„Hunderte“ russischer Rekruten in der Ukraine mit US-Raketen getötet

In der Silvesternacht wurden zwischen 60 und 400 russische Rekruten bei einem Angriff auf eine Behelfskaserne in der Ukraine durch Raketen des Waffensystems HIMARS getötet.

HIMARS (High Mobility Artillery Rocket System), das gelenkte Mehrfachraketen-System der Armee [Photo: US Army]

Der Angriff, bei dem von den USA gelieferte Waffen zum Einsatz kamen, und der wahrscheinlich auf von den USA gelieferten Zieldaten beruhte, sendet der Welt eine Botschaft: Washington will, dass das Blutbad in Osteuropa im neuen Jahr weiter eskaliert.

In den Tagen nach dem Angriff wurde das Ausmaß der Katastrophe deutlich, und innerhalb des politischen und medialen Establishments Russlands wurden Schuldzuweisungen laut, wer für das Debakel verantwortlich sei.

Das russische Verteidigungsministerium gab an, dass 63 Angehörige der Streitkräfte bei dem Angriff getötet worden seien, während das ukrainische Verteidigungsministerium von 400 Toten sprach. Einige russische Journalisten berichteten, die Zahl der Todesopfer liege zwischen 200 und 600.

Unabhängig davon, wie hoch die tatsächliche Zahl ist, handelt es sich möglicherweise um den bisher tödlichsten einzelnen Luftangriff in diesem Krieg, in dem bereits 200.000 Einwohner der zwei Länder, die beide vor nur 30 Jahren Teil der Sowjetunion waren, getötet oder verletzt wurden.

In einer offenbar massiven Vernachlässigung grundlegender militärischer Vorsichtsmaßnahmen waren Hunderte russischer Soldaten in demselben Gebäude mit einem Munitionslager in Reichweite der von den USA bereitgestellten HIMARS-Raketen zusammengepfercht.

Daniil Bezsonov, ein mit Russland verbündeter Vertreter der Region Donezk, nannte den Angriff einen „massiven Schlag“, der auf „unsere Fehler“ hinweise.

Sergej Mironow, ein prominenter Abgeordneter des Oberhauses im russischen Parlament, forderte eine Untersuchung der Katastrophe und verlangte die strafrechtliche Verfolgung der Verantwortlichen, „ob sie nun Epauletten tragen oder nicht“.

Das HIMARS-System ermöglicht es den ukrainischen Streitkräften, auf Hinweis ihrer US-amerikanischen Auftraggeber jeden beliebigen Punkt über Dutzende von Kilometer hinweg zu treffen.

Michael Kofman, Direktor für Russlandstudien am CNA-Forschungsinstitut in Arlington (Virginia) sagte gegenüber der New York Times: „Der Zustrom von mobilisiertem Personal an die Frontlinien hat sie sichtlich für Angriffe anfällig gemacht.“

Die Soldaten in dem Gebäude seien neu ausgehoben worden. Sie kamen aus den Regionen Saratow und Samara, berichtete die russische Militärbloggerin Anastasia Kashevarova.

Diese Truppen waren demnach Teil der Mobilisierung von rund 300.000 Soldaten durch Russland im September.

Kofman erläuterte die Beweggründe der US-Kriegsplaner: „Der erste Schritt auf dem ukrainischen Weg zum Sieg ist die Fortsetzung dieser großen Auszehrungsphase, in der wir uns befinden“. Diese stütze sich „hauptsächlich auf Fernkampfwaffen, um die russischen Streitkräfte, die ihnen gegenüberstehen, methodisch zu zerlegen“.

„Sie haben Angst. Das spürt man“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj über die russischen Streitkräfte nach dem Angriff.

Diese jüngste Attacke folgt auf eine Reihe von Angriffen tief im russischen Territorium. In den vergangenen Monaten hat die ukrainische Regierung drei separate Angriffe auf den russischen Luftwaffenstützpunkt Engels in der Nähe von Saratow durchgeführt, bei denen strategische Bomber beschädigt und Angehörige der russischen Streitkräfte getötet wurden.

Berichten zufolge verfügt Russland kaum noch über Präzisionsraketen, die bislang für Angriffe auf ukrainische Städte eingesetzt wurden. Vor diesem Hintergrund erweitern die Vereinigten Staaten die Palette der Waffen, die sie der Ukraine zur Verfügung stellen.

Mit dem National Defense Authorization Act, der Ende letzten Monats unterzeichnet wurde, wird das bisherige Engagement der USA in diesem Krieg verdoppelt. Die Ukraine erhält eine Patriot-Raketenbatterie, das komplexeste US-System, das bisher in diesem Krieg eingesetzt worden ist.

Letzten Monat berichtete die US-Nachrichtenagentur Bloomberg, dass die Vereinigten Staaten der Ukraine möglicherweise den Bradley-Kampfpanzer zur Verfügung stellen werden. Das ist ein gepanzertes Kettenfahrzeug, das wie ein leichter Panzer aussieht.

In der Zwischenzeit sind die amerikanischen und europäischen Medien voller blutrünstiger Aufrufe zur Eskalation des Krieges.

Die ungeheuerlichste dieser Aufforderungen kommt von der Financial Times, Großbritanniens führender Wirtschaftszeitung, die sich in einem Leitartikel vehement „gegen Waffenstillstand oder Verhandlungen“ ausspricht. Gleichzeitig wird darin gefordert, dass die Vereinigten Staaten „mehr ... offensive Waffen“ in die ehemalige Sowjetrepublik liefern sollten.

Am Montag veröffentlichte die Zeitschrift Foreign Affairs einen Artikel des ehemaligen ukrainischen Verteidigungsministers, Andrij Sahorodnjuk. Er spricht sich dafür aus, dass die Vereinigten Staaten das Ziel der ukrainischen Regierung, die Krim zurückzuerobern, offen gutheißen sollten – bislang haben die USA dies nur hinter vorgehaltener Hand getan.

„Russlands militärische Präsenz zum Beispiel ist ein Grund, um die Krim zu kämpfen, denn ein Kampf um das Gebiet würde Russlands Fähigkeit, Krieg zu führen und die Ukraine und andere Staaten zu terrorisieren, ernsthaft beeinträchtigen“, schreibt Sahorodnjuk. „Die anderen Bedenken hinsichtlich der Fähigkeit der Ukraine, die Halbinsel zurückzuerobern, und bezüglich nuklearer Angriffe sind alle zumindest ein wenig übertrieben. Nach den Erfolgen der letzten Monate auf dem Schlachtfeld ist klar, dass die Ukraine die Fähigkeit hat, die Krim zu befreien.“

Er fügt hinzu: „Und Putins nukleare Drohungen sind wahrscheinlich nur leere Worte.“

Während die USA immer offener Waffen und „finanzielle Unterstützung“ (Bestechungsgelder) an die ukrainische Regierung liefern, lassen ukrainische Politiker zunehmend den Vorwand fallen, sie würden für „Demokratie“ kämpfen.

In einem Twitter-Post, in dem der Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera zitiert wird, erklärte das ukrainische Parlament am Montag: „Der vollständige und höchste Sieg des ukrainischen Nationalismus wird sein, wenn das Russische Reich aufhört zu existieren.“

Der Post bekräftigt „diese Anweisungen von Stepan Bandera“ und wurde anlässlich des Geburtstags des Nazi-Kollaborateurs und Kriegsverbrechers veröffentlicht.

Polnische und ukrainische Politiker und Journalisten haben seither diesen Tweet verurteilt.

Die israelische Zeitung Haaretz nimmt auf den Post des ukrainischen Parlaments Bezug und bezeichnet Bandera als „ukrainischen Ultranationalisten und Antisemiten, dessen Anhänger während des Zweiten Weltkriegs eine Kampagne der ethnischen Säuberung gegen Juden und Polen betrieben haben“.

„Bandera war der Mörder, der für den Völkermord an den Polen in den Jahren 1943-1944 verantwortlich war, als die UPA-Truppen etwa 100.000 polnische Zivilisten auf grausame Weise töteten“, twittert Kacper Płażyński, Vorsitzender des Ausschusses für EU-Angelegenheiten im polnischen Parlament. Er bezieht sich damit auf die ukrainische paramilitärische Truppe, die auf der Seite der Nazis kämpfte.

Wenige Tage nach Beginn des neuen Jahres eskaliert der Krieg rapide und droht, die Nato und Russland in einen direkten Konflikt zu ziehen. Die rasche Eskalation des Krieges macht die dringende Notwendigkeit deutlich, eine Antikriegsbewegung von Arbeitern, Studierenden und Jugendlichen auf der Grundlage eines sozialistischen Programms aufzubauen.

Loading