US-Abgeordnete wollen F-16-Kampfjets an die Ukraine liefern

Nach der Gründung einer britisch-niederländischen Kampfjet-Koalition zur Versorgung der Ukraine mit F-16-Kampfflugzeugen hat eine Gruppe von US-Abgeordneten beider Parteien das Weiße Haus in einem offenen Brief aufgefordert, der Ukraine ebenfalls Kampfjets zu schicken.

Unter der Überschrift „Druckkampagne auf Biden zur Entsendung von F-16 in die Ukraine läuft auf Hochtouren“ berichtete Politico, die Co-Vorsitzende des Ukraine-Ausschusses des Kongresses Marcy Kaptur, eine Demokratin aus Toledo (Ohio), und ein Dutzend andere demokratische und republikanische Mitglieder des Repräsentantenhauses hätten „weit nachdrücklicher als bisher“ gefordert, dass das Weiße Haus die Kampfflugzeuge liefere.

Die Co-Vorsitzenden des Ukraine-Ausschusses des Kongresses Briant Fitzpatrick (Republikaner, Pennsylvania), Mike Quigley (Demokrat, Illinois) und Marcy Kaptur (Demokratin, Ohio) [AP Photo/Jacquelyn Martin]

Kaptur sagte Politico: „Für die Ukrainer hat das höchste Priorität. Alle, die aus der Ukraine zu uns kommen, erwähnen F-16-Flugzeuge – jeder gewählte Vertreter, jeder Führer einer Interessengruppe. Für sie ist das sehr wichtig.“

In dem Brief heißt es: „Die Vereinigten Staaten können der Ukraine sowohl unmittelbare militärische Unterstützung bei der Verteidigung gegen russische Vorstöße und zur Vorbereitung der erwarteten Frühjahrsoffensive liefern, und gleichzeitig Schritte ergreifen, um der Ukraine langfristig die Luftüberlegenheit zu sichern.“

Großbritannien und die Niederlande erklärten am Dienstag, sie würden damit beginnen, ukrainische Piloten an den Flugzeugen auszubilden.

Am Mittwoch erklärte auch Belgien seine Bereitschaft, sich an der Ausbildung ukrainischer Piloten im Umgang mit F-16-Flugzeugen zu beteiligen. Der ehemalige amerikanische Botschafter in Russland, Michael McFaul, bezeichnete das als „Fortschritt“. Es sei „nur eine Frage der Zeit, bis die Ukraine F-16 bekommt“.

Die F-16 ist ein Überschalljäger der vierten Generation und kann eine Atombombe des Typs B83 mit 1,2 Megatonnen Sprengkraft tragen. Er ist ein wichtiger Bestandteil des Nato-Systems der „nuklearen Teilhabe“, der Stationierung von taktischen Atomwaffen an den Grenzen Europas.

Der Leiter des Büros des ukrainischen Präsidenten, Andrij Jermak, erklärte: „Wir brauchen F-16, und ich bin unseren Verbündeten dankbar für ihre Entscheidung, in dieser Richtung mit uns zusammenzuarbeiten, einschließlich der Ausbildung unserer Piloten.“

Im März 2022 hatte US-Präsident Biden noch erklärt, die Idee, „dass wir Angriffswaffen schicken, Flugzeuge und Panzer und Züge mit amerikanischen Piloten und amerikanischen Besatzungen – täuschen Sie sich nicht, egal was Sie alle sagen – das bedeutet Dritter Weltkrieg“.

F-16-Kampfjets der US Air Force [Photo: Air Force Tech. Sgt. Daniel Asselta ]

Im Januar 2023 kündigte das Weiße Haus dann an, es werde der Ukraine 50 Kampfpanzer des Typs M1 Abrams schicken. Inzwischen hat Kiew bereits mehr als 200 Kampfpanzer und mehr als 1000 gepanzerte Kampffahrzeuge von den Nato-Staaten erhalten.

Letzten Dienstag erklärten britische Regierungsvertreter, sie würden der Ukraine Langstreckenraketen schicken. Damit überschritten sie eine weitere von den USA und ihren NATO-Verbündeten gesetzte rote Linie bezüglich ihrer direkten Beteiligung am Krieg. Nur wenige Tage später behaupteten russische Regierungsvertreter, diese Langstreckenwaffen seien für Angriffe auf von Russland kontrolliertes Gebiet benutzt worden.

Letzten Mai hatte US-Präsident Joe Biden noch kategorisch erklärt: „Wir werden der Ukraine keine Raketensysteme schicken, mit denen sie Russland angreifen können.“ Doch britische Regierungsvertreter haben deutlich gemacht, dass ihre Lieferung von Langstreckenraketen und F-16-Kampfflugzeugen den Weg für ähnliche Maßnahmen der US-Rergierung ebnen könnte.

Ein Vertreter der britischen Regierung sagte der Washington Post: „Großbritannien ist in der einzigartigen Position, das tun zu können... Wir wissen, wenn wir etwas geben, dann wird es für andere leichter, es auch zu tun. ... In anderen Ländern gibt es definitiv eine andere Risikotoleranz. Wir sind oft die ersten, die etwas tun.“

Genauso wie die turbinengetriebenen M1-Abrams-Kampfpanzer erfordern auch Nato-Langstreckenraketen und hochmodernen Kampfjets eine immense logistische Infrastruktur. Im Februar berichtete Politico: „Eine Gruppe ehemaliger Offiziere und privater Spender treibt Gelder auf, um westliche Mechaniker nahe an die ukrainischen Frontgebiete zu schicken, wo sie die im Kampf beschädigten gespendeten Waffen und Fahrzeuge reparieren werden, mit denen das Land überflutet wurde... Der Plan sieht vor, 100 bis 200 erfahrene Auftragnehmer zu finden, die in die Ukraine reisen und sich in kleine Einheiten nahe der Front integrieren.“

Anfang des Jahres geriet eine Reihe von Dokumenten des Pentagon an die Öffentlichkeit, laut denen bereits 150 Militärangehörige der USA und der Nato in der Ukraine stationiert sind. Zuvor hatte das Pentagon behauptet, das Hauptziel der US-Truppen im Land sei es, die Verteilung und den Einsatz der von den USA und der Nato gelieferten Waffen zu überwachen.

Diese Eskalation findet unter Umständen statt, unter denen immer klarer wird, dass die ukrainischen Streitkräfte von der Nato und den USA gesetzten, umfassenden Ziele nicht erreichen können. Während die USA die Ukraine mit Waffen überhäufen, richten sich die Angriffe Russlands zunehmend gegen diese Waffen. Am Dienstag griffen russische Luftstreitkräfte eine von den USA gelieferte Patriot-Raketenbatterie in Kiew an. Laut russischen Angaben wurden fünf Werfer zerstört, laut US-Quellen wurde lediglich einer beschädigt.

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