Perspektive

Covid-19: Bei den US Open bleiben die Tennisspieler „auf der Strecke“

Das diesjährige US Open-Tennisturnier in New York City wird von einer Krankheit heimgesucht, die als „mysteriös“ bezeichnet wird. Sie weist jedoch alle Merkmale eines Corona-Ausbruchs auf. Mehrere Spitzenspieler mussten aus dem Turnier aussteigen oder hatte mit Covid-ähnlichen Symptomen wie Atemwegs- und Magen-Darm-Beschwerden zu kämpfen.

Die Krankheitswelle bei den Tennisspielern tritt zu einem Zeitpunkt auf, da der US-Tennisverband United States Tennis Association (USTA) und die Organisatoren der US Open alle Schutzvorkehrung bezüglich Covid abgebaut haben. Dabei steigt die Pandemie gerade weltweit wieder an.

Es handelt sich um den ersten versteckten Anstieg der Pandemie, seit die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die US-Regierung von Präsident Biden Anfang Mai den Covid-19-Notstand (Public Health Emergency) für beendet erklärt haben. Diese Maßnahme löste weltweit die Einstellung aller Pandemieüberwachungs- und Gesundheitsmaßnahmen aus.

Derzeit gibt es eine wachsende Welle von Corona-Infektionen in New York und in den gesamten USA. Dies geht aus den Abwasserdaten hervor, die derzeit das einzige verfügbare Mittel zur Erfassung von Infektionen sind. Den neuesten Daten zufolge infizieren sich derzeit täglich etwa 620.000 Amerikaner mit Covid-19, wobei die Region im Nordosten am stärksten von der Virusübertragung betroffen ist. In den letzten Wochen hat sich die Zahl der Krankenhausaufenthalte wegen Covid-19 in New York mehr als verdoppelt.

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Bei den US Open in Flushing Meadows herrscht normalerweise dichtes Gedränge. Absurderweise werden die Tennisspieler dafür gelobt, dass sie weiterspielen, selbst wenn sie krank sind. Man bezeichnet sie als „Warriors“ (Krieger), wenn es ihnen gelingt, ihre gesunden Gegner zu besiegen. In den Umkleideräumen bewegen die Sportler sich auf engstem Raum, und mit den Fans interagieren sie ohne jeglichen Schutz.

Da es keine Tests oder Maskenpflicht gibt, ist das US-Open-Turnier praktisch zu einem Superspreader-Event geworden. Die Turnierveranstalter vertuschen dies, indem sie die Fälle als „Lebensmittelvergiftung“ oder „Grippe“ abtun. Die neuesten Zahlen der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) zeigen jedoch, dass es derzeit fast nirgendwo in den USA einen größeren Grippeausbruch gibt. Was sich dagegen weit verbreitet, ist SARS-CoV-2, das Virus, das Covid-19 auslöst.

Epidemiologen haben sich öffentlich zum Superspreader US Open geäußert. Beispielsweise sagte Michael Olesen im Zusammenhang mit der Ausbreitung von Krankheiten bei den US Open unverblümt: „Ich bin mir nicht sicher, warum die Leute überrascht sind. Das ist Covid. Harter Aufschlag.“ David Staedson äußerte auf Twitter sarkastisch: „Während sich die neueste Variante von SARS-2 auf der ganzen Welt ausbreitet, breitet sich bei den US Open eine mysteriöse Krankheit mit denselben Symptomen aus.“

Zu Beginn des Turniers musste der ehemalige Tennis-Champion und ESPN-Sportkommentator John McEnroe die US Open verpassen: Er war positiv auf Covid-19 getestet worden. Bislang ist dies der einzige offizielle Corona-Fall, der während des Turniers festgestellt wurde. Auch ist von weiteren Testungen – mit positivem oder negativem Ergebnis – nichts bekannt. Die USTA und die Veranstalter haben das Wort „Covid“ noch nicht einmal erwähnt und nicht angegeben, ob sie einen einzigen Spieler auf diese oder eine andere Krankheit getestet haben.

Eine Woche vor Beginn der US Open nahm McEnroe an einer USTA-Veranstaltung mit dem Titel „Stars of the Open“ teil. Darin spielte er mit einer Reihe aktueller Tennisspieler zusammen, darunter Carlos Alcaraz, die Nummer eins der Welt im Herreneinzel, und Christopher Eubanks, ein amerikanischer Spieler, der danach schwer an einem Magen-Darm-Syndrom erkrankte.

Inzwischen sind weitere internationale Tennisspieler erkrankt. Tunesiens Top-Tennisspielerin und letztjährige US-Open-Finalistin bei den Damen, Ons Jabeur, hatte in den ersten drei Runden des Turniers in mehreren Matches mit sichtbaren Atemwegsproblemen zu kämpfen und hatte mehrere Hustenanfälle. In der Mitte ihres Erstrundenmatches gegen Camila Osario musste sie eine medizinische Auszeit nehmen.

„Ich bin ein Zombie, weil ich die Grippe habe“, sagte die 29-jährige Spielerin. Hustend und schniefend gab Jabeur Interviews auf dem Platz und wurde dafür in der Presse als „Kämpferin“ gelobt, weil sie trotz Erkrankung körperlich sehr anspruchsvolle Tennismatches spielte. Nach ihrem Sieg gegen die Tschechin Marie Bouzkova, die sich während des Matches eine schwere Leistenverletzung zuzog, verlor Jabeur ihren nächsten Wettkampf gegen die 20-jährige Qinwen Zheng aus China, die nicht auf der Rangliste steht.

Dominic Thiem aus Österreich während der zweiten Runde der US Open Tennismeisterschaften, 30. August 2023, in New York [AP Photo/ Frank Franklin II]

Der Österreicher Dominic Thiem, ein ehemaliger Top-Drei-Spieler, erkrankte schwer und musste sein Zweitrundenmatch absagen. Vor seinem Match gegen den jungen Amerikaner Ben Shelton musste sich Thiem, Berichten zufolge, übergeben und fühlte sich schrecklich wegen Magen-Darm-Problemen. Thiem sah man seine starken Schmerzen an, als er über das Tennisnetz kippte und auf der Bank sitzend würgte, bevor er schließlich aufgab und das Turnier abbrach. Es ist nicht klar, ob Thiem auf Corona getestet wurde oder ob er nach einer früheren Infektion, die er im Mai 2022 öffentlich bekannt gab, möglicherweise an Long Covid leidet.

Zu den weiteren erkrankten Sportlern gehört der finnische Spieler Emil Ruusuvuori, der sich vor seinem Erstrundenmatch gegen den Russen Andrej Rublew aus dem Turnier zurückzog mit der Begründung einer nicht näher bezeichneten „Erkrankung“. Auch der Amerikaner Tennys Sandgren erkrankte, nachdem er das Turnier verlassen hatte. Er schrieb auf Twitter: „Ich habe den US Open-Bug“, ohne anzugeben, ob er auf Corona getestet worden sei.

Christopher Eubanks wurde während seines Spiels so krank, dass er ein Spiel gegen den Franzosen Benjamin Bonzi abbrechen musste, um die sanitären Anlagen aufzusuchen. Der polnische Tennisspieler Hubert Hurkacz forderte während seines Zweitrundenmatches eine medizinische Auszeit, und Fans bemerkten, dass er „ziemlich müde und krank“ aussah.

Trotz der beispiellosen Anzahl von erkrankten Spielern haben die USTA und die Turnierveranstalter nichts unternommen, um die Corona-Tests wieder einzuführen oder die weitere Verbreitung des Virus unter den Spielern oder Zuschauern zu stoppen. Der Tennisjournalist Ben Rothenberg schreibt auf Twitter: „Ich kann euch sagen, dass die Leute im Presseraum und in der Spielerlounge viel husten und schniefen!“

Wie viele Spitzensportler, Veranstaltungsmitarbeiter und -besucher werden letztendlich erkranken? Wie viele werden später an Long Covid leiden oder vorzeitig sterben, sei es an einem Schlaganfall, einem Herzinfarkt oder einer anderen tödlichen Krankheit, die im Zusammenhang mit einer Covid-19-Infektion steht?

Angesichts der äußerst lukrativen Werbe- und Übertragungsrechte im Gesamtwert von weit über 1 Milliarde Dollar ist es den Veranstaltern egal. Die Gesundheit der Sportler, der Zuschauer und der breiten Bevölkerung wiegt wenig im Vergleich zu den wirtschaftlichen Interessen der Firmenbosse, die hinter diesem Sport stehen. Es geht um enorme Summen, denn die US Open bringen von den vier „Majors“, den großen Tennisturnieren in Australien, Frankreich, Großbritannien und den USA, die meisten Einnahmen. Im vergangenen Jahr erzielten die US Open über eine halbe Milliarde an Einnahmen und übertrafen damit die 472 Millionen Dollar, die das britische Turnier in Wimbledon einbrachte.

Die Rücksichtslosigkeit der USTA entspricht ganz der Regierung Biden, die im Sinne des Big Money die Pandemie fälschlicherweise als überwunden darstellt. Für die herrschende Klasse darf den Profiten der Unternehmen nichts im Wege stehen, nicht einmal massenhafte Todesfälle, Krankenhausaufenthalte und die andauernde Behinderung von Millionen von Menschen durch Long Covid.

Was sich bei den US Open abspielt, zeigt im Brennglas die breite Vertuschung der Pandemie, an der weiterhin jede Woche massenhaft Menschen weltweit erkranken und sterben. Letzte Woche sprach Dr. Anthony Fauci, der führende Covid-Berater der US-Regierung, offen aus, dass die Politik der herrschenden Klasse den Tod von Menschen bewusst in Kauf nimmt. Nonchalant formulierte er, dass die Schwachen und Alten „auf der Strecke bleiben“.

Die wachsende Zahl von Tennisspielern, die „auf der Strecke bleiben“, ist eine Warnung. Wenn der jüngste Ausbruch des Virus solche Auswirkungen auf Sportler hat, die meist jung und in bester körperlicher Verfassung sind, was kann dann die breite Bevölkerung erwarten? Und wenn die Behörden und ihre folgsamen Medienvertreter sich bereit erklären, bei den stark beachteten US Open nichts zu sagen – was werden sie dann tun, wenn sich Covid-19 im Herbst weiter ausbreitet?

Zeitgleich mit dem Turnier sind Millionen von Kindern und Lehrkräften nach den Ferien in schlecht belüftete Schulen zurückgekehrt, wo sie einmal mehr mit dem potenziell tödlichen Virus konfrontiert sind. Das Gleiche gilt für fast alle Betriebe auf der ganzen Welt, wo die Arbeiter gezwungen sind, unter unsicheren Bedingungen zu arbeiten.

Weltweit kann die große Mehrheit der Bevölkerung keine kostenlosen oder erschwinglichen Covid-19-Tests mehr erhalten. Medikamente wie Paxlovid und sogar Impfstoffe werden bald nur noch zu überhöhten Preisen erhältlich sein.

Die Ausbreitung von Covid-19 und die langfristigen Folgen für die gesamte Weltbevölkerung sind ein Armutszeugnis für die Politik der herrschenden Klasse. Generell gilt in allen Ländern nun die Parole, dass wir „mit Covid leben“ müssten. Nach Angaben von The Economist sind inzwischen weltweit fast 25 Millionen Todesfälle auf die Pandemie zurückzuführen, davon über 1,4 Millionen in den USA. Zig Millionen Menschen auf der ganzen Welt leiden wahrscheinlich an verschiedenen Problemen, die mit Long Covid in Verbindung stehen und die oft zu einer Schwächung des gesamten Organismus führen.

Geplant ist, dass das Turnier noch einige weitere Tage andauert. Es ist jedoch notwendig, die US Open jetzt sofort abzubrechen, um Leben zu schützen und die weitere Ausbreitung des Virus zu stoppen! Alle Teilnehmer und Mitarbeiter des Turniers müssen unverzüglich getestet werden! Notwendig ist weiter ein Plan für die Ermittlung und Behandlung von Kontakten, auch bei den Fans, die das Turnier besucht haben.

Grundsätzlich muss der kriminellen Vertuschung der Pandemie und der unkontrollierten Ausbreitung von Covid-19 eine sozialistische Gesundheitspolitik entgegengesetzt werden. Diese steht in diametralem Gegensatz zu der Ungeheuerlichkeit, die sich bei den US Open zeigt. Erforderlich ist eine starke Massenbewegung der internationalen Arbeiterklasse, die in Einklang mit Beschäftigten des öffentlichen Gesundheitswesens und Wissenschaftlern die Umsetzung einer globalen Eliminierungsstrategie erzwingt, um jegliche Übertragung von Corona von Mensch zu Mensch auf der ganzen Welt zu unterbinden.

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