Nein zum Ausbeuter-Tarifvertrag bei Dana in den USA! Arbeiter brauchen eine Strategie für den Sieg!

Die Arbeiter des transnationalen Autozulieferers Dana Inc. haben ein Aktionskomitee gegründet, um nach dem Ablauf ihrer Tarifverträge letzte Woche den Kampf gegen die Konzernleitung zu koordinieren. Wir veröffentlichen hier die Erklärung des Aktionskomitees der Dana-Arbeiter.

24. August 2021

Liebe Kolleginnen und Kollegen bei Dana!

Nach jahrelangen Armutslöhnen, unzumutbar langen Arbeitszeiten und ausbeuterischen Arbeitsbedingungen sagen wir: Genug ist genug! Wir sind bereit zum Kampf. Die Gewerkschaften UAW (United Auto Workers) und USW (United Steel Workers) versuchen, uns erneut einen Ausverkauf aufzuzwingen, ohne uns auch nur genug Zeit zu geben, den Tarifvertrag genau zu lesen und zu diskutieren. Doch diesmal lassen wir sie damit nicht durchkommen.

Geleakte Details des geplanten Tarifvertrags machen deutlich, dass sich Dana-Arbeiter für einen harten Kampf um Löhne, Arbeitszeiten, Sicherheit und vieles mehr wappnen müssen. Wir rufen zu einem entschiedenen „Nein“ zu diesem miserablen Tarifvertrag auf.

Stimmt mit Nein!

Dieser Kampf wird nicht leicht werden, aber wir können ihn gewinnen. Wir müssen jetzt unsere eigenen Pläne schmieden, uns zusammenschließen und gemeinsam handeln.

Als erstes: Die derzeitigen Zustände sind absolut unzumutbar. Einige von uns arbeiten 84 Stunden pro Woche, die Maschinen sind veraltet, wir atmen unsaubere Luft und es gibt keine Maßnahmen zum Coronaschutz. In einigen Werken müssen regelmäßig Arbeiter mit Krankenwagen abgeholt werden, weil sie sich verletzen oder in der Hitze vor Erschöpfung zusammenbrechen.

Im Jahr 2021 herrschen in den USA so erbärmliche Zustände, dass wir den Achtstundentag und die 40-Stunden-Woche fordern, wie schon die Arbeiter im 19. Jahrhundert. Und das alles passiert in einem „gewerkschaftspflichtigen“ Betrieb.

Das vorläufige Abkommen, auf das sich das Unternehmen und die Gewerkschaft geeinigt haben, ist auf fünf Jahre ausgelegt, sieht Reallohnsenkungen vor (wenn man die Inflation einrechnet) und behält die verpflichtenden Überstunden bei oder weitet sie sogar aus. Das Dana-Management behauptet, es gibt kein Geld. Das ist eine Beleidigung unserer Intelligenz. Der Vorstandschef von Dana, James Kamsickas, ein begeisterter Trump-Anhänger, verdient zehn Millionen Dollar pro Jahr.

Dana hat mehr als genug Geld, um die Forderungen unseres Aktionskomitees, des Dana Workers Rank-and-File Committee (DWRFC), zu erfüllen.

Viele Arbeiter wussten nicht, dass es eine Möglichkeit gibt, sich außerhalb der Kontrolle der UAW und der USW zu organisieren. Doch die gibt es. Wir haben dieses Aktionskomitee gegründet, um Informationen zu teilen, uns über mehrere Werke hinweg zu vernetzen und Arbeiter überall gegen den Konzern zu vereinen.

Unsere Forderungen basieren nicht auf den Wünschen des Unternehmens, sondern auf den Bedürfnissen der Arbeiter. Dazu gehören:

1. Achtstundentag und 40-Stunden-Woche!

2. Lohnerhöhung um 75 Prozent für alle Arbeiter!

3. Abschaffung des Lohnstufensystems: „Gleiches Geld für gleiche Arbeit“!

4. Arbeiter bestimmen das Arbeitstempo am Fließband. Keine Arbeitshetze!

5. Neue, saubere Maschinen, Sicherheitstraining und Kontrollen der Luftqualität!

6. Kein Punktesystem. Boni für alle, die zuverlässig anwesend waren!

7. Angemessene Klimatisierung aller Werke. Wenn die Temperatur über einen bestimmten Wert steigt, wird die Arbeit eingestellt.

8. Kontrolle der Arbeiter über die Hygienemaßnahmen, um die Ausbreitung von Covid-19 zu stoppen. Bei Corona-Ausbrüchen das Recht, die Produktion anzuhalten und das Werk für eine vollständige Reinigung zu schließen – mit garantierter Lohnfortzahlung für die verlorene Arbeitszeit.

Wir wissen, dass die Gewerkschaften UAW und USW das Unternehmen aktiv unterstützen. Sie setzen verschärfte Arbeitshetze durch, damit Dana Lagervorräte anlegen kann, und schwächen damit direkt unsere Stellung. Wenn wir in diesem Kampf etwas erreichen wollen, dann können wir das nicht mit der UAW und der USW, sondern nur, wenn wir uns unabhängig organisieren und auf unsere eigene Stärke stützen.

Ein entschiedenes „Nein“ bei der Abstimmung ist zwar wichtig, wird aber nicht ausreichen. Wir brauchen eine Strategie, die über die Abstimmung am Sonntag hinausgeht.

Dazu gehört die Überwachung der Stimmenauszählung. Die Arbeiter müssen in allen Werken das Recht haben, die Auszählung der Stimmen zu kontrollieren, damit die UAW und die USW nicht betrügen.

Wenn es einen Streik geben soll, muss er vorbereitet werden. Die UAW und die USW werden versuchen, uns mit 275 Dollar Streikgeld pro Woche abzuspeisen, um uns durch Aushungern klein zu kriegen.

Wir sagen: Wenn wir streiken, wollen wir gewinnen! Das Unternehmen hat Schwachstellen. Es befindet sich in einem verzweifelten Wettbewerb mit seinen Konkurrenten und ist sehr anfällig bei einem gut geplanten Streik. Dana kann schon jetzt kaum genug Arbeiter für seine Werke finden, und die Arbeitslosenquote ist gering, also werden sie Schwierigkeiten haben, genug Streikbrecher zu finden.

Um zu gewinnen, müssen alle Werke gemeinsam handeln. Wir fordern Streikgeld in voller Höhe unserer derzeitigen Löhne. Das wäre eine eindeutige Botschaft an das Unternehmen, dass wir eine Strategie zum Sieg haben. Die UAW kann es sich leisten: Sie haben mehr als eine Milliarde Dollar Vermögen, und mehr als 400 ihrer Vorstände erhalten über 100.000 Dollar pro Jahr, um uns zu verraten. Sie haben Millionen für Anwälte ausgegeben, als ihre Führer ins Gefängnis wanderten, weil sie Bestechungsgelder der drei großen Autokonzerne angenommen haben. Dieses Geld stammt aus unseren Beiträgen, und wir haben ein Anrecht darauf.

Wir müssen an unsere mächtigen Verbündeten appellieren: die Arbeiter der Zuliefererindustrie, der Automobilindustrie und in anderen Branchen.

Die Arbeiterklasse schafft den Reichtum der Gesellschaft. Sämtliche Profite der Unternehmen und die soziale Ungleichheit sind ein Ergebnis der Ausbeutung von Arbeitern wie wir, egal welche Sprache sie sprechen, welche Hautfarbe sie haben oder aus welchem Land sie kommen.

Wir müssen vor allem an die Arbeiter der drei großen Autokonzerne appellieren, an die unsere Teile geliefert werden. Dazu gehören das Jeep-Werk in Toledo, das Detroiter Werk Warren Truck, Louisville Truck, das GM-Werk in Fort Wayne und viele andere große Werke. Wir müssen unsere Kämpfe auch mit denen anderer Teile der Arbeiterklasse verbinden, die sich zurzeit im Kampf befinden, darunter die streikenden Arbeiter beim Keks-Hersteller Nabisco und im Industrieunternehmen John Deere. Wir müssen aus den Erfahrungen im jüngsten Streik der Autoarbeiter in Virginia gegen die UAW und Volvo lernen.

Die Streiks sind Teil einer zunehmenden Welle von Kämpfen der Arbeiterklasse. Jetzt ist nicht die Zeit für Untätigkeit und Apathie, damit helfen wir nur dem Unternehmen. Wir dürfen weder die aktuellen Bedingungen in unserem Werk hinnehmen noch die massive Ausbeutung und Ungleichheit, die unser Leben im Kapitalismus bestimmen. Tretet unserem Aktionskomitee Dana Workers Rank-and-File Committee bei und kämpft an unserer Seite. Mailadresse danwrfc@gmail.com, SMS +1 (248) 602-0936.

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