Streik bei Dundee Engine:

Ein Kampf für alle Arbeiter

Die Arbeiter bei Dundee Engine haben den Tarifvertrag abgelehnt, den Chrysler und die UAW durchsetzen wollten. Damit artikulieren sie die Wut und den Widerstand der Autoarbeiter des ganzen Landes gegen den Angriff der Konzerne, der von den Gewerkschaften unterstützt und von der Obama-Regierung angeführt wird.

73 Prozent stimmten gegen den Tarifvertrag. Dieser Widerstand gegen die Unternehmensleitung und die gutbezahlten Gewerkschaftsfunktionäre verdient die Unterstützung aller Teile der Arbeiterklasse. Sein Erfolg erfordert die unabhängige politische Mobilisierung aller Autoarbeiter gegen die unablässigen Angriffe auf Löhne und Zusatzleistungen.

Die Gewerkschaft reagiert mit den üblichen Einschüchterungstaktiken und droht, das Unternehmen werde schließen und seine Produktion woanders hin verlagern, wenn der Tarifvertrag nicht angenommen wird.

Bei diesem Kampf stehen die Interessen aller Arbeiter auf dem Spiel. Wir rufen die Arbeiter von Dundee dazu auf, den Kampf auf die ganze Automobilbranche auszudehnen. Schickt Delegationen zu anderen Chrysler-Werken, und auch zu denen von Ford, GM und den Zulieferern.

Worum geht es?

* Erzwungene Überstunden. Bei Dundee Engine hat das Unternehmen den Begriff „Notstand“ benutzt, um auf unbegrenzte Zeit erzwungene Überstunden einzuführen: zwölf Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Arbeiter beschweren sich gegenüber der Gewerkschaft, dass ihnen keine Einsicht in den nationalen Tarifvertrag gewährt wird, der derartig harte Arbeitsbedingungen angeblich verbietet. Ein Arbeiter erklärte, der lokale Tarifvertrag erlaube es dem Arbeitgeber, so viel Leistung zu verlangen wie er will.

* Ein internationaler Wettbewerb um die niedrigsten Löhne. Der Vorsitzende von Chrysler und Fiat, Sergio Marchionne hat sich damit gebrüstet, dass in den USA die Beziehungen zwischen Gewerkschaft und Management besser seien und er „flexible“ und „billige“ Arbeitskräfte habe. Er hat außerdem den Zehnstundentag eingeführt und den italienischen Arbeitern gedroht, ihre Werke zu schließen und die Produktion in die USA zu verlagern, wenn sie nicht die neuen Produktionsstandards akzeptieren.

* Zwei-Stufen-Löhne. Die Autofabriken werden in moderne Sweatshops umgewandelt. Mehr als die Hälfte der Arbeiter bei Dundee sind Neueingestellte, die den Lohn zweiter Klasse erhalten. Chrysler hat von den „Großen Drei“ Autobauern den höchsten Prozentsatz an Lohnempfängern zweiter Klasse und die niedrigsten Arbeitskosten.

Diese Bedingungen sind ein wichtiger Teil der Wirtschaftspolitik der Obama-Regierung. Obama bestand darauf, dass die zweistufigen Löhne Teil des Rettungspaketes sein müssten, das er 2009 für die Autoindustrie zusammenstellte. Jetzt setzt sich die Regierung für „Insourcing“ ein – Arbeiter werden gezwungen, international um immer niedrigere Löhne zu konkurrieren.

Diese arbeiterfeindliche Politik wurde von der UAW und dem AFL-CIO begeistert unterstützt. Letztes Jahr erklärte der Vizepräsident der UAW Joe Ashton, die Gewerkschaft „sähe es gerne“, wenn mit dem Auslaufen des Tarifvertrages 40 Prozent der Belegschaft von GM Löhne zweiter Klasse erhielten. „Das würde bedeuten, dass neue Arbeitsplätze geschaffen werden“, erklärte Ashton.

Die Reaktion der gutbezahlten Gewerkschaftsfunktionäre war es, noch enger an die Konzerne heranzurücken, Nationalismus zu schüren und Arbeitskämpfe aktiv zu unterdrücken. Die UAW besitzt 55 Prozent der Aktien von Chrysler und sitzt im Vorstand. Sie ist ein Unternehmen. Tatsächlich wurde UAW-Präsident Bob King vor kurzem von der Autoindustrie nach Europa geschickt, um den Gewerkschaften zu zeigen, wie die UAW mit den Unternehmen zusammenarbeitet, um die Löhne zu senken.

Die Arbeiter bei Dundee kämpfen nicht nur in einem Werk gegen ein Unternehmen, sondern gegen eine koordinierte Offensive der Wirtschaftselite, die mit Unterstützung der Gewerkschaften in den Vereinigten Staaten und weltweit die Arbeiter angreift. Die Arbeiterklasse muss darauf reagieren, indem sie ihre unabhängige Stärke weltweit mobilisiert.

In Joliet, Illinois, konnte die International Association of Machinists (IAM) beispielsweise letzte Woche nach einem erbitterten viermonatigen Streik gegen Caterpillar in einem Tarifvertrag Zugeständnisse durchsetzen, obwohl das Unternehmen schwarze Zahlen schreibt. Die Unternehmensleitung forderte, dass die Arbeiter sechs Jahre lang auf Lohnerhöhungen verzichten und starke Kürzungen bei der Gesundheitsversorgung hinnehmen.

Die IAM hatte den Streik vorsätzlich isoliert und sich geweigert, andere Niederlassungen zu Hilfe zu rufen, obwohl der Weltkonzern versucht, weltweit ähnliche Zugeständnisse durchzusetzen. Die UAW, die viele Arbeiter von Caterpillar repräsentiert, half dem Unternehmen, indem sie ihren Mitgliedern befahl, Teile zu verarbeiten, die von Streikbrechern produziert wurden, die als Ersatz für die Streikenden eingestellt wurden.

Fast zur gleichen Zeit wurden in Südafrika 34 Bergarbeiter niedergeschossen, als sie gegen untragbare Arbeitsbedingungen in den Streik traten. Die Arbeiter waren Mitglieder einer neuen Gewerkschaft, die mit der offiziellen Gewerkschaft National Union of Mineworkers in Konflikt geraten waren. Die NUM ist eng mit der Regierung des Afrikanischen Nationalkongresses verbunden und gab den Arbeitern die Schuld an dem Massaker. Wie in Südafrika sehen die amerikanischen Gewerkschaften jeden Widerstand als ernsthafte Gefahr an, die unterdrückt werden muss.

Der Erfolg in diesem Kampf erfordert die Gründung neuer Organisationen – unabhängiger Basiskomitees, die die Unterordnung der Arbeiter unter die Diktate und Profitinteressen der Wirtschafts- und Finanzaristokratie ablehnen.

Der Kampf zur Verteidigung der Interessen der Arbeiterklasse ist vor allem ein politischer Kampf gegen die beiden Parteien des Großkapitals und das kapitalistische System, das sie verteidigen. Die UAW und der AFL-CIO unterstützen Obama und behaupten, er handele im Interesse der arbeitenden Bevölkerung, aber die Erfahrungen der letzten vier Jahre haben gezeigt, dass es zwischen den beiden Parteien keine grundlegenden Unterschiede gibt.

Die Arbeiterklasse braucht ihre eigene Partei mit einer sozialistischen Perspektive. Diese beinhaltet die Verstaatlichung der Großkonzerne unter demokratischer Kontrolle und die Enteignung des unrechtmäßig erworbenen Reichtums der Finanzoligarchie. Das wird ein wichtiger Schritt bei der Umorganisierung der Wirtschaft sein, die soziale Bedürfnisse befriedigen muss statt privates Profitstreben.

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