Gegen die Gewerkschaftsfunktionäre der UAW:

Arbeiter von Volvo Trucks fordern ein entschiedenes ‚Nein‘ bei der neuen Urabstimmung

Hunderte von wütenden Arbeitern kamen am frühen Montagmorgen in die Gewerkschaftshalle der United Auto Workers Local 2069. Sie protestierten gegen die Gewerkschaftsvertreter, die sich für eine erneute Abstimmung über ein vorläufiges Abkommen ausgesprochen hatten, das am vergangenen Freitag von fast zwei Dritteln der Belegschaft abgelehnt worden war. Gegen den Willen der Mehrheit wird die amerikanische Autoarbeitergewerkschaft UAW an diesem Mittwoch erneut über dieses Abkommen abstimmen lassen.

Streikende Volvo-Trucks-Arbeiter [Foto: UAW Local 2069/Facebook]

Am Sonntag hieß es von Volvo, dass das vorläufige Abkommen – das dritte von der UAW unterstützte Abkommen, das die Arbeiter seit Mai abgelehnt haben – das „letzte, beste und endgültige“ Angebot sei. Das Management sagte, die Vereinbarung würde am Montag in Kraft treten, und die Arbeiter sollten den Streik beenden und unter den Bedingungen des abgelehnten Vertrags die Arbeit wieder aufnehmen.

Nach Angaben der Streikenden meldeten sich weniger als 30 der rund 3.000 Arbeiter und Angestellten zur Arbeit, darunter Vorgesetzte, eine Handvoll eingeschüchterter jüngerer Arbeiter und ein Elektriker. Einige Ingenieure der Zentrale von Volvo Trucks North America in Greensboro, North Carolina, kontaktierten die Arbeiter und sagten ihnen, dass das Management sie aufgefordert habe, sich freiwillig im Werk in New River Valley zu melden, um streikende Beschäftigte zu ersetzen und die Lkw-Produktion zu übernehmen. Viele weigerten sich jedoch und sagten den Streikenden, dass ihr Kampf richtig sei und Streikbruch für sie nicht infrage käme.

Die UAW macht die Drecksarbeit für Volvo und hat deutlich gemacht, dass sie die Arbeiter bis zum 19. Juli wieder ins Werk schicken wird, unabhängig vom Ausgang der Abstimmung. Ray Curry, der neue UAW-Vorsitzende, der jeden der Ausverkaufsdeals mit Volvo unterzeichnet, schweigt zu den Erpressungsversuchen des Unternehmens. Das liegt daran, dass er und der Rest des Gewerkschaftsapparats den Konzern unterstützen.

Ein streikender Arbeiter beschrieb die Szene am Montagmorgen im örtlichen Gewerkschaftshaus so: „Wir machten [dem lokalen Gewerkschaftspräsidenten Matt] Blondino die Hölle heiß, weil er eine erneute Abstimmung über diesen Vertrag unterstützt hat. Sie hätten den Vertrag kippen können, aber sie taten es nicht. Er sagte, dass ‚nur' 60 Prozent der Mitglieder dagegen gestimmt hätten, und das sei nicht ausreichend, um die UAW International zu bitten, weiterhin so viel Geld für den Streik auszugeben.“

„Wir waren empört“, so der Arbeiter weiter. „Wir haben ihm und dem Rest des Verhandlungskomitees gesagt, dass sie ihren Hut nehmen sollen. Er beschwerte sich darüber, dass wir drei vorläufige Vereinbarungen abgelehnt hätten, aber wir erwiderten, das sei so, weil sie Mist seien. Das dritte Abkommen bietet ein wenig mehr an Lohn für die Produktionsarbeiter, aber die Kerngruppe und der Rest des Werks würden Geld damit verlieren, weil wir so viel für unsere Versicherung zu zahlen haben.“

Er fuhr fort: „Er sagte uns, dass wir mit ‚Ja‘ stimmen müssten und dass wir am 19. Juli nicht mit einem ‚offenen Vertrag‘, der nicht ratifiziert worden sei, zurück zur Arbeit gehen könnten. Wenn wir wieder mit ‚Nein‘ stimmten, sagte er, wäre das schlecht für die Arbeiter und die Gewerkschaft, die dann viel Geld ausgeben müsste, um uns im Streik zu halten.“

Dies entlarvt nur die Feindseligkeit der wohlhabenden Manager, die die UAW leiten. Curry kassiert weiterhin seine 236.608 Dollar Jahresgehalt - oder 4.538 Dollar pro Woche. Währenddessen erhalten die streikenden Volvo-Arbeiter während des nun fünfwöchigen Streiks nur Hungerlöhnen von 275 Dollar pro Woche. Die UAW will nichts mehr von ihrem fast 800 Millionen Dollar schweren Streikkonto auszahlen, das seit langem eine Schmiergeldkasse für die obersten Gewerkschaftsfunktionäre ist.

Blondino sagte, dass die Entscheidung über den Kopf des Ortsverbandes hinweg getroffen wurde und die UAW International das „letzte Wort“ habe, berichtet der Arbeiter. „Das ist wahrscheinlich wahr, aber es gibt eine Menge Leute aus dem Ortsverband in der Verhandlungskommission, und es waren Blondino und [der örtliche Verhandlungsvorsitzende Greg] Shank, die die entscheidende Stimme waren, den Streik zu beenden und uns wieder an die Arbeit zu schicken, bevor über das Abkommen abgestimmt wurde.“

„Blondino will in der UAW aufsteigen, wenn er es nicht schon getan hat“, sagte der Arbeiter. „Volvo will den Menschen Angst machen, damit sie mit ‚Ja‘ stimmen und wieder zur Arbeit gehen, indem sie über die Gefährdung der Arbeitsplätze reden. Die UAW prangert Volvo nicht an, weil es die Arbeiter schikaniert. Sie sagen nicht, dass sie die Arbeiter vor Volvos Drohungen schützen werden. In der Tat sagen sie überhaupt nichts Negatives über Volvo.“

Und weiter meint der Arbeiter: „Wir versuchen, die Arbeiter dazu zu bringen, draußen zu bleiben, wenn sie mit ‚Nein’ stimmen.“

Das Volvo Workers Rank-and-File Committee (VWRFC), das den Kampf sowohl gegen das Unternehmen als auch gegen die Absprachen mit der UAW geführt hat, rief am Montag die Arbeiter zu einem entschiedenen ‚Nein‘ bei der Neuabstimmung am Mittwoch auf. Das Komitee erklärt, dass die UAW rechtlich nicht verpflichtet ist, eine weitere Abstimmung einzuberufen, und dass die Gewerkschaft diese Maßnahme „bewusst und willentlich ergriffen hat, indem sie sich über unsere vorherige Abstimmung hinwegsetzte, um zu versuchen, die Forderungen des Unternehmens durchzusetzen. In der Tat gibt es überhaupt keine Sackgasse zwischen Volvo und der UAW, da die UAW jedem der Konzessionsverträge des Unternehmens zugestimmt hat. Die wirkliche Sackgasse besteht zwischen dem Unternehmen und der Gewerkschaft auf der einen Seite und den Arbeitern bei NRV auf der anderen Seite.“

Die Erklärung ist auch ein Aufruf zur Mobilisierung der Arbeiter bei Mack und anderen Volvo-Werken - sowohl in den USA als auch in anderen Ländern - um den Betrieb des Unternehmens sofort stillzulegen, falls das Unternehmen versuchen sollte, das NRV-Werk mit Streikbrechern wieder zu öffnen. Gleichzeitig fordert sie die Autoarbeiter in Detroit und anderen Städten sowie breitere Teile der Arbeiterklasse auf, Vorbereitungen für Solidaritätsaktionen zu treffen. „Nicht nur unsere Interessen stehen auf dem Spiel, sondern auch die Interessen von Mack-Arbeitern, Autoarbeitern und anderen.“

Rick, ein weiterer streikender Arbeiter und Mitglied des Volvo Workers Rank-and-File Committee, sagte der WSWS: „Die örtliche Gewerkschaft sagt, dass sie Klage einreichen wird. Nehmen wir an, in ein oder zwei Jahren lautet das Urteil, dass man zurück an den Tisch gehen soll. Die UAW wird so tun, als ob sie das tut und der Firma alles geben, was sie will. Die Arbeiter sind so wütend, dass sie diese Idioten einfach nur wegjagen wollen.“

„Ich sage den Arbeitern, was ist der Sinn eines Vertrages, wenn die Firma alles tun kann, was sie will, wann immer sie will? Wer sagt, wenn dieser Vertrag ratifiziert wird, dass in einem Jahr, wenn die Wirtschaft so abstürzt wie 2008, die Firma nicht sagen wird, dass der 30-Dollar-Stundenlohn jetzt nur noch ein 20-Dollar-Stundenlohn ist? Was wird die Gewerkschaft tun, nur mit den Schultern zucken und sagen: ‚Die können das machen.‘?“

„Wenn 3.000 von uns das ablehnen und streiken, können sie nichts dagegen tun. Viele Arbeiter suchen einfach nach Führung. Es gab eine Menge Posts auf Facebook von Arbeitern, die sagten, dass sie beim letzten Vertrag mit ‚Ja‘ gestimmt haben, aber am Mittwoch mit ‚Nein‘ stimmen werden, weil sie so sauer darüber sind, was passiert ist. Ich hoffe, dass das ein Trend ist, der sich durchsetzt.“

Ein anderes VWRFC-Mitglied sagte: „Wir müssen das wieder ablehnen. Volvo und die UAW schaffen einen schlechten Präzedenzfall für Arbeiter überall. Wir müssen die Mack-Arbeiter, die Autoarbeiter in Detroit und die Volvo-Arbeiter auf der ganzen Welt dazu bringen, alle mit uns aufzustehen, sonst sind sie die nächsten.“

Volvo-Arbeiter können das Volvo Workers Rank-and-File Committee kontaktieren unter volvowrfc@gmail.com.

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