Zahl der weltweiten Coronavirus-Infektionsfälle übersteigt 50 Millionen

Am Samstag überstieg die Zahl der weltweit bestätigten Fälle von Coronavirus-Infektionen den grauenhaften Meilenstein von 50 Millionen. Bisher hat sich einer von 156 Menschen auf der Erde mit der Krankheit angesteckt, und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Mehr als 1,2 Millionen Erkrankte sind an der tödlichen Krankheit gestorben. Allein am Freitag kamen 9.000 hinzu.

Erst vor knapp zwei Monaten, am 28. August, erreichte die Zahl der Infizierten die Marke von 25 Millionen. Mittlerweile liegt die Zahl der täglichen Neuinfektionen regelmäßig jenseits der 500.000 und nähert sich der Dreiviertelmillion. Dass die Zahl der Todesopfer trotz der Fortschritte bei der Behandlung von Covid-19 während der letzten zehn Monate heute schneller ansteigt als im April, macht deutlich, wie weit die Pandemie verbreitet ist.

Diese Zahlen sind nur ein Vorspiel zu dem, was noch kommt. Wenn zugelassen wird, dass sich diese Trends fortsetzen, könnte es bis Ende des Jahres 100 Millionen Fälle und eine Million Neuinfektionen pro Tag geben. Der Direktor des US-amerikanischen Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten, Dr. Anthony Fauci, erklärte vor Kurzem gegenüber der Washington Post: „Die Lage ist nicht gut. Alles läuft schief, und die Herbst- und Wintersaison steht vor der Tür, in der sich die Leute zu Hause in den Innenräumen versammeln. Die Ausgangslage könnte nicht schlechter sein.“

Eine der größten Gefahren ist, dass die Krankenhäuser so überlastet werden, dass sie nicht mehr alle Patienten behandeln können, wie es in El Paso (Texas) und mehreren Städten in Europa bereits der Fall ist. Wie sich im chinesischen Wuhan, der Lombardei in Italien und, in geringerem Ausmaß, in New York City zu Beginn der Pandemie gezeigt hat, schießt die Zahl der Todesfälle in die Höhe, wenn es in den Krankenhäusern nicht genügend Ausrüstung und Personal gibt, um alle Patienten entsprechend zu behandeln. Obschon das Verhältnis von neuen Todesfällen zu neuen Infektionen derzeit nur knapp über einem Prozent liegt, ist es wahrscheinlich, dass sich diese Zahl deutlich erhöht, wenn das Coronavirus seine fast ungebremste Ausbreitung weiter fortsetzt.

Die USA allein verzeichnen mehr als zehn Millionen Infektionen und 242.000 Todesopfer. Der Bundesstaat Texas überschritt am Freitag die Marke von einer Million Infizierten und hat damit das Land Kolumbien von Platz zehn der am stärksten infizierten Regionen der Welt verdrängt. Kalifornien liegt mit mehr als 960.000 Fällen dicht hinter Texas. Zusammen gibt es in den beiden Bundesstaaten mehr als 37.000 Todesopfer; nur acht Länder (die USA ausgenommen) haben mehr Todesopfer.

Vor dem Hintergrund dieser katastrophalen Zahlen in den USA und der Welt hat Präsident Trumps ehemaliger Berater, der Faschist Steve Bannon, am Donnerstag zur Enthauptung von Dr. Fauci aufgerufen. In einem Podcast, der mittlerweile von Twitter, Facebook und YouTube wieder gelöscht wurde, erklärte er, Trump solle gleich zu Beginn seiner zweiten Amtszeit „[FBI-Direktor Christopher] Wray und Fauci feuern.“

Weiter erklärte er in mittelalterlicher Manier: „Ich würde gerne zu den Methoden der alten englischen Tudor-Monarchie zurückgehen. Ich würde ihre Köpfe auf Lanzen aufspießen, ja, und sie an zwei Ecken des Weißen Hauses als Warnung für Bundesbürokraten aufstellen: Entweder ihr macht mit, oder ihr verschwindet.“

Fauci gilt allgemein als eine der führenden Autoritäten auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten. Sein Aufstieg zu nationaler Berühmtheit begann in den 1980er Jahren durch seine Arbeit im Kampf gegen den Ausbruch von HIV/AIDS in den USA. In den letzten Wochen wurde er in zunehmendem Maße Opfer rechtsextremer Angriffe, weil er im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen Trumps Vorgehen – bzw. seine Untätigkeit – im Kampf gegen die Pandemie kritisiert hatte.

Vor allem mahnte Fauci angesichts der steigenden Fallzahlen vor Kurzem eine landesweite Maskenpflicht an. Zu diesem Zeitpunkt gab es in den USA 8,8 Millionen Fälle, d.h. mehr als eine Million weniger als heute. Personen aus dem rechten Lager wie Alex Jones forderten daraufhin auf Twitter und bei Trumps öffentlichen Auftritten erneut seine Entlassung. Trump selbst bezeichnete Fauci als „Katastrophe“ und andere führende Mediziner als „Idioten“, weil sie auch nur grundlegendste Maßnahmen zur Bekämpfung und Eindämmung der tödlichen Pandemie vorgeschlagen hatten.

Vor Kurzem erschien im Fachmagazin Lancet eine Studie des Forschers You Li von der Universität Edinburgh, die die Notwendigkeit von tiefgreifenden und weitreichenden Maßnahmen verdeutlicht. Sie zeigt, dass sich die Reproduktionsrate nach der Wiederaufnahme des Schulunterrichts um durchschnittlich 24 Prozent erhöht. Die Studie hält außerdem fest, dass der einzige noch bedeutendere Anstieg nach der Aufhebung des Verbots von Menschenansammlungen stattfand, u.a. an Arbeitsstätten.

Die Studie wertete die Daten der Öffnungspolitik in 131 Staaten aus, u.a. den USA und mehreren westeuropäischen Ländern. Sie kommt zu dem Schluss: „Im Anschluss an die Öffnung von Schulen, die Zulassung öffentlicher Veranstaltungen und Versammlungen von mehr als zehn Menschen, sowie die Aufhebung vorgeschriebener häuslicher Isolation und Mobilitätsbeschränkungen im Innern“, seien die Fallzahlen überall deutlich angestiegen. Der Anstieg entsprach den Modellen, welche die Ausbreitung des Coronvirus in Abwesenheit von Einschränkungen beschreiben, und erreichte seinen Höhepunkt vier Wochen nach Durchsetzung der Lockerungen. Die Studie trifft keine Aussagen über den folgenden Anstieg der Todesrate, doch es ist bekannt, dass sie zwei bis vier Wochen nach den Infektionen ansteigt.

Umgekehrt stellten die Forscher fest, dass umfassende Einschränkungen der Mobilität, einschließlich des Verbots öffentlicher Veranstaltungen, der Schließung von Betrieben, Schulen und allgemeiner Ausgangsbeschränkungen, die Übertragungsrate von Covid-19 innerhalb von vier Wochen um durchschnittlich 52 Prozent verringert. Die Verringerung der Übertragungen fällt noch deutlicher aus, wenn sie mit anderen Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit kombiniert wird, wie robusten Covid-Tests, Kontaktverfolgung und der Isolation infizierter Personen.

Eine weitere Gefahr der Pandemie zeigte sich letzte Woche in Dänemark. Laut den dortigen Gesundheitsbehörden haben sich 12 Menschen mit einem mutierten Stamm des Coronavirus angesteckt, der von den 17 Millionen Nerzen des Landes ausging. Als Reaktion darauf ordnete Ministerpräsidentin Mette Frederiksen die Tötung sämtlicher Nerze an, um die Ausbreitung des neuen Virenstamms zu verhindern.

Frederiksen erklärte am Mittwoch: „Ein resolutes Vorgehen ist notwendig, weil eine mutierte Infektion bei Nerzen entdeckt wurde, die die Fähigkeit zur Bildung von Antikörpern beeinträchtigt. ... Durch das mutierte Virus besteht das Risiko, dass ein künftiger Impfstoff nicht so wirkt, wie er sollte.“ Der führende dänische Epidemiologe Kaare Molbak schloss sich diesen Äußerungen an und warnte: „Im schlimmsten Fall wird die Pandemie wieder von vorne beginnen, diesmal in Dänemark.“

Dass diese Möglichkeit überhaupt besteht, verdeutlicht die Unfähigkeit der derzeitigen Gesellschaftsordnung, die Pandemie zu bewältigen. Es stellt eine unwiderlegbare Anklage gegen den Kapitalismus dar, dass sich die schlimmsten Ausbrüche der Pandemie in den am weitesten „entwickelten“ kapitalistischen Ländern ereignet hat, die angeblich die meisten Mittel zur Bekämpfung der Krankheit zur Verfügung haben.

Stattdessen haben die herrschenden Eliten die Reihen geschlossen, um anstelle von Menschenleben die Profite der Banken und Konzerne zu schützen. Ihr Vorgehen macht deutlich, dass es keine rein medizinische oder wissenschaftliche Lösung für die Corona-Pandemie gibt, sondern dass sie einen politischen Charakter haben muss. Die Arbeiterklasse muss für den Sturz dieses rückständigen und verhängnisvollen Systems kämpfen und es durch den Sozialismus ersetzen.

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