„Sie kehren es unter den Teppich“: US-Autoteilearbeiter prangern Vertuschung von tödlichem Unfall an und unterstützen Will Lehman

Die Will-Lehman-Kampagne veranstaltet am Sonntag, den 6. November, um 19:00 Uhr MEZ eine Abschlusskundgebung. Zur Teilnahme könnt ihr euch hier anmelden. Weitere Informationen über die Kampagne findet ihr unter WillForUAWPresident.org.

Am Freitag sprachen Unterstützer von Will Lehman, dem Wahlkandidaten für den Vorstand der United Auto Workers Gewerkschaft (UAW), mit Arbeitern einer Metalsa-Autoteilefabrik in Elizabethtown, Kentucky, über die gefährlichen Arbeitsbedingungen, die Mitte des Jahres zum Tod eines 24-jährigen Arbeiters geführt hatten. Am 7. Juni wurde Lance Winemiller in dem Werk, das 45 Meilen südlich von Louisville liegt, von einem Schwerlastgabelstapler angefahren und getötet.

Unterstützer von Will Lehman vor dem Metalsa-Werk (Foto: WSWS)

Das Werk beschäftigt mehr als 2.000 Arbeiter, die die Metallkarosserie für Ford-Fahrzeuge herstellen, darunter den F-150 Pickup, das profitabelste Fahrzeug des Unternehmens mit einem Jahresumsatz von etwa 49 Milliarden Dollar. Der Einstiegslohn für Produktionsarbeiter im Werk beträgt 15,53 Dollar pro Stunde, Zeitarbeiter verdienen sogar noch weniger.

Metalsa ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der in Monterrey (Mexiko) ansässigen Holdinggesellschaft Grupo Proeza, die einen Jahresumsatz von 1 Milliarde Dollar erzielt. Im Vorstand des Unternehmens sitzen Führungskräfte von US-amerikanischen Automobilzulieferern, die jahrzehntelang die Arbeitskosten gesenkt und die Ausbeutungsbedingungen verschärft haben.

Im Jahr 2010 kaufte Metalsa für 150 Millionen Dollar zehn Metallbauwerke in den USA, Argentinien, Australien, Venezuela und Brasilien von der Dana Holding Corporation. Zuvor hatte Dana mit der UAW konspiriert, um zweistufige Löhne und andere Zugeständnisse im Rahmen eines Insolvenzverfahrens durchzusetzen, was 2009 zum Vorbild für General Motors und Chrysler wurde.

Metalsa-Werk in Elizabethtown, Kentucky

Metalsa wurde wiederholt von der Bundesbehörde für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz (OSHA) wegen schwerwiegender und vorsätzlicher Sicherheitsverstöße in seinen Werken in Kentucky verwarnt. Am 17. Juni 2020 kam der 58-jährige Wartungstechniker Michael Curcio in Hopkinsville ums Leben, als er bei Wartungsarbeiten in einer Schweißzelle von herabfallenden Geräten erdrückt wurde. Die OSHA machte das Unternehmen auch für den Tod eines Arbeiters im September 2021 verantwortlich, der sich im Werk Glendale mit Covid-19 infiziert hatte.

Lance Winemiller kam im Juni im Werk Elizabethtown ums Leben, als er während der Nachtschicht in einem Hof arbeitete, in dem schwere Gabelstapler Rahmen auf Eisenbahnzüge verladen. Auf diesen Vorfall angesprochen, sagte ein Zeitarbeiter zu Lehmans Kampagne: „Sie kehren es unter den Teppich und tun so, als sei nichts passiert.“

James, ein junger Arbeiter, beschrieb die Umstände von Winemillers Tod. „Es wird nichts getan, um die Sicherheit zu verbessern, bis jemand stirbt. Der getötete Arbeiter war ein externer Mechaniker, der die Rahmen überprüfte, die auf die Züge verladen wurden. Es gab keine Sicherheitsvorschriften. Er trug eine Schutzweste, wurde aber von einem Taylor-Gabelstapler angefahren. Dabei handelt es sich nicht um die kleinen Gabelstapler, sondern um große, schwere Gabelstapler, die die Blechstapel abnehmen und auf die Züge verladen. Er wurde auf dem Hof angefahren. Wir haben Gerüchte gehört und uns wurden keine Fakten genannt, aber wir haben gehört, dass der Arbeiter an Stellen gegangen ist, an die er nicht gehen sollte, aber es gibt keine klaren Vorschriften.“

Nadia, eine andere Arbeiterin, sagte: „Ich war bei der Beerdigung. Die Familie hat gerade ihren Haupternährer verloren, und die Gewerkschaft wollte nicht einmal die Kosten für die Beerdigung übernehmen. Ich denke, das sagt alles darüber aus, wie sehr sich die Gewerkschaft um uns sorgt. Im Gebäude hängten sie ein paar erbärmliche Blumen über einem Bild von ihm in der Größe eines Flugblatts auf und nannten es eine ‚Andacht‘.“

Metalsa-Arbeiter in Elizabethtown (Kentucky) demonstrieren Unterstützung für Will Lehman (Foto: WSWS)

Im Oktober wurde eine 25-jährige Arbeiterin in einem nicht gewerkschaftlich organisierten Metalsa-Werk in Sterling Heights, Michigan, getötet, das die örtlichen Werke von Stellantis (Chrysler) beliefert. Nach Angaben der OSHA kippte der Gabelstapler um, als sie eine Kurve fuhr. Dabei wurde sie aus dem Fahrzeug geschleudert und unter dem Fahrzeug zerquetscht.

„Wir haben von dem Tod der Arbeiterin in Detroit gehört“, sagte ein Arbeiter aus Elizabethtown den Wahlhelfern. „Es heißt, die Arbeiterin war nicht angeschnallt und wurde vom Gabelstapler geschleudert, bevor er auf sie fiel. Das ist schrecklich. Sie stellen eine Menge sehr junger Leute ein. Sie erhalten einen vierstündigen Kurs und eine kurze Probefahrt. Dann erhalten sie ein Zertifikat, und das Unternehmen sagt: ‚Jetzt fahr einen Gabelstapler und einen Schlepper.‘“

Ein langjähriger Arbeiter, der Gabelstapler bedient, sagte: „Sie setzen einfach jeden auf diese Jobs an, ohne ihn richtig zu schulen. Sicher kann man nach einem Schnellkurs einen Gabelstapler fahren, aber das bedeutet nicht, dass man ihn sicher bedienen kann.“

Ein Arbeiter, der seit sieben Jahren in dem Werk arbeitet, sagte über die mangelnde Schulung für jüngere Arbeiter: „Sie führen dich nicht herum und erklären: ‚Dies ist das oder das bedeutet dies‘. Stattdessen weisen sie dich an: ‚Hier, führe diesen Arbeitsschritt aus. So wird es gemacht, und jetzt mach’s.‘ Sie werfen dich einfach in den Arbeitsprozess, ohne dich gut auszubilden.“

Er fuhr fort: „Meiner Meinung nach ist das einfach schlechtes Management. Und, ich will ehrlich sein, die Gewerkschaft arbeitet nicht für uns, sondern für Metalsa. Das wird dir so ziemlich jeder hier sagen.“

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Nachdem ein Unterstützer Will Lehmans Ziel erläutert hatte, dass die Arbeiter an der Basis – und nicht der UAW-Apparat – für Entscheidungen auch bezüglich Gesundheit und Sicherheit zuständig sein sollten, antwortete der Arbeiter: „Genau, genau. Ich merke nicht einmal, dass es hier eine Gewerkschaft gibt, abgesehen von dem, was sie von meinem Gehaltsscheck abziehen. Ford kontrolliert das alles, aber sie helfen uns nicht bei den Löhnen.“

Unterstützer spricht mit Metalsa-Arbeitern (Foto: WSWS)

James, ein junger Arbeiter, der seit vier Jahren in dem Werk arbeitet, sagte: „Die Gewerkschaft hält Versammlungen ab, auf denen die Arbeiter ihre Meinung äußern können, aber wir wissen nie, ob diese der Geschäftsführung mitgeteilt wird. Viele Leute treten aus der Gewerkschaft aus, weil sie nicht sehen, warum es sich lohnt, Mitglied zu sein“.

Er fuhr fort: „Wir zahlen jeden Monat drei Stunden unseres Lohns an die UAW. Ich habe es ausgerechnet, es gibt 2.500 Arbeiter in der Fabrik und das sind fast 2 Millionen Dollar pro Jahr. Wir haben keine Ahnung, wofür unsere Beitragsgelder verwendet werden. Sie veranstalten eine Weihnachtsfeier, zu der niemand geht, und das war’s.“

Viele Metalsa-Arbeiter brachten ihre breite Unterstützung für Lehmans Kampagne zum Ausdruck, nahmen Flugblätter und Plakate mit und hielten Wahlkampfplakate für Fotos hoch, die für den Mack Trucks-Arbeiter und sozialistischen Kandidaten für das Amt des UAW-Präsidenten warben. Während der stundenlangen Flugblattaktion für Lehman näherten sich die Sicherheitskräfte des Unternehmens den Wahlkämpfern nicht.

Kurze Zeit später jedoch verwiesen zwei Sicherheitsleute die Wahlkämpfer vom Firmengelände. Auf die Frage, ob sie von der Geschäftsleitung oder der UAW dazu beauftragt worden waren, verweigerten die Wachleute die Auskunft. Es wurde jedoch bald klar, wer dahintersteckte, als der Vertreter der UAW-Ortsgruppe 3047 für Handwerksberufe, Gary Parr, den Lehman-Unterstützern zu ihrem Auto folgte und ihr Nummernschild fotografierte.

Gary Parr von der UAW-Ortsgruppe 3047 (Foto: WSWS)

Als sie den UAW-Funktionär darauf hinwiesen, dass er eine rechtlich geschützte Wahlkampfaktivität störe, lief der Gewerkschaftsbürokrat eilig davon, ohne ein Wort zu sagen.

Die UAW-Funktionäre, die die Hungerlöhne und die tödlichen Ausbeutungsbedingungen in der Autoteileindustrie beaufsichtigen, wissen genau, dass Arbeiter nichts als Verachtung für sie übrig haben. Ihre größte Angst ist, dass Will Lehmans Kampagne dem Kampf der Arbeiter eine Stimme und eine Perspektive gibt, sodass sie nicht länger Kopf und Kragen dem Profit der Unternehmen opfern müssen.

Die Will-Lehman-Kampagne veranstaltet am Sonntag, den 6. November, um 19:00 Uhr MEZ eine Abschlusskundgebung. Zur Teilnahme könnt ihr euch hier anmelden. Weitere Informationen über die Kampagne findet ihr unter WillForUAWPresident.org.

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