Personalausfälle und steigende Infektionszahlen: Kliniken droht Kollaps

Seit Wochen warnen Experten eindringlich vor den Auswirkungen der rapide ansteigenden Omikron-Infektionszahlen auf die soziale Infrastruktur. Bei den verantwortlichen Politikern und Regierungen stößt das auf taube Ohren. Im Interesse der Wirtschaft, die auf Durchseuchung setzt, nehmen sie die Überlastung von Krankenhäusern und damit noch mehr Tote in Kauf.

Am Freitag erreichte die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit 140.000 und am Montag die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz mit 840 einen neuen Höchststand. Am dramatischsten ist die Situation unter Kindern und Jugendlichen. Die Inzidenz bei den 5- bis 14-Jährigen hat sich innerhalb von einer Woche mehr als verdoppelt. Nach dem Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei den 5- bis 9-Jährigen aktuell bei 1095 und bei den 10- bis 14-Jährigen bei 1138.

Patientin im Krankenhaus

Erstmals seit dem 13. Dezember wurde laut dem Tagesreport des Divi-Intensivregisters auch ein Anstieg von Covid-19-Patienten auf Intensivstationen verzeichnet. Am Sonntag waren 2426 Patienten in intensivmedizinischer Behandlung, 28 mehr als am Vortag. Die Hospitalisierungsrate stieg binnen 5 Tagen von 3,14 auf 3,77.

Experten hatten stets davor gewarnt, dass aufgrund rasant steigender Fallzahlen auch die Zahl der Covid-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung wieder steigen werde. Auch der Expertenrat der Bundesregierung warnte, dass bei „weiter steigenden Inzidenzen sehr viele Krankenhausaufnahmen“ zu erwarten seien.

Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und der FDP schuf Ende November als erste Amtshandlung die „epidemische Notlage nationaler Tragweite“ ab, die unter anderem die Einführung bundesweiter Lockdowns ermöglicht hatte. Anfang dieses Jahres verkürzte sie die Zeit der Quarantäne nach einer Corona-Infektion deutlich, damit Infizierte wieder arbeiten können.

Mittlerweile treten Politiker sämtlicher Parteien ganz offen für die menschenverachtende Politik der Durchseuchung ein. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rechnet Mitte Februar im „optimistischen“ Fall mit bis zu 400.000 Corona-Infektionen pro Tag. Das wird einerseits den Krankenstand des Klinikpersonals erhöhen und andererseits zu einer steigenden Zahl von Krankenhauseinweisungen führen. Trotzdem lehnen es Lauterbach und die gesamte Regierung ab, notwendige Schutzmaßnahmen wie Schulschließungen oder weitgehende Kontaktbeschränkungen zu beschließen.

Oder anders gesagt: Lauterbach befördert das Gesundheitswesen sehenden Auges in den Kollaps.

Eine Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), die kürzlich veröffentlicht wurde, verzeichnet bei knapp der 75 Prozent der Kliniken einen höheren Personalausfall als ansonsten zu dieser Jahreszeit üblich. Verantwortlich dafür ist die enorme Ausbreitung der hochansteckenden Omikron-Mutation in Krankenhäusern, Schulen und Betrieben. Bei jedem zehnten Krankenhaus fehlen über ein Fünftel mehr Beschäftigte als normalerweise üblich. Besonders hoch ist der Krankenstand bei den Pflegekräften, die besonders stark belastet sind.

Die Hessische Krankenhausgesellschaft (HKG) befürchtet, dass es wegen Omikron zu einem hohen Personalausfall bei den Pflegekräften kommen wird. „Wenn sich, wie von Experten erwartet, in den nächsten Wochen viele Menschen mit der Coronavariante infizieren, würden auch Schwestern und Pfleger ausfallen, weil sie erkranken oder in Quarantäne müssen“, sagte Steffen Gramminger, der Geschäftsführende Direktor der HKG. „Nach zwei Jahren Pandemie spüren wir die Dauerbelastung der Pflege,“ erklärte er. Es sei „schon jetzt alles auf Kante genäht“.

Gerald Gaß, der Vorstandsvorsitzende der DKG, sagte, dass die Personalausfälle „aktuell ein deutlich größeres Problem als in normalen Jahren“ seien. Die Belastung auf den Normalstationen hat wegen der steigenden Omikron-Infektionen enorm zugenommen. Die Folgen sind mehr leerstehende Betten wegen Personalmangels. Aktuell können rund 20 Prozent der Kliniken in Deutschland nicht alle Intensivbetten belegen, weil das Personal dafür nicht vorhanden ist.

Dies ist fatal, da diese Plätze dringend benötigt werden. Der Münchener Virologe Oliver Keppler geht davon aus, dass sich die Wucht der Omikron-Infektionswelle in einer hohen Anzahl hospitalisierter Corona-Patienten niederschlagen wird. Er warnt vor einer Verharmlosung der Omikron-Variante als „mild“.

„In den USA sehen wir ein monströses Infektionsgeschehen mit bis zu einer Million neuer Infektionsfälle am Tag“, erläuterte Keppler. Dort seien „mehr Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern als jemals zuvor in der Pandemie, und auch die Todesfallzahlen nehmen in den letzten Wochen wieder deutlich zu. Das ist nun alles andere als ‚mild‘.“

Dass die völlige Überlastung nicht eine Frage von Wochen oder Monaten, sondern eher von Tagen ist, wird im gesamten Bundesgebiet sichtbar. „Seit dieser Woche spüren wir wieder eine Zunahme von Hospitalisierungen auf der Normalstation inklusive erster Fälle von Covid-19-assoziierter Pneumonie durch Omikron“, erklärte der Pandemiebeauftragte des Klinikums Rechts der Isar in München, Christoph Spinner.

Nach einem Omikron-Ausbruch letzter Woche in der Reha-Klinik in Tegernsee musste das Gesundheitsamt die schrittweise Räumung der Klinik anordnen. Die Klinik musste komplett geschlossen und ein zeitlicher Aufnahmestopp verhängt werden. Laut dem Pressesprecher der zuständigen Deutschen Rentenversicherung Bayern-Süd, Felix Magin, sind mindestens 15 Patienten und 16 Mitarbeiter positiv auf Corona getestet worden.

Da es in allen Stationen Corona-Infektionen gab, war das Infektionsgeschehen sowie die Ursache der Infektionen „für das Gesundheitsamt nicht mehr nachvollziehbar“. Die infizierten Mitarbeiter und Patienten sowie deren engen Kontaktpersonen mussten sich in Quarantäne begeben. Die Patienten „werden isoliert in den Zimmern versorgt, sofern sie sich nicht durch Abreise in häusliche Quarantäne begeben haben“.

Gerade die gewollte Durchseuchung von Schulen und Kindergärten wirkt sich aus. „Wir haben doch eine relativ hohe Ansteckungsrate unter den Mitarbeitern“, führt Dr. Christian Bruch, der Chefarzt am Verbundkrankenhaus Wittlich in Rheinland-Pfalz aus. Er berichtet, dass einige seiner Mitarbeiter sich mit Corona infiziert haben, was zu einer Personallücke führt. „Manche Mitarbeiter haben kleine Kinder, und die kommen aus dem Kindergarten – da war dann ruck, zuck die ganze Familie positiv“, so der Mediziner.

Auch die RoMed-Kliniken im Landkreis Rosenheim hat die Omikron-Welle hart getroffen. Hier haben sich mehr als hundert Mitarbeiter infiziert, allein im Krankenhaus Wasserburg 31. Mehrere Stationen mussten daraufhin geschlossen werden. In einer Klinik leisten jetzt Bundeswehrsoldaten Amtshilfe. Diese Liste ließe sich noch endlos fortsetzen.

Gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe warnte die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, die Überlastung durch steigende Infektions- und Patientenzahlen werde dazu führen, „dass die Versorgung der Bevölkerung nicht mehr dem üblichen Standard entsprechen wird“.

Um einen Kollaps des Gesundheitswesens und die dauerhafte Überbelastung der Klinikbeschäftigten zu beenden, ist es notwendig, sich der Durchseuchungspolitik der etablierten Parteien entgegenzustellen. Schulen und nicht lebensnotwendige Betriebe müssen bei vollem Lohnausgleich geschlossen werden, um das Virus einzudämmen und letztlich zu eliminieren. Beschäftigte müssen sich dazu unabhängig von Gewerkschaften und den etablierten Parteien organisieren. Es müssen Aktionskomitees gegründet werden, die sich branchenübergreifend und international vernetzen.

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