Großbritannien bestätigt Pläne zur Lieferung schwerer Kampfpanzer an die Ukraine

Großbritannien hat diese Woche seine Absicht bestätigt, der Ukraine Kampfpanzer des Typs Challenger 2 zu liefern, und hat damit seine entscheidende Rolle im Nato-Krieg gegen Russland verstärkt.

Wie die Financial Times und der Daily Telegraph am Mittwoch unter Berufung auf einen Vertreter der Downing Street berichteten, hat Premierminister Rishi Sunak Verteidigungsminister Ben Wallace angewiesen, in den kommenden Wochen „mit Partnern zusammenzuarbeiten“ und „unsere Unterstützung für die Ukraine schneller und weiter voranzutreiben, was auch die Lieferung von Panzern einschließt.“

Premierminister Rishi Sunak zu Besuch bei britischen Soldaten im Militärstützpunkt Tapa in Estland am 19. Dezember 2022. Im Hintergrund sind einige britische Challenger-2-Panzer zu sehen. (Foto: Simon Walker / No. 10 Downing Street / CC BY-NC-ND 2.5) [Photo by Simon Walker/No 10 Downing Street / CC BY-NC-ND 2.5]

Der Sprecher fügte hinzu: „Wir forcieren unsere Unterstützung für die Ukraine mit Militärtechnik der nächsten Generation, die dabei helfen wird, diesen Krieg zu gewinnen... Es ist klar, dass Kampfpanzer die Fähigkeiten der Ukrainer grundlegend verbessern können.“

Laut mehreren Quellen wird die Entscheidung am 20. Januar bei einem Treffen der „Ramstein-Kontaktgruppe“ der Verteidigungsminister endgültig getroffen. Sie besteht aus den 50 Staaten, die die Ukraine mit immer moderneren und tödlicheren Waffen überhäufen.

Nur wenige Tage zuvor hatten die USA, Frankreich und Deutschland angekündigt, der Ukraine mehr als 100 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge zu schicken. Die WSWS schrieb dazu: „Die Entsendung leichter Panzer und Schützenpanzer in die Ukraine [wird] vermutlich nur das Vorspiel für die Lieferung von Kampfpanzern sein...“

Dies hat sich nun bewahrheitet. Der britische Challenger 2 ist neben dem US-amerikanischen M1 Abrams und dem deutschen Leopard einer der modernsten, schwersten Kampfpanzer der Welt. Bei seinen Einsätzen in imperialistischen Militäroperationen in Bosnien-Herzegowina, dem Kosovo und dem Irak ging nur ein einziger im Gefecht verloren – er wurde 2003 im Irak durch Eigenbeschuss von einem anderen Challenger zerstört.

Wie viele Challenger London schicken wird, ist noch unklar. Sky News berichtete am Montag, Großbritannien werde „möglicherweise etwa zehn Challenger 2 anbieten, genug für eine Kompanie.“

Aufgrund der jahrelangen Etatkürzungen beim Militär nach der Auflösung der Sowjetunion 1991 besitzt Großbritannien keine große Panzerflotte mehr, und nur noch insgesamt 227 Challenger 1 und 2 sind im Einsatz. Als einziges weiteres Land benutzt der Oman Challenger in seinen Streitkräften. Auf der Website von Forces heißt es: „Derzeit werden 148 Challenger 2 [für ca. 900 Millionen Euro] auf ,Challenger 3‘ hochgerüstet, die restlichen 79 Fahrzeuge sollen ausgemustert werden.“ In deutlichem Unterschied dazu werden mehr als 2.000 Leopard-Panzer von dreizehn europäischen Regierungen betrieben.

Forces erklärte stolz, Russland werde mit dem Challenger 2 einem „unbesiegten Waffensystem“ gegenüberstehen. Der Express ging noch weiter und titelte: „Britische Panzer sollen in der Ukraine eine dritte Front eröffnen, die Krim abschneiden und damit ein ,echtes Problem‘ für Putin schaffen.“ Er behauptete: „Der Challenger 2 ist einer von nur drei ,Weltklasse-Panzern‘, die ihre russischen Äquivalente [T-72 und T-90] zerstören können. Die anderen beiden sind der amerikanische M1 Abrams und der deutsche Leopard 2.“

Soldaten der 1 A Squadron, Queens Royal Lancers (QRL), auf Patrouille außerhalb von Basra, Irak, in einem Challenger-2-Kampfpanzer während der Operation Telic 4. (Foto: defenceimagery.mod.uk/ zur Weiternutzung unter OGL [Open Government License].) [Photo: defenceimagery.mod.uk/ for reuse under the OGL (Open Government License).]

Die Seite zitierte Professor Michael Clarke, einen „bekannten Militäranalysten“, der erklärte, der Challenger 2 könne dank seiner „Chobham-Dorchester-Panzerung einen direkten Treffer von einem [russischen] T-72 abbekommen und würde trotzdem nicht zerstört werden.“

Clarke erläuterte die Strategie, in der die Challenger-Panzer die Speerspitze bei der Rückeroberung der Halbinsel Krim von Russland bilden sollen: „Wenn sie [die Ukraine] den Luxus hat, den ersten Schritt zu machen, wenn das Wetter besser wird, dann würden sie meiner Ansicht nach [die Challenger-2-Panzer] benutzen, um eine dritte Front von Saporoschja direkt nach Süden bis zur Küste, nach Melitopol, zu eröffnen.

Dann wäre die Krim abgeschnitten und in wichtiger Hinsicht isoliert. Das würde den Russen echte Probleme bereiten. Es würde die Landbrücke, die die Russen errichtet haben, tatsächlich in zwei Teile spalten und die Krim sehr angreifbar machen. Und wenn sie die Kampfpanzer und Panzerfahrzeuge hätten, wäre das nicht sehr schwierig.“

Die Medien des gesamten politischen Spektrums reagierten begeistert auf die Tatsache, dass Großbritannien als erstes Land Kampfpanzer an die Ukraine liefern will. Andere Nato-Staaten geraten damit in Zugzwang, das Gleiche zu tun.

Der Economist veröffentlichte seine Reaktion mit dem Titel: „Der Westen sollte der Ukraine Panzer liefern – die Verbündeten waren zu vorsichtig bei der Lieferung von Mitteln zur Abwehr der russischen Aggression.“ Er stellte fest, angesichts der bevorstehenden Entscheidung zur Lieferung von Challenger-Panzern sollten „die anderen Verbündeten dem Beispiel folgen; Polen ist dazu bereit.“

Es sei eine „gute Nachricht, dass Amerika, Frankreich und Deutschland endlich mächtigere Waffen schicken – Bradley-Schützenpanzer, die ähnlichen französischen AMX und die deutschen Marder. Aber das reicht nicht. Das sind gepanzerte Infanterietransporter mit Kanonen, aber keine richtigen Panzer, die härtere Panzerung und stärkere Kanonen haben.“ Um Russland zu besiegen, „braucht die Ukraine mehr: schwere Panzer und Langstreckenraketen.“ Mit einem Seitenhieb auf Deutschland hieß es: „Die Einschätzung, dass die Bereitstellung eines Marder viel sicherer ist, als einen Leopard zu schicken, ist fehlerhaft. Krieg ist gefährlich, aber die Ukraine muss die Sache zu Ende bringen. Sie sollte die notwendigen Werkzeuge bekommen.“

Die Londoner Times schrieb in ihrem Leitartikel: „Großbritannien verdient zwar Anerkennung für das Angebot, Challenger zu liefern, allerdings hat es nur sehr wenige aus seinen eigenen Beständen anzubieten: bestenfalls ein paar Dutzend, aber nicht die Hunderte, die die Ukraine braucht, um die russischen Geländegewinne des letzten Jahres rückgängig zu machen.

Eine groß angelegte ukrainische Panzeroffensive würde Hunderte von modernen Panzern erfordern, etwa Leopard- oder Abram-Panzer...“

Weiter heißt es: „Großbritanniens Geste wird die Verbündeten dazu ermutigen, noch einmal darüber nachzudenken, Kiew die notwendigen Werkzeuge zu liefern, mit denen es die Sache beenden kann. Die Rettung der Ukraine durch Panzer liegt letztlich in den Händen der Amerikaner und der Deutschen.“

Polen erklärte diese Woche, es werde Leopard-2-Panzer schicken, allerdings hängt dies davon ab, dass Berlin den verbündeten Staaten zuvor die Erlaubnis erteilt, die in Deutschland hergestellten Waffen zu exportieren. Der polnische Präsident Andrzej Duda erklärte am Mittwoch bei einem Besuch in Lwiw: „Als Teil der im Aufbau befindlichen Koalition wird eine Kompanie Leopard-Panzer übergeben.“

Der Sprecher von Bundeskanzler Olaf Scholz, Steffen Hebestreit, erklärte am Mittwoch, die Ankündigung der britischen Regierung ändere nichts an der Situation. Er bezeichnete die Entscheidung von Scholz und Biden zur Lieferung von Mardern und Bradleys als qualitativ neuen Schritt, aber was als nächstes passieren werde, müsse man im Rahmen der internationalen Koordination sehen.

Politico schrieb, Scholz habe am Montag bei einer Wahlveranstaltung in Berlin erklärt, Panzerlieferungen an die Ukraine müssten gemeinsam mit Freunden und Verbündeten und vor allem mit dem transatlantischen Partner USA diskutiert werden.

SPD-Parteichef Scholz wird von seiner eigenen Partei und den Kriegstreibern FDP und Grünen in seiner Regierungskoalition massiv unter Druck gesetzt, die Exportgenehmigung zu erteilen.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba verschärfte am Mittwoch in einem Interview mit der ARD den Druck, in dem er erklärte: „Selbst wenn Deutschland gewisse rationale Argumente dafür haben sollte, es nicht zu tun [anderen Ländern zu erlauben, der Ukraine Leopard-Panzer zu schicken], wird Deutschland es zu einem späteren Zeitpunkt trotzdem tun. Wir haben das bereits bei den Panzerhaubitzen gesehen, beim Flugabwehrsystem IRIS-T und zuletzt bei den Mardern und Patriot-Systemen.“

Kuleba fügte hinzu: „Es ist immer ein ähnliches Muster: Erst sagen sie Nein, dann verteidigen sie ihre Entscheidung heftig, um am Ende doch Ja zu sagen.“

Angesichts der Tatsache, dass die USA die Hauptrolle im Nato-Krieg spielen, ist es klar, dass die Forderungen an Deutschland von der Biden-Regierung vorangetrieben werden. Politico schrieb am Mittwoch: „Die Verhandlungen zwischen den USA und der Ukraine über die Lieferung amerikanischer Abrams-Panzer gehen weiter, aber es gab kaum Fortschritte, da die Biden-Regierung eine Lösung unter der Führung Europas für das Beste hält.“

Wirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck erklärte am Donnerstag: „Es gibt einen Unterschied, für sich selbst eine Entscheidung zu treffen oder die Entscheidung von anderen zu verhindern.“ Damit öffnete er die Tür für Deutschland, Polen den Export von Leopard-2-Panzern in die Ukraine zu erlauben.

Hunderte Millionen Menschen in Europa und der Welt werden in einen Strudel hineingezogen. Am Montag erklärte der Sekretär des russischen Sicherheitsrates, Nikolai Patruschew, gegenüber der Wochenzeitung Argumenti i Fakti: „Die Ereignisse in der Ukraine sind kein Zusammenstoß zwischen Moskau und Kiew, sondern eine militärische Konfrontation zwischen Russland und der Nato, vor allem den USA und Großbritannien.“

Die herrschende Elite Großbritanniens besteht darauf, dass in der Konfrontation mit Russland und anderen globalen „aufstrebenden Bedrohungen die Zukunft des britischen Militärs und seine Kosten... heute eine dringendere Angelegenheit [sind] als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt seit dem Ende des Kalten Krieges“, wie es die Financial Times formuliert. Die brutale Offensive gegen den Lebensstandard der Arbeiterklasse muss deshalb noch um mehrere Größenordnungen verschärft werden, um die jetzige immense Aufrüstung zu finanzieren.

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