USA: Schulöffnungen werden zu mehreren dutzend Millionen Covid-19-Infektionen unter Kindern führen

In den USA ist die Corona-Pandemie erneut außer Kontrolle geraten. Am Freitag lag die offizielle Zahl der Neuinfektionen mit 190.536 und die Zahl der Todesfälle mit 1.304 auf dem höchsten Stand seit Januar bzw. März. Da die hochgradig übertragbare Delta-Variante sich rasant in Betrieben, Schulen und Wohnvierteln im ganzen Land ausgebreitet hat, liegen landesweit mehr als 100.000 Menschen mit Covid-19 im Krankenhaus, fast 25.000 davon auf einer Intensivstation.

Unter diesen Bedingungen nimmt die Kampagne zur vollständigen Öffnung der Schulen und zur Rückkehr von mehr als 40 Millionen nicht geimpfter Kinder in überfüllte und ungelüftete Klassenzimmer einen soziopathischen Charakter an. Es ist bereits jetzt klar, dass diese Politik, die vom ganzen politischen Establishment, den Mainstream-Medien und den Lehrergewerkschaften forciert wird, katastrophale Folgen haben wird. Millionen unschuldige Kinder werden sich infizieren und potenziell langfristig darunter leiden.

Laut der American Academy of Pediatrics (AAP) wurden vom 12. bis zum 19. August mehr als 180.000 Kinder positiv auf Covid-19 getestet, was mehr als 20 Prozent aller neuen Fälle von Covid-19 in dieser Woche und eine mehr als 20-fache Steigerung gegenüber Anfang Juni bedeutet. Unter Wissenschaftlern wird generell davon ausgegangen, dass diese Zahlen in den kommenden Wochen auch in Bereichen in die Höhe schießen werden, in denen Eindämmungsmaßnahmen wie Masken und Tests weiter verbreitet sind.

Schüler im Unterricht (pixy.org)

Die Daten über Infektionen an Schulen werden nicht landesweit zusammengetragen. Örtliche und bundesstaatliche Behörden tun dies nur willkürlich oder überhaupt nicht. Laut einer Zusammenstellung von lokalen Nachrichten aus 19 Bundesstaaten, die von The Hill durchgeführt wurde, mussten seit Beginn des Halbjahres bereits mehr als 90.000 Kinder aufgrund einer Infektion oder eines möglichen Kontakts in Quarantäne oder häusliche Isolation. Dazu kommen 60.000 Lehrkräfte und Schulpersonal, die sich ebenfalls in Isolation oder Quarantäne befinden.

Im Süden ist die Lage am schlimmsten. Hier sind die Impfquoten landesweit am niedrigsten, und viele Schulbezirke haben bereits ohne Maskenpflicht den Unterricht wieder aufgenommen. In Atlanta (Georgia) mussten in den ersten Wochen des Schuljahrs mehr als 23.000 Schüler und Beschäftigte in Quarantäne. In Mississippi mussten laut der Mississippi Free Press mindestens 65.500 Schüler bis zur 12. Klasse wegen einer Infektion oder eines Kontakts in Quarantäne.

Tragischerweise führt der Anstieg der Infektionen unter Kindern zu einem entsprechenden Anstieg der Todesfälle. Laut der AAP erreichte die Zahl der Todesfälle unter Kindern durch Covid-19 in der Woche bis zum 19. August mit 24 einen Rekordwert. Am 25. August starb in Mississippi ein nicht benanntes Kind unter fünf Jahren an Covid-19. Zuvor war am 14. August die 13-jährige M'Kayla Robinson gestorben, Ende Juli ein nicht benannter Jugendlicher. Das bedeutet, in dem Bundesstaat sind in nur einem Monat drei Kinder gestorben, so viele wie vorher in den 17 Monaten der Pandemie.

Im benachbarten Oklahoma starb am 19. August der 13-jährige Clarence Johnson, ein Angehöriger der Comanche- und Kiowa-Ureinwohner, kurz vor Beginn seines achten Schuljahrs an Covid-19. Das Oklahoma City Public Schools’ Native American Student Services schrieb auf Facebook, Clarence sei bei Lehrern und Personal für seine „wunderbare Seele und sein unvergessliches Lächeln“ beliebt gewesen.

In Oklahoma sind mehr als 640.000 Schüler ungeimpft und könnten sich mit dem Virus anstecken. Der Bundesstaat meldete, dass im Durchschnitt innerhalb von drei Tagen 64 Patienten mit Covid-19 in Kinderkrankenhäuser eingeliefert werden. Oklahoma ist einer von acht republikanisch regierten Bundesstaaten, in denen die Maskenpflicht verboten oder Eltern erlaubt wurde, ihre Kinder davon zu befreien. Die anderen sind Arizona, Florida, Iowa, South Carolina, Tennessee und Utah.

Überall in den USA hat die Zahl der hospitalisierten Kinder Rekordwerte erreicht, in 2.000 Fällen handelt es sich dabei um Covid-19. Vor allem im Süden sind die Intensivstationen der Kinderkrankenhäuser durch die Rekordzahlen an schwerkranken Kindern fast oder ganz ausgelastet.

In Louisiana ist das Kinderkrankenhaus von New Orleans seit Wochen mit Patienten überfüllt. Dr. Adele K. Evans, die Leiterin der Tracheotomie-Einheit des Krankenhauses, erklärte gegenüber der New York Times: „Ich habe noch nie erlebt, dass unser Personal so müde oder so traurig ausgesehen hat.“ Etwa 60 Beschäftigte des Krankenhauses waren letzte Woche in Quarantäne. Nachdem am Sonntag der Hurrikan der Stufe 4 „Ida“ auf Land traf, wird die Lage in den kommenden Tagen noch schlimmer werden.

Auch in demokratisch regierten Bundesstaaten wie New York, Kalifornien oder Michigan ist die Zahl von Covid-19-Fällen in den letzten Wochen dramatisch angestiegen. Mit der Öffnung der Schulen werden sie vermutlich noch weiter in die Höhe schießen.

New York City, der mit 1,1 Millionen Schülern größte Schulbezirk der USA, wird am 13. September wieder ohne die Möglichkeit des Distanzunterrichts die Schulen öffnen, obwohl die Eltern im Schuljahr 2020/21 mehr als 350.000 Schüler aus Sicherheitsgründen zu Hause behalten hatten. Laut dem unzureichenden Testprogramm der Stadt wurden im letzten Jahr mindestens 14.904 Schüler und 12.690 Beschäftigte positiv getestet. Diese Zahl wird weiter in die Höhe schießen, wenn die Schüler in die Klassenzimmer zurückkehren. Die Delta-Variante hat die Fälle im Bundesstaat New York in den letzten zwei Monaten fast um das Zehnfache ansteigen lassen.

In Michigan ist die Rate der täglichen Neuinfektionen um mehr als 1.000 Prozent gestiegen; die Zahl der Hospitalisierungen ist seit der Abschaffung der restlichen Einschränkungen in diesem Bundesstaat am 22. Juni durch die demokratische Gouverneurin Gretchen Whitmer um 175 angestiegen. Hunderttausende Kinder kehren in den kommenden Tagen in den Präsenzunterricht zurück, und mehrere Schulbezirke im Bundesstaat weigern sich, die Maskenpflicht durchzusetzen.

In Kalifornien wurden Tausende von Schülern und Beschäftigten positiv auf Covid-19 getestet. Zehntausende mussten nur wenige Tage nach der Öffnung der Schulen in Quarantäne. Im Los Angeles Unified School District, der mit 600.000 Schülern zweitgrößte des Landes, kamen Basistests vom 2. bis 15. August zu dem Ergebnis, dass 3.255 Schüler und 399 Beschäftigte zu Beginn des Schuljahrs Covid-19-positiv waren.

Abgesehen von den zunehmenden realen Daten, die beweisen, dass die Öffnung der Schulen derzeit einen massiven Anstieg der Infektionen auslösen wird, verdeutlichen auch neue wissenschaftliche Studien diese grundlegende Realität.

Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) veröffentlichten am Freitag eine Studie, laut der eine Grundschullehrerin in Marin County (Kalifornien) die Hälfte ihrer Schüler infiziert hat, als sie eine Geschichte vorlas und dazu kurzzeitig die Maske abnahm. Der Ausbruch der Fälle mit der Delta-Variante ereignete sich am 23. Mai, bevor die Lehrerin geimpft war, und führte zu weiteren Infektionen in einem anderen Klassenzimmer der Schule und bei einigen Schülern zu Hause.

Die Zustände an der Schule im Mai waren laut den Befürwortern von Schulöffnungen mit „Eindämmungsmaßnahmen“ darauf ausgelegt, dafür zu sorgen, dass die Kinder sicher sind: In Innenräumen herrschte Maskenpflicht, die Tische standen 1,5 Meter weit auseinander, die Klassenzimmer verfügten über tragbare Luftfilter, Türen und Fenster blieben offen und alle Schüler mussten soziale Distanzierung wahren.

Tracy Lam-Hine, eine Epidemiologin des County, erklärte gegenüber der Washington Post: „Die Maske wurde nicht einen ganzen Tag oder für Stunden abgenommen, sondern nur für einen Moment. Wir möchten darauf hinweisen, dass das nicht die Schuld der Lehrerin ist – alle haben in ihrer Wachsamkeit nachgelassen. Aber Delta nutzt das Abweichen von Schutzmaßnahmen aus.“

Tatsächlich ist Fakt, dass dieser riesige Ausbruch in Marin stattfand, einem der wohlhabendsten Counties der USA, und unter derart „idealen“ Bedingungen. Dies verdeutlicht, dass selbst die strengsten Eindämmungsmaßnahmen ungeimpfte Kinder und Erwachsene nicht vor der Delta-Variante schützen werden. Die Wirklichkeit ist, dass die große Mehrheit der Schulen, deren Schüler aus der Arbeiterklasse stammen, wegen schlechter Belüftung, Überfüllung oder qualitativ minderwertiger Masken die Ausbreitung des Virus viel mehr begünstigt.

Ein Vorabdruck eines wissenschaftlichen Aufsatzes, der Anfang des Monats veröffentlicht wurde, kam derweil zu der Schätzung, dass sich in Grundschulen ohne Masken und Pflichttests 91 Prozent der Schüler innerhalb von drei Monaten nach Beginn des Schuljahrs infizieren könnten. Bis zum Ende des ersten Monats hätten sich bei exponentiellem Anstieg der Fälle die meisten Schüler infiziert.

In Schulen mit Maskenpflicht, aber ohne Tests, sinkt diese erschütternde Infektionsrate auf 49 Prozent aller Schüler, in Schulen mit Maskenpflicht und Tests auf 22 Prozent, wobei die Infektionen dennoch stetig linear anwachsen. Die Zahlen für Middle Schools und High Schools waren in allen Kategorien etwas niedriger, weil Schüler teilweise geimpft sind. Faktisch gesteht diese Studie ein, dass die Fallzahlen auch in Schulen mit Tests und Maskenpflicht stetig ansteigen.

Für die Masse von Eltern und Lehrkräften sind die Schulöffnungen eindeutig rücksichtslos und sollten nicht fortgesetzt werden. Doch für das ganze politische Establishment, die Mainstream-Medien, Lehrergewerkschaften und offiziellen Wissenschaftler, die sich alle den Bedürfnissen der Wall Street unterwerfen, müssen die Schulen wieder geöffnet werden, damit die Eltern wieder arbeiten und Profite für die Unternehmen erwirtschaften können.

Der Direktor des National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID), Dr. Anthony Fauci, erklärte am Sonntag in der NBC-Sendung „Meet the Press“ gleichgültig: „Es wird mehr infizierte Kinder geben. Und quantitativ wird es mit mehr infizierten Kindern leider auch mehr hospitalisierte Kinder geben. Leider ist es das, was wir erleben.“ Er propagierte das Tragen von Masken in Schulen als Mittel zum Schutz von Kindern.

Die Direktorin der CDC, Dr. Rochelle Walensky, erklärte am Freitag bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus: „Ich möchte nachdrücklich an die Distrikte appellieren, die noch keine Präventionsstrategien eingeführt haben, das Richtige zu tun und die Kinder in ihrer Obhut zu schützen. Wir wissen, dass diese mehrschichtigen Eindämmungsstrategien funktionieren.“

Trotz der Behauptungen von Fauci und Walensky zeigen die Studien und die Zustände in den Schulen den Bankrott jeder „Eindämmungsstrategie“, die die Öffnung von Schulen akzeptiert. Um die Ausbreitung von Covid-19 zu stoppen und das Virus auszurotten, ist es vielmehr von entscheidender Bedeutung, alle Schulen und nicht systemrelevanten Betriebe zu schließen und die Übertragungsketten zu unterbrechen.

Vor einer Woche, am 22. August, veranstaltete die World Socialist Web Site eine Onlineveranstaltung mit führenden internationalen Wissenschaftlern sowie Eltern und Lehrern aus Großbritannien, den USA, Australien und Brasilien, auf der die Notwendigkeit von Schulschließungen in allen Ländern deutlich gemacht wurde, in denen Covid-19 noch nicht ausgerottet wurde. Diese Politik und die Strategie der Ausrottung sind notwendig, um sinnloses Leiden und Todesfälle zu verhindern. Doch nur die internationale Arbeiterklasse kann, mit einem wissenschaftlichen Verständnis der Pandemie ausgestattet und weltweit vereint kämpfend diese Strategie durchsetzen.

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