Geleakte Pentagon-Dokumente enthüllen Rolle des britischen Imperialismus bei Provokationen und Krieg gegen Russland

Unter den zahlreichen Geheimdokumenten des Pentagons und der US-Geheimdienste, die über soziale Medien geleakt wurden, befinden sich auch Berichte über schmutzige Operationen des britischen Imperialismus.

Ein Dokument über einen Vorfall vom 29. September 2022 vermittelt einen Eindruck von der provokanten Rolle Londons im Krieg in der Ukraine. Der betreffende Vorfall hätte den Bündnisfall nach Artikel 5 des Nato-Vertrags auslösen können, gemäß dem alle Mitgliedsstaaten einem angegriffenen Mitglied zu Hilfe kommen müssen.

Die Washington Post berichtete am Sonntag: „Laut einem geleakten Dokument hat Russland beinahe ein britisches Spionageflugzeug über der Ukraine abgeschossen.“

Laut dem Artikel beweist ein Dokument des US-Militärs, dass der Vorfall „viel schwerwiegender war, als bisher zugegeben wurde, und dass er die Vereinigten Staaten und ihre Nato-Verbündeten direkt in den Ukrainekrieg hätte verwickeln können. Der Beinahe-Abschuss ereignete sich am 29. September [2022] vor der Küste der schwer befestigten Halbinsel Krim, Stützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte, die Russland 2014 besetzt hat und als Ausgangspunkt für Angriffe auf die Ukraine benutzt.“

In dem vertraulichen Dokument wird der Vorfall als „Beinahe-Abschuss einer britischen RJ“ bezeichnet. Die Abkürzung steht für „Rivet Joint“, ein Aufklärungsflugzeug des Typs RC-135, das auch zum Abfangen von Funkübertragungen und anderen elektronischen Nachrichten benutzt wird.

Das Dokument, so die Zeitung weiter, sei auf offiziellen Papierbögen des Vereinigten Generalstabs des Pentagon gedruckt worden und beschreibe Überwachungsflüge über dem Schwarzen Meer vom Tag des gemeldeten Beinahe-Abschusses bis zum 26. Februar 2023.

Ein britisches Aufklärungsflugzeug vom Typ RC-135W [Photo by Alan Wilson / CC BY-SA 2.0]

Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace erklärte im Monat nach dem Vorfall gegenüber dem Parlament, einer der russischen Kampfjets habe auf einige Entfernung „eine Rakete gestartet“, verwendete jedoch nichtden Ausdruck „Beinahe-Abschuss“. Stattdessen sprach er von einer „technischen Fehlfunktion“ und erklärte, er habe mit Vertretern des russischen Verteidigungsministeriums darüber gesprochen.

Am 20. Oktober 2022 erklärte Wallace dann gegenüber dem Parlament: „Zwei bewaffnete russische Kampfjets des Typs Su-27 haben mit einer unbewaffneten RC-135W Rivet Joint der RAF, einem zivilen ISTAR [Intelligence, Surveillance, Target Acquisition and Reconnaissance]-Flugzeug interagiert, das sich auf einer Routinepatrouille über dem Schwarzen Meer befand.“

Und weiter: „Während dieser Interaktion... begab es sich, dass eines der beiden Su-27-Flugzeuge eine Rakete in der Umgebung des Rivet-Joint-Flugzeugs der RAF jenseits des Sichtbereichs abschoss. Insgesamt dauerte die Interaktion zwischen den russischen Flugzeugen und dem Rivet Joint etwa 90 Minuten.“

Wallace erklärte weiter, er habe angesichts dieses potenziell gefährlichen Vorfalls Bedenken gegenüber dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu geäußert. Dieser habe am 10. Oktober erklärt, man habe „eine Untersuchung der Umstände angestellt, die ergab, dass es sich um eine technische Fehlfunktion der Su-27 handelte“.

Die Tory-Regierung akzeptierte diese Erklärung. Wallace fügte hinzu: „Wir betrachten das nicht als vorsätzliche Eskalation der Russen. Unsere Analysten sind übereinstimmend der Ansicht, dass es sich um eine Fehlfunktion handelte.“

Die britischen Spionageoperationen vor der russischen Küste sollten weitergehen; das Verteidigungsministerium habe „diese Informationen den Verbündeten mitgeteilt. Ich habe nach Beratungen die Routinepatrouillen wieder aufgenommen, diesmal jedoch eskortiert mit Jagdflugzeugen.“

Keine der Äußerungen, mit denen Wallace den Vorfall verharmlosen wollte, darf für bare Münze genommen werden.

Die Royal Air Force (RAF) hat drei Rivet-Joint-Flugzeuge im Einsatz, die sie als „elektronische Überwachungsflugzeuge für strategische und taktische Missionen an allen Kriegsschauplätzen“ bezeichnet. Sie „fangen elektronische Emissionen aus Kommunikations-, Radar- und anderen Systemen ein“ und „wurden bei der Operation Shader und anderen operativen Einsätzen in großem Umfang eingesetzt“.

Operation Shader ist der Deckname für die seit fast zehn Jahren andauernde Militärintervention der USA und Großbritanniens im Irak, Syrien, Tunesien, dem Libanon und vielen weiteren Ländern, die sich angeblich gegen den Islamischen Staat richtet und aus ständigen Luftangriffen und feindlichen Überwachungsmissionen besteht.

Russlands Vorgehen gegen das RAF-Spionageflugzeug war eindeutig eine Warnung an Großbritannien und die Nato-Mächte.

Der Beinahe-Abschuss ereignete sich nur drei Tage nach dem Bombenanschlag auf die Unterwasser-Gaspipeline Nord Stream in der Ostsee. Über diese Pipeline, an der Russland Mehrheitseigner war, sollte russisches Gas direkt nach Deutschland geliefert werden. Zwei Monate nach dem Anschlag erklärte der Sprecher der russischen Regierung Dmitri Peskow, das Verteidigungsministerium sei zu dem Schluss gekommen, dass „es Hinweise darauf gibt, dass Großbritannien an einem terroristischen Sabotageakt gegen wichtige Energieinfrastruktur beteiligt ist“.

Der Pulitzerpreisträger Seymour Hersh schilderte in einem detaillierten Exposé, dass die Sprengladungen während der Nato-Übung im Baltikum BALTOPS 22 an den Nord-Stream-Pipelines angebracht worden seien.

An der Übung BALTOPS 22, die vom 5. bis zum 17. Juni 2022 stattfand, beteiligten sich 47 Schiffe, 75 Flugzeuge und etwa 7.000 Soldaten aus 16 Nationen. Unter den teilnehmenden Schiffen der Royal Navy befand sich auch die HMS Defender, die speziell zur Bekämpfung von Flugzeugen und Raketen konstruiert wurde. Die Royal Navy bestätigte später, dass die Defender während der Nato-Militärübungen an „U-Jagd-Übungen beteiligt war, jedoch auch in ihrer Hauptrolle, der Luftabwehr, operierte, u.a. als Führungsschiff der Task Force Six Four (CTF 64) der 6. US-Flotte, die für die Abwehr von Angriffen durch Raketen und Kampfflugzeuge ausgelegt ist.“

In einem Post der Royal Navy vom 22. Juni 2022 hieß es: „Die Nato-Schiffe und etwa 90 Flugzeuge – so viele wie nie zuvor bei einer Baltops-Übung – maßen sich bei Tests von Kriegsszenarios, der Bekämpfung von Gegnern auf, unter und über dem Wasser.“

Die HMS Defender war am 23. Juni 2021 im Schwarzen Meer an einer schweren Provokation gegen die russischen Streitkräfte beteiligt

Die HMS Defender spielte im Vorfeld des Überfalls auf die Ukraine eine wichtige Rolle bei den Provokationen der Nato gegen Moskau.

Am 23. Juni 2021 – ein Jahr vor der Erklärung der Royal Navy über die Rolle der Defender bei BALTOPS 22 – hatte ein russisches Patrouillenschiff im Schwarzen Meer vor der Küste der Krim einen Warnschuss auf die Defender abgefeuert. Davor hatte ein Flugzeug hochexplosive Splitterbomben vor dem britischen Schiff abgeworfen. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, das Kriegsschiff sei drei Kilometer weit in die russischen Hoheitsgewässer um Kap Fiolent im Süden der Krim eingedrungen.

Großbritannien ist bis zum Hals in Provokationen und in den Nato-Krieg gegen Russland verwickelt und hat der Ukraine hochmodernes Kriegsgerät im Wert von mehreren Milliarden Pfund geliefert. Verteidigungsminister Wallace erklärte letzten Oktober vor dem Parlament: „Wir haben bisher 7.000 [ukrainische Soldaten] ausgebildet. Unser Ziel ist die Marke von 10.000, und dann weitere 20.000 oder mehr im nächsten Jahr ... Wir sehen jetzt, was wir mit größeren Einheiten machen können, und helfen der Ukraine durch Ausbildung in Kompanie- und Bataillonsstärke.“

Das ist nur ein kurzer Einblick in das tatsächliche Ausmaß von Großbritanniens Engagement in der Ukraine. Die geleakten Geheimdienstdokumente bestätigen auch, dass britische Spezialkräfte in den ukrainischen Kriegsgebieten aktiv sind. Ein vertrauliches Dokument vom 1. März 2023 mit dem Vermerk „Geheim“ und der Überschrift „US/Nato SOF in UKR“ scheint für hohe Vertreter des US-Verteidigungsministeriums angefertigt worden zu sein. Laut diesem Dokument stellt Großbritannien mehr als die Hälfte der 97 Mitglieder westlicher Spezialeinheiten (50), gefolgt von Lettland (17), Frankreich (15), den USA (14) und den Niederlanden (1).

Der Guardian bemerkte dazu: „Zu den britischen Spezialkräften gehören der Special Air Service, der Special Boat Service, das Special Reconnaissance Regiment sowie mehrere andere geheime Militäreinheiten wie das 18 (UKSF) Signals Regiment.“

Die britischen Spezialkräfte waren von Anfang an im Krieg gegen Russland aktiv. Schon im April letzten Jahres, nur zwei Monate nach dem russischen Überfall, veröffentlichte die Times einen Artikel mit der Überschrift „Britische Spezialkräfte bilden lokale Truppen in der Ukraine aus: Aktive Soldaten erstmals vor Ort.“ Darin hieß es: „Offiziere aus zwei [ukrainischen] Bataillonen, die in und um die Hauptstadt stationiert sind, erklären, sie hätten sich militärischen Schulungen unterzogen; eine letzte Woche, die andere in der vorletzten Woche.“

Die Spezialkräfte operieren an der Seite konventioneller Soldaten der Royal Marines. Letzten Dezember gab der hohe britische Generalleutnant Robert Magowan von der British Army zu, dass Royal Marines bei „verdeckten Operationen“ in der Ukraine im Einsatz sind.

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