Kriegspropaganda dominiert die Eröffnung der Berlinale

Die 73. Internationalen Filmfestspiele Berlin wurden am vergangenen Donnerstag mit einer Flut von Kriegspropaganda und Nationalismus eröffnet und gipfelten einen Tag später in der Weltpremiere des Films Superpower ( „Supermacht“) von Hollywoods führendem Verfechter eines totalen Krieges gegen Russland, dem amerikanischen Schauspieler Sean Penn.

Sean Penn (links) während der Pressekonferenz für 'Superpower' auf der Berlinale [AP Photo/Joel C Ryan/Invision]

Die letztjährigen Filmfestivals in Cannes und Venedig boten dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj eine Plattform, um Kriegshysterie zu schüren und eine verstärkte militärische Unterstützung im Kampf gegen Russland zu fordern. Nach Cannes und Venedig hat auch die Festivalleitung in Berlin, Carlo Chatrian und Mariëtte Rissenbeek, dem ukrainischen Präsidenten am Donnerstag einen Videolink zur Verbreitung seiner Propaganda zur Verfügung gestellt.

Den Tenor zur Eröffnung der Berlinale gab die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) vor, die bei der Eröffnungsfeier erklärte: „Wer in dunklen Zeiten Filme macht und zeigt, wehrt sich gegen die Abwesenheit von Freiheit.“ Roth hatte sich zuvor mit dem politischen Charakter der diesjährigen Berlinale gebrüstet. Für Roth und ihre Grünen bedeutet eine „politische Berlinale“ das Bekenntnis zur Identitätspolitik und die vollständige Unterordnung des Festivals unter die Kriegspolitik der Bundesregierung und der Nato in ihrem „Krieg gegen Russland“ (Außenministerin Annalena Baerbock). Ebenso wie in Cannes und Venedig wurden russische Filmdelegationen, Unternehmen und Journalisten weitgehend vom Berliner Festival ausgeschlossen, auf dem neun ukrainische Filme gezeigt werden, von denen die meisten eine völlig einseitige Version des Konflikts darstellen. Selbst die kleinen Anstecker, die auf dem Festival verteilt werden, sind mit den blauen und gelben Farben der ukrainischen Flagge geschmückt.

Bei der Eröffnungszeremonie begrüßten Chartrian und Rissenbeek den Co-Regisseur von Superpower Sean Penn auf der Bühne, der seinerseits den ukrainischen Präsidenten per Video vorstellte. Die beiden Männer hatten während der Dreharbeiten zu Superpower eine enge Beziehung zueinander aufgebaut. Nach stehenden Ovationen der meisten der gut betuchten Zuhörer – zu denen auch führende Mitglieder der deutschen Regierung und der ukrainische Botschafter Oleksij Makejew gehörten – nahm Selenskyj absurderweise Bezug auf den Film „Der Himmel über Berlin“ des deutschen Regisseurs Wim Wenders, um den Antikommunismus des Kalten Krieges wiederzubeleben. Selenskyj behauptete, Russlands militärische Intervention in der Ostukraine und die Annexion der Krim seien mit dem Bau der Berliner Mauer gleichzusetzen. Mit keinem Wort erwähnte der ukrainische Präsident den Kordon aus Nato-Waffen und Raketen, der sich an den Ostgrenzen Russlands gegen das Land richtet, und erklärte demagogisch, es gehe um die Wahl zwischen „Freiheit und Sklaverei“, westlicher Zivilisation und russischer Tyrannei. Kunst, Film und Sport könnten nicht abseits stehen, fuhr er fort. Es sei notwendig, Partei zu ergreifen – d. h. für die Ukraine und die Nato gegen Russland. Bemerkenswerterweise rief Selenskyj in seiner Videoansprache nicht direkt zu mehr Waffen auf. Diese Aufgabe überließ er Sean Penn und dessen Film Superpower, den der ukrainische Präsident fünf Tage zuvor gesehen hatte.

Superpower

Am Donnerstag stellte Penn in Anwesenheit Claudia Roths und des ukrainischen Botschafters erneut Superpower vor. Penns Film, bei dem er gemeinsam mit Aaron Kaufman Regie geführt hat, ist Kriegspropaganda pur. Zwischen zahlreichen grausamen Szenen über die Schäden an Leib, Leben und Eigentum, die die reaktionäre russische Bombardierung der ukrainischen Städte und der Infrastruktur des Landes den einfachen Bürgern zufügt, zeigt der Film Penns Besuche in der Ukraine und seine Gespräche mit führenden ukrainischen, polnischen und US-amerikanischen Staatsmännern, mit der Zigarette in der Hand und der Wodka- oder Whiskeyflasche nicht weit entfernt.

Eine kurze Zusammenfassung der ukrainischen Geschichte der letzten zehn Jahre im Film lässt die Rolle der USA und führender westlicher Mächte bei der systematischen Einkreisung Russlands mit militärischer Ausrüstung und Raketen völlig außer Acht. Das Filmmaterial erinnert an die von den USA unterstützten Maidan-Proteste von 2014, erwähnt aber mit keinem Wort die Rolle, die Amerika und die Nato beim Schüren der sogenannten „Farbenrevolutionen“ in Osteuropa gespielt haben. Stattdessen hören wir Mitglieder der nationalistischen Opposition in Kiew und die vom rechtsextremen Antisemiten Bandera populär gemachten Slogans „Ruhm der Ukraine! Ruhm den Helden!“ („Slawa Ukrajini, Slawa Herojam“). Die Parolen werden später im Film von jungen ukrainischen Soldaten, die für den Kriegseinsatz gedrillt werden, erneut gebrüllt.

Die Methodik hinter Superpower wird am deutlichsten von seinem Co-Regisseur Aaron Kaufman beschrieben, der erklärt, weshalb er und Penn den Film gemacht haben: „Wir waren wirklich engagiert. Und ich glaube, wir waren deshalb so engagiert, weil wir wussten, dass es richtig war, aber auch, weil wir aus einem Idealismus schöpfen konnten, der sich echt anfühlte. Sobald man es aus dem Kontext der Vereinigten Staaten herausgenommen hatte und es nicht mehr um rechts und links ging dieses ganze Paradigma (Hervorhebung des Autors) – und man auf die Kultur von jemand anderem blickte... Ich glaube, das war für uns bezaubernd.“ Das heißt, die Rolle der USA und ihre blutige Geschichte der Interventionen in Europa und in der ganzen Welt auszublenden und eine Version der Ereignisse zu liefern, die den Interessen der am weitesten rechts stehenden politischen Kräfte entspricht – das ist die bankrotte und reaktionäre Ideologie hinter Penn und Kaufmans Film.

Eine sehr unvollständige Liste von Penns US-Interviewpartnern im Film ist aufschlussreich. Penn lässt sich von rechten Militärs und Vertretern des Außenministeriums beraten, wie Alexander Vindman, dem ehemaligen Direktor für europäische Angelegenheiten im Nationalen Sicherheitsrat der USA, und Robert O’Brien, dem ehemaligen Nationalen Sicherheitsberater der USA, die beide eine stärkere Aufrüstung der Ukraine befürworten, um Russland zu besiegen. Ein weiterer Interviewpartner von Penn ist der demokratische Kongressabgeordnete Eric Swallwell, der den außenpolitischen Einsatz erhöhen will und erklärt, dass ein Sieg der Ukraine und eine Niederlage Russlands „die beste Abschreckung gegen einen Einmarsch Chinas in Taiwan“ sei.

Für einige in der Ukraine ist der Dritte Weltkrieg bereits im Gange. In seinem Interview mit Penn erklärt der ukrainische Zentralbankchef Andrij Pyschnyj: „Ich glaube, dass der Dritte Weltkrieg bereits begonnen hat. Und die Frontlinie ist in der Ukraine. Der Krieg in der Ukraine ist nur ein Anfang für die Russische Föderation, wenn er nicht gestoppt wird.“ Das gleiche Thema aufgreifend, kommt die rechte Film-Website Deadline in ihrer Rezension von Superpower zu dem Schluss: „Der Dokumentarfilm wirft drängende Fragen auf, z. B. ob wir anerkennen sollten, dass wir bereits in den Dritten Weltkrieg eingetreten sind, und ob der Unterstützungsansatz der Biden-Regierung – die fortschrittliche Waffen zurückhält, die einen entscheidenden Sieg ermöglichen könnten – den Krieg verlängert und eine Pattsituation garantiert, die letztlich Russland begünstigt.“

In einer anderen Sequenz von Superpower sehen wir Penn in einer Diskussion mit einer Reihe junger ukrainischer Kampfpiloten, die argumentieren, dass das Land dringend fortschrittliche Kampfflugzeuge mit aktiven Radar-Raketensystemen benötigt. Der Film schneidet dann zu einer Sequenz, in der Penn junge ukrainische Rekruten in ein Kino zu einer Vorführung des Films „Top Gun“ begleitet und die Nachricht verkündet, dass Penn ein Videogespräch mit Miles Teller, einem der Stars des Films, arrangiert hat, der seinerseits seine Bewunderung für die jungen ukrainischen Piloten bekundet. Die Botschaft ist klar und unverhüllt. Amerika und der Westen müssen dringend Kampfflugzeuge schicken, um den Krieg weiter zu eskalieren. Die Botschaft wird von Selenskyj am Ende von Supermacht explizit aufgegriffen. Im letzten seiner insgesamt drei kriecherischen Interviews mit Penn beklagt sich Selenskyj darüber, dass er mit einem Flügel nicht fliegen kann, und deutet damit an, dass er zum Fliegen westliche Kampfflugzeuge brauche.

Sean Penn kehrte am Samstag auf einer Pressekonferenz für Superpower zum Thema weiterer Waffen für die Ukraine zurück. In Anlehnung an das außenpolitische Drehbuch der Grünen behauptete Penn absurderweise, dass neue Waffenlieferungen humanitäre Ziele erfüllten: „Es ist eine sehr merkwürdige Zeit, in der die bedeutendste humanitäre Reaktion, die gerade stattfinden kann, die Lieferung von Präzisions-Langstreckenraketen an ein Land ist, das sich in einer Invasion befindet“, erklärte Penn, der sich direkt an Deutschland wandte: „Wir haben gesehen, dass die deutsche Regierung in letzter Zeit, wie ich glaube, etwas klarer geworden ist, indem sie begonnen hat, die Ukraine zu unterstützen... Wie ich heute schon sagte, sollten wir alle die Lieferung von Präzisions-Langstreckenwaffen unterstützen. Das ist eine der wichtigsten Prioritäten für die Ukrainer.“

Es ist in der deutschen Nachkriegsgeschichte beispiellos, dass eines der populärsten Filmfestivals der Welt für militaristische Propaganda gegen Russland instrumentalisiert wird – in einem Konflikt, der schnell zu einem Weltkrieg eskalieren könnte, der das Überleben der Menschheit bedroht. Die Vorgänge stellen einen schweren Angriff auf das Prinzip der künstlerischen Unabhängigkeit dar und müssen der internationalen Arbeiterklasse als ernste Warnung dienen.

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