Neue Verleumdungskampagne gegen Roger Waters

Der Rockmusiker und politische Aktivist Roger Waters wird in den bürgerlichen Medien immer gehässiger verleumdet. Wie das amerikanische Unterhaltungsmagazin Variety am Dienstag berichtete, hat der deutsche Medienriese BMG (Bertelsmann Music Group) die Beziehungen zu dem international renommierten Künstler und Mitbegründer der englischen Rock-Band Pink Floyd abgebrochen.

Auftritt Roger Waters in seiner „This is Not a Drill“-Konzerttournee in Montevideo (Uruguay), 17. November 2023 [AP Photo/Matilde Campodonico]

Der Variety-Artikel ist ein Musterbeispiel an Boulevardjournalismus. Der Artikel von Jem Aswad und K.J. Yossman, der sich auf namentlich nicht genannte „Quellen“ stützt, trägt die Überschrift: „BMG trennt sich von Roger Waters wegen Kommentaren des Pink Floyd-Mitbegründers zu Israel (EXKLUSIV)“.

Im Artikeltext selbst wird dann lediglich gesagt, dass sich BMG „darauf vorbereitet, sich vollständig von dem Musikveteranen zu trennen“. Seither gab es keine Stellungnahme von BMG über die Trennung von Waters und auch keinen Kommentar zu Waters öffentlichen Äußerungen über den anhaltenden Völkermord an den Palästinensern in Gaza. Auch von Seiten des Musikers hat Variety  offenbar keine Stellungnahme zu diesem Thema erhalten.

Im Jahr 2016 unterzeichnete Waters einen Musikvertrag mit BMG Rights Management (kurz BMG), einem internationalen Musikunternehmen mit Hauptsitz in Berlin (nicht zu verwechseln mit Sony BMG). Das Unternehmen gab damals Pläne bekannt, eine Neuaufnahme von Pink Floyds bahnbrechendem Album „The Dark Side of the Moon“ von 1973 zu veröffentlichen. Wie Waters erklärte, zog sich das Unternehmen aufgrund eines Konflikts über die Werbung für das 50-jährige Jubiläum der Originalaufnahme durch BMG schließlich aus dem Vertrag zurück, und das Projekt wurde schließlich über die britische Plattenfirma Cooking Vinyl realisiert.

Der Variety-Artikel zielt darauf ab, die Verleumdungskampagne gegen Waters zu verstärken und ihn fälschlicherweise und böswillig als Antisemiten darzustellen. Zu diesem Zweck behaupten Aswad und Yossman, angebliche „aufhetzende Kommentare [von Waters] über Israel, die Ukraine und die Vereinigten Staaten“, die eine Kontroverse auslösten, die sie aber nicht wörtlich zitieren, seien der Beweis dafür, dass der Künstler „wohl vom Antizionismus zum Antisemitismus übergegangen“ sei. Sie fügen hinzu, dass sich die BMG-Muttergesellschaft Bertelsmann am 9. Oktober in einem Statement solidarisch mit Israel erklärt habe.

Aswad und Yossman räumen dann ein, dass der Künstler selbst die Nachricht über seine Trennung von der BMG während eines einstündigen Interviews mit Glenn Greenwald im vergangenen November bekannt gegeben hat. Während dieses Interviews erklärte Waters, BMG habe ihn auf Druck der israelischen Lobby in Deutschland „gefeuert“.

Wiederum unter Berufung auf „eine Quelle“ stellen die Variety-Autoren fest: „BMG stimmt mit Waters' Version der Ereignisse nicht überein.“

Die Variety-Schlagzeile wurde dann von zahlreichen Nachrichtenmedien aufgegriffen, die Waters bereits zuvor angegriffen hatten, wie Rolling Stone und Guardian. Sie alle wiederholten die Behauptung, BMG habe sich wegen Waters politischen Äußerungen über Israel und die Ukraine von dem Künstler getrennt.

In einem Rolling Stone-Artikel, der darauf hinweist, dass BMG es ablehnte, sich zu diesem Thema zu äußern, heißt es, dass Waters' Haltung als Unterstützer Palästinas und Kritiker Israels im Laufe der Jahre „zu Behauptungen geführt hat, er sei antisemitisch“. Die Monatszeitschrift, die der Penske Media Corporation gehört und unter Musikfans eine sinkende Leserschaft hat, fügt dann hinzu: „Waters hat diese Anschuldigungen immer bestritten“. Die Redakteure machen sich jedoch nicht die Mühe, zu erklären, wer ihn als Antisemiten bezeichnet, und zu untersuchen, warum derjenige dies behauptet, oder auch Waters zu bitten, auf die Anschuldigung zu reagieren.

Im Fall des Guardian behauptet der Journalist Adrian Horton, BMG habe Waters wegen seiner „spalterischen Rhetorik“ fallen gelassen. Der Guardian  nannte ihn „einen der bekanntesten Antisemiten der Welt“ und wiederholte damit die üblen Verleumdungen der Stadt Frankfurt im letzten Jahr, als der Frankfurter OB Mike Josef Waters einen „Antisemiten“ und „Judenhasser“ nannte.

Allerdings hatte Frankfurt die Klage verloren, die Waters gegen den Magistrat der Stadt wegen Verleumdung angestrengt hatte. Weiterhin war der Versuch, sein Konzert in der Stadt abzusagen, gerichtlich gescheitert. Der Guardian zitiert auch Anschuldigungen, die eine Kampagne gegen Antisemitismus (CAA) in einem verächtlichen Film aus dem letzten Jahr erhoben hatte, einem einstündigen, unehrlichen Angriff auf Waters.

In seinem jüngsten Social-Media-Post vom Freitag reagierte Waters auf das 15:2-Votum des Internationalen Gerichtshofs der Vereinten Nationen, das besagt, dass Israel „alle in seiner Macht stehenden Maßnahmen ergreifen muss, um die direkte und öffentliche Aufstachelung zum Völkermord zu verhindern und zu bestrafen“, und dass es unverzüglich humanitäre Hilfe im Gazastreifen zulassen muss.

Waters kommentierte, dass die Abstimmung „wirklich, wirklich in die richtige Richtung geht, aber: 'Waffenstillstand Jetzt' OK, Wirklich überall. An jeder Straßenecke, in jeder Sitzung eines jeden Politikers: 'Waffenstillstand Jetzt!' Noch heute, heute Morgen.“

In einem Beitrag vom 2. Januar schrieb Waters: „Israel begeht einen Völkermord. Seine Führer und alle westlichen Führer, die es unterstützen, müssen unter der Völkermordkonvention strafrechtlich verfolgt werden. Ohne Wenn und Aber! GENOZID IST FALSCH. Love R.“

In den sozialen Medien gab es auf die jüngste Kampagne gegen Waters überwältigende Reaktionen, und viele unterstützten seine Haltung auf Seiten der Palästinenser und gegen den von den USA unterstützten israelischen Völkermord in Gaza.

Weltweit wächst der Widerstand gegen die ethnischen Säuberungen durch die israelischen Streitkräfte und das Netanjahu-Regime, das von der Biden-Regierung unterstützt wird. Dieser Widerstand hat bei den pro-zionistischen Konzernmedien eine Hysterie ausgelöst. Das ist der Grund für die erneuten Angriffe auf Waters und andere Künstler, die sich öffentlich gegen die Kriegsverbrechen wenden.

Wie David North, der internationale Redaktionsleiter der World Socialist Web Site, in einem Vortrag über den Kampf gegen Zionismus und Imperialismus im Oktober 2023 betonte, „wurde dem legendären Musiker Roger Waters unaufhörlich Antisemitismus vorgeworfen, weil er den Mut hatte, das palästinensische Volk zu verteidigen. Jeder, der das Werk von Roger Waters kennt, weiß, dass er ein bedeutender Künstler ist, der sich an vorderster Front für die Menschenrechte einsetzt, und dass sein Widerstand gegen die Politik des israelischen Regimes absolut nichts mit Antisemitismus zu tun hat.“

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