USA verstärken Militärpräsenz nahe der russischen Grenze

Diesen Monat wurde die 101. Fallschirmjäger-Division der US Army erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg nach Europa entsandt. Sie ist Teil einer deutlichen militärischen Aufrüstung an der Grenzen zwischen den Nato-Staaten, der Ukraine und Russland.

Die Nato erklärte Anfang Oktober, ihre Mitgliedsstaaten würden „zusätzliche Schiffe, Flugzeuge und Truppen an die Ostflanke von der Ostsee im Norden bis zum Schwarzen Meer im Süden schicken“.

CBS News überschrieb seinen Bericht über die Stationierung mit dem Satz: „Die 101. Fallschirmjägerdivision übt wenige Meilen von der ukrainischen Grenze entfernt für den Krieg mit Russland“.

Brigadegeneral John Lubas wies darauf hin, dass sich fast 5.000 Soldaten der 101. Fallschirmjäger-Division den mehr als 100.000 Soldaten in Europa angeschlossen haben, und erklärte gegenüber CBS: „Das ist für uns kein Ausbildungseinsatz, sondern ein Kampfeinsatz. Wir wissen, dass wir noch am gleichen Abend kampfbereit sein müssen.“

Eine Nato-Grafik, die die „Ostflanke“ des Militärbündnisses zeigt [Photo: NATO]

Der „eingebettete“ Reporter von CBS kam zu dem Schluss: „Wenn die Kämpfe eskalieren oder es einen Angriff auf die Nato gibt, sind sie voll einsatzbereit, die Grenze zur Ukraine zu überqueren.“

Die Division wurde letztmalig während des D-Day im Zweiten Weltkrieg in Europa eingesetzt. 2nd Lieutenant Patrick Tabor erklärte: „Die 101. war seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr in Europa. Jetzt sind wir wieder da und unter dem Kommando der 1. Infanteriedivision. Es ist ein ganz besonders Ereignis.“

Die 101. Fallschirmjäger-Division wird im Rahmen der Nato-Kampfgruppe, die im Mai ins Leben gerufen wurde, in Rumänien stationiert.

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Nato-Generalsektretär Jens Stoltenberg schilderte am Mittwoch gegenüber dem rumänischen Ministerpräsidenten Nicolae Ciucă das Ausmaß des Nato-Aufgebots in der Region: „In Ihrem Land befindet sich eine der neuen Nato-Kampfgruppen für die Schwarzmeerregion. Wir verstärken die Nato-Präsenz vom Schwarzen Meer bis zur Ostsee. Kampfjets aus Kanada helfen dabei, den Himmel sicher zu machen. Und Tausende von französischen, niederländischen, belgischen und amerikanischen Soldaten schrecken in Rumänien von Aggressionen ab.“

Als Antwort auf die „gefährliche nukleare Rhetorik“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin erklärte Stoltenberg: „Die Nato wird sich nicht davon einschüchtern und nicht abschrecken lassen, das Recht der Ukraine auf Selbstverteidigung zu unterstützen.“

Seit dem Ausbruch des Ukrainekriegs hatte die Nato ihre vier bestehenden Kampfgruppen in Osteuropa verstärkt und die Gründung von vier weiteren in Bulgarien, Ungarn, Rumänien und der Slowakei angekündigt.

Die Nato erklärte letzte Woche in einer Stellungnahme: „Damit ist die Gesamtzahl der multinationalen Kampfgruppen auf acht angestiegen, womit sich die Zahl der Truppen faktisch verdoppelthat und die vorgelagerte Präsenz der Nato entlang der Ostflanke - von der Ostsee im Norden bis zum Schwarzen Meer im Süden - ausgeweitet wurde.“

Diese Ausweitung wird fortgesetzt; so kündigten die Nato-Verbündeten auf dem Gipfeltreffen in Madrid im Juni an, die „multinationalen Kampfgruppen von Bataillons- auf Brigadestärke zu erhöhen“.

Die Zeitschrift Newsweek berichtete in einem provokanten Artikel mit dem Titel „Amerikanische Truppen bereiten sich auf Krieg gegen Russland vor“: „Ein US-Flugzeugträger wird dafür vorbereitet, einen internationalen Angriff zu führen, falls Russland die Angriffe auf die Ukraine und ihre Verbündeten verschärft.“

Newsweek schrieb: „Die USS George H.W. Bush... befindet sich in der Adria und führt die Nato-Operation Neptune Strike 2022 an, die Abschreckungs- und Verteidigungskapazitäten im euro-atlantischen Raum testet.“

„Die Neptune-Serie ist eine greifbare Demonstration der Stärke und Kapazitäten der Nato in allen Bereichen“, erklärte Vizeadmiral Thomas Ishee, Befehlshaber der 6. Flotte und der Naval Striking and Support Forces Nato, bei der Ankündigung der Übung.

„Neptune Strike 2022 ist ein gutes Beispiel für die Fähigkeit der Nato, hochmoderne Seekriegskapazitäten einer verbündeten Flugzeugträgerkampfgruppe zu integrieren und damit unsere kollektive Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeit zu gewährleisten.“

An der Übung nehmen mehr als 80 Flugzeuge, 14 Schiffe und etwa 6.000 Mann teil.

US-Präsident Joe Biden traf sich am Mittwoch mit der Führung des Verteidigungsministeriums und kündigte an, die Größe und den Etat des US-Militärs auszuweiten.

Er erklärte: „Wir haben in der Nationalen Sicherheitsstrategie deutlich gemacht, dass die Modernisierung und Stärkung unseres Militärs eine entscheidende Quelle unserer nationalen Stärke ist und für mich und meine Regierung eine Priorität darstellt.“

„Und wie wir in der Nationalen Sicherheitsstrategie deutlich gemacht haben, ist dieses Jahrzehnt entscheidend, nicht, weil sich einer von uns, sondern weil sich die ganze Welt ändert.“

Am Mittwoch inszenierte Russland eine Serie von Atomtests, die „die Bereitschaft von Russlands strategischen Offensivkräften“ zeigen sollten, „auf einen feindlichen Atomschlag durch einen einen massiven eigenen Atomschlag zu reagieren“, wie es Verteidigungsminister Sergei Schoigu formulierte.

Laut Schoigu sollten die Atomtests, die ersten seit Beginn des Kriegs in der Ukraine, „einen massiven Atomschlag simulieren“.

Russland feuerte eine Interkontinentalrakete und eine Rakete von einem Atom-U-Boot ab und führte Tests mit zwei strategischen Langstreckenbombern des Typs Tu-95 durch.

Die Übungen fanden zeitgleich mit den Nato-Atomtests „Steadfast Noon“ statt, bei dem amerikanische B-52-Bomber den Abwurf von Atombomben in Europa simulierten. Die Übungen sollen noch bis zum 30. Oktober andauern.

Ebenfalls am Mittwoch feuerten die USA eine Rakete von der Wallops Flight Facility in Virginia ab, wo fast ein Dutzend Experimente mit Überschallwaffen durchgeführt werden, um möglichst schnell neue Überschallraketen zu entwickeln, die als Trägersysteme für Atomsprengköpfe eingesetzt werden können.

In dieser extrem angespannten Lage, in der die USA und die Nato täglich Atomwaffen testen, besteht die Gefahr, dass eine Fehleinschätzung oder Provokation zu einer dramatischen Eskalation des Konflikts führt.

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