Arbeiter in Deutschland solidarisieren sich mit streikenden Fiat-Chrysler Kollegen

Die Streiks in den beiden Detroiter Fiat-Chrysler-Werken in Jefferson North und Sterling Heights gegen die unhaltbaren Sicherheitsmängel in der Produktion haben unter Arbeitern in Deutschland starke Reaktionen hervorgerufen. Viele Arbeiter aus verschiedenen Branchen solidarisieren sich in den sozialen Medien mit den Protesten für einen angemessenen Schutz vor Infektion mit dem Corona-Virus, die von Betriebsleitung und Gewerkschaft heftig attackiert werden.

Zafer ist Ford-Arbeiter in Köln. Als er von den Angriffen auf die FCA-Kollegen in den USA hört, sagt er sofort: „Gewerkschaft und Betriebsrat lassen einen immer im Stich. Das ist überall so.“

Zafer

Er berichtet, dass in seinem Betrieb bestimmte Mindeststandards eingehalten würden. So würden Masken ausgeteilt und am Eingangstor die Körpertemperatur gemessen. „Wenn es bei uns einen Coronafall geben würde, wäre es bei uns auch hektisch“, glaubt er. „Wir hatten bislang bei Ford ein paar Fälle, aber nicht bei mir in der Abteilung.“

„Die Kollegen in den USA sollten das Recht haben, sich zu organisieren und für ihre Gesundheit einstehen zu können. Auf jeden Fall“, betont er. „Wenn es Coronafälle gibt, muss etwas getan werden, die Gesundheit geht vor. Das ist kein Spaß mehr. Ich würde das genauso machen. Wenn mein Leben weg ist, kann mir das keiner wiedergeben.“

Die Bedrohungen der aktiven Autoarbeiter durch die Konzernspitze überrascht ihn nicht. „Das ist echt ein Problem, die Anführer von Protesten werden immer bedroht, damit andere Angst bekommen und sich nicht für ihre Rechte einsetzen. Das ist Erpressung. Dagegen muss man aufstehen.“ Derzeit stehe der Profit im Vordergrund. „Der Gewinn muss stimmen, das Band muss laufen, so ist es.“ Alles werde dem Gewinn untergeordnet. „Bei uns gehen Gerüchte um, dass Ford erneut wegen der Coronakrise zusätzlich 5000 Arbeitsplätze abbauen will“, berichtet er.

Auch unter Amazon-Arbeitern gibt es große Solidarität. Viele Mitarbeiter befinden sich dort selbst im Streik, um einen hinreichenden Infektionsschutz zu fordern. Günther Schachtmann arbeitet seit 21 Jahren für den Versandriesen und sieht klare Parallelen zur Situation der Arbeiter bei Fiat-Chrysler: „Es ist ja schon der Hammer, dass bei Amazon in Hamburg 86 positiv waren und das Werk keine Sekunde geschlossen wurde oder alle Mitarbeiter getestet wurden. In Hersfeld genauso. Die Leute haben nicht Mal erfahren in welchen Abteilungen“, so der Arbeiter. „Wenn in einem Kreuzfahrtschiff zwei Leute positiv sind, kommen alle 3000 Insassen in Quarantäne. Warum ist es in der Industrie anders? Das ist ein Hohn.“

Schachtmann befürwortet ausdrücklich, dass sich die Arbeiter bei Fiat-Chrysler unabhängig von den Gewerkschaften organisiert haben, um ihre Interessen zu verteidigen. „Gewerkschaften sind Konzernen nicht unähnlich. Also könnten diese Arbeiterkomitees natürlich einen Schritt vorwärts bedeuten.“

Unterstützung kam auch von vielen anderen Arbeitern. Peter, der als Ramp Agent für Fluglinien der Star Alliance arbeitet schrieb: „Ich habe von den spontanen Streiks bei Fiat-Chrysler gehört – und natürlich unterstütze ich die Menschen, die dort in Sicherheit arbeiten wollen.“

Die Krankenpflegerin Heidi Biebrach meinte: „Bei Ausbeutung und Gesundheit war es schon immer so: Solange die Unternehmer verdienen und nicht selbst betroffen sind, ist alles egal. Sobald diejenigen aber selbst in Gefahr sind und mit Vermögen nichts ausrichten können, handeln Sie.“

Mathias Fuchs

Mathias Fuchs aus Rostock schrieb der WSWS, als er von den Streiks bei Fiat Chrysler erfuhr: „Es muss eine Grundvoraussetzung sein für die Arbeiter, sicher im Betrieb zu arbeiten. Die Aktionskomitees sind deswegen eine sehr gute Sache und wichtig. Sie können Sicherheitsstandards festlegen, die für alle Arbeiter von Vorteil sind. Sie sorgen dafür, dass angesichts der Pandemie die Arbeiter nicht erkranken oder sich anders verletzen. Ich finde es sehr schlecht, dass die Bosse denken, dass jeder Arbeiter austauschbar ist, und das Risiko eingehen, dass sie sich verletzen oder erkranken. Macht weiter so. Das ist der richtige Weg in eine bessere Zukunft.“

Die WSWS sammelt weitere Solidaritätsadressen und unterstützt die Gründung von Aktionskomitees für Sicherheit in den Betrieben. Kontaktiert den WSWS Autoarbeiter Newsletter per E-Mail unter auto@gleichheit.de.

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