Clarios-Arbeiter bleiben kampfbereit, wachsender Rückhalt für gemeinsames Handeln aller Autoarbeiter in entscheidendem Streik

Seit drei Wochen streiken 525 Arbeiter in der Clarios-Autobatteriefabrik im Toledo-Vorort Holland im US-Bundesstaat Ohio. Die Arbeiter sind entschlossener denn je, nach Jahren sinkender Löhne deutliche Lohnerhöhungen durchzusetzen und die Forderungen des Unternehmens nach 12-Stunden-Schichten ohne Überstundenzuschläge (genannt: „2-2-3-Zeitplan“) abzuwehren.

Clarios-Streikende am Tor des Batteriewerks in Holland (Ohio) am 25. Mai 2023

Anfang letzter Woche lehnten die Streikenden einen zweiten, von der United Auto Workers Gewerkschaft (UAW) unterstützten Tarifvertrag entschieden ab. Der Vertrag war im Wesentlichen identisch mit dem ersten Vorschlag und vom Management des Unternehmens verfasst.

Die unbeugsame Haltung der Clarios-Arbeiter – sowohl gegenüber dem Unternehmen als auch der UAW-Bürokratie – hat bei den Arbeitern von GM, Ford und Stellantis, die alle im September vor einer entscheidenden Tarifauseinandersetzung stehen, starken Widerhall gefunden.

Die drei großen Automobilhersteller unterstützen Clarios und wollen, dass das Unternehmen den streikenden Arbeitern eine entscheidende Niederlage zufügt. Andererseits wächst unter den Arbeiter der drei großen Automobilhersteller die Einsicht, dass ein Sieg der Clarios-Arbeiter sie immens stärken wird. Dies hat viele Arbeiter dazu veranlasst, von der UAW ein Verbot der Verarbeitung von Streikbruchbatterien zu fordern. Diese werden von Streikbrechern hergestellt, die das Unternehmen ins Toledo-Werk eingeschleust hat. Zuvor hatte das Management eine gerichtliche Verfügung erwirkt, die den Umfang der Streikposten auf fünf Arbeiter an jedem Tor beschränkte.

An den Streikposten konnten Reporter der World Socialist Web Site am Donnerstag Nachmittag mehrere Lastwagen sehen, die in die Fabrik ein- und ausfuhren. Den streikenden Arbeitern zufolge werden Batterien an Ford, GM, Stellantis und andere Autofabriken ausgeliefert.

„Sie haben immer so sehr betont, dass wir qualifiziert, ausgebildet und zertifiziert sind, um diese Arbeit zu machen,“ sagte ein Arbeiter. „Aber jetzt nutzen sie Streikbrecher, die nicht wissen, was sie herstellen. Die Batterien werden zum Ford Dearborn Truck Plant und den GM-Werken in Ft. Wayne (Indiana), Flint und anderen Städten geschickt.“

Ein anderer Arbeiter fügte hinzu: „Kein Gewerkschaftsmitglied sollte diese Batterien verarbeiten, weder hier noch in einem anderen Clarios-Werk. Wenn das gestoppt wird, würden wir schnell gewinnen. Wir bleiben stark, aber es ist an der Zeit, dass sich alle Automobilarbeiter zusammenschließen.“

Die streikenden Arbeiter erklärten, warum sie am Montag den zweiten Vorschlag des Tarifvertrags abgelehnt hatten. Die UAW-Zentrale und die Vertreter des Ortsverbands 12 hatten eine Blitzabstimmung organisiert, weniger als eine Stunde nach der Veröffentlichung einiger ausgewählter Details, um so den Vertrag durchzupeitschen.

„Nachdem wir den ersten Vertrag mit 98 Prozent abgelehnt hatten, veranstaltete die Gewerkschaft eine Sitzung und fragte uns, was uns nicht gefiel. Wir haben es ihnen gesagt. Dann kamen sie mit einem neuen Vertragsvorschlag zurück, den wir uns ansahen und wieder ablehnten. Die Veränderungen waren reine Kosmetik. Es war derselbe Vertrag, den wir abgelehnt hatten, nur mit einer etwas höheren Abschlussprämie, um uns zur Annahme zu überreden. Er enthielt denselben 2-2-3-Zeitplan. Die Gewerkschaft behauptete, sie hätten ihn begrenzt, indem sie ihn auf eine Abteilung beschränkten. Aber in fünf Jahren könnte es für alle gelten.“

„Die UAW-Ortsgruppe 12 hielt nach unserer Ablehnung eine weitere Sitzung ab, um uns zu fragen, was uns diesmal nicht gefiel. Viele Arbeiter sind nicht gekommen. Sie wissen, dass die Gewerkschaft nicht auf uns hört“.

Ein anderer Arbeiter fügte hinzu: „Wir wollen faire Löhne und eine Krankenversicherung und wir wollen unseren Überstundenzuschlag nach acht Stunden behalten. Das hatten wir jahrelang, warum wollen sie es uns jetzt wegnehmen? Wir haben schon zwei Lohnkürzungen hinnehmen müssen. Wir haben gesagt: ‚Nein. Genug ist genug‘.“

„Die Wirtschaft geht den Bach runter. Wir werden keine weiteren Lohnkürzungen hinnehmen. Wir wollen feste Tarife. Wir müssen zusammenhalten und stark bleiben.“

An die Automobilarbeiter bei GM, Ford und Stellantis gerichtet, sagte er: „Es ist nicht die Zeit, mehr Zugeständnisse zu machen. Wir kämpfen für die Zukunft, für unsere Kinder. Wir müssen alle zusammenhalten.“

Clarios-Arbeiter besetzen Streikposten mehrere Tage nach Ablehnung des zweiten von der UAW unterstützten Tarifvertrags

Ein anderer Arbeiter äußerte die gleiche Meinung. „Wir müssen alle zusammenhalten und dürfen nicht nachgeben. Die Arbeiter in den großen drei Werken, bei Jeep und Ford, haben enorme Macht. Clarios wird von einer Investmentfirma geleitet, und sie denken nur an ihr Geld. Aber wenn sie uns schlagen, werden sie als Nächstes alle Autoarbeiter angreifen.“

Im Stellantis-LKW-Werk in Warren zwangen die Arbeiter die Vertreter der UAW-Ortsgruppe 140 zuzugeben, dass Clarios-Batterien mit dem Mopar-Etikett von Stellantis in die RAM 1500-Pickups des Werks eingebaut wurden.

Mehrere Arbeiter konfrontierten die örtlichen Gewerkschaftsfunktionäre auf der Facebook-Seite der Ortsgruppe mit diesem Sachverhalt. Diese wichen zunächst den Fragen aus und behaupteten fälschlicherweise, es würden keine Clarios-Batterien verwendet. Schließlich gaben die Gewerkschaftsvertreter zu, dass es sich um Clarios-Batterien handelte, riefen aber nicht zum Einbau-Verbot auf.

Dies steht im Einklang mit der Politik des gesamten UAW-Apparats, der jetzt von Präsident Shawn Fain geleitet wird. Trotz seiner Behauptungen, die UAW-Führung stehe „zu 100 Prozent hinter den Clarios-Beschäftigten“, fährt Fain fort, die Clarios-Arbeiter zu hintergehen, indem er den drei großen Autoherstellern erlaubt, ihre Fahrzeuge mit Batterien aus dem bestreikten Werk zu bestücken.

Im Gegensatz dazu unterstützten Arbeiter an der Basis des Werks den Streik enthusiastisch und riefen in Kommentaren gegenüber WSWS-Reportern am Donnerstagnachmittag zu gemeinsamen Aktionen auf.

Ein junger Teilzeitbeschäftigter (TPT) sagte: „Ich denke, die Clarios-Arbeiter sollten zusammenstehen, dafür sollte eigentlich die Gewerkschaft sorgen. Lasst euch nicht unter Druck setzen und schlechter behandeln, als ihr es verdient. Das ist derselbe Kampf, den wir hier führen. Alle TPTs sollten [auf Vollzeit] umgestellt werden. Wir sind finanziell am Limit angelangt. Mit den Mehrkosten durch die Inflation kommen wir kaum noch über die Runden.

Warren Truck-Arbeiter am 25. Mai 2023

An die Clarios-Streikenden gewandt, fügte eine langjährige Arbeiterin hinzu: „Bleibt standhaft. Wir stehen hinter euch. Wenn es für euch gut läuft, wird es im September besser für uns sein. Die Unternehmen machen Milliarden, und wir erhalten Kleingeld. Es ist nicht fair, zwei oder drei Lohnstufen zu haben. Wir sind alle hier angestellt. Wir machen alle genau die gleiche Arbeit. Wir sollten alle einen fairen Lohn bekommen. Aber die Löhne, die sie zahlen, reichen nicht einmal zum Leben.“

Zu der Tatsache, dass die UAW einen Tarifvertrag vorgelegt hat, der die Clarios-Arbeiter zwingt, 12 Stunden ohne Überstundenzuschlag nach der achten Stunde zu arbeiten, sagte sie: „Das ist nicht richtig. Es sollten acht Stunden sein und dann Schluss. Ich stimme mit ihnen überein, sie sollten standhaft bleiben.“ Sie schloss mit den Worten: „Wir sollten nicht diese [Clarios-Batterien] einbauen. Wenn es Produkte von Streikbrechern sind, wollen wir sie nicht.“

Ein WSWS-Reporterteam sprach auch mit streikenden Arbeitern des Constellium-Werks, 30 Meilen südlich von Detroit, wo Aluminiumrahmen, Motorträger und andere wichtige Teile für die hochprofitable Pickup-Reihe von Ford hergestellt werden. Die 160 Arbeiter des Werks, die der UAW-Ortsgruppe 174 angehören, befinden sich seit dem 17. Mai im Streik. Wie die Clarios-Arbeiter kämpfen auch die Streikenden bei Constellium gegen strapaziöse und gefährliche Arbeitszeiten und gegen die Aushöhlung ihrer Gehälter durch die Inflation.

„Man muss 40 Stunden arbeiten, bevor man Überstundenzuschlag bekommt“, sagte ein Arbeiter, „und die Wochenenden sind Pflicht“. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Paris. Viele Arbeiter wussten von den Massenprotesten und Streiks, die Frankreich in der Reaktion auf Präsident Macrons Angriff auf die Renten erschüttert haben. „Ich kann es kaum erwarten, bis Generalstreiks auch hierher kommen“, sagte ein Arbeiter.

Ein anderer fügte hinzu: „Alles wird immer teurer, und die Löhne bleiben gleich. Wir sitzen im selben Boot wie beim Clarios-Streik. Wenn die Ford-Arbeiter sagen würden: ‚Wir wollen keine eurer Streikbrecherteile‘, dann könnten wir schon morgen unser Ziel erreichen.“

Die UAW-Bürokratie arbeitet mit den Unternehmen und der Biden-Regierung zusammen, um den Umstieg auf Elektrofahrzeuge auf Kosten der Arbeitsplätze, des Lebensstandards und der Arbeitsbedingungen der Arbeiter zu vollziehen.

Deshalb erfordert der Kampf zur Verteidigung der Clarios- und Constellium-Arbeiter die Bildung von Aktionskomitees, die den Streik unterstützen, Informationen über die Streiks verbreiten, die Arbeiter darüber informieren, was auf dem Spiel steht, und sicherstellen, dass kein Arbeiter mit Streikbrecherteilen arbeitet. Dies muss von den Arbeitern in allen Betrieben und auf allen Ebenen im Zusammenhang mit der Vorbereitung von Aktionskomitees für den Tarifkampf im September diskutiert werden.

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