USA und Israel beraten über Entsendung von US-Truppen nach Gaza

US-Außenminister Antony Blinken sprach am Dienstag im Kapitol, während Demonstranten rot bemalte Hände hochhalten – aus Protest gegen die US-Unterstützung des Völkermords an den Palästinensern (AP Photo/J. Scott Applewhite)

Wie die US-Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag berichtete, diskutieren die Regierungen der USA und Israels über die Entsendung von US-Soldaten in den Gazastreifen. Sie könnten dort als Besatzungstruppen fungieren, sobald Israel den palästinensischen Widerstand niedergeschlagen hat.

Bloomberg schreibt: „Die USA und Israel loten Optionen für die Zukunft des Gazastreifens aus, darunter die Möglichkeit einer multinationalen Truppe, an der amerikanische Soldaten beteiligt sein könnten.“

Weiter heißt es, diese Schritte würden „vorangetrieben von einem Gefühl der Dringlichkeit, einen Plan für die Zukunft des Gazastreifens auszuarbeiten, da jetzt eine Bodeninvasion begonnen hat“.

Der Bericht von Bloomberg verdeutlicht, dass die USA kein passiver Unterstützer von Israels Völkermord an den Palästinensern sind, sondern aktiv daran teilnehmen.

Der Artikel geht auch auf die kryptischen Aussagen von Außenminister Antony Blinken vor dem Haushaltsausschuss des Senats ein: „Wir können nicht zum Status Quo zurückkehren, bei dem die Hamas den Gazastreifen regiert.“

Weiter sagte er: „Wir können auch nicht zulassen, dass Israel den Gazastreifen regiert oder kontrolliert – und die Israelis gehen selbst von diesem Vorschlag aus. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es noch viele mögliche Kombinationen, die wir und andere Länder sehr aufmerksam prüfen.“

Während Blinkens Äußerungen hielten mehrere Personen, die hinter ihm saßen, ihre rotgefärbten Hände hoch – als Symbol für die blutige Komplizenschaft der US-Regierung bei Israels Völkermord an den Palästinensern. 

Gleichzeitig erschienen weitere Berichte über Israels Luftangriff auf Dschabalia, das größte Flüchtlingslager im Gazastreifen, bei dem hunderte Menschen getötet und verletzt wurden und der weltweit eine Welle der Empörung auslöste.

Es mehren sich Hinweise, die bis jetzt noch nicht bestätigt wurden, dass US-Truppen bereits aktiv an den Kämpfen im Gazastreifen beteiligt sind.

Der ehemalige palästinensische Botschafter in Frankreich, Salman al-Harfi, erklärte am Montag gegenüber Sputnik News, dass laut US-Militärpersonal amerikanische Soldaten direkt an Bodenoperationen gegen Gaza beteiligt seien.

Al-Harfi erklärte gegenüber Sputnik: „Sie unterstützen nicht nur [Israel], sondern beteiligen sich auch am Krieg gegen die Palästinenser. Die USA schicken Militärpersonal in das Gebiet. Sie sind an Militäroperationen vor Ort in Gaza beteiligt.“

Der Bericht von Bloomberg widerspricht der öffentlichen Behauptung von Vizepräsidentin Kamala Harris vom letzten Sonntag: „Wir haben keinerlei Absicht oder Pläne, Kampftruppen nach Israel oder in den Gazastreifen zu schicken, Punkt.“

Am Dienstag kündigten die USA an, sie würden zusätzlich zu den mehr als 40.000 Soldaten, die bereits im gesamten Nahen Osten stationiert sind, weitere 300 entsenden.

Die Truppen sollen laut Brigadegeneral Pat Ryder von der US Air Force „die Abschreckungspolitik in der Region unterstützen und die Fähigkeiten der USA zum Schutz der Streitkräfte weiter verstärken“.

Seit Hamas’ Angriff auf Israel am 7. Oktober haben die USA so viele Kriegsschiffe, Truppen und Flugzeuge in den Nahen Osten verlegt wie noch nie außerhalb von Kriegszeiten.

Am Montag bestätigte das Pentagon, dass die USS Bataan (LHD-5) und die USS Carter Hall, zwei riesige amphibische Kriegsschiffe, als Teil der Militäraufstockung im Nahen Osten im Roten Meer bleiben sollen.

Auf den Schiffen ist die 26. Marine Expeditionary Unit mit 2.600 Marinesoldaten stationiert. Neben der Carter Hall befinden sich auch drei Lenkraketenzerstörer im Roten Meer. Einer dieser Zerstörer, die USS Carney, hat nach US-Angaben am 19. Oktober mehrere Raketen und Drohnen abgeschossen, die von Huthi-Rebellen im Jemen gestartet wurden. 

Die USS Gerald R. Ford und ihre Flugzeugträger-Kampfgruppe operieren derzeit im östlichen Mittelmeer und werden durch die USS Dwight D. Eisenhower unterstützt, die am Montag ins Mittelmeer eingelaufen ist.

Am Donnerstag griffen die USA in Syrien Stellungen an, die angeblich vom Iran unterstützten Milizen gehören.

In seiner Rede auf dem Capitol Hill am Dienstag machte Blinken deutlich, dass die USA dem Nahen Osten eine entscheidende Bedeutung in ihrer Kriegspolitik gegen Russland und China beimessen. 

Er erklärte: „Für unsere Gegner, Staaten oder andere, ist das alles ein einziger Kampf. Wenn wir anfangen, dieses Finanzierungspaket aufzuschnüren, werden sie daraus schließen, dass wir zwischen einzelnen Brandherden hin- und herspringen, während sie selbst immer enger zusammenarbeiten.“

Blinken wird am Freitag nach Israel reisen, um sich „mit Mitgliedern der israelischen Regierung zu treffen und anschließend weitere Stationen in der Region anzusteuern“, wie das US-Außenministerium mitteilte.

Blinkens Reise findet vor dem Hintergrund der Ausweitung und Verschärfung des Kriegs statt. Am Dienstag behauptete die Huthi-Miliz im Jemen, sie habe einen Angriff auf Südisrael mit „zahlreichen“ Raketen und Drohnen durchgeführt.

Das massive US-Militäraufgebot im Nahen Osten geht einher mit verstärkten Bombardements der Gaza-Bevölkerung. Laut einer Analyse von Satellitenfotos von zwei Wissenschaftlern sind vermutlich „mindestens ein Viertel aller Gebäude im nördlichen Gazastreifen“ beschädigt oder zerstört, berichtete die New York Times am Dienstag.

Laut dieser Schätzung wurden im gesamten Gazastreifen bis zu 44.500 Gebäude zerstört. Bei den Luftangriffen wurden nach Angaben der Gesundheitsbehörden in Gaza bisher mehr als 8.000 Menschen getötet.

Anders als beim Angriff auf das Al-Ahli-Arab-Krankenhaus, bei dem 500 Menschen getötet wurden, übernahm das israelische Militär öffentlich die Verantwortung für den Bombenangriff auf das Flüchtlingslager Dschabalia.

In einem Interview mit CNN gab Oberstleutnant Richard Hecht zu, dass die israelische Armee wusste, dass sich Zivilisten in dem bombardierten Gebiet befanden und trotzdem weitermachten.

CNN-Moderator Wolf Blitzer fragte: „Aber Sie wissen, dass sich in diesem Flüchtlingslager auch viele Flüchtlinge befinden, viele unschuldige Zivilisten, Männer, Frauen und Kinder, oder?“ 

Darauf antwortete Hecht: „Das ist die Tragödie des Kriegs, Wolf.“ 

Am Dienstag trat der Direktor des UN-Menschenrechtsbüros in New York, Craig Mokhiber, aus Protest gegen Israels Völkermord im Gazastreifen zurück. In einem Brief an den UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Turk, schrieb er: „Wieder einmal spielt sich vor unseren Augen ein Völkermord ab, und die Organisation, der wir dienen, kann scheinbar nichts unternehmen, um ihn zu stoppen.“

Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF berichtet über die steigenden Opferzahlen unter den Kindern. UNICEF-Sprecher James Elder erklärte am Dienstag: „Unsere schlimmsten Befürchtungen, dass die gemeldete Zahl der getöteten Kinder erst in die Dutzende, dann in die Hunderte und zuletzt in die Tausende geht, hat sich innerhalb von nur 14 Tagen bewahrheitet. 

Die Zahlen sind erschütternd. Berichten zufolge wurden mehr als 3.450 Kinder getötet, und leider steigt die Zahl mit jedem Tag deutlich. ... Gaza ist zu einem Friedhof für Tausende von Kindern geworden.“

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