„Corona bekämpfen und Leben retten! Kein dritter Weltkrieg“

Arbeiter und Jugendliche aus dem Vereinigten Königreich kommentieren internationales Webinar der WSWS

Wir dokumentieren hier Kommentare britischer und schottischer Arbeiter und Jugendlicher, die am Samstag das internationale Online-Webinar der World Socialist Web Site, „Corona bekämpfen und Leben retten! Kein dritter Weltkrieg!“, verfolgt haben.

Darstellung der Nato-Expansion seit 1997 bis an die Grenze Russlands. Präsentation von David North, Leiter der internationalen WSWS-Redaktion, während des Webinars (Screenshot WSWS)

Christopher aus Belfast (Nordirland): Ich habe die Beiträge der Genossen David North, Nick Beams, Johannes Stern und Evan Blake mitverfolgt, und das war sehr lehrreich. Die Medien und die herrschende Klasse nutzen den Krieg, um von der Pandemie abzulenken, die doch den eigentlichen Krieg ausmacht. Die Art und Weise, wie sie behaupten, die Pandemie sei vorbei, ist verlogen. Sie ist noch lange nicht vorbei.

Die Einführung von Genosse North fand ich besonders interessant. Er sprach über die lange Geschichte des US-Imperialismus. Dieser befand sich eigentlich immer im Kriegszustand.

Außerdem lügen die Regierungen, wenn sie sagen, dass die Omikron-Variante „mild“ sei, denn sie ist alles andere als das. Die Arbeiterklasse muss sich erheben, die Propaganda ignorieren und sich gegen den Kapitalismus zusammenschließen. Das war ein großartiges Treffen und sehr lehrreich. Es wird vielen Menschen die Augen öffnen.

Janaka, IT-Arbeiter aus Manchester: Ich erinnere mich, dass ich 2014 an einer öffentlichen Veranstaltung der Socialist Equality Party teilgenommen hatte. Bei dem Treffen ging es um den von der Europäischen Union und ihrer Propagandamaschine inszenierten Putsch in der Ukraine. Zuvor hatte die ukrainische Regierung sich geweigert, das Assoziierungsabkommen mit der EU zu unterzeichnen.

Die Redner der SEP sprachen damals von der Gefahr eines Kriegs mit Russland, der schließlich zum dritten Weltkrieg führen würde. Obwohl sie die Situation in der Ukraine gut erklärten, war ich damals nicht völlig überzeugt und hielt die Aussicht auf Krieg für weit hergeholt. Jetzt passiert er wirklich, und ich bin den Analysten der SEP und der WSWS dankbar: Sie haben diese zerstörerischen imperialistischen Kriege vorausgesehen.

Heute muss jeder den Krieg gegen die Ukraine verurteilen und gleichzeitig den Beitrag der Nato zum aktuellen Krieg ablehnen. Alle bürgerlichen Medien versuchen, die Menschen in einen blutigen Krieg mit Russland zu drängen, der für den gesamten Planeten katastrophale Folgen haben würde.

Alle Jugendlichen und Arbeiter müssen verstehen, was die wahren Gründe und Ereignisse sind, die zu dem aktuellen Krieg geführt haben. Notwendig ist jetzt eine unabhängige Bewegung gegen Krieg, die wir gemeinsam aufbauen müssen.

Louisa Campbell aus Englands Südosten, Aktivistin gegen Corona an den Schulen: Der Grund für diesen Krieg ist, dass die USA und die Nato nach Osten expandieren. Ich denke, dass der Krieg dazu benutzt wird, um in einigen Ländern alle öffentlichen Gesundheitsmaßnahmen gegen Covid gänzlich aufzuheben. Ich glaube, der Krieg soll die Öffentlichkeit davon ablenken, was im eigenen Land passiert.

Vulnerable Personengruppen werden im Stich gelassen, und der einzige Weg, wie wir sicher leben können, besteht darin, uns weiterhin abzuschirmen. Nicht alle sind dazu in der Lage, da sie vielleicht an vorderster Front arbeiten müssen. Ohne kostenlose Tests, Isolierung usw. wird es weiterhin eine Zweiklassengesellschaft geben, und Personen mit Vorerkrankungen und vulnerable Gruppen bleiben nach wie vor Gefangene in der eigenen Wohnung. Das gilt auch für Kinder, die jetzt durch fehlende Tests und Isolierung in den Schulen zusätzlichen Risiken ausgesetzt sind.

James aus West Yorkshire: Als britischer Systemrelevanter kann ich sagen: Das Online-Webinar der WSWS zum Krieg in der Ukraine ist ein Muss. Die führenden Mitglieder des Internationalen Komitees der Vierten Internationale analysieren darin die objektiven historischen und politischen Bedingungen, die zu diesem Krieg geführt haben. Sie machen die „Methode“ hinter dem Wahnsinn deutlich, der dazu geführt hat, dass sich jetzt zwei atomar bewaffnete Staaten gegenüberstehen.

James

Wie besonders die Genossen North und Kishore erläutert haben, ist dieser Krieg im Wesentlichen durch das seit langem bestehende geopolitische Bestreben der USA bestimmt, den Globus mit Hilfe ihrer überlegenen Militärmacht zu beherrschen. Hinzu kommt der Versuch, von der unlösbaren innenpolitischen Krise abzulenken. Diese wurzelt in den Widersprüchen des Kapitalismus. Seit Beginn der Corona-Pandemie wird sie infolge der kriminellen Durchseuchung stark beschleunigt.

Dies zu verstehen wird uns helfen, die Kriegspropaganda zu durchschauen, die die bürgerlichen Medien ununterbrochen verbreiten. Es schafft die richtige politische Grundlage für eine Antikriegsbewegung, die nur eine revolutionäre Bewegung der internationalen Arbeiterklasse für den Sozialismus sein kann.

Jordan, Student der Sozialwissenschaften in Schottland: Ich fand die Kundgebung besonders informativ und tiefgründig, vor allem im Hinblick auf die Ursprünge des Krieges und die Einordnung der Kriegsentwicklung in den breiteren historischen Kontext.

Trotz der Darstellung in den Mainstream-Medien, dass die Krise über Nacht ausgebrochen sei, oder dass sie sogar das Ergebnis von „unprovozierten“ Schritten eines „bösen“ Individuums, nämlich Wladimir Putin, sei, ist es absolut notwendig, die Kette von Ereignissen zu verstehen, die von den US-Imperialisten und der Nato ausgingen und zu dieser Krise geführt haben.

Die Versammlung am Samstag hat diese unumgängliche Wahrheit deutlich gemacht und darüber hinaus die militaristische, russophobe Propaganda der westlichen Medien wunderbar widerlegt.

Wie auch David North feststellte, wird die Position des IKVI zu diesem Krieg leider nur unzureichend verstanden. Ich habe Kommentare gehört, in denen behauptet wurde, wir würden mit der russischen Regierung sympathisieren. Das ist natürlich ein großes Missverständnis, und ich denke, Genosse North‘ Bemerkungen über die nationalistische und fremdenfeindliche Haltung von Wladimir Putin haben dazu beigetragen, klarzustellen, dass wir nicht der Meinung sind, Putin sei eine antifaschistische Kraft.

Jordan

Die Opposition des IKVI gegen die Behauptungen der USA und der Nato, sie würden „die Demokratie verteidigen“, bedeutet nicht, dass wir die Aktionen der russischen Regierung unterstützen. Ich hoffe, dass Genosse North‘ Kommentare zu diesem speziellen Thema dazu beigetragen haben, das Verständnis der Zuhörer für unsere Opposition gegen beide bürgerlichen Fraktionen, oder überhaupt gegen jede Regierung, zu fördern. Wie im Webinar festgestellt wurde, kann nur eine bewusste politische Bewegung für den Sozialismus innerhalb der internationalen Arbeiterklasse den Krieg wirklich beenden.

Steve, leitender Angestellter in einem Krankenhaus im Nordwesten Englands: Ich fand, dass das Webinar der internationalen Arbeiterklasse eine starke Botschaft vermittelt hat, wie man diesen Krieg zwischen Russland und der Ukraine beenden kann. Es ist richtig, was das IKVI sagt, dass die Arbeiter im Kampf gegen diesen Krieg ihre eigene unabhängige politische Strategie brauchen. Sie dürfen sich nicht auf die Seite des russischen Nationalismus, des ukrainischen Nationalismus oder des Nato-Imperialismus stellen.

Das Webinar erläuterte die historischen Wurzeln dieses Krieges und entlarvte den aktuellen Mythos, der den Krieg anheizt, nämlich dass es nur um Putin und die „russische imperialistische“ Aggression gehen würde. Der derzeitige Krieg in der Ukraine wurde, wie erläutert, seit 30 Jahren vorbereitet.

Ich verurteile Putin, und ich verurteile auch Selenskyj und die Nato dafür, dass sie die russischen und ukrainischen Arbeiter gegeneinander ausspielen. Das kann nur den geostrategischen Interessen des US-Imperialismus nützen. Die Arbeiter müssen sich zusammenschließen, um Covid-19 zu bekämpfen - denn die Pandemie wütet immer noch - und um den Vorstoß der Nato zu stoppen, der zu einem dritten Weltkrieg führt. Ich unterstütze das IKVI von ganzem Herzen in seinem Kampf für die Beendigung des Krieges, dessen Ursache im Kapitalismus liegt.

Zwei britische medizinische Berater, Ben, ein Pathologe aus Südengland und Will, ein beratender Gerichtsmediziner, äußerten sich beeindruckt von den Warnungen über die Gefahr eines dritten Weltkrieges und wie man sich diesem entgegenstellen kann.

Ben: Die kapitalistischen Medien sprechen nicht über die Gefahr eines dritten Weltkriegs. Wir sind absolut gegen Putins Invasion in der Ukraine. Wir verstehen die Provokation des Kriegs [gegen Russland] durch die Nato und die Geschichte ihrer Invasionen, beispielsweise im Irak, in Afghanistan, Syrien oder Libyen.

Will: Ich denke, die russische und ukrainische Arbeiterklasse sollte sich zusammenschließen, um sowohl lokal als auch international gegen den Kapitalismus zu kämpfen. Viel wichtiger als dieser Krieg ist ein Krieg gegen Covid. Die Lebenshaltungskosten steigen von Tag zu Tag, und das Vereinigte Königreich und die USA wollen die Menschen davon ablenken. Die Videos und Bilder während des Webinars haben ein besseres Verständnis für die Situation vermittelt.

Tony, Gärtner und Pfleger aus South Yorkshire: Ich fand es gut, wie David North die Scheinheiligkeit der Medien in Bezug auf die Kritik an Putins Bombardierung der Ukraine aufzeigte. Die Nato hatte ja schon 1999 dasselbe mit Serbien gemacht. Wieder einmal werden die Menschenrechte als Vorwand benutzt, um bestimmte Aktionen zu rechtfertigen. Gleichzeitig werden sie immer dann völlig ignoriert, wenn es um Länder wie Türkei oder Saudi-Arabien geht, die starke Beziehungen zu den USA unterhalten, und die die schlechteste Menschenrechtsbilanz der Welt aufweisen.

North hat darauf hingewiesen, wie wichtig das Kaspische Meer für den Handel ist, und wie reich an Bodenschätzen dieses ganze Gebiet ist. Er wies darauf hin, wie viele Menschen durch die US-Bombardements seit 1999 ums Leben gekommen sind. Nach vorsichtigen Schätzungen sind das etwa vier Millionen. Und das nicht nur durch Bombardierung, sondern auch durch die Zerstörung des Gesundheitswesens und anderer Infrastruktur in Ländern wie Irak, Afghanistan, Somalia und Serbien.

North wies auch auf die kollektive Amnesie hin, die die Medien jetzt fördern. Die Despoten in der herrschenden Klasse, die denken, sie könnten die Bevölkerung dazu bringen, ihren Dreck zu glauben, müssen offenbar der verzweifelten Meinung sein, dass die Menschen sich an nichts erinnern, und dass sie angesichts der jüngsten Handlungen der Regierung keinerlei Abscheu empfinden würden. Aber Covid-19 hat diese Abscheu um ein Vielfaches gesteigert.

John, Aktivist für die Rechte von Menschen mit Behinderungen in South Yorkshire: Vielen Dank an die SEP dafür, dass sie dieses dringend benötigte Webinar veranstaltet hat. Die Redner waren sehr gut informiert und haben ihre Argumente leidenschaftlich, aber ruhig vorgetragen, ohne auf die spalterische Rhetorik der herrschenden Klassen und ihrer Sprachrohre in den bürgerlichen Medien zurückzugreifen.

Ich fand die historischen Analysen der Hintergründe des Kriegs zwischen der Ukraine und Russland sehr aufschlussreich. Sie haben in mir auch Erinnerungen an Nachrichten geweckt, die ich über den Staatsstreich von 2014, den die USA in der Ukraine unterstützte, gesehen hatte, aber bisher nicht in den Kontext stellen konnte.

Das Filmmaterial über die Nato-Bombardierung des Kosovo im Jahr 1999 machte die Heuchelei der Nato und der USA deutlich, insbesondere im Hinblick auf ihre imperialistische Expansion gegenüber Russland. Mir war nicht ganz klar, wie aggressiv die USA seit Ende der 1990er Jahre ihre Präsenz in Osteuropa über die Nato ausgeweitet haben.

Das Webinar stellte den Krieg in den Kontext des „perfekten Sturms“ der kapitalistischen Krise in Form einer globalen Pandemie und des Klimazusammenbruchs. Es hat auch gezeigt, dass die herrschende Klasse, die nun Angst vor den sozialen Folgen ihres eigenen Handelns hat, vor nichts zurückschreckt, um ihre Macht zu behalten und die Menschen von der Zerstörung abzulenken, die der Kapitalismus anrichtet. Sie tun dies, indem sie noch mehr Zerstörung anrichten. Sie wollen das Leben der Menschen mit Hilfe von Angst und spalterischer Propaganda kontrollieren, wozu sie die Medien nutzen. Sie zerstören den einzigen Planeten, den die Menschheit ihr Zuhause nennen kann. Es ist so wichtig, den Menschen zu zeigen, wie diese Phänomene miteinander verknüpft sind.

Der Krieg in der Ukraine zeigt, dass der Kapitalismus Wissenschaft und Technologie nicht einsetzt, um beispielsweise das Leben behinderter Menschen zu verbessern, sondern um Menschen mittels Kriegswaffen zu verletzen, ihnen schwere psychische Kriegstraumata zuzufügen, sie zu behindern oder sie umzubringen.

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