Russland stoppt Gasexporte über Nord Stream 1 – USA bereiten „aggressivere“ Kriegsbeteiligung vor

Die russische Regierung hat die Erdgasexporte nach Europa über die Pipeline Nord Stream 1 auf unbestimmte Zeit eingestellt. Der Schritt wird verheerende Folgen für Hunderte Millionen Europäer haben.

Nord Stream 1 ist die größte Quelle für russische Erdgasexporte nach Europa, die bis zu diesem Jahr 40 Prozent der europäischen Erdgasimporte ausmachten. In den vergangenen Monaten hatte Russland die Lieferungen über Nord Stream 1 mehrfach tagelang unterbrochen.

Rohre des Gasspeichers Reckrod in der Nähe von Eiterfeld, Mitteldeutschland (AP Photo/Michael Probst, Archiv) [AP Photo/Michael Probst]

Die Preise für Erdgas – den wichtigsten Energieträger für die Heizung von Privathaushalten – haben sich im vergangenen Jahr bereits verzehnfacht und sind am Montag nach der Ankündigung um mehr als 33 Prozent in die Höhe geschnellt.

Die europäischen Haushalte wurden angesichts der steigenden Energie- und Lebensmittelpreise an den Rand des Abgrunds getrieben und auf dem ganzen Kontinent stehen kleine Unternehmen vor dem Bankrott.

Diese massive soziale Katastrophe ist die Folge des Krieges, den die USA und die Nato gegen Russland führen. Er wurde von den Nato-Mächten durch ihre Bestrebungen angezettelt, die Ukraine in das Bündnis aufzunehmen. Der Krieg hat bereits zum Tod zehntausender ukrainischer Soldaten und Zivilisten, zum Tod zehntausender russischer Soldaten und zur Zerrüttung des ukrainischen Wirtschaftslebens geführt.

Die Hauptnutznießer des Konflikts sind US-amerikanische und europäische Rüstungsunternehmen, die den größten Auftragseingang seit Jahrzehnten verbuchen können – sowie US-Energieunternehmen, die ihre Energieexporte zu Rekordpreisen auf den europäischen Markt gebracht haben, was zu enormen Gewinnen führt.

Trotz der wirtschaftlichen Katastrophe, die sich für Europa abzeichnet, haben die USA und die Nato ihr Engagement in diesem Krieg nur noch verstärkt.

Das Weiße Haus forderte den Kongress am Montag auf, weitere 11 Milliarden Dollar für den Krieg in der Ukraine bereitzustellen – zusätzlich zu den mehr als 50 Milliarden Dollar, die bisher bereitgestellt wurden.

Es ist nicht mehr zu leugnen, dass das Weiße Haus fast alle verbleibenden Beschränkungen der US-Kriegsbeteiligung aufhebt – nachdem US-Präsident Joe Biden zu Beginn des Jahres selbst davor gewarnt hatte, dieser Krieg könne in einen dritten Weltkrieg münden.

In einem Artikel mit dem Titel „Warum die USA mit ihrer Unterstützung der Ukraine immer wagemutiger werden“ berichtet The Hill: „Die Biden-Regierung rüstet die Ukraine mit Waffen aus, die den russischen Streitkräften ernsthaften Schaden zufügen können, und anders als zu Beginn des Krieges scheinen US-Regierungsvertreter nicht mehr über Moskaus Reaktion besorgt zu sein.“

Der Artikel zitiert William Taylor – ehemaliger US-Botschafter in der Ukraine und führende Figur bei der ersten Amtsenthebung von Donald Trump – mit den Worten: „Die Regierung hat mit der Zeit erkannt, dass sie den Ukrainern größere, leistungsfähigere, weitreichendere und schwerere Waffen zur Verfügung stellen kann, ohne dass die Russen reagieren.“

Er fuhr fort: „Die Russen haben zwar immer geblufft und getobt, aber sie haben sich nicht provozieren lassen. Anfangs gab es in der Regierung Besorgnis – und in gewissem Maße gibt es sie immer noch –, aber die Angst, die Russen zu provozieren, hat sich gelegt.“

Die US-Regierung reagiert auf die Tatsache, dass Russland noch nicht „provoziert“ wurde, indem sie ihre Kriegsbeteiligung so lange eskaliert, bis das notwendige Ergebnis erreicht ist.

Im vergangenen Monat, so der Artikel, „sagten Vertreter der Streitkräfte, die Vereinigten Staaten würden der Ukraine erstmals ScanEagle-Überwachungsdrohnen, schwer gepanzerte minenresistente MaxxPro-Fahrzeuge und TOW-gelenkte Panzerabwehrraketensysteme sowie verschiedene neue Munition und Munitionsarten schicken“.

Hinzu kommen AGM-88 High-Speed Anti-Radiation Missiles und eine massive Aufstockung der Zahl von High Mobility Artillery Rocket Systems (HIMARS) Langstreckenraketensystemen, die in das Land geschickt werden.

The Hill schrieb: „Mehrere Berichte deuten darauf hin, dass die USA planen, bald Excalibur-Präzisionsmunition zu schicken – Waffen, die bis zu 70 Kilometer weit fliegen können und den Ukrainern dabei helfen würden, eingegrabene russische Stellungen und Kommandoposten anzugreifen.“

Der Artikel zitiert einen ungenannten US-Regierungsvertreter mit den Worten: „Ich glaube, die Leute in den Ministerien und Behörden, insbesondere im Außen- und Verteidigungsministerium und in den Geheimdiensten, haben den Instinkt, sich mehr nach vorne zu orientieren und aggressiver vorzugehen... Wir haben meiner Meinung nach viel mehr Spielraum auf unserer Seite, um Maßnahmen zu ergreifen, die der Ukraine helfen – ohne ungerechtfertigte Angst davor haben zu müssen, wie Putin reagieren wird.“

Während Vertreter der russischen Seite wiederholt zu Friedensverhandlungen aufgerufen haben, lehnen die Vereinigten Staaten und ihre Stellvertreterregierung in der Ukraine jegliche Verhandlungen mit Russland ab, solange der Ukraine nicht ihr Ziel zuerkannt wird, die Krim wiederzuerlangen. „Das ist eine Frage des Dialogs mit Terroristen – wir können nicht mit Terroristen diskutieren“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gegenüber ABC.

Die US-Medien bejubeln derweil eine ukrainische Offensive in der Südukraine, die das Weiße Haus als Vorwand für eine massive Ausweitung des US-Engagements in diesem Krieg nutzt. Bislang haben die USA hunderte Drohnen und Flugzeuge, hunderte Fahrzeuge, zehntausende Raketen und Millionen Schuss Munition bereitgestellt. Doch wie The Hill klarstellt, ist dies nur die Anzahlung, die die USA leisten, während sie eine noch „aggressivere“ Intervention in den Krieg vorbereiten.

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