Mehr als 1,5 Millionen Corona-Tote weltweit

Letzte Woche überschritt die Welt einen entsetzlichen Meilenstein: Weltweit haben mehr als 1,5 Millionen Menschen durch die Corona-Pandemie ihr Leben verloren. Diese tödliche Krankheit fordert täglich mehr als 10.000 Menschenleben. Damit liegt die Zahl um 50 Prozent höher als auf dem Höhepunkt der ersten Welle im April und hat sich im Vergleich zu Anfang Oktober mehr als verdoppelt.

Ein weiterer Maßstab für die Ausbreitung der Pandemie ist die Zahl der bestätigten Infektionen, die vor kurzem die Marke von 66 Millionen überschritten hat. Jeden Tag infizieren sich fast 600.000 Menschen mit dem Virus, vor zwei Monaten waren es weniger als 300.000 pro Tag. Die Verdopplung der täglichen Infektions- und Todesraten verdeutlichen, dass die Regierungen aller Länder die unkontrollierte Ausbreitung des Virus unter der Weltbevölkerung zugelassen haben.

Verlegung eines Covid-19-Patienten von einer staatlichen in eine beschlagnahmte Privatklinik, Thessaloniki, 29. November 2020 (AP Photo/Acilleas Chiras)

In Reaktion auf den weltweiten Anstieg der Fallzahlen warnte der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation Tedros Adhanom Ghebreyesus vor kurzem in einer Pressemitteilung: „Jetzt ist nicht die Zeit für Selbstzufriedenheit, vor allem weil in vielen Ländern und Kulturen die Weihnachtszeit bevorsteht.“ Er wies darauf hin, dass es in einigen Gebieten der Welt in den letzten Tagen zwar zu einem Rückgang der Neuinfektionen gekommen sei, betonte jedoch: „Fortschritte können schnell verspielt werden, und in den meisten anderen Regionen der Welt steigen die Fall- und Todeszahlen weiter an.“

Das gilt vor allem für die USA, wo die Situation am schlimmsten ist. Es gibt dort mittlerweile in allen Bundesstaaten und Regionen zusammen 14,7 Millionen Fälle und 285.000 Todesopfer, d.h. mehr als in jedem anderen Land der Welt. Mehr als 100.000 Menschen liegen wegen des Virus im Krankenhaus. Im Durchschnitt werden täglich mehr als 175.000 Neuinfektionen und fast 2.000 Todesopfer gezählt. Laut Prognosen wird die Zahl der Todesopfer pro Tag noch in diesem Monat auf 3.000 ansteigen.

Der designierte US-Präsident Joe Biden erklärte am Mittwoch: „Ich will niemandem Angst machen, aber ich verstehe die Tatsachen: Wir werden zwischen heute und Januar noch einmal 250.000 Menschen verlieren.“ Doch anstatt zu einem landesweiten Lockdown und der sofortigen Einstellung sämtlicher nicht-lebensnotwendiger Produktion aufzurufen, um Leben zu retten und die Pandemie zu beenden, erklärte er: „Wir brauchen keinen Shutdown mehr.“

Solche Äußerungen stellen die Realität auf den Kopf. Laut der Website CovidExitStrategy breitet sich das Virus in 47 der 50 Bundesstaaten unkontrolliert aus. Landesweit liegt die Zahl der positiven Fälle bei mehr als einem Fall pro zehn Getesteten. Eine Kontaktverfolgung ist nahezu unmöglich, sodass diejenigen, die Kontakt mit einem Infizierten hatten, nicht informiert werden und die zahllosen Übertragungsketten ungebrochen bleiben.

Die Gesamtzahl der Todesopfer in Europa liegt mit über 416.000 sogar noch höher als in den USA. Täglich gibt es über 5.000 Todesopfer, sodass die Zahl der Toten bis Weihnachten bis auf 500.000 ansteigen wird. Die Zahl der Infizierten liegt mittlerweile bei über 200.000 täglich. Die Gesamtzahl an Infizierten überstieg am Freitag die Grenze von 18 Millionen.

Italien liegt mit durchschnittlich mehr als 700 Toten pro Tag nur knapp unter dem Höchstwert von März und April. Die Zahl der Neuinfektionen tendiert zwar aufgrund der aktuellen Lockdown-Maßnahmen nach unten, liegt aber noch immer bei über 20.000 pro Tag, d.h. etwa viermal höher als die bestätigten Neuinfektionen auf dem Höhepunkt der ersten Welle.

Auch in Großbritannien und Deutschland gibt es weiterhin täglich mehr als 400 Todesopfer. In Großbritannien hat die De-facto-Politik der „Herdenimmunität“ der Johnson-Regierung die Zahl der Toten auf über 60.000 hoch getrieben. Zudem liegt die Zahl der „Übersterblichkeit“, die laut wissenschaftlichen Studien ein besserer Indikator für das tatsächliche Ausmaß der Pandemie ist, in Großbritannien bei deutlich über 70.000.

Belgien hat mit 1.467 Toten auf eine Million Einwohner die höchste Pro-Kopf-Todesrate der Welt. Verantwortlich dafür ist zu einem großen Teil, dass die Regierung die medizinische Versorgung der Bewohner von Pflegeheimen während der Epidemie eingestellt hat. Gleichzeitig erklärte der neue Premierminister Alexander De Croo bei seiner Amtsübernahme im Oktober, er schließe einen Lockdown aus, egal wie hoch die Todeszahlen steigen. Er betonte: „Ich sage es ganz klar: Unser Land, unsere Wirtschaft und unsere Unternehmen verkraften keinen weiteren allgemeinen Lockdown.“

Auch die Länder Südamerikas erleben eine zweite Welle von Infektionen und Todesfällen durch Covid-19. Auf dem Kontinent gibt es insgesamt mehr als 11,3 Millionen Fälle und mehr als 330.000 Todesopfer. Am Donnerstag stiegen diese Zahlen um mehr als 74.000 neue Fälle und fast 1.300 Todesopfer.

Brasilien ist weiterhin das am stärksten betroffene Land in der südlichen Hemisphäre. Hier gibt es einen ähnlich starken Anstieg der Fälle wie im Sommer, als es täglich mehr als 40.000 neue Infektionen gab. Die Zahl der Toten steigt derzeit um täglich mindestens 500. Laut den offiziellen Zahlen, die der faschistische Präsident Jair Bolsonaro unterdrücken wollte, gibt es 6,5 Millionen Infizierte und 176.000 Tote.

Eine vergleichbare Katastrophe entwickelt sich in Indien, wo es mehr als 9,6 Millionen Fälle und über 140.000 Tote gibt. Die Regierung hat jedoch vor Kurzem ein Komitee eingesetzt, laut dessen Schätzungen diese Zahlen deutlich zu niedrig liegen. Bis Februar könnten fast die Hälfte der 1,3 Milliarden Einwohner infiziert sein.

Dass sich die Pandemie in allen Städten, Staaten und Ländern der Welt so festsetzen konnte, verdeutlicht die wirklichen Prioritäten aller Regierungen. Die öffentlichen Gesundheitsmaßnahmen, die notwendig sind, um das Coronavirus zu besiegen, haben in den wenigen Fällen, in denen sie umgesetzt wurden, Wirkung gezeigt. Doch stattdessen werden überall – von den USA über Europa, Südamerika bis nach Südasien – die Profite der Konzerne und die Dividenden der Aktionäre über Menschenleben gestellt.

Dr. Tedros erklärte: „Die Pandemie hat uns an einen Scheideweg gebracht (...) Wir können nicht – und wir dürfen nicht – zu den gleichen ausbeuterischen Mustern von Produktion und Konsum zurückkehren, zu der gleichen Missachtung gegenüber dem Planeten, der alles Leben erhält, zu dem gleichen Kreislauf von Panik und Vernachlässigung und der gleichen spalterischen Politik, die diese Pandemie befeuert hat.“

Diese Aussage ist zwar richtig, allerdings lässt sich dieses Ziel nicht durch Appelle an die Führungspolitiker der Welt und an das Gesellschaftssystem erreichen. Sie haben dazu geführt, dass sich das Coronavirus überhaupt zur tödlichen Bedrohung entwickeln konnte. Der Kapitalismus selbst hat sich als völlig unfähig erwiesen, die grundlegendsten und dringlichsten sozialen Bedürfnisse zu erfüllen. Die Lösung für die Pandemie ist nicht die Erneuerung des bürgerlichen Nationalismus, sondern der Kampf für den internationalen Sozialismus unter der Führung der einzigen revolutionären Kraft der Gesellschaft: der Arbeiterklasse.

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