Warum Universitätsangestellte in der UAW für Will Lehman als Gewerkschaftsvorsitzenden stimmen sollten

Die folgende Erklärung richtete Will Lehman, der für den Vorsitz der United Auto Workers (UAW) kandidiert, an wissenschaftliche Mitarbeiter und andere Hochschulangestellte in der UAW. Die WSWS unterstützt Lehmans Kampagne. Weitere Informationen findet ihr unter WillforUAWPresident.org.

Am Sonntag, den 11. September um 20 Uhr mitteleuropäischer Zeit, wird Lehman eine Live-Diskussion über seine Kampagne auf Zoom moderieren. Mehr dazu und zur Anmeldung hier.

Will Lehman (Foto: WSWS)

Liebe Angestellte der Universitäten,

mein Name ist William Lehman. Ich bin 34 Jahre alt und arbeite im Mack Trucks Automobilwerk in Macungie, Pennsylvania, im Rang der zweiten Lohnstufe. Ich kandidiere für den Vorsitz der Gewerkschaft United Auto Workers. Ich möchte euch um eure Stimme bitten und euch, den mehr als 100.000 an Universitäten angestellten Mitgliedern der UAW, erklären, warum ich für das Amt des Vorsitzenden kandidiere.

Meine Kampagne zielt darauf ab, die UAW-Mitglieder und die gesamte Arbeiterklasse in einem Kampf zu mobilisieren, der die jahrzehntelangen Angriffe der Konzerne auf unseren Lebensstandard rückgängig machen soll.

Ein ernsthafter Kampf gegen die Konzerne erfordert jedoch, dem konzernfreundlichen UAW-Apparat (der über ein Gesamtvermögen von mehr als einer Milliarde Dollar verfügt und jährlich eine Summe von 75 Millionen Dollar für den Funktionärsapparat ausgibt) die Macht zu entziehen und sie an die Arbeiterinnen und Arbeiter zurückzugeben. Dies erfordert den Aufbau eines Netzes von Aktionskomitees in den Betrieben, die für unsere Interessen kämpfen.

Gleichzeitig schlägt meine Kampagne den Arbeitern in der UAW und allen Arbeitern ein sozialistisches und internationalistisches Programm vor. All die großen Probleme, mit denen wir konfrontiert sind – ein noch nie dagewesenes Ausmaß an sozialer Ungleichheit, ein eskalierender globaler Krieg, die Gefahr von Faschismus und Diktatur, Umweltzerstörung – erfordern die Mobilisierung der gesamten Arbeiterklasse gegen den Kapitalismus.

Wir führen in diesem Jahr Direktwahlen für die UAW-Führung durch. Der Grund ist, dass eine große Zahl von Funktionären verurteilt wurde, weil sie unsere Beitragsgelder gestohlen oder Bestechungsgelder von den Konzernen angenommen haben. Dieser Korruptionsskandal war nicht das Ergebnis von ein paar „faulen“ Äpfeln. Er hat die Fäulnis im Kern der gesamten Bürokratie aufgedeckt.

Unabhängig davon, ob wir in Automobilwerken oder in Seminarräumen arbeiten, sind wir alle mit den Auswirkungen des jahrzehntelangen Verrats der UAW-Bürokratie zugunsten der Unternehmen konfrontiert. Während wir von wachsendem Elend betroffen sind, steigen die Unternehmensgewinne und die Stiftungsgelder der Universitäten und die Unternehmens- und Gewerkschaftsvorstände werden immer reicher.

Der Anstieg der Lebenshaltungskosten trifft die Universitätsangestellten und Studierenden besonders hart. Viele von euch leben im Bundesstaat Washington, in Kalifornien und in New York, wo es fast unmöglich ist, mit dem Gehalt eines Hochschulabsolventen auszukommen. Die UAW hat gerade Verträgen an der Columbia University und der New York University zugestimmt, die Erhöhungen von 3 Prozent pro Jahr vorsehen. Bei einer jährlichen Inflationsrate von 8-9 Prozent bedeutet dies eine enorme Lohnkürzung – besonders für die Arbeiter in einer der teuersten Städte der Welt!

Das Gleiche passiert überall. Wenn UAW-Arbeiter streiken – immer nach der Ablehnung von Verträgen, die der UAW-Apparat durchsetzen wollte –, werden wir isoliert und mit einem Streikgeld auf Armutsniveau abgespeist. Als 2021 die UAW-Studierenden in Harvard, Columbia und der NYU streikten, unternahm die UAW nichts, um die Automobilarbeiter zu informieren, geschweige denn, um uns zur Unterstützung zu mobilisieren. Das Gleiche gilt für Streiks in der Autoindustrie und anderen Produktionsbereichen.

Die UAW ist nur noch dem Namen nach eine Gewerkschaft. Viele von euch sind neu in der UAW, obwohl ihr bereits wichtige Erfahrungen damit gemacht habt, wie der Apparat funktioniert. Ich kann euch sagen, dass, wenn ihr in ein Automobilwerk geht und mit Arbeitern sprecht, ein typischer Kommentar lauten wird: „Die UAW ist ein Unternehmen.“ Sie dient dazu, die Forderungen der Unternehmen durchzusetzen. Sie wird von einem Apparat beherrscht, zu dem mehr als 450 Funktionäre gehören, die über 100.000 Dollar verdienen, und der von unserer Arbeit profitiert.

Aber wir müssen auch verstehen, dass die Tätigkeit des UAW-Apparats mit seiner Unterstützung des Kapitalismus und seiner nationalistischen Perspektive verbunden ist.

Der Osten Pennsylvanias, wo ich lebe und arbeite, war früher gemessen an seiner industriellen Tätigkeit eine der produktivsten Regionen der Welt. Arbeiter hatten dort einen der höchsten Lebensstandards. Das lag nicht daran, dass die Unternehmen großzügig waren – die Arbeiter führten dort mächtige und oft blutige Streiks. Wie bei dem berühmten Bethlehem Steel-Streik von 1941, als Arbeiter sich das Recht auf voll bezahlte Renten erkämpften und bessere Löhne und notwendige Sicherheitsstandards durchsetzten.

In den letzten vier Jahrzehnten haben die UAW und andere Gewerkschaften jedoch den Abbau unserer Lebensbedingungen durchgesetzt. Fabriken wurden geschlossen, Löhne gekürzt und Leben ruiniert, weil die Gewerkschaftsfunktionäre den Arbeitern erklärten, sie müssten in Konkurrenz mit den Arbeitern anderer Länder Kürzungen akzeptieren. Dies geschah in allen Industriezentren des Landes. Egal, ob Demokraten und Republikaner ihre Posten auf lokaler, bundesstaatlicher und föderaler Verwaltungsebene tauschen, die Bedingungen werden immer schlechter.

Aus diesem Grund kandidiere ich mit einem sozialistischen Programm. Die amerikanische kapitalistische Gesellschaft bricht gerade zusammen. Die Biden-Regierung setzt die Corona-Politik der Trump-Regierung fort, während tausende und abertausende sterben, was in den Medien kaum erwähnt wird. Trump und die Republikaner setzen ihr faschistisches Komplott gegen die Demokratie fort. Die Demokratische Partei führt einen Krieg gegen Russland und China, der die Welt näher an einen Atomkrieg bringt als je zuvor seit der Kubakrise. Sie verschwendet Milliarden für Waffen. Die Umweltkatastrophe nähert sich dem Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt. Drei Milliardäre besitzen so viel Vermögen wie die ärmste Hälfte der Bevölkerung.

Ich bin im Rahmen meiner Wahlkampagne gerade durch das Land gereist, zu den Autofabriken in Michigan, Ohio, Kentucky und Virginia. Dort sprach ich mit Arbeiterinnen und Arbeitern über Sozialismus. Ich erklärte meinen Kollegen, was Sozialismus bedeutet: Dass die Arbeiterklasse den gesellschaftlichen Reichtum kontrollieren muss, da wir ihn auch produzieren. Es bedeutet, dass die Weltwirtschaft so geführt werden muss, dass sie die menschlichen Bedürfnisse befriedigt und nicht den Profit der Unternehmen. Es bedeutet, dass die Arbeiterklasse die Gesellschaft demokratisch kontrollieren muss. Es bedeutet, eine politische Bewegung aufzubauen, die sowohl von den Republikanern als auch von den Demokraten unabhängig ist.

Ich erhalte für dieses Programm außerordentlich große Unterstützung von Arbeitern aus dem ganzen Land. Selbst viele Arbeiter, die für Trump gestimmt haben, stimmen dem zu. Diejenigen von euch, die nicht aus der Arbeiterklasse kommen, müssen verstehen, dass es sowohl notwendig als auch möglich ist, eine sozialistische Bewegung in der amerikanischen Arbeiterklasse aufzubauen.

Es gibt unter Arbeitern auch eine starke Zustimmung zu einer internationalistischen Perspektive. Meine Kampagne hat zum Ziel, Arbeiter auf der ganzen Welt zu vereinen, um unsere gemeinsamen Klasseninteressen zu verteidigen. Viele Studierende kommen von außerhalb der Vereinigten Staaten zu uns und erkennen, dass die Probleme, mit denen Arbeiter hier konfrontiert sind, die gleichen sind wie in jedem anderen Land.

Ich bin gegen alle Formen des Nationalismus. Insbesondere verurteile und lehne ich die antichinesische Fremdenfeindlichkeit ab, die während der gesamten Pandemie vom wirtschaftlichen Establishment und den Medien gefördert wurde. Diese Hetze dient dazu, die Grundlage für einen Krieg zu schaffen.

An den Universitäten herrschen viele falsche Vorstellungen über die Arbeiterklasse. In den wohlhabenderen Bevölkerungsschichten gibt es Leute, die glauben, dass Arbeiter –insbesondere weiße Arbeiter – „privilegiert“, rückständig, rassistisch und rechts seien. Manche Menschen, die an diese Mythen glauben, bezeichnen sich sogar als „Sozialisten“, obwohl das nichts mit linker Politik zu tun hat.

In Wirklichkeit werden Arbeiter jeder Hautfarbe, jedes Geschlechts und jeder sexuellen Orientierung aufs Härteste ausgebeutet und suchen nach einer Möglichkeit, sich zusammenzuschließen und gemeinsam zu kämpfen. Die Identitätspolitik von Rasse und Gender ist ein Instrument der Konzerne, um uns gegeneinander auszuspielen und zu spalten. Wir kämpfen nicht für Privilegien, sondern für Gleichheit.

An diejenigen unter euch an den Universitäten, die an echtem Sozialismus interessiert sind: Orientiert eure politische Tätigkeit auf die Arbeiterklasse, stellt die Dominanz des Postmodernismus und der Identitätspolitik an euren Fakultäten in Frage und kämpft für die Einheit der Arbeiterklasse – unabhängig von Herkunft und Geschlecht. Das ist es, was die Arbeiterklasse will, und das ist es, wofür meine Kampagne kämpft.

Ich bitte euch, für mich zu stimmen und euch dem Kampf für den Aufbau einer sozialistischen Massenbewegung anzuschließen.

Mit freundlichen Grüßen,

Will Lehman

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