Europäische Arbeiter unterstützen Kampf der Lehrer in Chicago gegen unsichere Schulöffnungen

Lehrer, Schüler und Eltern aus Großbritannien, Belgien und Deutschland haben der World Socialist Web Site Solidaritätsbotschaften für die protestierenden Lehrer in Chicago geschickt. Die Lehrer weigern sich, unter unsicheren Bedingungen in den Präsenzunterricht an den Schulen zurückzukehren.

Zuvor hatten bereits die die Aktionskomitees für sichere Bildung in Deutschland und Großbritannien eine Solidaritätserklärung verabschiedet. Darin heißt es: „Wenn es einen Kampf gegen die Öffnungspolitik geben soll, muss er von Lehrkräften, Schülern und Eltern unabhängig organisiert werden. Deshalb ist der Widerstand, der sich in Chicago entwickelt, von größter Bedeutung. Er ist richtungsweisend für Arbeiter und Schüler auf der ganzen Welt.“

Wir rufen unsere Leser auf, die Resolution zu verbreiten und zu unterstützen. Schickt uns weitere Solidaritätsadressen über das WSWS-Kontaktformular.

Tim, ein Sekundarschullehrer in Großbritannien, sagte: „Ich unterstütze die Aktion der Lehrer und Erzieher in Chicago voll und ganz. Die Pandemie hat die Proteste der Arbeiter international gegen die kriminelle Herdenimmunitätspolitik der herrschenden Klasse ausgelöst. Hier in Großbritannien sind wir mit den gleichen Herausforderungen und Gefahren konfrontiert und müssen unsere eigenen Aktionen durchführen, frei vom Würgegriff der Gewerkschaften, die nichts anderes tun, als die kriminelle Politik der bürgerlichen Regierung zu unterstützen. Wir verfolgen eure Proteste und bereiten uns hier auf die kommenden Kämpfe vor!“

Emma hat einen schwerbehinderten Ehemann und ihre beiden kleinen Kinder wurden während der gesamten Pandemie vom Schulbesuch ferngehalten, um die Familie zu schützen. Der Grund dafür ist, dass die Bedingungen in den Schulen unsicher sind und eine zentrale Rolle bei der Verbreitung des Virus spielen. Ihre Botschaft für die Lehrer in Chicago ist klar und deutlich: „Die Situation ist katastrophal. Ihr müsst tun, was ihr tun müsst, um euer Leben und das eurer Schüler zu schützen. Bleibt stark.“

Linda, die gesundheitlich vorbelastet ist und deren drei schulpflichtige Kinder Covid-19 hatten, sagte: „Ich stimme dem Standpunkt der Lehrer in Chicago vollkommen zu. Ich denke, dass keine Schulen irgendwo auf der Welt aufmachen sollten. Schulen werden als Verwahranstalten für Kinder benutzt und aus diesem Grund halte ich meine Kinder von der Schule fern, bis ich den Impfstoff bekommen habe. Es ist mir egal, was sie sagen oder womit sie mir drohen. Boris Johnson [der britische Premierminister] stellt Profite vor Leben.“

Lisa, 35, die in einer Vermietungsagentur arbeitet, sagte: „Ich stimme der Resolution der europäischen Aktionskomitees voll und ganz zu. Es gibt so viele Beweise dafür, dass die Schulen das Virus übertragen und die Gewerkschaften nichts zum Schutz der Lehrer tun, also müssen die Lehrer die Sicherheit von sich selbst, den Schülern und der Gesellschaft insgesamt in die Hand nehmen. Die Aktionskomitees sollten international auf alle Schulen und Arbeitsplätze ausgeweitet werden. Das Coronavirus ist ein globales Problem und braucht eine globale Lösung.“

Frankie, ein Lehrassistent aus Lancaster, sagte: „Ich applaudiere den Lehrern in Chicago, die gegen die Wiedereröffnung von Schulen kämpfen, die unzählige Menschenleben kosten würde. In jedem Land setzt die Kapitalistenklasse die Lehrer und Schüler einem enormen Risiko in der Pandemie aus. Es geht darum, die Eltern in den Betrieben zu halten, und ohne Rücksicht auf die menschlichen Kosten Profite einzutreiben.

Die Lehrer sind in diesem Klassenkampf den bösartigsten Angriffen ausgesetzt, und ich bin froh zu sehen, dass die Lehrer von Chicago jetzt zurückkämpfen! Euer Kampf kann und wird gewonnen werden, denn es ist der Kampf eines jeden Arbeiters, egal in welcher Branche und egal in welchem Land. Und diese soziale Kraft ist stärker als alles, was die Demokraten oder die Gewerkschaften euch in den Weg legen können.“

Gina, eine Mutter aus Belgien, deren drei Kinder alle mit dem Virus infiziert sind, erklärte: „Ich denke, sie [die Chicagoer Lehrer] haben Recht! Wir sind wirklich enttäuscht, dass die Schulen in Belgien offen sind und wir unterstützen sie, wenn sie streiken und ‚Nein‘ sagen! Wir sind überzeugt davon, dass die Schule eine der schlimmsten Ursachen für die Ansteckung ist! Aber sie halten die Schule offen, um die Eltern bei der Arbeit zu halten! Wenn sie die Schulen schließen, müssten sie eine Lösung für die Kinder finden, die arbeitende Eltern haben. Also halten sie stattdessen die Schulen offen und setzen die Kinder und ihre Familien einem Risiko aus.“

Ein 33-jähriger Lehrer aus Berlin und Mitglied des Netzwerks der Aktionskomitees für sichere Bildung in Deutschland erklärte: „Ich bin schockiert, zu erfahren, wie Medien und auch Politiker in den USA gegen streikendes Schulpersonal vorgehen. Die Kolleginnen und Kollegen in Chicago erwarten ja schließlich keine Wunder, sondern einfach und vor allem Sicherheit am Arbeitsplatz für die Schülerinnen und Schüler und sich selbst. Das ist doch nicht zu viel verlangt, sondern ihr Recht. Das ist das Mindeste.

Die Lehrer in Chicago haben meinen vollen Respekt. Lasst euch nicht in tödliche Gefahr zwingen. Ihr seid nicht alleine. Es geht nicht nur euch so. Wie es aussieht muss man sich auch in Deutschland für die kommenden Wochen auf einiges gefasst machen. Auch hier versuchen die Regierungen in Bund und Ländern, die Schulen so schnell wie möglich voll zu öffnen. Wir dürfen das nicht zulassen und müssen uns in unabhängigen Aktionskomitees organisieren und international vernetzen, um unsere Interessen durchzusetzen.“

Anda, stammt aus Rumänien und lebt und arbeitet als Erzieherin einer Grundschulklasse in Berlin. Sie ist selber im Dezember an Corona erkrankt. Zu den Kämpfen der Lehrer in Chicago sagte sie: „Von den ganzen systemrelevanten Berufen sind die Pädagogen am wenigsten geschützt. Wir müssen Leistung in einer Pandemie ohne materielle und morale Unterstützung bringen. Wir stehen mit euch!“

Jens, ein Erzieher aus Sachsen Anhalt, erklärte: „Wenn Profitstreben über die körperliche Unversehrtheit von Pädagginnen, Kindern und Jugendlichen gestellt wird, zeigt die Gesellschaft ihre Perversion. Ich erkläre mich solidarisch mit den Kollegen und Kolleginnen in Chicago bei ihrem Kampf gegen die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts!“

Mehmet arbeitet beim Edelstahlhersteller Outokumpu in Krefeld. „Die Lehrer in Chicago machen es richtig, sie sollen durchhalten. Corona ist kein Hirngespinst, sondern eine ernste Gefahr. Die Krankheit kann auch für junge Menschen sehr gefährlich werden. Ein 32-jähriger Kollege hatte solche Probleme, dass ihm die Lunge transplantiert werden musste. Er ist derzeit in der Reha-Behandlung. Ein anderer, älterer Kollege von mir ist durch seine Corona-Erkrankung seit Monaten geschwächt. Er will jetzt früher aufhören und in Rente gehen.

Die Lehrer in Chicago müssen durchhalten, Netzwerke bilden und Aktionen bündeln – am besten international. Das Kapital arbeitet global. Wir Arbeiter sind dagegen noch in der Steinzeit. Die WSWS und die Vierte Internationale sind die einzigen, die daran arbeiten, Arbeiter international zu vereinen.“

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