Bulletin-Artikel von David North
7. November 1986
Ein bekannter Ex-Führer der Workers Revolutionary Party, Dave Good, der eine zentrale Rolle beim Bruch der WRP vom Internationalen Komitee und ihrer Denunziation von Sicherheit und die Vierte Internationale gespielt hat, hat öffentlich erklärt, dass er kein Trotzkist mehr sei.
In einer Erklärung, die in der Ausgabe der Workers Press, der Wochenzeitung der WRP-Renegaten, vom 25. Oktober wiedergegeben ist, behauptet Good:
Die Entwicklung der jugoslawischen und der chinesischen Revolution hat zusammen mit der Errichtung von Arbeiterstaaten in Osteuropa durch die sowjetischen Besatzungstruppen zu einer tödlichen Krise der trotzkistischen Bewegung geführt. Sie kam nicht über die Tatsache hinweg, dass sich die Grundlage ihrer Existenz als falsch erwiesen hatte. ...
Ho Chi Minh, Va Nguyen Giap, Pham Van Dong kämpften als Kommunisten. Die Errungenschaften der vietnamesischen Massen unter der Führung ihrer revolutionären Avantgarde, der Kommunistischen Partei Vietnams, bezeugen das – sie stürzten den französischen und den US-Imperialismus sowie ihre einheimischen Lakaien. ...
Heute muss die Grundlage einer korrekten Orientierung darin bestehen, sich die revolutionäre Theorie kritisch anzueignen, die in der Hitze und im Verlauf revolutionärer Kämpfe entwickelt worden ist. Aus diesem Grunde betrachte ich mich nicht länger als Trotzkisten.
Die trotzkistische Bewegung ist die lauteste Verfechterin der Revolution, aber aufgrund ihres theoretischen Bankrotts und ihrer Verwandlung der revolutionären Theorie in ein Dogma ist sie zu einem Gegner von den Revolutionen geworden, die tatsächlich stattfinden.
Als Folge davon glaubt sie, nichts aus den Erfolgen des internationalen Proletariats lernen zu können, und schreibt ihren bewussten Ausdruck durch die revolutionäre Avantgarde als ‚konterrevolutionär‘ ab.
Good gehört jetzt zum „Kommunistischen Forum“, einem pro-stalinistischen Haufen, der von Mr. Michael Banda, dem früheren Generalsekretär der Workers Revolutionary Party, gebildet wurde, nachdem er vor einigen Monaten nach einem erbitterten organisatorischen Kampf in der WRP-Führung um die Kontrolle des Parteivermögens ausgeschlossen worden war.
Goods Position, die auf Bandas Anschauungen beruht, zeigt, dass der Bruch der WRP vom IKVI von den reaktionärsten antitrotzkistischen und arbeiterfeindlichen Elementen in dieser zentristischen Organisation angeführt wurde. Diese Entwicklung hat die Workers Press etwas in Verlegenheit gebracht, denn sie erkennt an, dass Goods Zurückweisung des Trotzkismus und seine Umarmung des Stalinismus „die Logik von Mike Bandas Position bestätigt. ... Nur die Geschwindigkeit ist überraschend.“
Doch wenn die Workers Press Überraschung über die Geschwindigkeit von Goods und Bandas offenem Bruch mit dem Trotzkismus heuchelt, dann nur deswegen, weil die WRP-Führer die Tatsache verbergen möchten, dass sie die Spaltung vom IKVI auf der Grundlage von Bandas anti-trotzkistischen Positionen durchgeführt haben. Während der Herausgeber der Workers Press schreibt, dass Goods Angriff auf den Trotzkismus „die Logik von Mike Bandas Position bestätigt“, wurde diese „Position“ in genau den Dokumenten dargelegt, die der WRP als ihre politische Plattform bei ihrem Bruch mit dem Internationalen Komitee diente.
Es war niemand anderer als Dave Good, der die beiden Resolutionen des Zentralkomitees der WRP vom 26. Januar 1986 entworfen hat, in denen die politische Autorität des Internationalen Komitees zurückgewiesen und erklärt wurde, dass die WRP seine Disziplin nicht länger anerkenne.
Zwei Wochen später, am Vorabend des achten Kongresses der WRP, veröffentlichte die Workers Press auf ihrer ersten Seite einen von Dave Good geschriebenen beißenden Angriff auf das IKVI. Am schärfsten griff er Sicherheit und die Vierte Internationale an – die Untersuchung der stalinistischen und imperialistischen Unterwanderung der amerikanischen Socialist Workers Party durch das Internationale Komitee. Dieselbe Ausgabe enthielt den Text von Bandas berüchtigter Verleumdung der trotzkistischen Bewegung, der „27 Gründe, warum das Internationale Komitee begraben und die Vierte Internationale aufgebaut werden sollte“.
Dieses Dokument und Goods Artikel lieferten die Grundlage für die illegale und statutenwidrige Aktion, sämtlichen Mitgliedern einer offiziellen Parteiminderheit, die das Internationale Komitee unterstützte, den Zutritt zum achten Kongress zu verwehren, der am 8. Februar 1986 eröffnet wurde. Die WRP rief die Polizei, um den Mitgliedern der Minderheit den Zugang zum Kongress zu verweigern.
Bei der Durchführung dieser Provokation gegen das Internationale Komitee arbeitete Dave Good Hand in Hand mit Cliff Slaughter. Slaughter arbeitete bewusst daran, eine Atmosphäre fraktioneller Hysterie gegen das IKVI zu schaffen, und stimmte für Goods Resolutionen (ebenso wie Bill Hunter). Nach der Spaltung vom Februar entwarf Good eine Resolution, in der er zur Auflösung des „antikommunistischen“ Internationalen Komitees aufrief; sie wurde auf einer Sitzung des wiedereinberufenen achten Kongresses der WRP im März verabschiedet. Während der Hauptsprecher der WRP, Simon Pirani, jetzt behauptet, dass diese Resolution der Organisation „aufgedrängt“ worden sei, war es Slaughter, der die Bezeichnung des Internationalen Komitees und seiner Sympathisanten in Großbritannien als „antikommunistisch“ befürwortet hatte.
Nachdem die Spaltung vom IKVI durchgeführt war, brach die Allianz der anti-trotzkistischen Renegaten in der Führung der WRP auseinander und endete in einem äußerst schmutzigen Gezänk, bei dem es um die Kontrolle des Vermögens der Partei ging. Die Helden der „revolutionären Moral“ beschuldigten sich bald gegenseitig des Betrugs, des Diebstahls, der Fälschung, des Kreditbetrugs usw. Dies führte zum Ausschluss von Banda und anderen, ohne dass die WRP eine öffentliche Erklärung abgegeben hätte. Die Behauptung, dass die „Geschwindigkeit“ der Entwicklung der Banda-Gruppe eine „Überraschung“ sei, ist ein zynischer Versuch, die Aufmerksamkeit von der Tatsache abzulenken, dass die WRP-Führung bewusst versuchte, die offen antitrotzkistischen Positionen der Banda-Fraktion zu verbergen, weil sie die rechte Grundlage ihrer Spaltung vom Internationalen Komitee abdecken wollte. Deshalb wurde keine öffentliche Erklärung zu Goods Austritt aus der WRP, der am 16. Mai stattfand, abgegeben. Mit anderen Worten, die Workers Press saß fünf Monate lang auf Goods Austrittserklärung und nennt dann die „Geschwindigkeit“ der Entwicklung der Banda-Leute „überraschend“!
Die Banda-Gruppe hat jetzt einige Dokumente herausgegeben, die vor allem deswegen von Interesse sind, weil sie zeigen, wie Slaughter die Angriffe von Banda und Good auf die Geschichte des Internationalen Komitees begrüßte, um die Spaltung durchzuführen.
Am 2. Februar 1986, nur sechs Tage, bevor die Polizei gerufen wurde, um eine statutengemäß gebildete Minderheit vom achten Kongress auszuschließen, schrieb Slaughter einen Brief an die Sympathisanten von Banda und drängte sie, alle organisatorischen Differenzen im Interesse eines einheitlichen Kampfs gegen das Internationale Komitee zurückzustellen:
Es wäre kriminell kurzsichtig, etwas anderes zu tun, als alle unsere Energien auf diesen qualitativen Punkt der Entwicklung im zentralen politischen Kampf zu konzentrieren – selbst wenn wir in der Einschätzung des zentralen ,Problems‘ übereinstimmen würden (und das tun wir nicht).
Zur selben Zeit begrüßte Slaughter die Veröffentlichung von Bandas „27 Gründen“ als eine Waffe gegen das Internationale Komitee. Sein damaliger Verbündeter Good schreibt jetzt:
Am 15. Januar reiste eine Gruppe von angehenden ’Banda-Leuten‘ aus Liverpool und Reading an, um die belagerten Slaughter und Kemp zu unterstützen. Die größte Region der Partei, London, konnte euch nicht unterstützen – sie konnten noch nicht einmal die Healyisten in Kent bekämpfen. Norths Lakaien in Yorkshire glaubten, bei ihnen hätte es eine Invasion gegeben. Wir ,Banda-Leute‘ haben an der Spitze des Kampfs gegen den Restaurationismus des IKVI gestanden; ich bin sicher, du wirst dich daran erinnern. Als wir ankamen, zeigtest du uns ,ein sehr wichtiges Dokument, das ich gerade von Mike Banda erhalten habe‘ – 27 Gründe‘. Wir schickten es nach London zur Veröffentlichung. Eine Woche später benutztest du bei einer weiteren Mitgliederversammlung in Yorkshire, bei dem wir wieder eine ,Invasion‘ machten, einige der Punkte aus Bandas Dokument gegen Rippert [Führer der deutschen Sektion des IKVI]. Du warst dafür, die ,27 Gründe‘ in der Workers Press zu veröffentlichen. Du schriebst mir am 11. März:
‚Die Diskussion über Mike B.‘s Dokument muss fortgesetzt werden, und ich werde jetzt nicht näher darauf eingehen. Ich möchte nur sagen, dass Mike North‘s lächerlicher Behauptung der Kontinuität und zentralisierter Autorität einen Schlag versetzt hat. Ich stimme mit Mike überein, dass die VI zwar proklamiert, aber nie aufgebaut wurde. Ich denke, dass Mike nicht sagt, wie und warum sie aufgebaut werden sollte; ich bin sicher, er wird das noch tun. Die Spaltung von 1953 muss neu untersucht werden. Der Bruch mit dem Pablismus war absolut notwendig und überfällig. Aber seine theoretischen Wurzeln wurden nicht aufgedeckt, und daher konnten die Lehren daraus nicht gezogen werden.‘
Natürlich hast du die Frage der Objektivität in der Diskussion aus dem Fenster geworfen. Du hast die ,27 Gründe‘ als einen nützlichen Schlag gegen North gesehen, vermutlich, weil sie ein Element an Wahrheit enthielten. Oder war jeder Schlag gegen North nützlich, unabhängig von seiner Richtigkeit?
Wie diese Darstellung bestätigt, ging Slaughter ein Bündnis mit den reaktionärsten anti-trotzkistischen Elementen in der WRP ein, um den Bruch mit dem Internationalen Komitee zu organisieren.
Alle diejenigen, die Bandas ,27 Gründe‘ enthusiastisch als einen „Beitrag“ zur „Diskussion“ über die Geschichte des Internationalen Komitees begrüßten, sind jetzt als Komplizen eines Versuchs entlarvt worden, das IKVI im Interesse des Stalinismus zu zerstören. Dieser ist die politische Position der Banda-Good-Fraktion, wie sich jetzt unmißverständlich gezeigt hat.
Die Evolution von Banda und Good ist eine machtvolle Bestätigung der prinzipiellen Haltung der Workers League und des IKVI gegenüber den Renegaten. Sobald das Zentralkomitee der Workers League den Text der WRP-Resolutionen vom 26. Januar erhalten hatte, erkannte es sofort, daß sie von bewußten Feinden des Marxismus und politischen Agenten des Klassenfeindes geschrieben worden waren. In einer Resolution mit dem Datum vom 27. Januar 1986 verurteilte die Workers League die Autoren der WRP-Resolution und die, die sie unterstützten, als Renegaten des Trotzkismus. Sie rief alle Mitglieder der WRP auf, den Bruch mit dem Trotzkismus, der in diesen Resolutionen enthalten war, zurückzuweisen. Jedes Wort, das die Workers League damals schrieb, ist bestätigt worden.
Natürlich vermeidet es die Workers Press, Goods führende Rolle bei der Vorbereitung der Spaltung vom Internationalen Komitee überhaupt zu erwähnen. Stattdessen nimmt Workers Press zu einer eindeutigen Lüge Zuflucht, um abzulenken:
Während Healy (und North) eine Kampagne organisierten, um zu zeigen, daß die trotzkistische Bewegung für die Ermordung Trotzkis 1940 verantwortlich sei – weil nahezu jeder ihrer Führer ein GPU/CIA-Agent ist – verbreiteten sie mit Banda Lügen über die wirkliche Geschichte dieser Bewegung in anderen Teilen der Welt.
Diese Erklärung zeigt Slaughters völlige Verzweiflung, der bei seinen Angriffen auf den Trotzkismus vor nichts haltmachen wird. Im Laufe ihrer Untersuchung der Umstände der Ermordung Trotzkis konzentrierte sich das Internationale Komitee auf die Rolle von drei Leuten:
Mark Zborowski war ein GPU-Agent im Zentrum der Vierten Internationale in Paris, der eine Schlüsselrolle bei der Ermordung von zwei führenden politischen Sekretären Trotzkis, Erwin Wolf und Rudolf Klement, von Trotzkis Sohn Leo Sedow und von dem anti-stalinistischen GPU-Abtrünnigen Ignaz Reiss spielte. Die Beweise seiner Schuld bestehen aus umfangreichen Dokumenten, darunter Zborowskis eigener Zeugenaussage vor dem US-Senat und während seines Prozesses als sowjetischer Agent.
Sylvia Franklin war die GPU-Agentin, die das nationale Büro der SWP infiltrierte, wo sie von 1938 bis 1947 als persönliche Sekretärin von James P. Cannon arbeitete. Der schlüssige Beweis für ihre Rolle als stalinistische Agentin wurde 1983 mit der Freigabe ihres Geständnisses vor einer Grand Jury in den USA im Juni 1958 erbracht.
Und schließlich ist da Joseph Hansen. Das Internationale Komitee lieferte unwiderlegbare Beweise für Hansens Verbindungen sowohl zum FBI wie auch zur GPU. 1983 schließlich, acht Jahre nach dem Beginn von Sicherheit und die Vierte Internationale, gab die SWP eine Tatsache zu, die Jahrzehnte lang verheimlicht worden war: daß Hansen von dem Mann als ein GPU-Agent angegeben worden war, der Sylvia Franklin als erster entlarvt hatte – der ehemalige stalinistische Agent Louis Budenz, der ein Regierungsinformant geworden war. Darüberhinaus wiesen die Beweise, die im Laufe des Gelfand-Prozesses entdeckt wurden, nach, daß Hansen systematisch über den Charakter seiner Kontakte mit dem FBI gelogen hatte, die im Geheimen ohne das Wissen irgendeines Mitglieds der SWP stattfanden.
Slaughter weiß sehr genau, daß Hansen, Franklin und Zborowski Agenten waren, aber er ist genauso bereit, sie gegen das Internationale Komitee zu verteidigen, wie er bereit war, das anti-trotzkistische stalinistische Getöse Bandas und Goods opportunistisch zu benutzen.
Wenn es in der WRP noch Mitglieder gibt, die sich ein wenig politische Loyalität dem Trotzkismus gegenüber behalten haben, dann werden sie die Lehren aus der Evolution von Banda und Good ziehen und den völlig reaktionären Charakter von Slaughters prinzipienloser Politik erkennen.
