden erheblichen Druck auf den Sibelius-Wettbewerb und die Akademie in Helsinki ausgeübt haben, damit sie sich gegen Russland positionieren.

Dennoch tragen letzendlich der Vorsitzende Lauri Ratia und seine Kollegen im Wettbewerbskomitee die Verantwortung. Mit ihrer ungeheuerlichen Entscheidung, russische Geiger vom Wettbewerb auszuschließen, haben sie die Kunst verraten.

Wie wir auf der WSWS wiederholt berichtet mussten, sind herausragende russische Komponisten, Dirigenten, Sänger und andere Künstler bereits Opfer einer Lynchmob-Atmosphäre geworden: Dazu gehören die Dirigenten Waleri Gergijew und Tugan Sochijew, die Sängerin Anna Netrebko und der junge Pianist Alexander Malofeev.

Die Biden-Regierung und ihre westlichen Gegenstücke in Europa schüren diese üble anti-russische Propaganda, um die Bevölkerung zu betäuben und in den Krieg zu treiben. Gleichzeitig soll sie die zynische Art und Weise übertönen, in die USA und ihre Nato-Verbündeten den Konflikt bewusst provoziert und angefacht haben.

Das Wettbewerbskomitee der Jean Sibelius Violin Competition hat sich auf der Seite der reaktionärsten Kräfte geschlagen und sich gegen den sozialen und kulturellen Fortschritt entschieden. Für sein Handeln gibt es keine Entschuldigung.

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