Perspektive

Google manipuliert Suchergebnisse und blockiert Zugang zur WSWS

Eine Untersuchung der Web-Verkehrsdaten zeigt eindeutig, dass der Internetriese Google die Suchergebnisse manipuliert, um den Zugang zur World Socialist Web Site zu blockieren.

Im April hatte Google unter dem Vorwand, gegen „Fake News“ vorzugehen, neue Richtlinien eingeführt und seinen anonymen „Bewertern“ weitreichende Befugnisse erteilt, bestimmte Websites herabzustufen. Als Folge davon werden die Inhalte der WSWS und von anderen oppositionellen Organisationen und Antikriegsgruppen ausgeschlossen.

In den letzten drei Monaten ist die Zahl der Seitenzugriffe auf die WSWS über Google um fast 70 Prozent gesunken. Bei vielen Themen, die zum Beispiel das US-Militär, die Kriegsgefahr, soziale Bedingungen, Ungleichheit oder auch Sozialismus betreffen – und über welche die WSWS regelmäßig berichtet – ist die Zahl der „Impressions“, die zur World Socialist Web Site leiten, drastisch gesunken.

„Impression“ ist ein technischer Begriff für einen Link, der bei Google als Ergebnis einer Suchanfrage erscheint. Wenn ein User nach „Sozialismus“ sucht und er einen Link zur WSWS angezeigt bekommt, gilt das als Impression.

Indem Google das „Suchmaschinenranking“ der einzelnen WSWS-Seiten manipuliert, kann es ihre Inhalte in der Liste der Ergebnisse weiter nach hinten verschieben. Auf diese Weise verringert sich die Gesamtzahl der Impressions, was zu einer deutlich geringeren Zahl von „Klicks“ oder Seitenaufrufen führt.

Laut Googles Webmaster Tools Service ist die Zahl der täglichen Impressions der World Socialist Web Site in den letzten drei Monaten von 467.890 auf 138.275 gesunken.

Die WSWS hat die Daten der Ergebnisse spezifischer Suchanfragen zwischen Mai und Juli analysiert, d.h. seitdem Google seine neue Betriebspolitik zum Ausschluss von Websites anwendet.

Im Mai erbrachte eine Google-Suche nach dem Wort „Krieg“ 61.795 Impressions der WSWS. Im Juli sank die Zahl der WSWS-Impressions um etwa 90 Prozent auf 6.613.

Suchanfragen nach „Koreakrieg“ führten im Mai zu 20.392 Impressions der WSWS. Im Juli erhielt man mit dem gleichen Begriff keine einzige WSWS-Impression. Im Mai ergaben die Suchwörter „Nordkorea, Krieg“ 4.626 Impressions, im Juli war es keine einzige mehr. „Indien, Pakistan, Krieg“ erbrachte im Mai 4.394 Impressions für die WSWS, im Juli wiederum keine einzige mehr. Und „Atomkrieg 2017“ erbrachte im Mai 2.319 Impressions und im Juli keine einzige mehr.

Interessant sind auch die Auswirkungen auf andere Suchanfragen in dieser Zeit. Betrachtet man zum Beispiel die Suche nach dem Wort „WikiLeaks“, so stürzte das Suchergebnis von 6.576 Impressions auf null ab, bei „Julian Assange“ von 3.701 Impressions auf null und bei „Laura Poitras“ von 4.499 Impressions auf null. Der Suchbegriff „Michael Hastings“ (der Reporter, der 2013 unter verdächtigen Umständen gestorben war) erbrachte im Mai noch 33.463 Impressions, aber im Juli nur noch 5.227.

Abgesehen von den geopolitischen Themen berichtet die WSWS auch über zahlreiche soziale Fragen; auch bei diesen ist ein deutlicher Rückgang der Suchergebnisse zu verzeichnen. Bei Suchanfragen nach „food stamps“ (Lebensmittelmarken), „Ford-Entlassungen“, „Amazon-Verteilzentrum“ und „Bildungsminister“ gingen die Impressions allesamt von über 5.000 im Mai auf null im Juli zurück.

Die Zahl der Impressions für WSWS-Artikel über den Begriff „Streik“ ging von Mai bis Juli um 85 Prozent, bzw. von 19.395 auf 2.964, zurück.

Viele Menschen, die über Google nach diesen Begriffen suchen, tun dies, weil sie die Politik des Establishments ablehnen und daran interessiert sind, was Sozialisten darüber zu sagen haben. Doch durch das Vorgehen von Google können sie das Material, das von der World Socialist Web Site veröffentlicht wird, nicht mehr finden.

Und was ist mit denjenigen, die direkt nach sozialistischer Politik suchen? Im Mai brachte der Begriff „Sozialismus“ 31.696 Impressions hervor, die WSWS rangierte auf dem fünften oder sechsten Platz der Suchergebnisse. Im Juni verschwand die WSWS bei diesem Begriff aus den hundert ersten Suchergebnissen. Eine Suche nach „Sozialismus“ bringt also keine Impressions der World Socialist Web Site mehr hervor, obwohl sie die meistgelesene sozialistische Onlinepublikation ist.

Und was ist mit Leuten, die bereits vom Sozialismus überzeugt sind und mehr über Leo Trotzki herausfinden möchten? Auch ihnen wird die WSWS, das Organ der trotzkistischen Weltbewegung, vorenthalten. Im Mai brachte eine Suchanfrage nach „Leo Trotzki“ noch 5.893 Impressions, doch im Juli war ihre Zahl auf null gesunken.

Die WSWS wandte sich mit ihren Ergebnissen an den bekannten Psychologen und Google-Kritiker Robert Epstein. Hier sein Kommentar: „Ich habe kaum Zweifel daran, dass Google Sie herabgestuft hat.“ Epstein erklärte, seine Recherchen und die seiner Kollegen hätten „felsenfeste Beweise“ erbracht, dass Google Menschen durch Suchvorschläge manipuliert.

Der Blogpost von Googles Vizepräsident für Engineering, Ben Gomes, vom 25. April 2017 und die aktualisierten „Bewertungsrichtlinien für Suchqualität“, die gleichzeitig veröffentlicht wurden, machen deutlich, welche politischen Absichten dahinter stehen. In Gomes Beitrag ist von der Notwendigkeit die Rede, „unerwartet anstößige Ergebnisse, Falschmeldungen und Verschwörungstheorien“ zu markieren und herabzustufen. Mit diesen allgemein schwammigen Begriffen lässt sich jeder oppositionelle Inhalt ausschließen.

Die Richtlinien selbst sprechen eine noch klarere Sprache. Die anonymen „Bewerter“ sollen Seiten mit der „niedrigsten“ Bewertung markieren, wenn diese „faktisch unzutreffende Informationen“ enthalten und „die User zum Nutzen einer Person, eines Unternehmens, einer Regierung oder einer politischen, finanziellen oder sonstigen Organisation manipulieren könnten“. Die niedrigste Bewertung soll auch an Websites vergeben werden, die „unbewiesene Verschwörungstheorien oder Falschmeldungen als feststehende Tatsachen darstellen“.

Deutlicher kann man nicht ausdrücken, dass die Meinungsfreiheit unterdrückt werden soll. Diese Richtlinien sind so formuliert, dass Google eine breite Palette von Webseiten herabstufen kann, die die Regierung kritisieren oder ihre Lügen enthüllen.

Wer bitte soll entscheiden, was „faktisch ungenaue Informationen“ sind, oder was eine „unbewiesene Verschwörungstheorie“ ist? Damit wird praktisch jeder Ausdruck einer Meinung unterdrückt, die Google und ihre Verbündeten im Staat, vor allem in der Demokratischen Partei, für inakzeptabel halten. Es gibt keine lesenswerte Publikation oder Zeitschrift, die gegen diese „Richtlinien“ nicht verstoßen würde.

Der Zynismus der neuen Verfahren wird noch um die Tatsache ergänzt, dass Google durch Manipulationen der Suchergebnisse aktiv politische Kandidaten unterstützt, vor allem Hillary Clinton. Das zeigen zahlreiche Quellen. Jonathan Taplin beschreibt in seinem jüngst erschienenen Buch, wie der Vorstandschef von Googles Mutterkonzern Alphabet, Eric Schmidt, eine Firma namens The Groundwork gegründet hat, deren Zweck die direkte Unterstützung von Clintons Wahlkampf war („Move Fast and Break Things: How Facebook, Google, and Amazon cornered culture and undermined democracy“).

Anfang des Jahres deckte die Europäische Kommission außerdem Googles umfassende, absichtliche, kriminelle Manipulation seiner Suchergebnisse auf, womit der Konzern seinen vergleichenden Einkaufsservice zum Nachteil seiner Konkurrenten puschte. Der Konzern wurde mit einer Geldbuße von 2,7 Milliarden Dollar belegt.

Im Namen des Kampfs gegen „Fake News“ liefert Google selbst Fake-Suchergebnisse. Die Suchmaschine hat sich in eine Zensurbehörde verwandelt.

Die WSWS wird Googles verfassungswidrigen Angriff auf demokratische Rechte weiter entlarven. Wir fordern, dass Google über seine Verfahren umfassend Rechenschaft ablegt und bekannt gibt, wer die Vollmacht erhalten hat, Websites „zu beurteilen“. Alle Algorithmen von Google müssen der Öffentlichkeit zugänglich sein.

Letzten Endes zeigt Googles Vorgehen einmal mehr, dass die Verbreitung von Informationen nicht in privaten Händen bleiben darf. Mächtige Suchmaschinen dürfen nicht von Monopolen geführt werden, die von Milliardären kontrolliert werden. Sie müssen unter die demokratische Kontrolle der arbeitenden Bevölkerung der ganzen Welt gestellt werden.

Ohne Frage hat Google Zehntausende Menschen daran gehindert, die WSWS wie üblich über die Suchmaschine zu finden und aufzurufen. Das ist Absicht. Aber ein beträchtlicher Teil der WSWS-Leser öffnet die Seite direkt oder greift über soziale Medien oder mittels anderer Suchmaschinen darauf zu, die bisher noch keine so weitgehenden Regeln wie Google eingeführt haben.

Die WSWS hat eine große und loyale Leserschaft und verzeichnet nach wie vor hunderttausendfache individuelle Besuche jeden Monat. Wir werden uns gegen Googles politische Zensur wehren, aber wir brauchen eure Unterstützung.

Wir rufen alle Leser auf, aktiv zu werden und für die WSWS zu kämpfen. Macht mit bei der Verbreitung von WSWS-Artikeln. Postet unsere Inhalte auf sozialen Medien. Schickt unsere Artikel per E-Mail an eure Freunde und Kollegen. Prangert Googles Vorgehen so breit wie irgend möglich an.

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