Der italienische Künstler Costantino Ciervo hat auf Instagram und Facebook ein eindrucksvolles Kurzvideo veröffentlicht. Darin verurteilt er die diffamierenden Antisemitismus-Vorwürfe, mit denen deutsche Politiker und Lobbygruppen ihre Versuche gerechtfertigt haben, seine Ausstellung „COMUNE – Das Paradox der Ähnlichkeit im Nahostkonflikt“ im Fluxus+ Museum in Potsdam zu schließen.
Die Ausstellung schlägt eine Vision des Zusammenlebens von Juden und Palästinenser vor, in einer Föderation auf der Grundlage gleicher Rechte, und widerlegt damit die Behauptung, das Werk sei antisemitisch.
In dem Video erklärt Ciervo: „Nach der Eröffnung [der Ausstellung] begann in Deutschland eine Verleumdungskampagne, in der die Ausstellung als antisemitisch bezeichnet wurde. Diese Verleumdungskampagne wurde vom Antisemitismusbeauftragten des Landes Brandenburg, der israelischen Botschaft, der jüdischen Gemeinde in Potsdam und dem Präsidenten der deutsch-israelischen Gesellschaft, Volker Beck, ins Leben gerufen.“
Es sei darauf hingewiesen, dass die beiden führenden Politiker hinter der Verleumdungskampagne Mitglieder nominell linker Organisationen sind. Der Brandenburger Antisemitismusbeauftragte Andreas Büttner gehört der Linkspartei an. Volker Beck, der Präsident der deutsch-israelischen Gesellschaft, ist ein langjähriges Mitglied der Grünen.
Eine Woche nach der ersten Drohung gegen Ciervos Ausstellung übte Büttner auch Druck auf die Initiative „Potsdam für Palästina“ und das Thalia-Kino in Babelsberg aus, um die Aufführung der BBC-Dokumentation War in Gaza: Images of a Genocide und eine Podiumsdiskussion mit einem Mitglied von Ärzte ohne Grenzen abzusagen.
In seinem eigenen Post gegen die Ausstellung im Fluxus+ Museum warf Beck Ciervo vor, den Holocaust durch Vergleiche mit dem Völkermord in Gaza zu verharmlosen, und drohte mit rechtlichen Schritten: „Die Staatsanwaltschaft von Potsdam überprüft jetzt die juristische Frage.“
Als Antwort darauf erklärte Ciervo in seinem Video:
Ich weise den Vorwurf, ein Antisemit zu sein, entschieden zurück. Mein ganzes Leben lang war ich dem Kampf gegen Rassismus und jede Form von Unterdrückung verpflichtet. Ich bin für Frieden und Koexistenz zwischen den Völkern eingetreten. Bei der Ausstellung geht es nicht darum, eine Ethnie einer anderen entgegenzustellen, sondern um die Vision, dass in Palästina Juden und Palästinenser friedlich und mit gleichen Rechten zusammenleben können.
Ciervos Video ist auf Deutsch und Italienisch verfügbar und wurde bereits hunderte Male angesehen. Die Reaktionen waren überwiegend positiv.
Die bekannte südafrikanische Künstlerin und jüdische Aktivistin Candice Breitz, deren Ausstellung im Saarlandmuseum Ende 2023 ebenfalls aufgrund von Vorwürfen des „Israelhasses“ abgesetzt wurde, schrieb auf Instagram:
Meine vollste Solidarität. Es macht einen wütend, zu sehen, wie die gleichen Taktiken immer wieder gegen Künstler (und so viele andere) angewendet werden, die erkennen, dass ein Eintreten gegen Völkermord die grundlegendste Geste menschlichen Anstands ist. Ich habe noch keinen denkenden Menschen getroffen, der Volker Beck ernst nimmt. Er ist ein zionistischer Lobbyist und keine Autorität zum Thema Antisemitismus – und wird es auch nie sein. Die Geschichte wird sich an ihn und seinesgleichen als Personen erinnern, die ihre Karrieren darauf aufgebaut haben, die gewaltsame Besetzung, Apartheid und ethnische Säuberung aktiv zu leugnen und/oder zu beschönigen.
In einem anderen Kommentar auf Instagram heißt es:
Lieber Herr Ciervo, als jüdischer Künstler mit deutschen Wurzeln möchte ich meine Solidarität mit Ihrem Projekt erklären. Vor allem in der heutigen Zeit, in der dieses Thema von großer Bedeutung ist, ist es umso wertvoller, dass Sie es durch Ihre Kunst sichtbar machen. Ich unterstütze und teile die Vision, die Sie in Ihrem Werk vermitteln, von ganzem Herzen.
Beste Grüße aus München.
Ein anderer schrieb:
Bleiben Sie stark. Ihre Kritik an der Politik Israels ist nicht automatisch Antisemitismus. So viele Juden sind gegen die Politik Israels und werden dafür als „selbsthassende Juden“ bezeichnet – ein absurder Versuch, jede Form von Kritik an Israel auszulöschen. Viel Glück und bleiben Sie stark. Es tut mir leid, dass Sie jetzt herausgegriffen wurden.
Auch Leser der WSWS äußerten in Zuschriften an das Potsdamer Museum ihre Solidarität mit Costantino Ciervo und seiner Ausstellung.
Felix Kreisel schreibt:
Ich unterstütze die Kunstausstellung „Commune – Das Paradox der Ähnlichkeit im Nahostkonflikt“ voll und ganz und möchte gegen ihre Versuche protestieren, sie zu schließen und Antizionismus mit Antisemitismus gleichzusetzen. Sowohl Araber als auch Juden sind Semiten, und die Gräueltaten in Gaza und Palästina schaden Juden genauso wie Arabern.
George Gonzalez schreibt:
Bitte zensieren Sie die aktuelle Ausstellung „Commune – Das Paradox der Ähnlichkeit im Nahostkonflikt“ nicht. Ich habe die Ausstellung zwar selbst noch nicht gesehen, doch (wie ich sie verstehe) ist sie ein tiefgründiger Versuch, die ethischen und politischen Strömungen zu untersuchen, die dem Israel-Gaza-Krieg zugrunde liegen. Kritisches (künstlerisches) Denken zu zensieren, vor allem im Kontext eines Krieges, wäre ein klarer Verstoß gegen die Demokratie.
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Robert B. Livingston schreibt:
An die zuständige Stelle des Potsdamer Fluxus-Museum,
ich habe die Berichterstattung der Sozialistischen Gleichheitspartei über die Kontroversen verfolgt, die durch die Ausstellung von Costantino Ciervos Kunstwerken in Ihrem Museum entstanden sind.
Ich hoffe, Sie verteidigen den Künstler gegen die voreingenommenen Angriffe, die sich gegen ihn, seine Kunst und Ihr Museum richten... Costantino Ciervo beharrt darauf, dass das Ziel seiner Kunst die Förderung friedlicher Koexistenz, der Brüderlichkeit und der Gleichheit ist.
Dass ein solcher Künstler mit solcher Hoffnung so viele Beschimpfungen und Hass auf sich ziehen kann, ist in dieser Welt nichts Neues, oder? Sich für friedliche Koexistenz, Brüderlichkeit und Gleichheit zu entscheiden, ist ein revolutionärer Akt auf einem Planeten, auf dem zu viele umnachtete Menschen lieber töten, kämpfen und sterben für künstlich gezogene Grenzen. ... Ciervos Kunst ist humanistisch, hoffnungsvoll und verkörpert die besten künstlerischen Instinkte, die die tiefe Ignoranz derjenigen, die Ihr Museum unter Druck setzen wollen, weit überdauern wird. Sie müssen sich diesem Druck widersetzen!
Verteidigt den Künstler Costatino Ciervo!
Das Gästebuch des Museums enthält weitere Solidaritätsbekundungen. Ein Besucher der Ausstellung schrieb:
Wenn der Weise auf den Mond zeigt, sieht der Dumme nur den Finger. Dieses Sprichwort kam mir in den Sinn, als ich von der Polemik um diese Ausstellung las. Die Idee und die Botschaft des Künstlers, die vom Friedensgedanken geleitet werden, werden gründlichst missverstanden und attackiert – und sogar bekämpft. Es ist eine Schande!
Ein anderer Besucher kommentiert:
Es ist gut und wichtig, dass das Museum die Freiheit der Kunst verteidigt. Es ist sehr bedenklich, dass der Staat und der Antisemitismus der Landesregierung dies infragestellt.
Ein weiterer schrieb:
Mit dieser Ausstellung hat der Künstler gezeigt, wer wirklich hinter dem Nahostkonflikt steht – das passt denjenigen, die an der Macht sind, natürlich nicht. Bei religiösen Rechtfertigungen sind immer kapitalistische Interessen im Spiel. Die beiden Völker haben mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede!
Eine sehr gute Darstellung, die die scheinbaren und realen Konfliktlinien offen legt.
Die obigen Kommentare sind nur eine kleine Auswahl der Kommentare und Likes für Ciervos Video und machen das Ausmaß der Opposition gegen den Völkermord in Gaza, auch unter Juden, deutlich.
Die konzertierte Kampagne, die Ausstellung in Potsdam zu schließen und jegliche Kritik an der anhaltenden Völkermordpolitik der israelischen Regierung gegen die Palästinenser zu unterbinden, muss bekämpft werden. Wir rufen unsere Leser dazu auf, Unterstützungsschreiben zugunsten der Ausstellung zu verfassen und diese via Email (info@fluxusplus.de) an das Museum zu senden, mit Kopien an die Redaktion der WSWS (sgp@gleichheit.de).
