Über Chris Hedges’ prinzipienloses Bündnis mit der politischen Rechten

Dieser Artikel wurde ursprünglich als Thread auf Twitter veröffentlicht.

Die apologetischen Rechtfertigungen, mit denen Chris Lynn Hedges seine Zusammenarbeit mit Rechten und sogar Faschisten bei der betrügerischen Kundgebung „Rage Against the War Machine“ am 19. Februar verteidigt, sind als Beispiel an politischer Desorientierung, offener Ignoranz und demagogischer Selbsttäuschung schwer zu überbieten.

Um seine Zusammenarbeit mit den Reaktionären zu entschuldigen, bietet Hedges seinen neuen Verbündeten eine politische Amnestie an: „Bei der Kundgebung am 19. Februar geht es nicht um die Abschaffung von Social Security, Medicare oder des Mindestlohns, wie es viele Libertäre wollen.

Es ist keine Kundgebung, um die Rechte der LGBTQ-Gemeinschaft anzuprangern, die von mindestens einem der Redner angegriffen wurden. Es ist eine Kundgebung zur Beendigung des permanenten Kriegs.“

Und dann kommt Hedges‘ melodramatische Pointe: „Sollten sich diese rechten Teilnehmer für andere Themen organisieren, werde ich auf der anderen Seite der Barrikaden stehen.“

Dass er das Wort „sollte“ benutzt, impliziert, dass es Unklarheiten über die Absichten und die Politik von Hedges‘ rechten Verbündeten gibt. Tatsächlich benutzt die politische Rechte die Kundgebung, um ihre reaktionäre Agenda zu propagieren, und Hedges dient – trotz seiner Entschuldigungen – ihren Interessen.

Zudem ist völlig unklar, wann und unter welchen politischen Umständen Hedges seine Amnestie beenden, mit den Faschisten brechen und „auf die andere Seite der Barrikaden“ wechseln wird. Die Amnestie hat kein offensichtliches Ablaufdatum.

Hedges schreibt: „Wir werden die Macht der Konzerne und die Kriegsmaschinerie nicht allein stürzen. Es muss eine Links-Rechts-Koalition geben, zu der auch Menschen gehören, deren Meinungen nicht nur unangenehm, sondern sogar abstoßend sind – oder wir werden an den Rand gedrängt und unwirksam bleiben. Das ist eine Tatsache des politischen Lebens.“

Was Hedges eindeutig befürwortet, ist keine kurzfristige Taktik (was schon schlimm genug wäre), sondern ein langfristiges strategisches Bündnis mit den Faschisten. Er erklärt ausdrücklich, es sei ohne eine „Links-Rechts-Koalition“ nicht möglich, die „Macht der Konzerne und die Kriegsmaschinerie zu stürzen“.

Hedges versäumt es zu erklären, wie die libertäre Fraktion der herrschenden Klasse – die sich fanatisch der absoluten Verteidigung der individuellen Eigentumsrechte verpflichtet hat und gegen jede Einschränkung des Strebens nach Profit und persönlichem Reichtum ist – ein Verbündeter im Kampf gegen die Macht der Unternehmen sein kann.

Die Propagierung solch reaktionärer Bündnisse mit der extremen Rechten hat eine Vorgeschichte. Das berüchtigtste Beispiel dafür war die Propagierung einer „rot-braunen“ Koalition gegen das Weimarer Regime durch die deutschen Stalinisten in den Jahren vor Hitlers Machtergreifung.

Das katastrophale Ergebnis der bankrotten Politik der Dritten Periode ist hinlänglich bekannt. Die Nationalsozialisten kamen an die Macht und beglichen ihre Schuld gegenüber der Kommunistischen Partei Deutschlands, indem sie deren Führer und Mitglieder in Konzentrationslager steckten.

Und was will Hedges durch eine gemeinsame Plattform mit der Rechten erreichen? Mit welchem kühnen Aktionsplan rechtfertigt er die Zusammenarbeit mit diesen reaktionären Kräften?

Er zitiert aus einer E-Mail, die er von einem weiteren desorientierten Liberalen erhalten hat, der die Kundgebung ebenfalls unterstützt: „Weil wir dringend so viele Stimmen wie möglich brauchen, aus einer Vielzahl von Perspektiven, um unsere Meinung zu sagen, damit wir wirksamer Druck auf den Kongress und das Weiße Haus ausüben können, um diesen Konflikt vom blutigen Schlachtfeld an den Verhandlungstisch zu verlagern.“

Wie üblich wird der groteskeste Opportunismus in den Dienst des erbärmlichsten und feigsten Reformismus gestellt. Der „Sturz der Macht der Konzerne“ wird erreicht, indem das Weiße Haus angebettelt wird, seine Fehler einzusehen.

Hedges’ Politik ist nicht geprägt von der wissenschaftlichen Methode (des Marxismus), die er mit einer „sektiererischen“ Verteidigung von Prinzipien verbindet. Seine Schriften sind beispielhaft für die theoretische Oberflächlichkeit des halb-radikalen Liberalismus der ohnmächtigen amerikanischen kleinbürgerlichen Linken, die Trotzki in „Priester der Halbwahrheit“ beschrieb:

„Ihre Philosophie spiegelt ihre Welt wider. Nach ihrem sozialen Wesen sind sie intelligente Halbbourgeois. Sie ernähren sich von Halbgedanken und Halbgefühlen. Sie wollen die Gesellschaft mit Halbheiten behandeln.

Sie betrachten den historischen Prozess als zu instabil und engagieren sich nie zu mehr als 50%.

Also sind diese Menschen, die in Halbwahrheit leben, d. h. der schlimmsten Form von Lügen, zu einer echten Bremse für wahrhaft fortschrittliche, d. h. revolutionäre Gedanken geworden.“

Noch ein letzter Punkt: Als Twitter im Jahr 2020 den Account der International Youth and Students for Social Equality, der Jugendbewegung des Internationalen Komitees der Vierten Internationale, sperrte, weigerte sich Hedges kategorisch, dagegen zu protestieren und die Rücknahme dieses Schritts zu fordern.

Obwohl es allgemein bekannt ist, dass die IYSSE und die WSWS den imperialistischen Krieg unmissverständlich ablehnen und Julian Assange konsequent verteidigt haben, behauptet Hedges, er wäre zu beschäftigt, um sich ein paar Minuten Zeit zu nehmen für eine Verurteilung der Zensur auf seinem Twitter-Account.

Für Hedges ist ein langfristiges Bündnis mit Faschisten zulässig, wobei Konflikte in die ferne Zukunft verlagert werden. Aber wenn es um die Trotzkisten geht, verweigert Hedges die Zusammenarbeit, selbst wenn es um die Verteidigung demokratischer Rechte geht.

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