USA gaben seit dem 11. September 2001 fast 5 Billionen Dollar für Kriege aus

Ein neuer Bericht der Brown University beziffert die Ausgaben Washingtons seit dem 11. September 2001 für die Kriege, die es unter dem Vorwand des Kampfs gegen den Terror geführt hat, auf nahezu fünf Billionen Dollar. Daran zeigt sich erneut, was für einen schrecklichen Preis die arbeitende Bevölkerung in den USA und weltweit für die Verbrechen des US-Imperialismus bezahlt.

Der Bericht erschien zum 15. Jahrestag des 11. September. In Afghanistan befinden sich 15 Jahre nach der Invasion der USA immer noch 10.000 amerikanische Soldaten, im Irak etwa 6.000. Hunderte Spezialeinsatzkräfte wurden nach Syrien gebracht, wo die USA den Sturz des Assad-Regimes anstreben. Dafür sind sie eine de-facto-Allianz mit dem dortigen Ableger des al-Kaida-Netzwerks eingegangen, gegen das der Krieg seit 15 Jahren vorgeblich in erster Linie geführt wird.

Die finanziellen Belastungen durch die Kriege sind atemberaubend und kaum vorstellbar. Der Autor des Berichts, Professor Neta Crawford von der Boston University, ordnet sie aber korrekt in den viel größeren und noch erschreckenderen Kontext ein: Die militärischen Operationen des US-Militärs, die eine tiefe Blutspur und massive Zerstörung hinterlassen haben.

„Die Bürden eines Krieges können durch eine zahlenmäßige Auflistung nicht vollständig erfasst werden. Das Leiden der Zivilisten, ihre Vertreibung durch Gewalt, die getöteten und verwundeten Soldaten, die Kinder, die Jahre später auf Straßen und Feldern spielen, wo ihnen Gefahr durch Sprengfallen und Streubomben droht – Zahlen allein können die menschlichen Opfer der Kriege im Irak und Afghanistan nicht vermitteln. Sie erklären auch nicht, wie sich diese Kriege auf die Nachbarländer Syrien und Pakistan ausgedehnt haben und in den Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten in Form von verwundeten Veteranen angekommen sind.“

Einige dieser menschlichen Opfer können in Zahlen ausgedrückt werden, die Entsetzen hervorrufen. Die US-Invasion 2003 kostete über eine Million Iraker das Leben, mehr als 12 Millionen Menschen flohen aus den von den USA zerstörten Ländern: Afghanistan, Irak, Pakistan und Syrien. Beinahe 7.000 US-Soldaten starben im Irak und in Afghanistan und eine annähernd gleiche Zahl an Söldnern. 52.000 sind nach offiziellen Zahlen im Kampf verwundet worden. Weitere Hunderttausende, die unerwähnt bleiben, und die an Schädel-Hirn-Traumata, dem posttraumatischen Belastungssyndrom (PTSD) und anderen psychischen Problemen leiden, sind Opfer von Mehrfacheinsätzen in schmutzigen Kriegen.

Der Bericht legt aber auch überzeugend dar, dass eine zuverlässige und umfassende Einschätzung der wirklichen finanziellen Kosten dieser Kriege wichtig ist.

In den Gesamtkosten der US-Kriege sind die 1.7 Billionen Dollar enthalten, die der Kongress direkt für sogenannte Kriseneinsätze im Ausland (Overseas Contingency Operations, OCO) bereitgestellt hat. Dieser Betrag kommt noch zu dem Basisbudget des Pentagon hinzu, das für die Fiskaljahre 2001-2016 insgesamt bei etwa 6.8 Billionen Dollar liegt.

Durch die Deklarierung dieser Kriege als OCOs hat der US-Kongress unter Bush wie unter Obama so getan, als wären es unvorhersehbare Krisensituationen gewesen, die im Haushalt der Regierung nicht berücksichtigt werden konnten, selbst wenn sie bereits über eineinhalb Jahrzehnte andauern. Über diese Kriege wird daher nicht wie üblich Rechenschaft im Haushalt abgelegt, und ihre Finanzierung wird nicht durch Steuern oder andere Abgaben belegt.

Neben den Kosten dieser Direktfinanzierung nennt der Bericht auch die Kosten für die medizinische Versorgung der Soldaten und die Behindertenhilfe, Zuteilungen an das Heimatschutzministerium, Zinsen für bewilligte Kriegsmittel für das Pentagon und künftige Pflegekosten für Veteranen.

Dieser letztgenannte Posten beläuft sich nach Schätzungen auf mindestens eine Billion Dollar von heute bis 2053. Einige beunruhigende Zahlen zeigen, auf welcher Grundlage diese Schätzung beruht.

Bis Ende 2015 mussten sich aufgrund ihrer im Kampf erlittenen Verletzungen mehr als 1600 Soldaten, die im Irak und in Afghanistan zum Einsatz kamen, größeren Amputationen an Gliedmaßen unterziehen. Bis 2014 waren bei 327.000 Veteranen dieser Kriege Schädel-Hirn-Traumata diagnostiziert worden. Von den 2.7 Millionen, die bis 2014 in Kriegsgebiete verlegt wurden, wurde bei 700.000 eine mindestens 30-prozentige Behinderung diagnostiziert.

Der Bericht zeigt auf, dass das Ressort Veteran Affairs das am schnellsten wachsende Ressort in der US-Regierung ist. Die Zahl seiner Mitarbeiter ist seit 2001 auf 350.000 gestiegen und hat sich damit fast verdoppelt. Doch einem anderen aktuellen Bericht zufolge „fehlt es immer noch an der finanziellen Ausstattung, um Tausende Ärzte und Krankenschwestern einzustellen, und für dringend nötige Sanierungsarbeiten an Krankenhäusern und Kliniken.“

Wenn der Kongress die Finanzierung für Kriege nicht ändert, dann wird nach Schätzung des Berichts die Zinsbelastung für bewilligte Finanzmittel für Kriegseinsätze aus dem Fiskaljahr 2013 bis 2053 auf schwindelerregende 7.9 Billionen Dollar steigen, selbst im Fall der Beendigung der Kriege. Diese Kosten müssen noch hinzugerechnet werden.

Der Bericht blickt zurück auf die Tage, als die Bush-Regierung den Angriffskrieg gegen den Irak vorbereitete. Der oberste Wirtschaftsberater der Regierung, Lawrence Lindsey, erntete harsche Kritik, weil er die „Obergrenze“ der Kriegskosten auf 100 bis 200 Milliarden ansetzte. Angefangen von Donald Rumsfeld, dem Verteidigungsminister, bis zu Demokraten im Repräsentantenhaus, die von etwa 50 Milliarden ausgingen, wurde diese Schätzung durch die Bank zurückgewiesen. Jetzt wissen wir, dass die wirklichen Kosten etwa um den Faktor 100 zu gering eingeschätzt wurden.

In diesen Kriegen, in der kriminellen Energie, mit der sie angezettelt und geführt wurden, und in der Art ihrer Finanzierung kommen der Finanzparasitismus und die gesellschaftlich zerstörerischen Formen der Spekulation zum Ausdruck, die im Funktionieren des amerikanischen Kapitalismus als Ganzem allgegenwärtig sind.

Die herrschende Klasse Amerikas hoffte, die Ablehnung des Militarismus in der Bevölkerung zu schwächen, indem sie die Kosten der Kriege „aus der Bilanz“ nahm und ihre Kriege mit einer Armee führt, die „ausschließlich aus Freiwilligen“ besteht.

Der neue Bericht geht nicht auf die weitergehenden Folgen der Kriege für die Wirtschaft und den Lebensstandard breiter Schichten der amerikanischen Arbeiterklasse ein. Eine eher konservative Schätzung der Harvard University vor zwei Jahren bezifferte die Kosten der Kriege im Irak und in Afghanistan auf 75.000 Dollar pro amerikanischem Haushalt.

Dabei verwies sie auch auf frühere Studien, aus denen hervorging, dass die Kriege zehntausende Arbeitsplätze zerstörten und zu einem deutlichen Rückgang von Investitionen in die Infrastruktur führten. Mit den gewaltigen Ressourcen, die zum Töten und Zerstören im Nahen Osten und Zentralasien verwendet werden, hätten die 3.32 Billionen Dollar aufgebracht werden können, die nach Angaben der American Society of Civil Engineers (ASCE) in den nächsten zehn Jahren nötig sind, um die maroden Häfen, Highways, Brücken, Züge und die Wasser- und Elektrizitätsversorgung instand zu halten; auch die 1.26 Billionen Dollar Schulden, die auf Studenten lasten, hätten vollständig zurückgezahlt werden können, und es wäre sogar noch Geld übrig geblieben.

Doch die gewählten Vertreter beider großen kapitalistischen Parteien behaupten bis heute, dass kein Geld für Arbeitsplätze, vernünftige Löhne, Bildung, Gesundheit und andere Grundbedürfnisse vorhanden ist. Gleichzeitig kennen sie keine Ausgabengrenzen für Militarismus und Krieg. Durch drastische Sparmaßnahmen zwingen sie die Arbeiterklasse, die Rechnung dafür zu bezahlen.

Der menschliche und finanzielle Tribut, den die Kriege der letzten fünfzehn Jahre gefordert haben, stellt nur einen Vorgeschmack auf die drohende globale Katastrophe dar. Der US-Imperialismus bereitet viel größere Kriege vor, und richtet seine militärischen Aktivitäten immer stärker und direkter gegen die Nuklearmächte Nummer zwei und drei, China und Russland.

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