Socialist Equality Party (Großbritannien)
Historische und internationale Grundlagen der Socialist Equality Party (Großbritannien)

Die Gründung der Workers Revolutionary Party

187. Slaughters „In Defence of Trotskyism“, im Januar 1973 veröffentlicht, war als Analyse des Bruches mit der OCI beabsichtigt. Sie machte jedoch unabsichtlich klar, dass die theoretischen Formulierungen, die die SLL in dem Kampf entwickelt hatte – die Behauptung, dass der Kampf um die marxistische Methode grundlegender sei als die Frage des Programms und der Perspektive – die Partei einem zersetzenden Skeptizismus hinsichtlich der historischen Bedeutung der Vierten Internationale öffneten. Slaughter fragte:

„Werden revolutionäre Parteien, die in der Lage sind, die Arbeiterklasse an die Macht zu führen und den Sozialismus aufzubauen, aufgebaut werden, indem das Programm des Trotzkismus, die existierenden Kräfte des Trotzkismus, in die Waagschale der durch die Krise verursachten politischen Entwicklungen geworfen werden? Oder wird es nicht notwendig sein, einen bewussten Kampf um die Theorie zu führen, für die Negation aller Erfahrungen der Vergangenheit und der Theorie der Bewegung in die transformierte Realität des Klassenkampfes?“[66]

188. Die politische Bedeutung des Fragezeichens, mit dem Slaughter den Trotzkismus nun versah, wurden durch die Art und Weise deutlich, wie im November 1973 die SLL in die Workers Revolutionary Party (WRP) umgewandelt wurde. Die WRP wurde auf dem Höhepunkt der Massenbewegung gegen Heath gegründet. Die Entscheidung, die WRP ins Leben zu rufen, war ohne Diskussion im Internationalen Komitee und ganz ohne einen grundlegenden Rückblick auf die politischen Lehren aus dem Kampf gegen den Pablismus getroffen worden. Ihre Bildung gründete sich auf die gegen die Tories gerichtete Stimmung und wurde fast ausschließlich als logische Folge des zahlenmäßigen Wachstums der Anhängerschaft der SLL gesehen. Es war das erklärte Ziel der WRP, eine „spezifische politische Aufgabe zu erfüllen: die Arbeiterklasse hinter einem sozialistischen Programm zu vereinen, um die Tory-Regierung zu stürzen und durch eine Labour-Regierung zu ersetzen.“

189. Dieser Aufruf bot die Möglichkeit, Arbeiter durch die Erfahrung eines politischen Kampfes gegen die Labour – und Gewerkschaftsbürokratie zu führen, er war aber mit unzulässigen Anpassungen an reformistische Illusionen behaftet. Die WRP propagierte im Wesentlichen ein Wahlprogramm, das den trotzkistischen Charakter der Partei, seine internationale Perspektive und das Internationale Komitee nur am Rande erwähnte. Die Forderungen des Programms wurden als eine Reihe von „Grundrechten“ präsentiert – auf Arbeit, einen höheren Lebensstandard, soziale Zuwendungen, besseren Wohnraum und eine nicht näher spezifizierte „Veränderung des Systems“. Diese Verwässerung des historisch entwickelten Programms des Trotzkismus mit dem Ziel, sich dem Gewerkschaftsbewusstsein der Arbeiterklasse anzupassen, sollte weitgehende Auswirkungen haben, besonders unter Bedingungen, unter denen die Bourgeoisie in der Lage war, sich noch auf erhebliche politische Ressourcen der Labour-Bürokratie zu stützen.

190. Die Anti-Tory-Bewegung gipfelte in der Machtübernahme durch eine Minderheitsregierung Labours unter Wilson. Die WRP hatte damit gerechnet, dass die spontane Bewegung weitergehen und sich vertiefen und die Arbeiterklasse sofort in einen Konflikt mit der Labour-Regierung treiben würde. Im September 1974 erklärte sie: „Die Erwartungen der Arbeiterklasse sind hoch – und gehen weit über das hinaus, was die Labour-Regierung erfüllen kann… Wenn die Tories und ihre Agenten versuchen, Grundrechte zu zerstören, dann rufen sie gleichzeitig die revolutionäre Geschichte der ältesten und mächtigsten Arbeiterklasse der Welt auf den Plan.“

191. Dass die Erklärung den angeblich besonderen Charakter und die Traditionen der britischen Arbeiterklasse betonte, zeigte die nationale Beschränktheit der WRP, während der Kampf für „Grundrechte“ nicht über das Niveau von Gewerkschaftsbewusstsein hinausging. Dazu beinhaltete sie eine ernsthafte Fehlkalkulation, was das Entwicklungstempo des Klassenkampfes anging. Wilson erfüllte die Lohnforderungen der Bergarbeiter, schaffte den „Industrial Relations Act“ ab und erhöhte die Renten und die Sozialleistungen. Diese Maßnahmen wurden von einem Sozialvertrag flankiert, der von dem führenden Linken Michael Foot betrieben wurde und eine Abmachung zwischen Regierung und Gewerkschaften über freiwilligen Lohnverzicht beinhaltete.

192. Der Klassenkampfes ließ nach, was neue politische Probleme für die WRP aufwarf, Sie versucht zuallererst, das Wachstum der Bewegung zu sichern, statt um eine klare Perspektive zu kämpfen. Als die WRP auf die erneuten Illusionen in die Labour Party reagierte, indem sie ihre Offensive gegen die Wilson-Regierung verschärfte, entstanden Spannungen innerhalb der Führung der Partei – insbesondere mit denen, die auf der Grundlage des Anti-Tory-Kampfes gewonnen worden waren. Diese Unzufriedenheit wurde von der OCI aktiv ausgenutzt, deren Anhänger heimlich Kontakt zu Alan Thornett aufnahmen, der die Gewerkschaftsarbeit der WRP und ihre Cowley-Betriebsgruppe bei British Leyland führte. Die Thornett-Fraktion war eine prinzipienlose parteifeindliche Strömung. Ihre Dokumente wurden großenteils von der OCI mit der Absicht verfasst, einen Aufstand in der WRP zu initiieren und Healy aus der Führung zu entfernen.

193. Die Kritik der WRP an Thornett war korrekt, aber Healy wiederholte den Fehler, die Sache organisatorisch zu regeln, bevor die politischen Fragen geklärt waren. Als Ergebnis der Konfusion, die die Spaltung herbeiführte, verlor die Partei ihre wichtigste industrielle Basis. Außerdem versuchte die WRP nicht einmal, das Internationale Komitee zu informieren. Hätte sie das getan, hätte das die politische Dynamik vollkommen verändert. Durch die erneute Aufnahme des Kampfes gegen die OCI und das Widerauftauchen des pablistischen Revisionismus, die Thornetts rechtszentristische Linie verkörperte, hätte die WRP die Bewegung angesichts der gewaltigen internationalen politischen Veränderungen politisch neu bewaffnet.


[66]

Cliff Slaughter, In Defence of Trotskyism, Trotskyism versus Revisionism (1975) New Park Publications, Volume 6, p. 226 [aus dem Englischen]