International Committee of the Fourth International
Fourth International Volume 14 No. 1

G. Healy – Feind der Permanenten Revolution

Bulletin-Artikel von Bill Vann

16. September 1986

Seit seinem Ausschluss aus der Vierten Internationale im vergangenen Oktober haben der Renegat Gerry Healy und seine Anhänger in einem der revisionistischen Fragmente der britischen Workers Revolutionary Party ihren Angriff auf das Programm und die Prinzipien des Trotzkismus verschärft.

Diese Angriffe sind die Fortsetzung der unkontrollierten opportunistischen Degeneration der WRP, die zur Spaltung des Internationalen Komitees der Vierten Internationale von Healys kleinbürgerlicher Clique britischer Nationalisten führte.

Der langandauernden Maskerade von Healy und seiner Anhängerschar als Trotzkisten ist durch die Veröffentlichung der IK-Erklärung „Wie die WRP den Trotzkismus verraten hat“ ein tödlicher Schlag versetzt worden. Dieses Dokument hat den Prozess der Degeneration und des Verrats gründlich entlarvt, der die WRP in einen bezahlten Propagandisten bürgerlicher Regime im Nahen Osten und in kriecherische Verteidiger der Gewerkschafts- und Labour-Bürokratie in Großbritannien selbst und in einen bewussten Feind der Vierten Internationale verwandelt hat.

Weder Healy noch seine früheren Kumpane Banda und Slaughter haben auch nur versucht, dieses Dokument zu beantworten.

Healy hat jedoch eine, wie er es nennt, „theoretische Zeitschrift“ mit dem Titel Marxist Review herausgegeben, die als das Organ seiner Gruppe für ständige Attacken auf den Trotzkismus dient.

Die Ausgabe vom Juni 1986 dieser Publikation enthält einen Artikel eines gewissen Ian Harrison mit dem Titel „Suez – 30 Jahre später“, der eine verfälschte Geschichte Ägyptens und des Suez-Krieges von 1956 benutzt, um Healys liquidatorische Position zu verteidigen und einen direkten Angriff auf Trotzkis Theorie der Permanenten Revolution zu führen.

Die Formulierungen der Healy-Gruppe in diesem und in anderen Artikeln machen klar, dass diese Renegaten dieselbe antitrotzkistische Linie eingenommen haben, die von der prostalinistischen Führung der Socialist Workers Party in den USA vertreten wird.

Bezeichnenderweise findet die Haltung der trotzkistischen Bewegung zu Nasser und der nasseristischen Bewegung nur in dem Zusammenhang Erwähnung, dass die britischen Trotzkisten während der Suez-Krise Versammlungen vor Fabriktoren gegen die Intervention des britischen Imperialismus organisierten. Der Kampf des IKVI gegen die pablistischen Revisionisten, die die trotzkistische Bewegung in den Stalinismus und in jede Form des bürgerlichen Nationalismus, darunter auch den Nasserismus, liquidieren wollten, wird überhaupt nicht erwähnt.

Die trotzkistische Bewegung verteidigte Ägypten bedingungslos gegen die imperialistische Intervention von 1956 und unterstützte voll und ganz den Sieg der ägyptischen Armeen in den arabisch-israelischen Kriegen von 1967 und 1973. Aber sie wies rücksichtslos die pablistischen Formulierungen zurück, die den Nasserismus und andere Spielarten des bürgerlichen Nationalismus als einen Ersatz für den Aufbau unabhängiger revolutionärer Parteien der Arbeiterklasse als Sektionen des Internationalen Komitees der Vierten Internationale hinstellten.

In einem Bericht, den Cliff Slaughter 1963 dem IKVI gab, nachdem die Socialist Workers Party in den USA mit dem Trotzkismus gebrochen und sich wieder mit den Pablisten vereinigt hatte, wurden die revisionistischen Perspektiven in diesen Fragen einer gnadenlosen Kritik unterzogen:

Der entscheidende Test für die Orientierung einer marxistischen Partei auf die Massenbewegung ist das Ausmaß des Erfolges im Aufbau eines revolutionären Kaders, dessen Beziehungen zur Arbeiterklasse im Kampf gegen die Opportunisten und Bürokraten geschmiedet werden. In ihrem Bestreben, ,näher an die neue Realität heranzukommen‘, haben die Revisionisten in den vergangenen zehn oder fünfzehn Jahren einen Zirkel von ,Führern‘ und eine Arbeitsmethode geschaffen, die dieser revolutionären Vorbereitung direkt entgegengesetzt sind. Es ist klar, dass die sogenannten Sektionen der Vierten Internationale in den kolonialen und halbkolonialen Ländern, die Pablo folgen, zu bloßen Verteidigern der nationalistischen Führungen verkommen sind. Sie haben ausdrücklich eine unabhängige Orientierung auf die Arbeiterklasse aufgegeben. Eine solche Methode bringt lediglich eine weiche Gruppe von professionellen Ratgebern hervor, die nicht abgeneigt sind, kleine Funktionäre zu werden, wie wir es in Algerien gesehen haben. Von diesen ‚einflussreichen‘ Positionen aus helfen sie dem ,objektiven‘ Prozess voran, durch den die kleinbürgerlichen Führer zum Marxismus gedrängt werden sollen.

In der Frage von Ägypten selbst verurteilte das IK die Revisionisten für ihr Versagen, Nassers Konzept des „arabischen Sozialismus“ vom Standpunkt „des Klasseninhalts des Kampfs und der Widersprüche im Kampf für die politische Unabhängigkeit“ zu analysieren. Es wies darauf hin, dass solch eine Analyse „gerade gegen die Interessen der kleinbürgerlichen Führung gerichtet wäre, die Klassenbegriffe ebenso lieber vermeidet“.

Es verurteilte weiterhin einen Pablisten, weil er ”den Entrismus in Nassers nationale Bewegung befürwortete und ausdrücklich gegen jede organisierte unabhängige politische Opposition war“.

Die Position der Healy-Gruppe heute ist von dieser pablistischen Position nicht zu unterscheiden.

Die Schlussfolgerung von Harrisons Artikel ist die bizarre Behauptung, dass die Suez-Krise von 1956 die Korrektheit der kriecherischen Unterstützung der WRP-Führung für Jassir Arafats diplomatische Manöver mit Hosni Mubarak im Jahre 1983 beweise. Diese Position wurde im IKVI von der Workers League (die in politischer Solidarität mit dem IKVI steht) angegriffen.

Nach seiner langatmigen Darstellung des Kampfs um den Suez-Kanal 1956 schließt Harrison mit der Erklärung:

Weil die nasseristische Bewegung die bürgerliche Revolution nicht vollenden und die Widersprüche der ägyptischen Wirtschaft nicht lösen konnte, wurde die Nachfolgebewegung unter der Führung von Anwar Sadat vom bürgerlichen Nationalismus und der amerikanischen imperialistischen Politik überwältigt.

Der national-revolutionäre Kampf von 1956 war ein progressiver Kampf, und aus diesem Grund müssen wir dem feigen Vertreter des amerikanischen Kleinbürgertums, David North, sagen, dass die Entscheidung Jassir Arafats 1983, Ägypten zu besuchen, um die nationalistische Bewegung zu stärken, doch richtig war. (Siehe Norths ,Ein Beitrag zu einer Kritik von G. Healys Studien im Dialektischen Materialismus.)

North hat noch niemals in seinem Leben irgendetwas aufgebaut. Arafat hat als Teil der 1956er Bewegung ein Bombenleger-Kommando in Port Said geführt. Er wusste, welche Kräfte freigesetzt werden konnten, und sie wurden es auch, als 1984 die armen Massen im Libanon in Bewegung kamen.

Der Kampf, die Errungenschaften der nasseristischen Bewegung zu verteidigen, kann nicht auf nationaler Basis gewonnen werden. Als Nasser sich verpflichtete, ,den Nahen Osten in ein Minenfeld unter den Füßen des Imperialismus zu verwandeln‘, könnte er gut über die heutigen Ereignisse gesprochen haben. Nach der Ermordung von Anwar Sadat explodierte Ägypten 1985 erneut mit der Revolte der jungen Polizeirekruten ... Im Sudan stürzte die Massenbewegung Jaffar Numeiri, eine Stütze des US-Imperialismus in der Region. ...

Wenn wir einmal die Frage des angenommenen „Muts“ beiseite lassen, den es die in London sitzende Führung der WRP kostete, Jassir Arafats Reise nach Kairo 1983 zu loben (zweifellos kalkulierte Healy unter anderem mit der Aussicht einer ägyptischen Spendentour von Vanessa Redgrave), so wird die angebliche Feigheit des nationalen Sekretärs der Workers League, David North, den Lesern der Marxist Review zweifellos ein Geheimnis bleiben.

Die Frage kam während des Kampfes im Internationalen Komitee gegen die gesamte politische Linie der Workers Revolutionary Party auf, die sich am Schärfsten in ihrem Aufgeben der Theorie der Permanenten Revolution zeigte.

Am 23. Januar 1984 richtete North einen Brief an den damaligen Sekretär der WRP, Michael Banda, in dem er die Position der WRP zu den Arafat-Mubarak-Gesprächen kritisierte. Er sah sie als Teil der völligen Liquidation einer proletarischen Perspektive durch die WRP besonders im Nahen Osten und „eines politischen Abdriftens auf Positionen,... die – sowohl in ihren Schlussfolgerungen wie in ihrer Methode – sehr denen ähneln, die wir historisch dem Pablismus zugeschrieben haben“.

Die News Line hatte Arafats Gespräche mit Mubarak nach der erzwungenen Evakuierung der PLO aus Beirut und den Angriffen, denen sie sowohl von Israel, wie von Syrien ausgesetzt gewesen war, als „mutige Diplomatie“ begrüßt, die geholfen hätte, die Camp-David-Vereinbarungen zwischen Ägypten und Israel zu „unterhöhlen“. Sie verurteilte sogar diejenigen in der PLO selbst, die die Reise kritisierten, als Leute mit „beschränkten Gemütern und engen Perspektiven“.

Die Healy-Führung argumentierte, Arafat habe es durch seinen Besuch in Kairo in „brillanter Weise fertig gebracht, Ägypten im Nahen Osten wieder in die Kalkulationen einzubeziehen und sich gleichzeitig sowohl aus den Klauen von Damaskus und von Amman zu befreien“, und ihm sei durch sein Treffen mit Mubarak gelungen, „die nationalistische Moral der ägyptischen Massen zu heben“.

Die Workers League schrieb als Antwort:

Als Marxisten ist unser Ausgangspunkt bei einer politischen Analyse niemals die bewusste Absicht politischer Führer, es müssen die Klassenkräfte sein, die sie repräsentieren, und die Logik des Klassenkampfs, deren notwendiger Ausdruck ihre Handlungen sind. Die Politik Arafats spiegelt unweigerlich seinen Klassenstandpunkt als kleinbürgerlicher Nationalist wider. Er manövriert nicht nur zwischen verschiedenen bürgerlichen Regimen im Nahen Osten, sondern auch zwischen den entgegengesetzten Klassenkräften innerhalb der palästinensischen Bewegung. Wie groß auch sein persönlicher Mut und seine Heldenhaftigkeit sein mögen, Arafats Politik kann keine Antwort auf die großen historischen Probleme des palästinensischen Kampfs für Selbstbestimmung geben. Während es unsere Pflicht ist, ihn und die PLO gegen die reaktionären Machenschaften der syrischen Baathisten zu verteidigen, sind wir in keiner Weise verpflichtet, seine pragmatische Wende zu Mubarak als eine Art strategischen Meisterstreich zu feiern. ...

Unsere Kalkulationen, wenn schon nicht die von Arafat, gründen sich immer auf eine Einschätzung der Klassenkräfte und auf das Potential der Arbeiterklasse für den revolutionären Kampf gegen die Bourgeoisie. Für uns liegt die Rettung der palästinensischen Revolution nicht in der Befreiung aus den ,Klauen‘ Syriens durch den Sprung in die Klauen Ägyptens. ... Unser strategisches Ziel sollte immer die Mobilisierung der Arbeiterklasse – unterstützt von der armen Landbevölkerung – gegen die Bourgeoisie, in jedem, aber auch jedem Land des Nahen Ostens sein.

Die folgenden Ereignisse haben eine ernüchternde Bestätigung der Position der Workers League geliefert. Weit entfernt davon, die Probleme der PLO zu lösen, hat Mubarak lediglich versucht, die Schlinge um ihren Hals fest zu ziehen. Er arbeitete mit Jordaniens König Hussein bei dem Versuch zusammen, die PLO im Rahmen eines von den USA unterstützten „Friedensplanes“ zum Verzicht auf den Kampf für die nationalen Rechte der Palästinenser zu zwingen. Dies führte schließlich zur Vertreibung der PLO aus Amman und zu dem Versuch Husseins, ihre Führungsrolle am Westufer zu untergraben.

Was die Behauptung angeht, die Reise habe die israelisch-ägyptischen Verträge „unterhöhlt“, so hat der Besuch von Shimon Peres in Alexandria in der letzten Woche die Wertlosigkeit der Argumentation der WRP gezeigt.

Trotz der reaktionären Behauptung der WRP, Arafats Umarmung von Mubarak wurde „die nationalistische Moral der ägyptischen Massen heben“, hat die brodelnde Unzufriedenheit der ägyptischen Arbeiterklasse weiter zugenommen, was bei den Aufständen der Polizeirekruten im letzten Jahr zum Ausbruch kam.

Indem die Healy-Führung die strategische Perspektive der Unabhängigkeit der Arbeiterklasse und des internationalen Aufbaus revolutionärer Parteien zurückwies und grobe Illusionen in die Regime der arabischen Bourgeoisie schuf, hat sie eine direkte und kriminelle Rolle beim Verrat der palästinensischen Massen gespielt.

Die PLO wurde von den gleichen Regimen verraten, die Healy umschmeichelt und mit Beifall bedacht hatte. Während der Belagerung von Beirut verlangte Libyens Ghaddafi, dass Arafat und seine Streitkräfte „revolutionären Selbstmord“ begehen sollten, während Iraks Saddam Hussein durch seinen Angriff auf Iran Israel den Weg für die Invasion ebnete. Während Harrison über die Bewegung der Massen im Libanon 1984 schreibt, haben in Wirklichkeit dieselben Kräfte, die diese von Irans Ayatollah Khomeini beeinflusste Bewegung geführt haben, wiederholt gewaltsame Angriffe auf die PLO geführt und versucht, ihre Streitkräfte aus dem Libanon zu vertreiben.

Healy machte zahllose Reisen in den Nahen Osten, um sich mit diesen bürgerlichen Führern, wie auch mit der PLO-Führung selbst gut zu stellen, aber niemals kritisierte er ihre Politik oder warnte die PLO, die keine Antwort auf die komplexe politische und soziale Krise des Libanon hatte. Vor allem war er vollkommen gegen den Aufbau einer Sektion des Internationalen Komitees der Vierten Internationale in der Region. Palästinenser und andere Araber, die an die WRP herantraten, wurden fortgeschickt und aufgefordert, in die PLO oder eine andere nationalistische Bewegung einzutreten.

Diese ganze verquere Perspektive ist in Harrisons seltsamer Formulierung zusammengefasst, dass „North noch niemals in seinem Leben irgendetwas aufgebaut“ hat. „Arafat hat als Teil der 1956er-Bewegung ein Bombenleger-Kommando in Port Said geführt“. Mit anderen Worten, Leute wie North, die daran gearbeitet haben, die trotzkistische Bewegung international in der Arbeiterklasse aufzubauen, sind nichts, während ..die wirklichen Revolutionäre“ diejenigen sind, die an bürgerlich-nationalistischen Bewegungen teilnehmen oder an einem Bombenleger-Kommando in Port Said. Niemals in der Geschichte hat es eine offenere liquidatorische Erklärung gegeben.

Harrisons Darstellung des Nasserismus trieft von dem – wie Lenin es beschrieben hat „Versuch, der nicht wirklich kommunistischen revolutionären Freiheitsbewegung in den zurückgebliebenen Ländern ein kommunistisches Mäntelchen umzuhängen“.

Wie die Thesen zur nationalen und kolonialen Frage des Zweiten Kongresses der Kommunistischen Internationale feststellten:

Die Kommunistische Internationale hat die Pflicht, die revolutionäre Bewegung in den Kolonien und den rückständigen Ländern nur zu dem Zweck zu unterstützen, um die Bestandteile der künftigen proletarischen Parteien – der wirklich und nicht nur dem Namen nach kommunistischen – in allen rückständigen Ländern zu sammeln und sie zum Bewusstsein ihrer besonderen Aufgaben zu erziehen, und zwar den Aufgaben des Kampfes gegen die bürgerlich-demokratische Richtung in der eigenen Nation.

Aber die Healy-Gruppe erkennt nicht einmal an, dass Nasser ein bürgerlicher Nationalist war! Sie erklärt lediglich, dass seine Bewegung, „die bürgerliche Revolution nicht vollenden und die Widersprüche der ägyptischen Wirtschaft nicht lösen konnte“, und dass „die Nachfolgebewegung unter der Führung von Anwar Sadat vom bürgerlichen Nationalismus und der amerikanischen imperialistischen Politik überwältigt wurde“.

Das ist ein bewusster Betrug. Sadat war zusammen mit Nasser ein Führer der Bewegung der Freien Offiziere, die König Farouk 1952 stürzte. Diese Ereignisse waren nicht das Ergebnis eines Massenaufstands der Arbeiterklasse und der unterdrückten ägyptischen Massen und noch nicht einmal, wie in Algerien, das Ergebnis eines langen Befreiungskampfs, sondern vielmehr ein Militärputsch, der von einem engen Kreis von Offizieren der bürgerlichen Armee ausgeführt wurde.

Die Bewegung der Freien Offiziere gab sogar die Regierungsmacht zeitweise an die alten bürgerlichen Politiker zurück, nachdem König Farouk abgesetzt worden war. In seiner Autobiografie gab Sadat zu, dass „wir Ali Mahir mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragten, anstatt selbst eine zu bilden – das heißt anstatt eine Regierung von Armeeoffizieren zu bilden, – weil wir nicht darauf vorbereitet waren, selbst die Macht zu übernehmen“.

Zu den Freien Offizieren gehörten Rechte, Stalinisten und islamische Fundamentalisten. Nasser versuchte, zwischen diesen Elementen und gleichzeitig zwischen den ägyptischen Massen und dem Imperialismus zu balancieren und sich – wie buchstäblich jeder bürgerliche Nationalist von Peron bis Nkruma – als einen „dritten Weg“ zwischen den USA und der Sowjetunion zu präsentieren.

Obwohl Nasser im ganzen Nahen Osten zu einem Symbol des arabischen Nationalismus und des Kampfs für die nationale Befreiung vom Imperialismus wurde, war er zweifellos ein bürgerlicher Nationalist. Was seine angebliche Rettung der Palästinenser angeht, so legte er in Wirklichkeit die Befreiungsbewegung auf Eis. Erst nach der Niederlage Ägyptens 1967 im Krieg gegen Israel konnte sich die PLO aus diesem Griff befreien. Es war dieser Klassencharakter des Regimes, der seine scharfe Rechtswendung unter Sadat nach Nassers Tod 1970 möglich machte.

Harrison erklärt, dass „der Kampf, die Errungenschaften der nasseristischen Bewegung zu verteidigen, nicht auf nationaler Grundlage gewonnen werden kann“, und beschreibt dann die Ermordung Sadats, den Aufstand der ägyptischen Polizei-Rekruten 1985 und den Sturz Jaffar Numeiris im Sudan. Dabei macht er klar, dass es für ihn nicht um eine Frage der Weltrevolution und der Permanenten Revolution geht, sondern dass er lediglich einen Neuaufguss des nasseristischen Pan-Arabismus befürwortet.

Tatsächlich stellen alle Ereignisse, die er beschreibt, den Aufruhr der Massen gegen die Erben des Nasserismus dar. Sadat war Nassers Genosse, Mubarak sein Anhänger und Numeiri kam durch eine Revolte, die durch den Nasserismus inspiriert war, an die Macht.

Libyens Muammar Ghaddafi, den die WRP-Führer regelmäßig als den revolutionären Führer der arabischen Welt begrüßten, griff die fehlgeschlagenen panarabischen Abenteuer, mit denen Nasser Israel, England und Frankreich herausfordern wollte, auf und reproduzierte sie als Farce, indem er versuchte, eine Union mit solchen imperialistischen Marionetten wie Marokkos König Hassan und Tunesiens Präsident Bourguiba zu bilden.

In seinem letzten Abschnitt schreibt Harrison:

Die Verteidigung der Errungenschaften der nasseristischen Bewegung kann nur gelingen, wenn der Kampf gegen den Imperialismus auf eine höhere Ebene gehoben wird. Es ist notwendig, eine Arbeiter- und Bauernregierung zu bilden, die sozialistische Maßnahmen und eine Landreform durchführen wird. Das bedeutet den Aufbau einer ägyptischen Sektion des Internationalen Komitees der Vierten Internationale – der Weltpartei der sozialistischen Revolution.

Hier gerinnen all die klassenlosen Abstraktionen der revisionistischen Kapitulation und des Liquidatorentums zu einer offenen konterrevolutionären Linie, wie sie vom Menschewismus, vom Stalinismus und der Barnes-Führung der Socialist Workers Party vertreten worden ist.

Die Triebkraft der ägyptischen Revolution ist für die WRP nicht die Weltkrise des Kapitalismus und der unabhängige Kampf der Arbeiterklasse, sondern die „Verteidigung der Errungenschaften der nasseristischen Bewegung“. Für die WRP-Renegaten ist diese „Verteidigung“ nicht eine Frage der Mobilisierung der Arbeiterklasse gegen die nationale Bourgeoisie, um die nationale demokratische Revolution mit ihren eigenen proletarischen Methoden, d.h. der sozialistischen Revolution, zu vollenden. Im Gegenteil, es ist einfach die Frage, „den Kampf gegen den Imperialismus auf eine höhere Ebene zu heben“.

Es ist nicht eine Klassenfrage, nicht eine Frage der organischen Unfähigkeit der nationalen Bourgeoisie, wie radikal sie auch sein mag, die nationale Revolution zu vollenden. Daher besteht die Aufgabe, wie sie von Healys WRP dargestellt wird, in der alten pablistischen Formulierung, „Einfluss“ bei den bürgerlichen Nationalisten zu gewinnen und mitzuhelfen, sie nach links zu drängen.

Das ist die Bedeutung des Aufrufs, „eine Arbeiter- und Bauernregierung zu bilden, die sozialistische Maßnahmen und eine Landreform durchführen wird“.

Trotzki stellte die Forderung nach einer Arbeiter- und Bauernregierung im Übergangsprogramm verbunden mit einer scharfen Warnung auf: „Die Losung der Arbeiter- und Bauernregierung wird von uns nur in dem Sinn gebraucht, den sie 1917 im Munde der Bolschewiki hatte, d. h. als eine antibürgerliche und antikapitalistische Losung, aber auf keinen Fall im ,demokratischen‘ Sinne, den ihr später die Epigonen unterlegt, und damit aus einer Losung, die eine Brücke zur sozialistischen Revolution darstellte, das Haupthindernis auf diesem Wege gemacht haben.“

Hier tritt die Healy-Gruppe, wie Barnes und die SWP, fest in die Fußstapfen nicht der Bolschewiki und Trotzkis, sondern der stalinistischen Epigonen.

Die Arbeiter- und Bauernregierung wird hier wohl kaum als eine „antibürgerliche Parole“ verwendet. Die Healyisten erkennen nicht einmal den bürgerlichen Charakter der nationalistischen Bewegung. Im Munde von Healys WRP meint diese Parole in Wirklichkeit die stalinistische „demokratische Diktatur des Proletariats und der Bauernschaft“, die der Diktatur des Proletariats und der permanenten Revolution entgegengestellt wurde.

Der Inhalt dieser Parole ist die Unterordnung der Arbeiterklasse unter die kleinbürgerlichen und bürgerlich-nationalen Agenturen des Weltimperialismus und dadurch die Erwürgung der proletarischen Revolution.

Obwohl die Healy-Gruppe aufgrund einer Abstimmung aus dem Internationalen Komitee der Vierten Internationale ausgeschlossen worden ist, hat sie die Frechheit zu schreiben: „Das bedeutet den Aufbau einer ägyptischen Sektion des IKVI.“

Solche verbalen Hinweise auf den Trotzkismus wurden von Healy routinemäßig benutzt, als seine Gruppe an der Spitze der WRP stand, um ihre anti-trotzkistische, liquidatorische Praxis abzudecken.

Bei all den zahlreichen Reisen Healys und seiner Abgesandten wurden im Nahen Osten keine Sektionen aufgebaut. Stattdessen überschüttete die WRP-Führung, dem Beispiel der liquidatorischen Haltung der SWP gegenüber dem Castroismus in den 60er Jahren folgend, die verschiedenen bürgerlich-nationalen Führer mit pseudo-revolutionären Schmeicheleien. Es wurde erklärt, Ghaddafi habe sich „politisch in Richtung des revolutionären Sozialismus entwickelt“, während Iraks Saddam Hussein bei der Exekution von Mitgliedern der irakischen Kommunistischen Partei unterstützt wurde.

Die neueste Zurückweisung von Trotzkis Theorie der Permanenten Revolution durch Healys WRP kommt nicht überraschend, obwohl sie noch offensichtlicher ist.

Healy, Banda und Slaughter haben dem Kampf, den sie Anfang der 60er Jahre gegen den pablistischen Revisionismus geführt hatten, schon vor langer Zeit den Rücken zugewandt, die Strategie der sozialistischen Weltrevolution zurückgewiesen und sich politisch wie finanziell auf prinzipienlose Bündnisse mit bürgerlichen arabischen Regimen gestützt.

Als Jack Barnes in einer Rede am 31. Dezember 1982 die permanente Revolution verurteilte und den Trotzkismus zurückwies, verfiel die Healy-Clique in eisiges Schweigen. Eine vom Politischen Komitee der Workers League erstellte Analyse der Rede des SWP-Führers wurde aus den Publikationen der WRP heraus zensiert.

Nach ihrem Ausschluss aus dem IKVI sind Healy und seine Anhänger dazu übergegangen, den Trotzkismus offen anzugreifen und sich als erklärte Feinde der permanenten Revolution mit Barnes in eine Linie einzureihen.

Der Kampf für die sozialistische Revolution in Ägypten und im ganzen Nahen Osten wird auf der Grundlage stattfinden, dass diese konterrevolutionären Theorien unversöhnlich zurückgewiesen werden. Er erfordert den Aufbau von unabhängigen proletarischen Parteien als Sektionen des Internationalen Komitees der Vierten Internationale zur Durchführung der „besonderen Aufgaben“, die Lenin vor 66 Jahren formuliert hat – den Sturz der nationalen Bourgeoisie und die Errichtung der Diktatur des Proletariats als Teil der sozialistischen Weltrevolution.